Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Chhapaak – Stoppt Säureattacken!

Basierend auf dem Leben von Laxmi Agarwal spielt Deepika Padukone in diesem Film die Überlebende eines Säureangriffs.

Warum sollte man sich einen Film über eine Frau anschauen, die einen Säureangriff überlebt hat? Natürlich ist das keine leichte Unterhaltung. Aber ich hatte mehrere Gründe: mich interessierte, wie man mit so einem schweren Schicksalsschlag umgehen kann. Was die Konsequenzen für das weitere Leben sind. Mich interessierte, ob es in diesem Fall Gerechtigkeit gab, denn wie wir wissen, ist das nicht immer einfach für Frauen in Indien. Mich interessierte, ob das Thema immer noch brisant ist. Die recht große Anzahl der Zuschauer im Kino ließ mich darauf schließen, dass auch viele andere das Thema spannend fanden. Vor allem ungewöhnlich hoch war der Männeranteil indischen Ursprungs. Normalerweise sieht man bei Frauenthemen wenig männliche Zuschauer in den Reihen.

Ich frage mich, wie es zu so einer „Tradition“ kommen konnte. Dass Frauen in Indien mit allen Mitteln „klein gehalten“ werden, ist nicht ungewöhnlich. Die meisten Opfer von Säureattacken sind Frauen. Frauen, die ihren sozialen Status verbessern wollten. Männer, die verschmäht werden, wählen diesen grausamen Weg, um diese Frau für alle anderen Männer unattraktiv zu machen. Wie zum Teufel kommt man auf so eine unfassbar unmenschliche Methode, das Leben eines Menschen derart zu zerstören? Dieser Mensch hat sein Leben lang unter den Folgen zu leiden. Auch Laxmi gibt zu, dass der Tod weniger qualvoll gewesen wäre. Keine etlichen Operationen, keine jahrelangen zermürbenden Gerichtsverfahren. Und auch gesellschaftlich müssen die Opfer ein Leben lang leiden. Alle erschauern beim Anblick. Alle starren einen an. Alle halten einen für „behindert“. Auch bei der Jobsuche ist man fast chancenlos, denn anscheinend gilt man mit einem entstellten Gesicht auch automatisch als geistig nicht mehr „normal“. Wie unglaublich unfair.

Noch ein furchtbarer Aspekt: gehört man der niedrigsten Kaste der Unberührbaren an, wird man besonders schnell Opfer dieser Tat. Und dann verweigern einem auch noch Krankenhäuser die Hilfe. Chancenlos.

Und die Strafe? Bis vor ein paar Jahren lächerlich. Höchstens zwei Jahre Gefängnis. Wenn überhaupt. Die Frau muss ja irgendwie auch selbst schuld daran gewesen sein, dass es so weit gekommen ist. Garantiert hat sie sich gesellschaftlich nicht korrekt verhalten.

Laxmi hatte das Durchhaltevermögen, einiges am Rechtssystem zu verändern. Säureattackenopfern wird nun eine Entschädigung zugesprochen und eine härtere Rechtssprechung angewandt. Sie hat die Kampagne „Stop Sale Acid“ ins Leben gerufen. Immer noch kann in Indien Säure einfach in jedem beliebigen Shop gekauft werden. Immer noch gibt es jährlich hunderte Fälle dieses grausamen Verbrechens.

Die Bilder im Film sind nicht allzu erschreckend. Im Hintergrund läuft immer eine beschwichtigende Melodie. Ansonsten wäre das Thema wohl kaum auszuhalten. Deepika spielt einfach wunderbar. Man fühlt mit ihr. Das Thema lässt einen so schnell nicht mehr los. Es darf nicht in den Hintergrund geraten. Solche Filme helfen, finde ich. Und es wäre zu wünschen, wenn die Opfer von Säureattacken in der Gesellschaft etwas mehr Verständnis bekommen. Sie sind Helden des Alltags, weil sie versuchen müssen, mit dieser grausamen Tat fertig zu werden.

EN

Based on the life of Laxmi Agarwal, Deepika Padukone plays Malti in the movie Chhapaak, a  survivor of an acid attack (Chhapaak means Splash).

Why should you watch a movie about a woman who has survived an acid attack? Of course, this is not an easy topic. But I had several reasons: I was interested in how to deal with such a heavy incident. I wanted to know what are the consequences for the victims for the rest of their lives. I wanted to find out about the justice in this case because, as we know, it is not always easy for women in India to fight for their rights. I was interested in whether the topic is still controversial. The large number of viewers in the cinema made me conclude that many others also found the topic important. Above all, the proportion of men of Indian origin was unusually high. Usually, when it comes to women’s issues, there are only a few male viewers in the cinema.

I wonder how such a “tradition” could come about. It is not uncommon for women in India to be kept in their place. Most victims of acid attacks are women. Women who wanted to improve their social status. Men who are spurned choose this cruel way to make this woman unattractive to all other men. How the hell do you come up with such an incredibly inhumane method of destroying a person’s life? This person will suffer the consequences for the rest of their life. In the film Malti also admits that death would have been less painful. No number of tortureous operations, no grueling lawsuits for years. And also socially, the victims have to suffer for a lifetime. Everyone shivers at the sight of them. Everyone is staring at you. Everyone thinks you are „disabled“. Even when looking for a job you are almost without a chance, because apparently with a disfigured face you are automatically no longer considered mentally “normal”. How incredibly unfair.

Another terrible aspect: if you belong to the lowest caste of the untouchables, you will quickly become a victim of these acid attacks. And then hospitals refuse to help you. No chance.

And the punishment? Ridiculously, until a few years ago acid attacks were punished with no more than two years in prison. It is assumed that the attacked women did not behave correctly in society. In the movie the judge checked the phone of Malti and when it were seen that there was a larger number of male contacts, the fault was placed on Malti herself.

 Laxmi had the staying power to change some things in the legal system. Acid attack victims are now being awarded compensation and tougher case law is applied. She launched the “#StopSaleAcid” campaign. Acid can still be easily bought in any shop in India. There are still hundreds of cases of this cruel crime every year.

The images in the film are not too terrifying. There is always a soothing melody in the background. Otherwise, the topic would hardly be bearable. Deepika just plays so wonderfully that you feel with her. The topic won’t let you go so quickly. It must not be left behind. I think such films help. And it would be desirable if the victims of acid attacks got a little more understanding in society. They are everyday heroes because they have to try to cope with this cruel deed.

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The Sky Is Pink – Zum Gedenken an Aisha

Wenn der Tod unausweichlich ist, was ist dann noch wichtig im Leben?

“Aisha” bedeutet Leben, aber aufgrund einer Lungenfibrose war ihre Lebenszeit beschränkt. Sie wurde nur 18 Jahre alt. Aber wahrscheinlich hat sie ihr Leben intensiver genutzt, als Menschen, die ihren Tod nicht so unausweichlich vor Augen haben. Die vielleicht manche Situationen, in denen sie nicht glücklich sind, länger ertragen als wenn ihnen bewusst wäre, dass sie ihre Lebenszeit nicht verschwenden sollten. Oder die sich ständig über Kleinigkeiten ärgern, obwohl das Energieverschwendung ist. Vielleicht würde man insgesamt alles mehr mit Humor nehmen. Wie Aisha Chaudhary

Aisha lebt nicht mehr und erzählt die Geschichte ihrer Familie quasi aus dem Grab heraus. Die verschiedenen Rückblenden in die Vergangenheit wirken vielleicht für den ein oder anderen etwas störend im Erzählfluss. Wir sehen, wie Eltern damit umgehen, wenn die Erstgeborene früh an einer Immunkrankheit gestorben ist und die Mutter nach der Geburt eines gesunden Sohnes wieder schwanger ist. Das Risiko für diese Erbkrankheit ist hoch. Der Vater will den Verlust eines Kindes nicht nochmal erleben. Abtreibung wäre für ihn eine Option. Doch für die Mutter ist Abtreibung gegen ihre christlichen Werte. Nach einer Offenbarung als ihre Erstgeborene Tanya starb, konvertierte sie zum Christentum. Es ist ihr Körper, muss der Vater letztlich eingestehen. Sie bekommt das Kind und trauriger weise hat Aisha tatsächlich die tödliche Krankheit geerbt. Es gibt eine Hoffnung. Stammzelltherapie. Sie haben kein Geld für die Behandlung bei einem Spezialisten in London, aber nach einem Spendenaufruf können sie ihre Tochter damit retten. Da sich allerdings kein wirklich passender Spender finden lässt, ist noch zusätzlich eine Chemotherapie notwendig. Die Nebenwirkung: Aisha kann später an einer Lungenfibrose erkranken. Eine ebenfalls tödliche Krankheit ohne Chance auf Heilung.

Bis zum Ausbruch der Krankheit bestätigt sich Aisha künstlerisch, wird später sogar zur Motivationssprecherin darüber, was im Leben wirklich glücklich macht. Nachdem ihr Zustand schließlich sehr kritisch wird, rät ein Arzt zur Lungentransplantation. Der Vater möchte auf jeden Fall das Leben seiner Tochter um ein paar Jahre verlängern. Die Mutter sieht das anders. Sie sieht die Leiden, die nochmals auf ihre Tochter zukommen. Sie soll nicht im Krankenhaus sterben. Aisha selbst möchte diese Transplantation ebenfalls nicht. Sie hat ihre Jahre intensiv genug gelebt, um sich vom Leben verabschieden zu können.

Der Film beruht auf einer wahren Geschichte. Die Mutter von Aisha wollte ihr ein Vermächtnis hinterlassen. Das ist ihr wirklich gelungen. Und mit Farhan Akhtar als Vater, Priyanka Chopra als Mutter und Zaira Wasim als Aisha haben sich wirklich würdige Schauspieler für die Verfilmung gefunden.

Der Film soll natürlich Menschen animieren, sich bei der DKMS registrieren zu lassen, damit in solchen Fällen passende Stammzellspender gefunden werden können. Um Menschen wie Aisha die Möglichkeit zu geben, zu leben. Vielleicht reflektierter und intensiver, als andere, die sehr viel mehr Lebenszeit  zur Verfügung haben.

Der Film ist am Ende sehr bewegend und einige Überlegungen über das eigene Leben wert. Ist es sinnvoll, sein Leben nur dem Nachjagen von Konsumgütern zu widmen. Kaufen, kaufen, kaufen. Oder möchte man der Nachwelt nach seinem Tod etwas nachhaltiges hinterlassen? Aisha hat das Buch “My Little Epiphaniesveröffentlicht, sie spricht in Youtube Videos motivierend darüber, wie man trotz schwieriger Umstände im Leben Glück finden kann. Sie hat in ihrem kurzen Leben mehr Weisheiten erkannt, als viele ältere Menschen. Dieser Film über ihr Leben wird noch mehr Menschen in aller Welt beeindrucken. Sie hat ihre kurze Lebenszeit hervorragend genutzt. Und bevor man das nächste Mal über Kleinigkeiten jammert: Schaut euch diese Geschichte an. Aisha hätte von uns allen am meisten Grund zum Jammern gehabt. Hat sie aber nicht. Hoch lebe Aisha! In unseren Herzen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81037373

Ihr Bruder hat ihr einen Song gewidmet:

EN

If death is inevitable, what else is important in life?

„Aisha“ means life, but due to pulmonary fibrosis, her life time was limited. She was only 18 years old when she died. But she has probably lived her life more intensely than people who do not inevitably face their death. Maybe some situations in which they are not happy endure longer than if they were aware that they should not waste their lifetime. Or being constantly annoyed about small things. What a waste of energy you could use for other things. Perhaps you would take everything overall more with humor. Like Aisha Chaudhary.

In the film, Aisha is no longer alive but she tells us the story of her family from the grave. The various flashbacks to the past may be a bit confusing in the narrative flow. We see her parents deal with it when the firstborn died of an immune disease early on and the mother is pregnant again after giving birth to a healthy son. The risk of this inherited disease is high. The father does not want to experience the loss of a child again. Abortion would be an option for him. But for the mother, abortion is against her Christian values. After a revelation when her firstborn Tanya died, she converted to Christianity. It is her body, the father has to accept this. She gives birth to the child and sadly Aisha has actually inherited the fatal disease yet, hope comes in the form of stem cell therapy. They have no money for treatment with a specialist in London, but after a call for donations, they use the collected money to save their daughter. However, since no really suitable donor can be found, chemotherapy is also necessary. The side effect: Aisha can later develop lung fibrosis. A deadly disease with no chance of recovery.

Until the illness broke out, Aisha was active as a painter, later even becoming the motivational spokeswoman on finding happiness in life. After her condition finally becomes very critical, a doctor advises her to have a lung transplant.

The father definitely wants to extend his daughter’s life by a few years. The mother sees it differently. She sees the suffering that her daughter will endure form the surgery. She shouldn’t end up in the hospital. Aisha herself does not want this transplant either. She lived her years intensely enough to be able to say goodbye to life.

The film is based on a true story. The mother wanted to leave her daughter a legacy and she really succeeded. With Farhan Akhtar as the father, Priyanka Chopra as Aisha’s mother and Zaira Wasim as Aisha, really worthy actors were found for the film.

Of course, the film should encourage people to register at the DKMS so that suitable stem cell donors can be found in such cases. To give people like Aisha the opportunity to live. Perhaps more reflectively and intensely than others who have a lot more lifetime at their disposal.

In the end, the film is very moving and worth prompto you to consider your own life. Does it make sense to devote your life to chasing consumer goods? Buy, buy, buy. Or do you want to leave something sustainable behind for posterity after your death? Aisha published the book “My Little Epiphanies”. In YouTube videos she speaks motivatingly about how to find happiness despite difficult circumstances in life. This film about her life will impress even more people around the world. She made excellent use of her short life. And before you whine about little things, next time: check out this story. Among all of us, Aisha would have had the most reasons to complain. But she didn’t. Long live Aisha! In our hearts.

 

 

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Hotel Mumbai – real-life Horror

DE

Bei manchen Filmen fragt man sich während des Schauens, warum man sich freiwillig so schwerwiegende Themen zumutet. Schuld ist wohl meine Liebe zu Mumbai und die Tatsache, dass der liebenswürdige Dev Patel mitspielt. Aber vielleicht auch, weil es so schwierig ist, den Film irgendwo gezeigt zu bekommen.

Ein wenig merkwürdig fühlte es sich an, den Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes zu sehen.  Sehr dankbar dafür, den Film dank des Festivals im Kino sehen zu können…aber eben auch merkwürdig weil ja so überhaupt nichts fiktional und der Fantasie entsprungen, sondern die verdammte gnadenlos brutale Realität abbildend, real-life Horror: die terroristischen Anschläge in Mumbai 2008.

Über eines bin ich sehr froh. Es ist nicht so, dass den Tätern eine Bühne geboten wird. Es wird nur deutlich, dass sie jämmerliche Handlanger im Plan eines perfiden Mannes sind, der sich selbst nicht die Hände schmutzig machen will und seine Todesanweisungen per Telefon gibt. Der wahrscheinlich sehr viel Geld versprochen hat, welches nie bei den Familien der Täter angekommen sein wird.

Der Fokus des Films liegt auf den Opfern. Sie haben es verdient, niemals in Vergessenheit zu geraten. Was die Fernsehbilder der damaligen Ereignisse niemals veranschaulichen könnten: all die Todesängste und traumatischen Situationen. Wer diesen Film sieht, kann sie spüren. Fiebert mit jeder Person mit, auf dass dies dieses schreckliche Ereignis überleben mögen. So viele von Ihnen müssen ihr Leben lassen. Für was? Kein normaler Mensch wird je verstehen,  wie man zu so einem Monster werden kann. Der Zuschauer muss mit ansehen, wie unendlich viele Stunden vergehen, bevor die 10 Männer, die hunderte Menschen auf dem Gewissen haben, endlich nach 68 qualvollen Stunden zum Schweigen gebracht werden. Weil niemand auf so eine Situation vorbereitet war. Man kann es nicht glauben.  Eine verdammte Ewigkeit in der immer mehr Menschen ihr Leben lassen müssen. Unfassbar perfide geplant. Erst wild im Leopold Cafe herum zu schießen, um dann mit den Flüchtenden und Verwundeten den Zutritt zum Luxushotel Taj Mahal Palace zu bekommen und dort unermessliches Unheil anzurichten.

Es gehen einem viele Momente ans Herz. Wenn sich das Hotelpersonal entscheiden muss, sich selbst zu retten oder mit den Gästen so lange ums Überleben zu kämpfen, bis endlich Hilfe kommt. Wenn Dev Patel als Sikh einer vor Angst verwirrten Frau erklärt, dass er zwar seinen Turban für sie abnehmen würde, wenn es ihr noch mehr Angst macht, aber dass er in keinem Augenblick seines Lebens ohne Turban war und es eine Schande für seine Familie wäre. Und er am Ende doch noch seinen Turban abnimmt, um eine lebensbedrohlich angeschossene Frau damit zu verbinden. Man sieht, dass hier alle Menschen gleich sind unabhängig von ihrer Religion und Herkunft. Alle haben Todesangst. Viele erweisen sich als stille Helden. Wie Menschen mit diesen traumatischen Ereignissen fertig werden können, ist unvorstellbar.

Leider schwappt dann die Emotion während des Sehens etwas über zu ein wenig Hass gegenüber den religiösen Ausrufen, die diese Monster während ihrer Verbrechen tätigen. Irgendwie ist hier im emotionalen Bereich die Abtrennung zwischen der Religion und diesen fanatischen Terroristen nicht so gut möglich. Daher kann ich es gut nachvollziehen, dass der Film in Indien nicht gezeigt wird. Es würde wahrscheinlich eine Welle der Gewalt gegenüber Muslimen im allgemeinen nach sich ziehen, die es ohnehin schon sehr schwer haben.

Anupam Kher und Dev Pathel sind der Hammer. Ihre Schauspielkunst in diesem Film sind jede Auszeichnung wert. Und dass man sich diesen Film trotz real-life Horrorstory anschaut.

EN

Sometimes the subject of a movie is so difficult that you ask yourself why you watch this heavy movie. Maybe I wanted to watch “Hotel Mumbai” because I love Mumbai so much and the gracious Dev Patel plays the leading role. Maybe also because it was so hard to find a cinema showing this movie.

It felt strange to see the film as part of the Fantasy Film Festival in Berlin. Very grateful to be able to watch the movie in the cinema thanks to the festival … but it felt strange because there is no fiction or imagination, but only the damn brutal reality of real-life horror: the terrorist attacks in Mumbai in 2008.

I’m very happy about one important thing: the movie doesn’t offer a stage for the terrorists. While watching, it becomes clear that they are miserable henchmen of a behind-the-scenes organizer who does not want to get his own hands dirty and instead gives his death orders over the phone. He also probably promised the terrorists a lot of money, which apparently will never begiven to the families of the terrorists.

The focus of the film is on the people who lost their lives in this tragic event. They deserve that we will never forget them. The television footage of the Mumbai attacks could never illustrate all the fears of death and traumatic situations of that day. When you see this movie, you can feel it. You sympathize with each person who tries to survive this terrible event, who wants to survive. So many of them have to give up their lives. For what? No normal person will ever understand how somebody can become such a terroristic monster.

The audience has to watch how the people try to survive these 68 crucifying hours. Nobody was prepared for such a situation. There were no trained special force for such a situation at this time in Mumbai. The only special team was in Delhi and it took a long time until they arrived in Mumbai. A damn eternity in which more and more people had to give up their lives. Two policemen tried to do their best but paid for their courage with their lives. They had no chance against these well prepared terrorists. The terrorists were equipped with a perfidious perfect plan. At first they shot wildly in the Leopold Cafe near the luxury hotel Taj Mahal Palace and then they mixed under the wounded people searching for help to gain access to the luxury hotel.

Many moments in the movie are heartfelt. For example, when the hotel staff have to decide wheather to save themselves or try to survive together with the guests until help arrives. Or when hotel staff member Dev Patel ensures a worried woman that he would take off his turban for her if his wearing is scaring her, adding that he hasn’t done that at any point in his life, since it would be a disgrace to his Sikh family. In the end he winds up taking off his turban to bandage a shot and bleeding woman. You can see that all people have the same feelings regardless of their religion and origin – everyone is scared to death. Many turn out to be silent heroes. How people can cope with these traumatic events is inconceivable.

Unfortunately, the emotions swing towards hatred when you see how the terrorists are praising Allah while doing such horrible things in the name of religion. Somehow, in the realm of emotions, the act of separating religion from these fanatical terrorists becomes difficult. Therefore, I can understand why the film is not shown in India. It would probably bring with it a wave of violence against Muslims in general, who are already having a hard time.

Anupam Kher and Dev Pathel are awesome actors. They deserve to receive every award for their touching acting skills. Their performances enable you to watch this film despite the real-life horror story it portrays.

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Mission Mangal – impossible?

Kann es eine „Zweitbesetzung“ als Mars-Mission-Team mit einem unterirdisch zusammengestrichenen Budget schaffen, als erste asiatische Nation mit einer Sonde den Mars zu erforschen? Kaum zu glauben, aber wahr. Mit genügend Nationalstolz geht anscheinend alles. Dieser Film ist eine übertrieben große Liebeserklärung an die stolze Nation, die auch ohne Hilfe der NASA erfolgreich sein kann. Wer diesen Film schaut, muss sich auf jede Menge Patriotismus einstellen.

Bei der Vorstellung des Mars-Mission-Teams schien besonders wichtig, die Zweitklassigkeit des Teams darzustellen. Ein Mann kurz vor der Pension; ein Mann, der sein Leben durch sein Horoskop bestimmen lässt und …Frauen. Frauen, die scheinbar alle irgendein Problem haben. Die eine scheint vollkommen unfähig, die Fahrschule zu bestehen. Der anderen macht die Schwiegermutter mit ihren abfälligen Bemerkungen eines noch nicht gezeugten Enkelkindes das Leben zur Hölle. Eine anderes Teammitglied wurde von ihrem Mann betrogen und hat es als Muslimin schwer, eine Wohnung zu finden. Und Hauptakteurin Vidya Balan als Tara Shinde muss eine Familie mit all ihren Problemen managen. Und dieses Team soll eine erfolgreiche Mars-Mission zustande bringen? Genauso wie die Mondlandung scheinbar nur durch tausend Glücksfälle erfolgreich sein konnte, spielten auch diesem Team einige Glücksfälle in die Hände. Inwieweit alles der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht. Aber ihre Anregungen für ihre Ideen, die Mars-Sonde besonders billig und leicht und mit der richtigen Geschwindigkeit auszurüsten, kamen im Film vorrangig aus dem richtigen Leben. So wie die Puris (in Öl ausgebackenes Fladenbrot ) in dem erhitzten Öl weiter braten, während man das Gas schon ausgestellt hat, ist das die Grundidee für die Mission, um eine Rakete nutzen zu können, die nur für leichte Lasten ausgelegt war und keine riesigen Mengen an Treibstoff mit sich nehmen konnte. Man fragt sich während dieser Ideenfindungen zwar, ob es diese Ideen nicht schon alle gab und eigentlich Teil des Studienlehrplans sein sollten. Aber gut. Das ist für den unwissenden Weltraumforschungslaien sicher am besten verständlich.

Was im Kino mit vorrangig indischem Publikum schnell zu merken war: der Film trifft mit seinem Humor genau ihren Nerv. Und genau nicht den meinen. Dieser erzwungene Haudrauf-Humor. Deswegen bin ich kein Fan von Akshay Kumar Filmen. Leider macht er in letzter Zeit viele Filme mit wichtigen Themen, so dass ich mich dann doch immer wieder überwinde. Worüber ich im Gegensatz zum indischen Publikum überhaupt nicht lachen konnte, war der Konflikt zwischen Vater und Sohn der Teamleiterin. Der Sohn interessiert sich plötzlich für den Koran, lernt die Poetensprache Urdu. Der Vater ist absolut gegen diesen religiösen Wandel seines Sprösslings und es kracht öfter gewaltig. Natürlich immer humorvoll. Ich habe absolut nicht verstanden, was diese Begebenheiten in dem Film zu suchen haben. Außer, dass es den Druck für die Mutter erhöht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, während in der Familie solche Disharmonie herrscht. Weitere Lacher gibt es immer, wenn traditionelle Gepflogenheiten mit dem modernen Leben in Einklang gebracht werden. Da hält der Priester eben mal auf der Hightech-Kommandobrücke ein Glücksritual mit Kokosnuss ab. Das ist Indien.

Dieser Film feiert die erfolgreichen Wissenschaftler*innen der indischen Raumfahrtbehörde ISRO mit ganz viel Nationalstolz. Und ja, es ist sehr schön zu sehen, wie die Frauen am Ende als Heldinnen gefeiert werden können. Akshay Kumar nimmt man den Frauenversteher absolut ab. Als eine der Frauen erfährt, dass sie schwanger ist, versucht er ihr klar zu machen, dass man auch mit Baby eine erfolgreiche Mission durchführen kann. Ihr zu Ehren nennt er das Projekt „MOM“: Mars Orbiter Mission. Indien konnte beweisen, dass es auch ohne gigantisches Budget wie z.B. die USA zu einer Mission im interplanetaren Raum fähig ist.

Nach diesem Film würde ich gern noch eine ernst zunehmende Dokumentation über diese Mission sehen.

EN

Is it possible that a second-choice Mars mission team with a dismal budget can become the first Asian nation to explore Mars with a space probe? Hard to believe, but true. Everything seems possible with enough national pride. This film is an exaggerated declaration of love to the proud Indian nation that can succeed even without the help of NASA. When you watch this movie, be prepared to expect a lot of patriotism.

During the introduction of the Mars mission team in the film, it seemed particularly important to represent the team’s second-rate nature. A man close to retirement; a man who lets his life ruled by his horoscope and finally: women. Women who always have problems. One seems completely unable to learn how to drive properly at a driving school. Another is put down by her mother-in-law because she is not yet pregnant. Another female team member was cheated by her husband and has a hard time finding a home as a Muslim.

And main actress Vidya Balan as team leader Tara Shinde has to manage a family, with all the problems that go along with it. Will this team be able to perform a successful Mars mission? Just as the moon landing seemed to be successful only by a thousand lucky coincidences, this team appeared to get lucky. I do not know how of the film is true, but the suggestions for the ideas to build a cheap Mars probe lightweight and has the right speed are based on real life events.

Just as the puris (bread fried in oil) continues to fry in the heated oil when the gas has already been switched off, this inspires the basic idea for the mission to use a rocket designed for light loads rather than huge ones can carry large amounts of fuel with them. You wonder during these brainstormings, whether these ideas have been already covered at a university. But hey, maybe the audience understands this science issue better this way.

While I was sitting in the cinema with many Indians I realized: the film resonates with their sense of humor, but not mine. The film features a lot of slapstick comedy, which is  why I’m not a fan of Akshay Kumar movies. Unfortunately he’s making a lot of films dealing with important topics. In contrast to the Indian audience, I could not laugh about the conflict between the father and son of the team leader. The son is suddenly interested in the Qur’an and starts learning Urdu. The father is absolutely against this religious change and it causes a lot of conflict between them. Of course, always humorous. The Indians in the audience found these moments in the movie very humorous. I totally did not understand what these scenes had to be included in the movie. Except that it increases the pressure on the mother to concentrate on work while there is such disharmony in the family. It’s always funny when traditional customs are reconciled with modern life. For example, when a priest performs a lucky ritual with a coconut on a high-tech bridge. This is India.

This film celebrates the successful scientists of the Indian Space Agency ISRO with a lot of national pride. And yes, it is very nice to see how the women in the end can be celebrated as heroines. Akshay Kumar plays the women’s advocate very convincingly. When one of the women said that she is pregnant, he tries to make her realize that she even with a baby can do a successful mission. In honor of her, he calls the project „MOM“: Mars Orbiter Mission. India could prove that even without a gigantic budget such as that of the US it, is capable of a mission in interplanetary space.

After watching this movie, I would like to see a more serious documentary about this mission.

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Super 30 – Mathematiker wird zum realen Superhelden

Es kommt einem wie eine Geschichte aus einer anderen Welt vor: Kinder, die alles dafür tun würden, zur Schule gehen zu dürfen. Aber es ist keine andere Welt. Das ist Indien und betrifft Familien, die nicht das Geld für die Schulbildung ihrer Kinder aufbringen können. Für die Kinder ist Bildung aber der einzige Weg zu einer besseren Zukunft.

„Super 30“ basiert auf dem Leben des in Patna lebenden Mathematikers Anand Kumar, der das berühmte Super 30-Programm für IIT-Aspiranten leitet (ist eine akademische Prüfung, die jährlich in Indien stattfindet). Anand Kumar ist ein real-life Superheld, der armen Kindern die Chance auf Bildung gibt, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Dafür gab er all seine Ersparnisse und fast auch sein Leben.

Ja, es gibt sie noch, die guten Menschen auf dieser Welt. Den ganzen Tag ist man umringt von den Nachrichten über die schlimmen Dinge, die auf dieser Welt passieren, dass es einem fast wie ein Wunder vorkommt zu sehen, wie sich ein Mensch für andere Menschen einsetzt, damit ihnen ein besseres Leben ermöglicht werden kann. Und hier wird nicht nur den armen Kindern durch Bildung eine Chance gegeben, aus ihrer Situation herauszukommen. Dies hat auch Einfluss auf ihre Familien, und Generationen danach. Die Hilfe potenziert sich. Und das hat ein Mann geschafft, der sich trotz aller wirklich unfassbar großen Schwierigkeiten nicht davon abbringen ließ und lässt, diesen Kindern ohne Bezahlung Bildung zu geben. So viel menschliche Züge von einem Mathematik-Genie grenzen schon fast an ein Wunder. Zahlen-Menschen sind ja oft im sozialen Umgang etwas zu zahlentechnisch. So erklärt Anand zum Beispiel seiner Freundin, dass die Formel ihres Gesichts leider nicht das Pi hat, welches die höchste Form der Schönheit darstellt.

Ich gebe zu, die dunkle Schminke von Hritikh Roshan als Anand wirkte etwas gewöhnungsbedürftig. Im Laufe des Films gewöhnt man sich aber daran. Ich finde, er hat den realen Helden insgesamt sehr gut dargestellt.

Besonders gelungen fand ich die Szenen, als die Kinder sich in Kevin-allein-Zuhause-Manier gegen ihre potenziellen Mörder wehren müssen (da die Schule, die dafür bezahlt wird, sich gegen diese Konkurrenz wehrt und auch nicht vor Mord zurück schreckt) und sich mit Hilfe ihres gelernten Wissens über physikalische Gesetze zu helfen wissen und triumphieren. Angewandte lebensrettende Physik. Ein sehr spannender Aspekt, für wie real ihn man auch immer halten mag.

Die Kritiken zum Film sind sehr unterschiedlich. Einige finden den Film zu wenig BioPic und zu sehr Bollywood. Was mir etwas fehlt sind die Charaktere der Kinder, die leider untergehen. Erst in dem Moment, wo sie auf Geheiß ihres Lehrers zusammen eine Vorführung vor den reichen Schülern machen müssen und sehr unsicher sind und schließlich ein bollywoodreifes Lied ensteht, bekommt man erstmals einen Hauch einer Ahnung von den einzelnen Charakteren und davon, was die Kinder verbindet.

Die Familienverhältnisse aus denen sie kommen, werden nur flüchtig angerissen. Das ist verständlich, aber schade. Ich denke jede einzelne Geschichte die dahinter steckt, wäre spannend zu erfahren. Vielleicht sollte man eine Serie draus machen. Hallo Netflix?^^

Die bewegendste Szene ist natürlich, als alle 30 Schützlinge von Anand den Test fürs IIT bestehen. Das geht einem ans Herz. All die Widrigkeiten haben sich gelohnt, die Kinder haben jetzt eine Zukunft außerhalb von ihren ärmlichen Verhältnissen, in denen sie ins Leben gestartet sind. Das ist großartig, ergreifend, herzerwärmend. Denn das ist eine Geschichte aus dem wahren Leben.

Regisseur Vikas Bahl steht leider unter Verdacht der sexuellen Belästigung, was dem Film in Indien einen bitteren Beigeschmack gibt. Es wäre aber fatal, sich den Film wegen diesem Aspekt nicht anzusehen. Es tut einfach gut, eine wahre Geschichte über einen so herzensguten Menschen zu sehen.

EN

It seems like a story from another world: children who would do anything to go to school. But it is not another world. The is India where so many families don’t have the money to send their kids to school. For the children, education is the only way to a better future.

„Super 30“ is based on the life of Patna-based mathematician Anand Kumar, who runs the famous Super 30 program for IIT aspirants (is an academic examination held annually in India). Anand Kumar is a real-life superhero who gives poor children the chance of education they would not otherwise be able to afford. He gave all his savings and almost his life as well.

Yes, they still exist, the good people in this world. All day long you are surrounded by the news of the bad things that are happening in this world, so it almost seems like a miracle to see how a human being works for other people so that they can live better lives. And here, not only the poor children are given a chance through education to get out of their situation. This also affects their families, and generations afterward. The help increases. And a man has managed that, despite all the really unbelievably great difficulties. He was not dissuaded and allowed to give these children without paying for education. So much social engagement from a mathematical genius seems miraclulous. People who work with numbers are often a bit too numerical in their social dealings. For example, Anand explains to his girlfriend that the formula of her face unfortunately does not have the Pi, which is the highest form of beauty.

I admit, the dark make-up of Hritikh Roshan as Anand took a bit of getting used to. But in the course of the movie you get used to it. I think overall he portrayed the real hero very well.

The schools which charge money for their education are so afraid of this unpaid competition that they do not even shy away from murder. So they plan an attack on the school. But the kids get to know about it and prepare themselves like Kevin in „Home Alone“. At the end they win because of their acquired knowledge of physical laws. Applied life-saving physics. A very exciting aspect, although I do not know how true this episode is.

The reviews for the film are mixed. Some find the movie is too much Bollywood than  BioPic. I felt there was not enough information given about the children themselves. Only when they have to do a show in front of the rich students at the behest of their teacher, in the form of a Bollywood-ripe song, you get a glimpse for the first time of the individual characters and the connections between the children.

The family conditions are only briefly touched upon. That’s understandable, but sad. I think every single story behind the kids would be exciting to experience. Maybe someone should make a series out of this. Hello Netflix? ^^

The most moving scene was when all 30 Anand protégés pass the IIT test. It’s a heartfelt thing. Overcoming all the adversities has been worthwhile, the children now have a future beyond their poverty in which they started their lives. That’s great, poignant, heartwarming. Because that’s a real life story.

Unfortunately, Director Vikas Bahl is under suspicion of sexual harassment, which gives the film in India a bitter aftertaste. However, it would be unfair not to watch the movie because of this aspect. It just feels good to see a true story about such a good-hearted person.

 

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Manikarnika – die indische Jeanne d’Arc

Wenn sich all die Moguln und Maharadschas einig gewesen wären und wie Manikarnika an das Wohlergehen des gesamten Indien gedacht hätten, hätten die Briten damals vielleicht nicht so ein leichtes Spiel bei der Besetzung von Indien gehabt. So aber wurde Manikarnika aus den eigenen Reihen verraten und leider wissen wir aus der Geschichte, dass ihr unglaublich tapferer Widerstand gegen die Briten leider zu dem Zeitpunkt noch lange nicht die erhoffte Freiheit für ihr Land brachte. Sie wurde aber zu einer führenden Figur der Indischen Rebellion von 1857 gegen die East India Company und ging in die Geschichte ein.

Der Film sorgte schon beim Dreh für einige Kämpfe. Hauptdarstellerin Kangana Ranaut bestand darauf, dass Sonu Sood aus dem Film entfernt wurde, weil er ihrer Meinung nach durch seine starke Leinwandpräsenz die ihre schwächte. Er wurde dann durch einen anderen Schauspieler ersetzt. Da der Regisseur aber zu der Zeit schon für ein anderes Projekt drehte, führte sie selbst Regie für die Szenen mit dem Ersatz-Schauspieler. Nach der Fertigstellung des Films gingen dann die Querelen mit dem Verleih los. Der Verleih zog den Film zurück, da es Probleme mit dem Zwischenhändler der Rechte gab, die wohl nicht rechtzeitig gelöst werden konnten. So wurde der Film gar nicht wie angekündigt in größerem Umfang in den deutschen Kinos gezeigt. Zum Glück gibt es ja immer noch das Kino Babylon in Berlin, dass gesondert indische Filme zeigt. Plötzlich aber war der Film ausverkauft, was sich dann jedoch als Fehler im System erwies und der Kinosaal blieb unerwartet leer, wo sich sonst viele Inder mit uns tummeln. Zu guter Letzt kam es kurz vor Schluss noch zu einem Kurzschluss und der Film ging mitten in der letzten Schlacht aus. Was für ein unerwartet großes Drama dieser Film doch mit sich brachte!

Aus unserer Sicht war der Regiewechsel auch irgendwie zu merken. Während man am Anfang eher unbeteiligt die Geschehnisse betrachtete und sich nicht sonderlich emotional hinein gezogen wurde, fieberte man am Ende doch sehr mit Lakshmi Bai (Manikarnikas Name nach der Hochzeit) mit, wenn sie wie im Blutrausch Brite für Brite niedermetzelt, übersät mit Blutspritzern. Hach, was für ein grandioses Gemetzel im Kampf um die Freiheit. Und während Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, ließ sie sich gar nicht erst gefangen nehmen und verbrannte sich lieber selbst auf dem Schlachtfeld. Was für eine Heldin!!!

Ich würde sagen, in den letzten Zügen des Films wird er der originalen Heldin wahrscheinlich gerecht. Indische Filme, die heldenhafte Frauen auch mal als solche darstellen, gibt es leider viel zu wenig. Leider verpuffen aus meiner Sicht die Stunt-Effekte etwas. Das hat nicht im Ansatz die Qualität eines Bahubaali. Obwohl man diese Stunts in ihrer Absurdität schon eher witzig findet, bleibt es bei ihm doch trotzdem noch heroisch. Bei ihr wirkt es allzu irreal. Die echte Lakshmibai, Rani of Jhansi, konnte garantiert auch ohne Animation hervorragend reiten und fechten. Manchmal ist weniger mehr. Und ich finde es gut, dass Kangana der Frau genug Raum auf der Leinwand geben wollte, auf dass die Herren mal etwas verblassen, denn hier steht eine Frau im Mittelpunkt, die gefeiert werden sollte und nicht wie im sonstigen indischen Leben nichts wert ist.

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Manto – im Visier der Zensur

Und da ist wieder eine von diesen Geschichten, eins von hunderttausend Schicksalen,  die die Teilung Indiens und Pakistan miterleben mussten und Zeit ihres Lebens mit dieser Traumatisierung umzugehen versuchten.

Der Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor Saadat Hasan Manto entstammte einer muslimisch-kaschmirischen Familie, arbeitete in Bombay und verließ im Zuge der Teilung Indiens durch die Briten wegen der Verfolgung von Moslems 1948 das Land und ließ sich in Lahore nieder. Er kehrte nie wieder in sein geliebtes Bombay zurück und starb früh infolge seine Alkoholismus.

Manto war sehr umstritten. Er wurde sechsmal wegen Obszönität seiner Werke angeklagt, aber nie verurteilt. Er legte der Gesellschaft einen Spiegel vor, wie sonst kein anderer Autor dieser Zeit, porträtierte auch gerade die unschönen Seiten.

Auch wenn im Film vorrangig das Leben von Manto dargestellt wird, sein ewiger Kampf gegen die Verurteilung seiner Werke, geht es doch vor allem um dieses prägende Ereignis der Teilung des Landes.

Nawazuddin Siddiqui ist und bleibt ein großartiger Schauspieler. Mit ihm sehe ich mir sogar solche Filme an, die mich von der Geschichte her nicht unbedingt zum Anschauen gelockt hätten. Aber mit ihm habe ich diese Zeitreise in ein so unschönes Kapitel der Geschichte sehr gern unternommen und nicht bereut.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81039383

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Padman – ein realer Superheld hat’s schwer

Es gibt auch im realen Leben Superhelden. Man kann sich (als Nicht-Inder) nicht annähernd ausmalen, was für schwere Brocken dem armen Arunachalam Muruganantham in den Weg gelegt wurden, der eigentlich nur das Beste für Frauen wollte und vorhatte, das Leben von indischen Frauen revolutionär mit bezahlbaren Damenbinden zu verbessern. Das menstruale Tabu war der größte Kampf seines Lebens.

Als moderne Frau möchte man die Frauen, die dem „verrückten Bindenmann“ das Leben so schwer machten, am liebsten kräftig durchschütteln und ohrfeigen, bis sie sich eines Besseren besinnen, aber man darf natürlich nicht vergessen: sie sind in einer ganz anderen Kultur aufgewachsen und gerade die Frauen im Dorf haben oft nicht die Bildung, die ihnen Aufklärung bietet. Trotzdem ist man den großen Teil des Films richtig richtig wütend auf die unbelehrbaren Frauen, die das Thema Monatsblutung gern totschweigen, sich 5 Tage wegen „Unreinheit“ aus dem Haus vertreiben lassen und lieber Krankheiten in Kauf nehmen, weil sie einen schmutzigen Lappen benutzen, den sie dann zum Trocknen auch noch unter dem Sari verstecken. Als „Padman“ dies bei seiner innig geliebten Frau entdeckt, will er, dass sie lieber saubere Binden benutzt. Diese sind aber so teuer, dass sie ihn dazu zwingt, die gekauften Binden zurück zu geben, da sie sich das nicht leisten können. „Padman“ ist verzweifelt, will er doch auf keinen Fall, dass seine Frau dadurch ernsthaft erkrankt, wie ein Arzt ihm bestätigt. Er versucht Binden selbst herzustellen, und da fängt das riesige Problem an. Sobald er das Thema anspricht, werden alle Frauen in seiner Umgebung hysterisch und schämen sich zu Tode. Es gibt zahlreiche Verwicklungen, weil er versuchen will, die Binden zum Test und als gut gemeintes Geschenk an die Frau zu bringen. Die Frauen seiner Familie sind schon alle gegen ihn, seine Frau will ihn aus Scham verlassen. Schließlich geht er einen Schritt zuviel und testet die Binde selbst auf ihre Funktion, worauf hin es ein riesen Drama im Dorf gibt und sie ihn schon am Baum aufhängen oder verprügeln wollen. „Padman“ sieht ein, dass er hier nicht weiter kommt und verlässt schweren Herzens seine Familie und das Dorf.

Nun wird sein schwerer Weg bis zur Herstellung einer Maschine, die für nur 2 Rupien statt 55 Binden herstellt, aufgezeigt. Im Film sind es dann glückliche Umstände und eine kluge Frau, die ihn letztlich ans Ziel führe. Nachdem er seine Innovation erfolgreich an einem Institut vorführen konnte, kommt alles ins Rollen und er kann seine Maschine im ganzen Land von Frauen kaufen lassen, damit sie die Binden selbst herstellen und verkaufen können.

Es ist mein erster Akshay Kumar-Film nach bestimmt 15 Jahren. Zum Glück konnte ich meine persönliche Aversion gegen ihn außer Acht lassen, weil dieser Film unendlich wichtig für die Bildung von Frauen zu diesem Thema ist. Im Film erzählt „Padman“, dass man „lebt“, wenn man Probleme überwinden muss. Ich hätte mir nie vorstellen, wie groß dieses Problem in Indien ist. Selbst heute noch wird an Tempeln mit Verbotsschildern darauf hingewiesen, dass Frauen den Tempel während ihrer Menstruation nicht betreten dürfen, weil sie zu der Zeit „unrein“ sind. Das sind wieder so Momente, wo man ungläubig den Kopf schütteln muss, weil man es einfach nicht versteht. Hoffen wir, dass der Film wirklich zu etwas mehr Offenheit führen wird. Dass „Padman“ dieses Durchhaltevermöge hatte, grenzt an ein Wunder und man kann ihn tatsächlich mit einem Superhelden vergleichen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/TITLE/81016191 

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Dr. Rakhmabai – Indiens erste Ärztin

Die Geschichte von der ersten indischen Frau, die als Ärztin praktizierte und ihr schwieriger Weg dorthin mit einer Rechtsstreit-Odyssee um ihre mit 11 Jahren zwangsweise vollstreckte Kinderehe gehört auf jeden Fall auf die Leinwand.

So ist die Geschichte an sich sehenswert, die filmische Umsetzung wirkt allerdings fast steril, was die Emotionen betrifft. Wenn Rakhmabai wirklich in allem eher sachlich abgeklärt war und kaum Gemütsregung zeigte, ist das natürlich nachvollziehbar, bewirkt allerdings, dass man als Zuschauer auch kaum emotional berührt wird. Und aus welcher Laienspielgruppe auch immer die britischen Schauspieler stammten…das konnte man teilweise nicht recht ernst nehmen. Ich hätte mir auch sehr viel mehr Szenen der praktizierenden Ärztin zu jener Zeit gewünscht . Was liebe ich die Serie „Call the Midwife“, in der man soviele spannende Details darüber erfährt, welche medizinischen Errungenschaften noch gar nicht so lange her sind, welche Irrglauben es noch gab und wie der Wissensstand zu der Zeit war. Stattdessen müssen wir ewig lange Gerichtsprozesse miterleben, die natürlich für Rakhmabai sehr bedeutsam waren, aber für meinen Geschmack doch auch gern etwas kürzer hätten ausfallen können. Die wenigen Szenen, in denen Rakhmabai dann mal in ärtzlicher Aktion zu sehen war, wirkten auf mich leider nicht sehr professionell. Die angedeuteten Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Fähigkeiten als Ärztin gab es eigentlich nur, weil man sie und ihre Eheproblematik persönlich kannte. Es muss doch auch allgemein Vorurteile gegen sie als Frau gegeben haben.

Also insgesamt von der Geschichte her wertvoll: eine stille Revolte in der indischen Gesellschaft , aus der die erste indische praktizierende Ärztin hervor ging. Eine Frau, die lieber das Gefängnis wählte, als mit einem Mann zusammen leben zu müssen, mit dem sie als Kind ohne Einwilligung verheiratet wurde und den sie gar nicht mochte. Die filmische Umsetzung mit wenig Emotionen und eher laienhaft anmutend.

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Sanju – Lass sie reden, gib nicht auf!

Die Frage stand im Raum: kann die Biographie des Bollywood-Schauspielers Sanjay Dutt spannend und unterhaltsam genug für jemanden sein, der sich nicht täglich mit den Schlagzeilen des Bollyversums beschäftigt? Eindeutige Antwort: JA!

Sanjay Dutt, so lernen wir, hatte es nicht leicht. Seine Eltern Nargis und Sunil Dutt waren große Bollywood-Filmlegenden. Sanjus Freund Kamlesh „Kamli“ erklärt später mit angetrunkenem Mut Sanjus Vater, dass er sich gar nicht erst anstrengen wollte, das hohe Niveau der Eltern zu erreichen, da er es für unerreichbar hielt. Die disziplinarischen Erziehungsmethoden des Vaters reißen Wunden in Sanjus junge Seele. Und leider scheint Sanju nicht unbedingt der Allerhellste zu sein, so dass er oft unfreiwillig in Schwierigkeiten gerät. Der Umgang mit falschen Freunden treibt ihn in die Drogensucht. Er verliert in der Zeit viel und es scheint ein Wunder, dass er diese Zeit überlebt hat. Mittendrin im Fokus der Medien, die nach Schlagzeilen gieren, wird jeder Schritt und Tritt von ihm mit allen möglichen Spekulationen betitelt. Später landet er sogar im Gefängnis, weil er ein AK-Gewehr besaß. Im wurde vorgeworfen, dass diese Waffe für die damalige Anschlagserie in Mumbai vorgesehen war. Die Medien entspinnen daraus mutmaßliche Terroristengeschichten, die ihn sogar zeitweise seine beste Freundschaft kosten. Im Film wird es so erzählt, dass er das Gewehr zur Verteidigung seines Vaters brauchte, da diesem mit Anschlägen gedroht wurde, weil er Muslimen nach Anschlägen half…unglaublich, wie fast jedes große Drama in Indien Ursprung im ewig währenden Krieg der Religionen hat.

Sehr spannend ist auch der Teil, in dem es um die damalige Problematik mit der kriminellen Unterwelt geht. Es gab eine Zeit, wo alle Bollywood-Schauspieler darum bangen mussten, von Gangsterbossen zu Events eingeladen zu werden. Wenn sie ablehnten, drohten ihnen Anschläge auf ihr Leben. Sanju ist auf seine passende Weise damit umgegangen. Er hatte aus seiner Sicht nicht viel zu verlieren und das kam ihm wohl zugute.

In vielerlei Hinsicht finde ich diesen Film großartig:

  • die Kostümbildner haben großes Lob verdient. Herausragend, wie man in vergangene Zeiten zurück geschleudert wird
  • Ranbir Kapoor hat es einfach drauf. Eine würdigere authentische Vertretung hätte Sanju sich nicht wünschen können
  • mein neuer Lieblingsschauspieler (muss ich immer wieder erwähnen <3) Vicky Kaushal spielt ebenso wahrhaftig und herzerwärmend
  • die Umsetzung der Szenen, in denen Sanju den Drogen verfällt, sind gleichsam unterhaltsam und in ihrer Dramatik für die Umwelt dargestellt
  • es gibt gleichermaßen wirklich rührende, wie auch lustige Momente
  • die Lieder sind sehr schön und passend

Der Film macht mal wieder schmerzlich bewusst, wie sehr man zu leiden hat, wenn man unter dem steten Druck der Öffentlichkeit steht. „Lass sie reden“ ist da leicht gesagt. Natürlich haben wir selten die Gelegenheit, zu den Schlagzeilen auch die andere Seite zu hören. Dieser Film trägt auf jeden Fall viel zum Verständnis für Prominente bei (in welcher Mitte auch immer die Wahrheit liegt) und lässt uns ein ziemlich turbulentes und wirklich dramatisches Leben miterleben.

Sehenswert und beeindruckend!

Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81020508 

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