Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Malang – Wahninns-Rache

Ganz großes Kino! Ich bin begeistert! Manche Bilder dieses Films haben sich bei mir eingebrannt, weil sie so stark gefilmt waren. Und immer mit höchst dramatischer Musik untermalt. Wahnsinnig dramatisch auch die Geschichte. Das ist Bollywood wie ich es liebe!

Die Eröffnungssequenz mit Einblendung der Namen des Filmteams zieht sich bis Minute 27. Wir sehen einen Häftling von hinten, der sich einmal quer durchs Gefängnis prügelt. Wie in einem Videogame. Minutenlange Prügelei. Hauptdarsteller Aditya Roy Kapur als Advait dabei immer nur von hinten zu sehen. Ein Kerl wie ein Baum mit großem Kreuz. Alles, was auf ihn eingeschlagen wird, zerberstet an diesem scheinbaren Mann aus Stahl. Hu! Da weiß man als Zuschauer gleich: das wird nichts für schwache Nerven. Toll animierte Action. Toller Einstieg. Dann gibt es einen Wechsel mit Rückblenden in die Zeit, als der Häftling seine Liebe fand und verrückte Dinge mit ihr unternimmt und den Sprung in die Gegenwart, in der er zum Polizistenmörder wird. Das zieht sich fast etwas zu lang, denn man möchte jetzt doch gern den Grund wissen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Woher kommt dieser Todeshass auf die Polizisten? Aber irgendwie sind die Bilder und Kameraeinstellungen dann doch auch spannend genug. Ein visuelles Feuerwerk. Hier ein perfekter Sonnenuntergang, da eine wunderbare Animation, hier eine schnittige Actioncam, da eine kunstvolle Kameraeinstellung mit ganz speziellem Licht. Wow. Schon fast ist das Auge überfordert, aber alles hat immer einen gewissen Charme. Nicht wie bei Sahoo, wo zwar alles perfekt stylisch abgefilmt und animiert wurde, der aber trotzdem einfach gähnend langweilig blieb.

Und dann geht’s richtig ab im zweiten Teil. Den Grund dafür, warum Advait Jagd auf vier bestimmte Polizisten macht, kann man nun wirklich nicht vorhersehen…ist aber in seiner Dramatik durchaus realistisch. Und die Durchführung der Rache: der reine Wahnsinn. Toll! Das ist cineastische Unterhaltung, wie ich sie liebe.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81214289

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Love Aaj Kal – Romantic Bullshit

Bis kurz vor Schluss wäre der Film die ideale Unterhaltung für Single-Damen am Valentinstag gewesen. Weil man darin bestätigt wird, dass Liebesbeziehungen, so schön sie auch anfangen, dann doch irgendwann in Gewohnheit und Trennung enden. Weil man als Frau lieber auf eigenen Beinen stehen sollte, anstatt sich einem Mann in einer Beziehung unterzuordnen. Und dieser Hauptdarsteller, der so gruselig überschauspielert und so gar nicht anziehend wirkt und echt keine Lust auf eine romantische Beziehung macht, spielt auch gleich noch zwei Liebesgeschichten im Film. Damals und heute. Romantik ist überhaupt nur Bullshit, den uns die Gesellschaft einredet. Heirat aus Vernunft ist doch viel besser. Da können wenigstens keine Gefühle verloren gehen. Sowieso erstmal die Karriere, heiraten kann man später immer noch. Erstmal das Leben genießen. Auch Frau hat das Recht dazu. Soweit hätte ich den Film konsequent gefunden. Aber…warum musste es dann doch in einer Romantikschnulze enden? Weil sich niemand unromantische Filme ansehen möchte? Ja manchmal aber vielleicht doch. Wenn einem als Single am Valentinstag die ganze Welt mit dem Holzpfahl darauf hinweisen will, dass man nur in einer Beziehung wirklich glücklich ist. Man hätte das doch mal dabei belassen können. Ein Film für alle, die keine Lust haben auf dieses Romantikgedöns. Liebesbeziehung. Pfff, so ein Blödsinn! Aber nein. Am Schluss des Films wird alles wieder zunichte gemacht. Schade. Mit diesem Ende finde ich den Film richtig schlecht. Als Anti-Valentinstag Film hätte er mir gefallen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81113920

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Kaamyaab – ein Nebendarsteller auf der Suche nach Ruhm

Mit indischen Filmen ist es immer ein auf- und ab. Gestern sah ich mit „Mrs. Serial Killer“ mal wieder einen unglaublich schlechten Film. Die Hauptdarstellerin schaffte es mit ihrer (talentfreien) Art von Schauspielerei, aus einem eigentlich gedachten Thriller eine lächerliche Dramödie zu machen. Ein ärgerliches Beispiel dafür, dass nur gut aussehen noch lange nicht reicht, um einen guten Film zu machen. Und dann sehe ich heute mit Kaamyaab einen so sensibel gespielten Film, dass ich schon wieder fast verwundert bin, dass Bollywood es doch schafft, auch solche hervorragenden Filme hervor zu bringen.

Hauptdarsteller Sanjay Mishra habe ich im Film Aknhon Dekhi als großartigen Schauspieler kennen und schätzen gelernt. Und auch in diesem Film hier spielt er wieder so gut, dass es einem zu Herzen geht. Er spielt Sudheer, einen ewigen Nebendarsteller, der sich nach 499 Filmen eigentlich schon zur Ruhe gesetzt hatte, aber durch ein Interview mit ihm über seine Filmvergangenheit nun doch noch mal versucht, in seinem 500ten Film eine große, unvergessliche Rolle zu spielen. Er spielt sich damit auch quasi sich selbst, denn auch Sanjay spielte in unzähligen Filmen eine Nebenrolle. Und so wirkt dieser Film wahrscheinlich doppelt so realistisch.

Ich selbst habe das Filmbusiness mit über 80 Einsätzen als Komparsin gut genug hinter den Kulissen kennen gelernt. Die Szene, in der Sudheer an einer Szene scheitert, weil er immer wieder den Text vergisst und ihn am Ende des Tages alle dafür hassen, kenne ich nur zu gut. Wenn man gegen Ende eines 12 Stunden Drehtages auf eine Schauspielerin trifft, die in jedem Take einen Lachanfall bekommt und es droht, ein 14 Stunden Tag draus zu werden, dann fängt man wirklich an, den Schauspieler dafür zu hassen. Für ihn selbst ist das vielleicht lächerlich, weil er nur ein paar Stunden am Set sein muss. Für alle anderen am Set aber, die seit den frühen Morgenstunden dabei sind, ist das dann nicht mehr witzig. Ich kann Sudheer sehr gut verstehen, dass er nach so vielen Jahren doch noch einmal eine richtig große Rolle spielen möchte. Auch wenn er seine Familie damit, wie es scheint allzu oft, bei wichtigen Feiern versetzt und verletzt und nicht für sie da ist. Es gibt so viele Menschen, die danach lechzen, auch als Kleindarsteller doch irgendwie Bedeutung zu erlangen. Aber von all diesen tausenden Menschen beim Film bleibt die Anzahl der bekannten Gesichter sehr sehr übersichtlich. Und doch erwecken die Nebendarsteller und Komparsen einen Film erst richtig zum Leben. Seit ich selbst Komparsin bin, achte ich mehr auf diese Menschen im Hintergrund. Und ich kann bestätigen, dass der Film das Filmbusiness sehr getreu wiedergibt.

Auf jeden Fall hat Sanjay Mishra im wahren Leben das Zeug zu einem großartigen Hauptdarsteller. Exzellenter Film, der sensibel über die stillen Helden im Hintergrund erzählt, die zwar nicht die gleiche Beachtung wie der Hauptdarsteller bekommen, aber ebenso beachtenswert sind.

Zu sehen bei Netflix:  https://www.netflix.com/de/title/81259883

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Meine liebsten Filme mit Irrfan Khan

Als ich gestern Abend die Nachricht las, dass Irrfan Khan ins Krankenhaus musste, weil sich sein Zustand aufgrund seiner Krebserkrankung verschlechtert hatte, ahnte ich, dass es sehr schwerwiegend sein muss. Die Nachricht heute morgen von seinem Tod traf mich, wie viele andere, sehr hart. Einer der besten Schauspieler Bollywoods wird uns nun nicht mehr mit seiner wundervollen Schauspielkunst beglücken und das ist sehr sehr traurig. Selbst den Medien hierzulande war die Nachricht von seinem Tod heute eine Meldung wert, denn Irrfan wurde auch weltweit bekannt mit „Slumdog Millionaire“ und „Life of Pi“, war in „Jurassic Park“ und „The Amazing Spiderman“ zu sehen.

So möchte ich mich bis in alle Ewigkeit an die schönen Filme mit ihm erinnern, die ich so lieb gewonnen habe. Irrfan war für mich immer ein Garant für einen guten Film. Seine zurückhaltende, fast schüchterne Art war etwas ganz besonderes in einem Filmbusiness, in dem man möglichst laut sein muss und immer posen. Das hatte Irrfan nie nötig. Filme mit ihm kamen ganz ohne den üblichen Bollywoodtrubel aus. Er gewann seine Liebsten mit einer viel nachhaltigeren Art. Zuhören, sanft und klug agieren. Während alle um ihn herum in gewohnt indischer Manier durchdrehen, blieb er stets ruhig.

Einer der schönsten Filme mit ihm ist für mich Lunchbox. Eine großartige Liebesgeschichte, die ganz ohne Tanz und große Sprüche auskommt. Hier wurde quasi das Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ verfilmt. Kann ich mir immer wieder anschauen. Ein schöneres Verlieben gibt es kaum.

lunchbox

Quarib Quarib Single (zu sehen bei Netflix)

Flirten kann er wirklich ganz meisterhaft, der Irrfan. In diesem Film sogar mit einer sehr merkwürdigen Erscheinung. Mit Lockenköpfchen, Schweißband und Jogginghose. Auch hier wickelt er mal wieder eine (sehr junge Dame) ordentlich um den Finger, ohne großes TamTam zu benötigen.

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Billu Barber (zu sehen bei Netflix)

Hier spielt Irrfan Khan den Friseur Billu, der bescheiden mit seiner Frau und den zwei Kindern in einem kleinen Ort lebt. Als Bollywood-Star Sihar Khan (gespielt von Sharukh Khan) sein Dorf besucht und das Gerücht die Runde macht, er sei ein guter Freund Billus, wird er über Nacht zu einer Berühmtheit im Ort. Doch Billu versucht erfolglos, sich dem Star zu nähern. Der Druck durch seine Mitmenschen wird immer größer und die Situation eskaliert, als die Dorfbewohner ihn schließlich wegen Betruges bei der Polizei anzeigen…

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Quissa

Irrfan Khan wollte Film erst nicht drehen, weil die Themen zu gewaltig, mit zuviel Schmerz behaftet sind. Die gewaltsame Teilung Indiens 1947 mit Millionen von Schicksalen, die bis heute nachwirken und die so viele traumatisierte Menschen hinterließ. Die Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft, in der nur Söhne der Familie Glück und Segen bringen. Der mörderische Makel, ein Mädchen zu sein. Die Macht der Familie, die keinen Raum für ein eigenes individuelles Leben lässt. Traditionen, an denen sich festgeklammert wird und die in keiner Weise in Frage gestellt werden. Vergewaltigung…daraus wurde ein Fantasy-Film, der einen zwar etwas verwirrt zurück lässt, aber Irrfan legte hier eine seiner besten Leistungen hin, wie er meinte.

quissa

Hindi Medium

Ein wunderbarer Film zum Thema „wie erlange ich das Optimum für meinen Nachwuchs“. Irrfan Khan als Vater und seine Frau möchten wie alle Eltern ihrer Tochter einen optimalen Start ins Schulleben ermöglichen, sind aber weder besonders reich, um die Tochter auf eine teure Privatschule zu schicken, noch sind sie besonders arm, denn arme Familien bekommen eine Quote und haben auch eine Chance auf einen Platz in einer besseren Schule, die von Chinesisch bis Klavierunterricht alles bieten. Also tarnen sie sich als arme Leute und ziehen dafür sogar ins Armenviertel. Man kann sich vorstellen, wie amüsant allein diese Umstellung für die Familie ist und dass natürlich nicht alles nach Plan verläuft.

hindimedium

Piku

Piku und ihr 70jähriger Vater sind zwei sehr komplizierte Menschen, die sich ohne Pause anschreien können und sich ständig annerven. Ihr Lieblingsthema sind Verdauung und Stuhlgang des Vaters. Keiner in ihrem Umfeld hält das Gezeter der beiden aus, sogar die Taxifahrer boykottieren sie. Irrfan als Taxiunternehmer allerdings erbarmt sich schließlich und fährt die beiden von Delhi nach Kalkutta. Irrfan ist wie gewohnt angenehm ruhig und man schaut ihm gerne zu, wie er die beiden Wahnsinnigen oft auf den Boden der Tatsachen herunter holt. Er scheut sich auch nicht davor, die Probleme zwischen Piku und ihrem Vater zu benennen.

piku

Ein angenehmer Ruhepol hat diese Welt verlassen. In einer Welt, in der „Poltern“, Attackieren, Hetzen, Herumschreien, Pöbeln so normal geworden ist.

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Tiger Zinda Hai – Tiger lebt, und zwar mächtig gewaltig

Der indische (Ex-)Geheimagent Tiger (ich würde ihn ja eher „der Bulle von Indien“ nennen) und seine pakistanische Frau, die ihrerseits für den pakistanischen Geheimdienst tätig ist, kämpfen hier zusammen(!!!) gegen Terroristen im Irak, um pakistanische und indische Krankenschwestern zu befreien, die dort als Geiseln fest gehalten werden.

Klingt erstmal wie ein mordsmäßiger klassischer Actionfilm (und ein Kinopublikum mit 98% Männeranteil bestätigt das auch), trägt aber eine ungeheuer liebenswürdige Botschaft in sich, die UNBEDINGT auf die Leinwand gehört. In der Realität würde es nämlich NIEMALS in Frage kommen, dass Inder und Pakistaner sich zu einer gemeinsamen Mission zusammen schließen.  Hier wird aber gezeigt, wie erfolgreich sie Seite an Seite gegen einen skrupellosen, übermächtigen Feind kämpfen können, wenn sie ihre Kraft mal nicht darauf verwenden, gegeneinander zu kämpfen. Und lassen sogar ihre Fantasie spielen und malen sich aus, was alles erreicht werden könnte, wenn man das Geld nicht in gegenseitige Aufrüstung stecken würde, sondern in Schulen und Bildung. Am Ende der Mission schwenken sogar pakistanische und indische Flagge neben einander als Zeichen des Sieges. Wahhhhhnsinn! Wo sonst in der Realität ständig Hass gegeneinander geschürt wird, sieht man hier, wie es sein könnte, wenn man für eine menschliche Sache die angestauten Feindschaften einmal ruhen lässt.

Der typische Salman Khan Fan kommt hier gewohnt auf seine Kosten. Der Tiger, dessen Körper zu 100% aus Muskelmasse besteht (aber ja, dafür ist sein Herz umso weicher), kämpft fast allein gegen Heerscharen von Terroristen. Seine taffe pakistanische Frau (Katrina Kaif) darf natürlich auch ordentlich mit mischen, das sorgt aber bei den klassisch indischen männlichen Zuschauern eher für Belustigung (ich fands super). Manchmal glaubt man sich in mitten einer wüsten Computerspielschießerei. Kein Problem für den Tiger, wild um sich knatternd dutzende Terroristen zu erledigen, ohne selbst einen einzigen Kratzer zu erleiden. Herrlich. Nehme ich persönlich sehr humoristisch und als unterhaltsam an. Für manche sonst bollywoodinteressierte Zuschauerin ist es vielleicht zu blutrünstig. Ich bin eben ein Salman Khan Fan und kann das ab.

Fazit: geniale Botschaft in gewohnter Salman Khan-legedichnichtmiteinemverwundetenTigeran-Manier

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Kaabil -Rache ist süß, der Film ist bitter

Bollywoodfilme sind wie eine Pralinenschachtel…man weiß nie, was man bekommt. Leider ist dieser Film eine Praline mit schlechtem Nachgeschmack.

Da habe ich als letztes einen so tollen Film mit einer starken indischen Frau gesehen, vor der man Respekt hat, die Mut macht. Und dann sowas! In Kaabil begeht eine (blinde) Frau Selbstmord, nachdem sie vergewaltigt wurde. Weil sie nicht ertragen kann, dass ihr Mann unter der Situation leiden könnte. Hallo?!!! fragt sich der (deutsche) Zuschauer: in welches Jahrhundert sind wir hier filmisch zurück geworfen? Die Gerechtigkeit scheitert natürlich, wie sollte es anders sein, an der korrupten Polizei. Hrithik, der blinde Ehemann der geschändeten Frau will sich dann eben auf seine Weise rächen. Das wiederum ist das einzig Fesselnde an diesem Film, wie er die Fäden seiner Rache zusammen schnürt. Das ist schon teilweise sehr trickreich erdacht. Sein Plan geht auch auf, aber die Verwaltigung, die Täter, der Selbstmord…alles geht damit unter, alles wird unter den Teppich gekehrt. Wie immer. Scheiß Korruption, aber nunja, damit muss man wohl leben. Seit Ewigkeiten.

Am schlimmsten ist jedoch der Item-Song, in der sich eine junge Dame halb pornös zum Besten gibt und die Vergewaltiger dürfen lüstern die Partyhelden spielen. Hallo?!!! fragt sich wieder der deutsche Zuschauer. DAS ist zu diesem Thema so unglaublich unpassend, dass sich genau an dieser Stelle der schlechte Geschmack im Mund einbrennt.

Dieser Film ist so unglaublich 90er, dass man sich fragt, wer so etwas sehen möchte? Wollen die Inder das wirklich? Ich will das nicht. Ich will den Film ganz schnell vergessen und hoffentlich ist der nächste Film wieder eine angenehmere Praline.

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Ae Dil Hai Mushkil -in Zeiten schwerer Herzen

„Die Liebe ist wie Krebs – kommt überraschend und geht erst wieder, wenn sie dich zerstört hat“…ziemlich drastische Aussage von Ranbir Kapoor als Ayan Sanger. Er muss versuchen mit einer unerwiderten Liebe klar zu kommen, denn Alizeh, an die er sein Herz verloren hat, möchte niemals die wertvollere Freundschaft zwischen ihnen zerstören.  Und mit dieser Ansicht ist sie ziemlich hartnäckig und Ayan verzweifelt mal mehr, mal weniger daran. Abgesehen von einigen tollen Ablenkungen wie die Beziehung zu einer älteren Frau und seiner Karriere als Sänger, meistens mehr. Wahrscheinlich können die wenigstens Männer nachvollziehen, warum Alizeh ihm nicht die kleinste Chance als Liebhaber geben will. Er hat doch alles. Ist attraktiv, charmant und auch noch reich. Was will man mehr? Doch Alizeh möchte ihn niemals aus seinem Leben gehen lassen und meidet deshalb eine Liebesbeziehung. Ich verstehe zwar nicht, warum man davon ausgehen sollte, dass diese Beziehung früher oder später scheitern sollte, aber gut. An diesem Film ist einiges unverständlich. Vor allem auch das Ende. Liebe und Krebs scheint hier das Mantra des Films, was auch immer Regisseur Karan Johar damit verarbeiten möchte.

Pluspunkte hat der Film bei mir gesammelt, was die Musik angeht. Gefühlt ein Song nach dem anderen. Da hüpft das kleine Bollywoodherz. Eine absolut gelungene Parodie auf die Bollywoodindustrie. Da lacht das kleine Bollywoodherz. Und ein Kurzauftritt von Shahrukh Khan. Da schmilzt das kleine Bollywoodherz nur so dahin.

Obwohl dieser Auftritt von King Khan auch ein wenig ambivalent für mich war. Auftritt der alten Bollywood-Generation. Wirkte wie eine Zeitreise. So ganz anders als der Rest des Films. So  nach dem Motto: der muss auch noch mit rein. Egal wie. Ganz bezaubernd die Rolle von Aishwarya Rai Bachchan als reife Geliebte und Ex-Frau von Shahrukh. Hat auf keinen Fall ihren Reiz verloren und macht eine sexy Figur. Diese zauberhafte Frau hat dann auch noch intellektuell ihre absoluten Vorteile. Wahnsinn.

Der Film hält, was ein Bollywoodfilm verspricht: Liebe, Herz, Schmerz, Musik, Tanz, tolle Kostüme…ein gelungener unterhaltsamer Film. Aber nicht unbedingt nachhaltig beeindruckend.

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Happy New Year – Superduperkrassomataffengeiles indisches Kino

Wenn hier in Deutschland ein Bollywoodfilm gezeigt wird, dann meistens nur für einen Tag. Weil sich das erlesene Publikum in Grenzen hält. Nun ist der neue Bollywood-Bluckbuster mit Shahrukh Khan „Happy New Year“ so erfolgreich gelaufen, dass sich die Kinos glücklicherweise entschieden haben, in die Verlängerung zu gehen. Ich werde das gern unterstützen und nächste Woche wieder ins Kino stürzen. Und wenn ich einen Bollywood-Film ein zweites Mal anschaue, dann will das was heißen. Es ist quasi schon eine Empfehlung. Und hier sind meine 10 Gründe dafür:

1. Ich habe keinen Liebesromantikschnulzendingsbumsschmalz erwartet und wurde daher auch nicht wie einige andere, die sich genau dies gewünscht haben, enttäuscht. Es ist ein Film für die ganze Familie. Jeder hat seinen Spaß daran. Natürlich will man so noch mehr Leute ins Kino locken. Hat ja offensichtlich bestens funktioniert.

2. Diese grellen Farben! Die Augen tun einem verdammt weh. Selbst für einen Bollywoodfilm ist das absolut überdosiert. Noch ein buntes Bild mehr und die Augen würden explodieren. Aber das macht den Film auch unvergesslich.

3. Die mitreißende Musik. Man möchte am liebsten aufspringen und mittanzen. Aber selbst mit indischem Mehranteil im Publikum traut man sich letztlich doch nicht. Wir sind schließlich in Deutschland. Da passt sich auch das indische Publikum an. Etwas zumindest.

4. Diese Dramatik! So mögen wir die indischen Dramaqueens. Wenn man denkt, jetzt geht alles nach Plan, wird einem der Knüppel zwischen die Beine geworfen, der den Film um eine Stunde verlängert. Aber hey, in dem Fall geht das vollkommen in Ordnung, denn man ist so gespannt und unterhalten, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Teilweise kann man es gar nicht aushalten vor Spannung und dann dauert die Minute, die der Filmheld nur Zeit hat, um alles zu rocken oder alles zu verlieren, auch noch unerträgliche gefühlte 10 Minuten. Nicht auszuhalten!

5. Die wahnsinnigen Actionszenen, im wahrsten Sinne des Wortes am Abgrund. Gewohnt übertrieben, anfangs sogar etwas zu blutig (und dass ich etwas zu blutig finde, kommt schon selten vor), peng, puff, bäm! Superheros ohne Ende.

6. Bollyrina Shahrukh Khan. Nein, nicht sein 8-Pack, welches mir sogar eher missfällt als gefällt, weil zuviel des Guten und auch nicht seinen coole Sturmfrisur mit blonder Strähne…nein, sein Auftritt als Ballerina ist das Größte und ich finde, vielleicht sogar die beste Rolle seines Lebens. Einfach großartig. Keine Ahnung, wie Farah Khan es geschafft hat, dass sich ausnahmslos alle Männer an dieser Szene beteiligt haben, aber es ist wirklich ein absoluter Höhepunkt des Films!

7. Deepika Padukone. Wunderschön anzusehen, wunderschön getanzt, wunderschön Shahrukh angeschmachtet, wunderschön den indischen Nationalstolz herüber gebracht.

8. Boman Irani. Unser liebenswerter Teddybär, da bevorzugen die Frauen doch zurecht lieber ihn, als durchtrainierte Schönlinge. Den Sprachfehler fand ich zwar etwas zuviel, aber so ist halt Bollywood. Immer eins obendrauf.

9. Abhishek Bachchan. Bei soviel gekonntem Humor könnte man ja glatt Fan werden. Von mir aus kann er gern bei solchen Rollen bleiben. Steht im außerordentlich gut.

10. Der Abspann. Wer noch nicht gehen will, kann sich hier nochmal so richtig gut mit der ganzen Filmcrew amüsieren. Noch eins obendrauf…

Ja, der Film hat so einiges zu bieten und wirklich jeder wird danach vollkommen geplättet sein von soviel Unterhaltungsfeuerwerk. Aber danach kann man die leisen, einfachen, nicht ganz so bunten Dinge noch viel besser genießen als sonst.  Lohnt sich. Unterstützt indische Filme im Kino!

http://bollywoodmachtgluecklich.de/kinospielplan/

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Bollywood-Stars zu Gast bei Madame Tussauds Berlin

Wenn hoher indischer Besuch in die Hauptstadt kommt, dann darf ich natürlich nicht fehlen. Extra aus London eingeflogen gastiert gerade für 3 Monate die Bollywood-Elite in Berlin. Allerdings nur in Wachs. Aber man kann auch mit Wachsfiguren seinen Spaß haben, denn sie können sich ja nicht wehren. Shahrukh Khan ist leider von allen noch am wenigsten lebensecht gelungen…viel zu glatt gebügelt. Bei Hrithik fehlte der hypnotisierende Blick…wobei, nein, ich wurde doch wieder hypnotisiert und habe gar nicht auf seine Hand geschaut, die mit dem doppelten Daumen! Das darf doch nicht wahr sein! Hat irgendjemand auf seine Hand geschaut? Haben sie das naturgetreu nachgestaltet? Oh man! Aber der große Amitabh war auf jeden Fall schon gruselig lebensecht eingefangen, als würde er sich jeden Augenblick bewegen. Und es gab genügend Verkleidungsutensilien, um sich mit den Wachsfiguren fotografisch zu vergnügen und auszutoben inklusive Sari-Bindeanleitung.

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Highway – eine Reise ins Ich

Die Filmbeschreibung las sich so locker und leicht: Die Tochter eines wohlhabenden Mannes wird aus Versehen, kurz vor ihrer Hochzeit, bei einem Überfall entführt. Die Entführer haben gar keinen Plan, was sie mit der wertvollen Beute machen sollen und wollen sie erst einmal möglichst weit von Delhi wegschaffen. Damit beginnt der Roadmovie, in dessen Verlauf sich Veera und der Verbrecher Mahabir näher kommen. „ein moderner Bollywood-Film mit opulenten Bildern, up-and-coming Stars und einem grandiosen Soundtrack von A. R. Rahman.“ (Berlinale-Beschreibung„)

Haaaaaaaaaa! Was da auf einen zukommt, ist nicht einfach nur ein netter Roadmovie mit tollen Bildern, es wird einem verdammt nochmal das Herz zerreißen, weil da noch ein ganz anderes Thema aufkommt, das ungeheuer schwer wiegt. Nach „Monsoon Wedding“ einer der wenigen Filme über sexuellen Missbrauch, der meiner Meinung nach mindestens ebenso erfolgreich sein wird.

Ich muss immer wieder den Kopf schütteln, weil alles so unrealistisch und nicht wirklich ernst zu nehmen anfängt. Die entführte Veera findet plötzlich Gefallen an ihrer Entführung und ihren Entführer eigentlich ganz niedlich, und der räumt ihr mit der Zeit auch immer mehr Freiheiten ein. Na klar, ein Verbrecher, der sonst mordet und ziemlich verbittert ist, wird irgendwann nett zu seinem Opfer. Das ist der übliche Bollywood-Fantasie-Teil. Bei einer Polizeikontrolle hätte Veera die Chance, entdeckt zu werden und nach Hause zurückzukehren. Sie aber versteckt sich und bliebt unentdeckt, weil sie einfach nicht dahin zurück will. In das Gefängnis aus guten Manieren, Verhaltensregeln und…dem Leid, das sie als Kind in ihrem Elternhaus ertragen musste. Als ihr Onkel sie missbrauchte.  Absolut nachvollziehbar…aber wie passt das jetzt in diesen Film und was bitte soll jetzt aus diesem Roadmovie werden? Weiter gehts mit dem Truck durch tolle indische Landschaften, es wird immer heiterer und beschwingter, Veera genießt anscheinend zum ersten Mal ihr Leben und es macht soviel Spaß, ihr dabei zuzuschauen, dass man am liebsten ewig dabei sein möchte, einfach weiterfahren, nie wieder zurückkehren und nirgendwo ankommen müssen. Wunderschön! Mahabir traut sich nicht, die Liebe von Veera anzunehmen, er hat sie schließlich nicht verdient und bricht fast zusammen, als sie kleine Familie in einer Hütte am Rande des Kashmir-Gebirges spielen. Aber wie es so kommen muss, irgendwann ist Schluss mit Lustig, die Polizei findet die beiden, Verbrecher tot, Veera muss nach Hause. Als sie dort aber einfach so weitermachen soll,  wie geplant, heiraten, gute Miene machen, sich „normal“ verhalten, da brechen all die Jahre des Schweigens aus ihr heraus und sie räumt ordentlich auf mit diesem Geflecht aus Schweigen und Verhaltensregeln. Und dieser Schrei der Befreiung geht so unglaublich in Mark und Bein, dass man aus diesem Film auf jeden Fall verwundet herausgeht. Aber er ist trotz des ergreifenden Themas so wunderschön unterhaltsam gemacht, dass man aus einem Mix aller Emotionen nachhaltig beeindruckt entlassen wird. Ich hätte nie gedacht, dass man sich dem Thema auf diese Art und Weise nähern kann. Einfach überraschend genial und anregend zum wiederholten Sehen. Ich frage mich, ob man das tatsächlich so gut schauspielern kann, oder ob da eigene Erfahrungen eine Rolle spielen. Eine wahnsinnige Leistung von Jungschauspielerin Alia Bhatt, oscarreif! Dieser Film ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert!

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