Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Dangal – Goldmädchen

„Papa, Du schadest unserer Gesundheit!“ singen die beiden Schwestern Babita und Geeta herzzerreißend während ihrer frühmorgendlichen Trainingstortur. „Soviel Disziplin, dass wir sterben möchten“. Kein Erbarmen kennt der Vater. Er möchte aus den beiden Mädchen erfolgreiche Ringerinnen machen. Jahrelang blickte er deprimiert einer Zukunft ohne männlichen Nachkommen entgegen. Mit vier Töchtern sah er sich der Chance beraubt, seine großen Ringerkünste an einen Sohn weitergeben zu können, damit endlich auch Indien zu großem internationalen Ruhm in dieser Sportart gelangen könnte. Als dann aber seine Töchter eines Tages bezichtigt wurden, junge Kerle verprügelt zu haben, brach eine neue Zukunft für ihn an. Er schlussfolgerte richtig, dass man für Medaillen keine Jungen braucht. Damit begann für seine beiden ältesten Töchter ein zuerst unzumutbares Trainingsprogramm inklusive gesunder Ernährung und dem Schlimmsten für ein junges Mädchen: das Abschneiden der schönen langen Haare. Für Geeta und Babita ist es wahre Folter und sie verfluchen, so einen Vater zu haben. Bis ihnen ein 14jähriges Mädchen, das gerade verheiratet wurde, die Augen öffnet. Statt wie Millionen anderer indischer Mädchen für ihre Familie nur eine Last zu sein, die man so schnell wie möglich los sein möchte und deren weiteres Leben dann als Putz- und Hausfrau endet, sieht ihr Vater in ihnen Großes und eine viel bessere Zukunft. Nun sehen sie ein, dass ihr Vater sie nicht bösartig quält, sondern ihnen ein besseres Leben ermöglichen möchte. „Passt auf die wilde Katze auf, sie macht dich platt“ singen bald die Zuschauer über die erfolgreiche Ringerin, die die Kerle einen nach dem anderen platt macht. Davor stehen natürlich erstmal noch gesellschaftliche Hürden, die keine Mädchen als Ringer vorsehen. Aber als auch diese überwunden sind, geht es für Geeta als Ringerin immer weiter nach oben. „Sie verrenkt dir alle Glieder. Was für ein Mädchen!“. Stolz erringt sie einen Sieg nach dem anderen, bis sie sich einen Platz bei der Landessportschule erkämpft, von der aus auch die vom Vater ersehnten internationalen Wettkämpfe starten. Natürlich gibt es noch die ein oder anderen Probleme zwischen Vater und Tochter und andere dramatische Ereignisse, die große Spannung bis zum Schluß garantieren!

Ich habe bisher nur ein einziges Mal einen Frauenringkampf gesehen und war schwer enttäuscht. Alle zehn Sekunden wurde der Kampf vom Schiedsrichter unterbrochen. So schöne flüssige Ringkampfszenen wie man sie im Film sieht, hatte ich bis dahin also noch nicht gesehen und bin sehr begeistert. Man fiebert sofort mit, als wäre man wirklich live und selbst bei diesen Wettkämpfen dabei. Die Schauspielerinnen sind beneidenswert gut trainierte Ringerinnen. Zaira Wasim, die Geeta als Mädchen spielt, hat so großartig gespielt, dass sie dann auch gleich in Aamirs nächstem Superhit „Secret Superstar“ die Hauptrolle spielen durfte. Wie hart man trainieren muss, um diese Rollen als überzeugende Ringerin darstellen zu können, mag ich mir gar nicht vorstellen. Überzeugt haben sie mich auf jeden Fall! Nach „Sultan“ mit Salman Khan ein weiteres Highlight im Bereich Ringerfilm.

Man kann es eigentlich kaum glauben, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Was für Heldinnen, die alles gegeben haben, um für Millionen von Mädchen ein Vorbild zu sein, die von der Gesellschaft für minderwertig gehalten werden. Was für eine großartige Botschaft! Und wer außer Aamir Khan könnte besser geeignet sein, so eine Botschaft als Film an den Mann zu bringen (und Frau ist dankbar für die Botschaft in solch prächtig trainierten Verpackung). Aamir Khan ist mein persönlicher Held, was qualitativ hochwertige indische Filme betrifft. Dieser ist wieder so einer. Ein sehr sehenswerter Film, der sich zu vielerlei gesellschaftlichen Problemen in Indien äußert! Zum Glück gibt es ihn jetzt auch bei Netflix in OmU zu sehen: https://www.netflix.com/watch/80166185 

 

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Secret Superstar – eine Liebeserklärung an alle Mütter

Wenn es einen guten Grund gibt, für einen indischen Film ins Kino zu gehen, dann ist es ein Aamir Khan Film! Hier gibt es definitiv gesellschaftskritischen INHALT, der zu Herzen geht. Und diese süßeste Liebeserklärung der Welt an alle wirklichen Stars im wahren Leben: Mütter, füllt einen mit ganz viel Liebe. Und ich kann es nicht oft genug sagen: in einer von Hass und Gewalt geprägten Gesellschaft kann es nicht genug von solchen Filmen geben. Männer, die ihre Frauen schlagen, gibt es leider noch viel zu oft. Aber Frauen sollten zurück schlagen. Nämlich auf ihre Art.

Abgesehen davon, dass mir als Aamir Khan Fan allein schon deshalb das Herz aufgeht, ihn endlich mal wieder auf der Kinoleinwand zu sehen…diese Geschichte hat Hand und Fuß, tolle Schauspieler mit ganz viel Herz, neben ganz viel Dramatik auch ganz viel Witz (Aamir Khan schafft es ja schon allein mit seiner Mimik einen Lachflashmob im Kopf auszulösen) und schöne Musik. Ich hoffe, man liest in diesen Zeilen ganz viele funkelnde Herzen. Ich bin verliebt in diesen Film. Eine Mutter, die über alle ihre Grenzen geht, um der Tochter einen Traum zu ermöglichen…das kann ein Europäer wahrscheinlich nur im Ansatz erahnen, was das für eine schier unüberwindbare Hürde sein kann. Wenn auch nur eine Frau dadurch mehr Mut bekommt, ihren Weg zu gehen, ist damit unendlich viel erreicht.

I love you Aamir! ❤ Und von deinem Song kann ich auch nicht genug bekommen. Superhit!

 

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pk – wenn ein Alien die Menschheit erforscht…

…gibt es in jedem Fall etwas zu lachen!

Aber nicht nur das! pk ist einer dieser ganz besonderen Filme (wie immer, wenn Aamir Khan mitmischt) und es zerreißt mir das Herz, dass sich bisher so wenig Zuschauer in den Kinos eingefunden haben. Von daher ist es mir eine Herzensangelegenheit, für die letzten verbleibenden Kinotage Werbung zu machen für diesen einzigartigen wunderbaren Film.

Als nicht religiöser Mensch stehe ich sowieso immer ungläubig vor dem, was im Namen der Religion an Unmenschlichkeit auf dieser Welt geschieht. pk thematisiert dieses Thema, an dass sich ja kaum jemand heranwagen kann, ohne gemeuchelt zu werden, mit einem ganz einfachen Trick: ein Alien erkundet die Welt und wird ziemlich schnell und mit aller Macht mit dem Thema Religion konfrontiert. Er tritt in allerlei Fettnäpfchen und abgesehen von der ohnehin schon schwierigen Situation, dass Menschen nie wirklich das sagen, was sie meinen, muss er gerade, was die Religion betrifft, einen Schlag nach dem anderen einstecken und versucht, dieses Thema mit seinem logischen Verständnis zu analysieren und das Problem zu lösen. Dabei geht er unschuldig vor wie sonst Kinder. Ganz ohne Hintergedanken einfach gerade heraus werden von ihm sehr wichtige Fragen gestellt.

Ich weiß nicht, ob religiöse Menschen sich überhaupt wirklich neutral mit diesen Fragen auseinander setzen können. Ich denke, das Herz spielt dabei eine zu große Rolle. Ich finde aber diese Herangehensweise einfach nur genial, Augen öffnend und ich liebe diesen Film dafür, dass er versucht wie kein anderer, das Verständnis füreinander wenigstens ein klein wenig zu verbessern.

Und dieser dramatische Showdown! Bäm! Unerwartet, grandios! Auch wenn es nun wirklich absolut unrealistisch erscheint, dass jemals so etwas passieren würde, aber hey, das ist ganz großes (Bollywood)-Kino, von dem auch nicht Bollywood-Zuschauer jeden Menge Hirndurchpustung im positiven Sinne erhalten können. Auch aus der vielfältigen Welt der Religionen lernt man die ein oder andere wunderliche Aufopferung kennen und man darf die ganze Zeit über die Menschheit schmunzeln, deren komische Verhaltensweisen der Alien so sympathisch entlarvt.

Und abgesehen davon, ist so viel vom wunderschönen farbenfrohes Rajasthan zu sehen. Eine Wohltat für die Augen!

Großes zu unterstützendes Weltverbesserungskino, dass niemanden mit schlechten Gedanken aus dem Kino gehen lässt, sondern erkenntnissreicher, humorvoll unterhalten und hoffentlich ein klein wenig offener im Herzen. ❤

Aamir Khan wurde wegen diesem Film natürlich mal wieder sehr von fanatischen Hinduisten angegriffen, die ihre Religion ins Lächerliche gezogen sahen. Boykottiert werden sollte alle großen Khan-Schauspieler, einige Kinos wurden sogar von Fanatikern zerstört. Zum Glück ist der Film in Indien überaus erfolgreich gelaufen. Aamir Khan sollte für seinen Mut unbedingt belohnt werden!

Seit 29.08.18 bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/70303496 

 

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Talaash – Geistreicher Mystery-Thriller

Nachdem der Schauspieler Armaan Kapoor bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben kommt, beginnen für Polizeiinspektor Surjan Singh Shekhawat (Aamir Khan) die Ermittlungen. Dessen Privatleben steckt gerade in einer Krise, denn erst vor kurzem ertrank sein Sohn Karan, er gibt sich die Schuld, seinen Sohn nicht vor dem Unfall bewahren zu können und mit seiner Frau kann er darüber nicht reden. Das Verhältnis zu seiner Frau Roshni ist sehr angespannt und er kann kaum eine Nacht schlafen. Die Ermittlungen im Kapoor-Fall, der immer mehr wie Mord anmutet, führt ihn schließlich in einen Rotlichtbezirk und lernt dabei die Prostituierten Rosie kennen (Kareena Kapoor), die seine Probleme versteht…

Viel mehr sollte man zu diesem Film auch nicht verraten, da er eine „Mysterie“-Überraschung bereithält. Bei Hollywood-Filmen hätte ich diese Wandlung des Films wahrscheinlich schon in den ersten Minuten vermutet, aber Aamir Khan spielt mal wieder so fesselnd, dass man gar nicht weiter über die „Lösung“ des Falls nachdenkt, sondern sich einfach durch die Geschichte führen läßt. Auch Kareena Kapoor spielt so nett die unwiderstehliche Prostituierte, dass es eine Augenweide ist, den beiden zuzusehen. Nach langer Zeit gibt es auch endlich wieder eine Rani Mukerji zu sehen. Auch Nawazuddin Siddiqui spielt seine Gaunerrolle großartig. Der Film bietet also schon mal ein wunderbares Staraufgebot. Die Geschichte mag vielleicht nicht jeden überzeugen, aber der Film ist trotzdem sehenswert. Man könnte natürlich der Meinung sein, der Film hat sich mal wieder von Hollywood-Filmen wie „The Sixth Sense“ inspirieren lassen, aber auf diese Diskussion lasse ich mich gar nicht erst ein. Die indischen Filme machen letztlich doch ihr eigenes Ding daraus.

Aamir hat sich wie immer richtig ins Zeug gelegt für die Rolle und als Nichtschwimmer extra Training für die Unterwasser-Szene genommen, die in einem Londoner Unterwasserstudio gedreht wurde und wirklich sehr einprägend ist. Hier hat jemand diese Szene extra als Video zur Verfügung gestellt, weil er sie so toll fand:

http://en.wikipedia.org/wiki/Talaash:_The_Answer_Lies_Within

http://molodezhnaja.ch/talaash.htm

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Abgefahren, bezaubernd, magisch, sexy, Double-Action: Dhoom3

Hammer, wie abgefahren ist denn der Film?!!!

Handlung ist einfach: Komissar und bisschen bescheuerter Polizistenkollege („mein Hirn ist wie eine Rosine: süß, aber sehr klein“) versuchen einen Dieb zu fassen. Eine irre Verfolgungsjagd folgt der anderen, denn der Dieb hat viele Asse im Ärmel. Z.B. ein absolut geniales Transformer-Motorrad.

Zugegeben, ohne Aamir Khan hätte ich mir Dhoom 3 ganz bestimmt nicht angesehen. Und ich habe mich vor dem Sehen immer wieder gefragt, was verdammt nochmal Aamir Khan, der doch sonst keine sinnfreien Actionstreifen macht, geritten hat, dort mitzuwirken. Jetzt weiß ich es. Weil die Geschichte großartig genug ist, um alles aus Aamir rauszuholen. Und ich darf nicht zuviel verraten, aber er hat mich doppelt beeindruckt.

Was so beeindruckt? Einfach alles! Aamir Khan,die schöne Katrina, die unglaublichen Motorrad-Actionszenen, die Geschichte, die Tanzeinlagen inklusive Stepptanz  von Aamir extra dafür schnell mal in 4 Wochen erlernt…und vieles mehr. Man(n) hatte mich gewarnt. Der Film ist mal wieder eine Hollywood-Kopie, ich werde enttäuscht von Aamir sein…hääääää? Kann man einen Film tatsächlich so unterschiedlich wahrnehmen? Ich bin alles andere als enttäuscht, ich bin begeistert!!!

Die Mädchen neben mir tuschelten in einer Szene, als Aamir in seinem Zirkus akrobatisch an einem Seil schwebt: „ Wie schwul sieht das denn aus“. Ich denke, das sollte in ihrer jugendlichen Sprache bedeuten: Boaaaaaaaahh ey, wasn geiler Typ, ich flipp aus!

Aamir bräuchte gar nicht diesen gestählten Körper, um mich zu beeindrucken, aber ich gebe zu, in dem Moment, als Komissar Jai ihn bittet, sich auszuziehen, um eine polizeiliche Untersung durchzuführen…da…muss man schon ganz schön schlucken, weil man zu gern an seiner Stelle gewesen wäre. Aber noch viel beeindruckender ist sein Schauspiel. Grandios. Auch hier darf nicht zuviel verraten werden, aber er ist in zweifacher Hinsicht unglaublich  großartig. Haaaach. Und er kann so süüüüß böse gucken.

Dass in dem Film viel Liebe zum Detail steckt, zeigt z.B. die Tatsache, dass Aamirs Haare erst blond und pink gefärbt wurden, damit später die Farbe seiner Haare so wirkt, dass man im Sonnenlicht etwas braun schimmern sieht. So wie die Haare seines Kind-Ichs. Achtet kein Mensch auf so ein Detail. Aber war dem Regisseur wichtig…

Das einzige, was ich an dem Film bemängeln könnte, ist mal wieder die Darstellung der Heldin. Sie muss sich erst gewaltig sexy herumwälzen, mit ganz viel Haut inklusive Stangentanz, um an Aamirs Seite als seine Partnerin im Zirkus auftreten zu dürfen. Ist natürlich ein wahrer Augenschmaus, hilft dem Rollenbild der Frau in Indien aber ganz bestimmt nicht in eine respektvolle Richtung.

Aber mein Gesamtfazit: nach laaanger Zeit mal wieder ein Film, den ich sofort nochmal anschauen möchte, der mich noch lange danach gefesselt hält und den ich mir auf jeden Fall auf DVD kaufen werde. Danke Aamir, ick liebe Dir!

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