„Papa, Du schadest unserer Gesundheit!“ singen die beiden Schwestern Babita und Geeta herzzerreißend während ihrer frühmorgendlichen Trainingstortur. „Soviel Disziplin, dass wir sterben möchten“. Kein Erbarmen kennt der Vater. Er möchte aus den beiden Mädchen erfolgreiche Ringerinnen machen. Jahrelang blickte er deprimiert einer Zukunft ohne männlichen Nachkommen entgegen. Mit vier Töchtern sah er sich der Chance beraubt, seine großen Ringerkünste an einen Sohn weitergeben zu können, damit endlich auch Indien zu großem internationalen Ruhm in dieser Sportart gelangen könnte. Als dann aber seine Töchter eines Tages bezichtigt wurden, junge Kerle verprügelt zu haben, brach eine neue Zukunft für ihn an. Er schlussfolgerte richtig, dass man für Medaillen keine Jungen braucht. Damit begann für seine beiden ältesten Töchter ein zuerst unzumutbares Trainingsprogramm inklusive gesunder Ernährung und dem Schlimmsten für ein junges Mädchen: das Abschneiden der schönen langen Haare. Für Geeta und Babita ist es wahre Folter und sie verfluchen, so einen Vater zu haben. Bis ihnen ein 14jähriges Mädchen, das gerade verheiratet wurde, die Augen öffnet. Statt wie Millionen anderer indischer Mädchen für ihre Familie nur eine Last zu sein, die man so schnell wie möglich los sein möchte und deren weiteres Leben dann als Putz- und Hausfrau endet, sieht ihr Vater in ihnen Großes und eine viel bessere Zukunft. Nun sehen sie ein, dass ihr Vater sie nicht bösartig quält, sondern ihnen ein besseres Leben ermöglichen möchte. „Passt auf die wilde Katze auf, sie macht dich platt“ singen bald die Zuschauer über die erfolgreiche Ringerin, die die Kerle einen nach dem anderen platt macht. Davor stehen natürlich erstmal noch gesellschaftliche Hürden, die keine Mädchen als Ringer vorsehen. Aber als auch diese überwunden sind, geht es für Geeta als Ringerin immer weiter nach oben. „Sie verrenkt dir alle Glieder. Was für ein Mädchen!“. Stolz erringt sie einen Sieg nach dem anderen, bis sie sich einen Platz bei der Landessportschule erkämpft, von der aus auch die vom Vater ersehnten internationalen Wettkämpfe starten. Natürlich gibt es noch die ein oder anderen Probleme zwischen Vater und Tochter und andere dramatische Ereignisse, die große Spannung bis zum Schluß garantieren!
Ich habe bisher nur ein einziges Mal einen Frauenringkampf gesehen und war schwer enttäuscht. Alle zehn Sekunden wurde der Kampf vom Schiedsrichter unterbrochen. So schöne flüssige Ringkampfszenen wie man sie im Film sieht, hatte ich bis dahin also noch nicht gesehen und bin sehr begeistert. Man fiebert sofort mit, als wäre man wirklich live und selbst bei diesen Wettkämpfen dabei. Die Schauspielerinnen sind beneidenswert gut trainierte Ringerinnen. Zaira Wasim, die Geeta als Mädchen spielt, hat so großartig gespielt, dass sie dann auch gleich in Aamirs nächstem Superhit „Secret Superstar“ die Hauptrolle spielen durfte. Wie hart man trainieren muss, um diese Rollen als überzeugende Ringerin darstellen zu können, mag ich mir gar nicht vorstellen. Überzeugt haben sie mich auf jeden Fall! Nach „Sultan“ mit Salman Khan ein weiteres Highlight im Bereich Ringerfilm.
Man kann es eigentlich kaum glauben, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Was für Heldinnen, die alles gegeben haben, um für Millionen von Mädchen ein Vorbild zu sein, die von der Gesellschaft für minderwertig gehalten werden. Was für eine großartige Botschaft! Und wer außer Aamir Khan könnte besser geeignet sein, so eine Botschaft als Film an den Mann zu bringen (und Frau ist dankbar für die Botschaft in solch prächtig trainierten Verpackung). Aamir Khan ist mein persönlicher Held, was qualitativ hochwertige indische Filme betrifft. Dieser ist wieder so einer. Ein sehr sehenswerter Film, der sich zu vielerlei gesellschaftlichen Problemen in Indien äußert! Zum Glück gibt es ihn jetzt auch bei Netflix in OmU zu sehen: https://www.netflix.com/watch/80166185