Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Bombairiya -verwirrt durch Mumbai

Was die Story betrifft, habe ich sehr schnell aufgegeben, durchzusehen. Es ist absolut verwirrend, was hier geschieht und als Zuschauer hat man nicht die leiseste Ahnung, wohin das Comedy Drama eigentlich führen soll, welches am Ende wiederum gar keine Komödie ist, weil es eine ernst gemeinte Lobpreisung von Zeugenschutzprogrammen sein soll. Also am Ende ergibt es dann doch alles irgendwie einen Sinn und ich fand es zwischendrin aus zwei Gründen gar nicht so schlimm, den Faden zu verlieren:

  • Mumbai: er wurde in über 40 Orten in Mumbai gedreht und als absoluter Mumbai-Liebhaber ging mir einfach das Herz auf, so viele Orte wiederzusehen
  • Radhika Apte: dieser Frau zuzusehen ist schon Unterhaltung genug

Sehr witzig fand ich die kleine „Lesbenpisode“. Muss man gesehen haben. Ist eine sehr gute Variante, das unerfahrenen Menschen auf diesem Gebiet mit dem Vergleich zu einer religiösen Geschichte zu erklären. Da hatte der Gott doch auch zwei Mütter. Ach so! Na dann! Ist das ja alles gar nicht so schlimm.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81013990

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Ghul – die Geister, die ich rief

Ich bin kein Horrorfilm-Fan. Für diese indische Produktion habe ich mal eine Ausnahme gemacht.

Nida Rahim (Radhika Apte scheint die Lieblingsschauspielerin von Netflix-Produktionen zu sein) ist eine Kadettin des „Protection Squads“. Sie lebt in einem Indien, in dem Religionskriege und Terror dazu geführt haben, dass das Militär die Führung übernommen hat und jeden Glauben unterdrücken will. Es gibt Bücherverbrennungen. Als bei Nidas Vater Bücher gefunden werden, die laut den neuen Gesetzgebungen verboten sind, verrät sie ihn, weil sie glaubt, dass er ein Frevler ist, der Unglück über ihr Land bringt. Sie wird daraufhin in einen abgeschotteten Verhörbunker befördert, wo gefangene mutmaßliche Terroristen gefoltert werden.

Jetzt muss man sich durch die ersten zwei Teile schauen (mordende Ungeheuer sind jetzt nicht sooo überraschend), bis man im wirklich spannenden dritten Teil sogar schon die interessante Auflösung dieser Horrorgeschichte erfährt. Ein Guhl treibt sein Unwesen, in der arabischen Mythologie ein leichenfressendes Fabelwesen. Hier werden wir nun Zeuge, zu was dieser Geist fähig ist und wer ihn herauf beschworen hat.

Was ich sehr gut finde: die Serie hat einen weiblichen Hauptcharakter, den man erst nicht so recht einschätzen kann und immer wieder überrascht. Die Auflösung der Geschichte ist aus meiner Sicht nicht vorhersehbar und hat auf jeden Fall sehenswerte Qualität mit einer großen Warnung an die Gesellschaft, die sich besser nicht in eine solche Richtung entwickeln sollte.

Was ich nicht verstehe: ursprünglich sollte es ein Film werden. Als Netflix sich die Rechte kaufte, machte man eine Mini-Serie mit drei Teilen daraus, um zu schauen, ob man daraus nicht vielleicht eine längere Serie entwickeln könnte. Das finde ich nach dem auflösenden Ende nicht sehr durchdacht. Es ist alles gesagt. Es kann ja nur noch mehr Tote geben wie das unendliche „The Walking Dead“ Abgeschlachte. Aber den Grund kennen wir ja nun. Es hätte aus meiner Sicht gut bei einem Film bleiben können.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80245450 (ich hatte zuerst vergessen, auf Hindi umzuschalten…die deutsche Version hätte ich nicht so ernst nehmen können)

 

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Sacred Games – der Pate von Bombay

Als ich hörte, wer die Hauptdarsteller dieser ersten von Netflix produzierten indischen Serie sind, waren meine Erwartungen ziemlich hoch. Und was soll ich sagen: sie wurden sogar noch übertroffen!

Die Hauptdarsteller überzeugen perfekt mit ihren Rollen:

  • Saif Ali Khan spielt Inspektor Sartaj Singh. Ein Bulle im wahrsten Sinne des Wortes mit großem Herz.  Ihn sieht man in letzter Zeit leider viel zu selten. Diese Rolle hier ist wirklich eine Bereicherung.
  • Nawazuddin Siddiqui spielt Gangsterboss Ganesh Gaitonde. Wie schon in meinem Lieblings-Psychothriller „Psycho Raman“ spielt er kriminelle Monster so überzeugend, aber gleichzeitig menschlich nachvollziehbar, dass man fast schon mit ihnen sympathisieren könnte.
  • Radhika Apte spielt RAW Agentin Anjali Mathur.  In die „Zeit der Frauen“ spielt sie eine tolle starke, nach Unabhängigkeit strebende Frau und in „Lust Stories“ war sie unglaublich nervtötend mit ihrer Art, nicht nachzulassen. Beides passt super zu ihrer Rolle als unerbittlich nachjagende Agentin.

Die Geschichte basiert auf dem preisgekrönten Roman von Vikram Chandra.

Polizeiinspektor Sartaj Singh versucht in einem Geflecht aus Korruption und Lügen seinem Job als Polizist auf ehrliche Weise zu nachzukommen. Das bringt ihm viel Ärger mit seinen Kollegen ein, die ihn dafür auch schon mal verprügeln. Privat hat er auch noch eine schwere Bürde zu tragen: als verlassener Ehemann ist die Stimmung nach dem Dienst eher melancholisch und ihm fehlt sichtlich das Zuhause, aus dem er Kraft schöpfen kann. Um den Dienst zu überstehen, muss er auch schon mal zu Tabletten greifen.

Plötzlich bekommt er seltsame Anrufe von einem Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Er hat Sartaj ausgewählt, um ihm seine Geschichte zu erzählen und ihn zu warnen, dass in 25 Tagen ein großes Unglück über die Stadt Bombay (heute Mumbai) hereinbricht. Wieso ausgerechnet Sartaj kontaktiert wird, erfährt der Zuschauer erst kurz vor Ende der 1.Staffel. Bei dem anonymen Anrufer handelt sich um den Gangsterboss Gaitonde, der eigentlich schon lange von der Bildfläche verschwunden ist.

Noch am Ende der ersten Episode treffen die beiden das erste Mal in einem Bunker aufeinander. Über die folgenden Episoden erfährt man durch Rückblenden in die Vergangenheit, wie dieser Gaitonde vom Sohn eines Bettlers zu einem der gefürchtetsten Paten von Bombay aufgestiegen ist. Die Rückblenden in die Kindheit werden von meinem Lieblingskind Sunny Pawar gespielt, den ich seit Lion in mein Herz geschlossen habe.

Was mir an der Serie sehr gefallen hat:

  • Die Rückblenden sind einfach großartig. Man taucht so tief mit in Bombays spannende Unterwelt ein, als wäre man fast selbst mit dabei beim Aufstieg eines Kleinkriminellen zum größten Gangsterboss der Stadt. Fast wünscht man ihm Glück dabei, seine großen Ziele im Kampf gegen die anderen Unterwelt-Bosse zu erreichen. Es werden einem mal wieder deutlich die Besonderheiten der indischen Gesellschaft vor Augen geführt: Waffen und Drogen sind im kriminellen Alltagsgeschäft nur Peanuts…richtig was zu holen gibt es, wenn es um Politik geht. Vor allem wenn Religion dabei eine Rolle spielt. Hindus gegen Moslems ist ein unendliches Thema.
  • Die Kameraeffekte sind grandios. Mit starken Lichteffekten wird zu jeder Zeit eine ganz besondere intensive und spannungsgeladene Stimmung gezaubert. Das warme gelbe Licht tauchte mich zugleich in ein sehr wohliges Gefühl.
  • Beide Geschichten, die des Gangsterbosses in der Vergangenheit und die des Inspektors in der jetzigen Zeit sind so spannend, dass man unbedingt wissen möchte, wie ihre Geschichte verläuft. Die Charaktere sind so anziehend, dass ich mich sehr mit ihnen verbunden fühlte. Und umso spannender ist es, dass sich diese beiden Geschichten auch noch kreuzen.

Möglicherweise findet jemand, der bisher nicht so tief in die Eigenheiten der indischen Lebensweise eingetaucht ist wie ich, einiges befremdlich. Für mich ist das alles so vertraut, dass ich mich fast wie zu Hause in der Serie fühle.

Es passiert allerdings so viel auf einmal und ist alles so detailreich dargestellt, dass ich die Serie definitiv nochmal schauen muss, damit einiges noch klarer wird. Man muss aber auch nicht alles bis ins Detail verstehen.

Fazit: Es war mir ein absolutes Sehvergnügen und ich hoffe natürlich inständig, dass ich bald die zweite Staffel zu sehen bekomme!

https://www.netflix.com/title/80115328 

 

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