Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Kaamyaab – ein Nebendarsteller auf der Suche nach Ruhm

- Mai 2, 2020

Mit indischen Filmen ist es immer ein auf- und ab. Gestern sah ich mit „Mrs. Serial Killer“ mal wieder einen unglaublich schlechten Film. Die Hauptdarstellerin schaffte es mit ihrer (talentfreien) Art von Schauspielerei, aus einem eigentlich gedachten Thriller eine lächerliche Dramödie zu machen. Ein ärgerliches Beispiel dafür, dass nur gut aussehen noch lange nicht reicht, um einen guten Film zu machen. Und dann sehe ich heute mit Kaamyaab einen so sensibel gespielten Film, dass ich schon wieder fast verwundert bin, dass Bollywood es doch schafft, auch solche hervorragenden Filme hervor zu bringen.

Hauptdarsteller Sanjay Mishra habe ich im Film Aknhon Dekhi als großartigen Schauspieler kennen und schätzen gelernt. Und auch in diesem Film hier spielt er wieder so gut, dass es einem zu Herzen geht. Er spielt Sudheer, einen ewigen Nebendarsteller, der sich nach 499 Filmen eigentlich schon zur Ruhe gesetzt hatte, aber durch ein Interview mit ihm über seine Filmvergangenheit nun doch noch mal versucht, in seinem 500ten Film eine große, unvergessliche Rolle zu spielen. Er spielt sich damit auch quasi sich selbst, denn auch Sanjay spielte in unzähligen Filmen eine Nebenrolle. Und so wirkt dieser Film wahrscheinlich doppelt so realistisch.

Ich selbst habe das Filmbusiness mit über 80 Einsätzen als Komparsin gut genug hinter den Kulissen kennen gelernt. Die Szene, in der Sudheer an einer Szene scheitert, weil er immer wieder den Text vergisst und ihn am Ende des Tages alle dafür hassen, kenne ich nur zu gut. Wenn man gegen Ende eines 12 Stunden Drehtages auf eine Schauspielerin trifft, die in jedem Take einen Lachanfall bekommt und es droht, ein 14 Stunden Tag draus zu werden, dann fängt man wirklich an, den Schauspieler dafür zu hassen. Für ihn selbst ist das vielleicht lächerlich, weil er nur ein paar Stunden am Set sein muss. Für alle anderen am Set aber, die seit den frühen Morgenstunden dabei sind, ist das dann nicht mehr witzig. Ich kann Sudheer sehr gut verstehen, dass er nach so vielen Jahren doch noch einmal eine richtig große Rolle spielen möchte. Auch wenn er seine Familie damit, wie es scheint allzu oft, bei wichtigen Feiern versetzt und verletzt und nicht für sie da ist. Es gibt so viele Menschen, die danach lechzen, auch als Kleindarsteller doch irgendwie Bedeutung zu erlangen. Aber von all diesen tausenden Menschen beim Film bleibt die Anzahl der bekannten Gesichter sehr sehr übersichtlich. Und doch erwecken die Nebendarsteller und Komparsen einen Film erst richtig zum Leben. Seit ich selbst Komparsin bin, achte ich mehr auf diese Menschen im Hintergrund. Und ich kann bestätigen, dass der Film das Filmbusiness sehr getreu wiedergibt.

Auf jeden Fall hat Sanjay Mishra im wahren Leben das Zeug zu einem großartigen Hauptdarsteller. Exzellenter Film, der sensibel über die stillen Helden im Hintergrund erzählt, die zwar nicht die gleiche Beachtung wie der Hauptdarsteller bekommen, aber ebenso beachtenswert sind.

Zu sehen bei Netflix:  https://www.netflix.com/de/title/81259883


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