Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Bhangra Paa Le – Bhangra Rhythmus

Bhangra ist für mich eine der härtesten Tanzarten der Welt. In erster Linie muss man dafür eine absolute Fitnesskanone sein. Ich spreche aus eigener Erfahrung, ich habe schon einige Bhangra-Tanzkurse mitgemacht. Am Ende einer solchen Stunde habe ich mehr geschwitzt, als nach einem 10 Kilometer Lauf. Es ist die Härte. Und das Wichtigste: man muss dabei Lächeln, als gäbe es kein Morgen. Es soll aussehen, als hätte man den Spaß seines Lebens. Hat man auch, aber gleichzeitig ist es eben auch wahnsinnig anstrengend. Beim Schauen dieses Films habe ich mich an die vielen Glückshormone erinnert, die ich beim Tanzen hatte. Ich liebe diese Bewegungen einfach. Und ich habe vor jedem Respekt, der das professionell macht. Ich hatte definitiv meine größte Freude an diesem Film.

Gut, dass ich so gar keine Erwartungen an diesen Film hatte, denn so wurde ich tatsächlich positiv überrascht. Zum Beispiel davon, dass die Hauptdarsteller durchaus sympathisch rüber kamen. Und eine rührende und überzeugende Liebesgeschichte, die in der Vergangenheit spielt. Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges, in denen Inder für die britische Armee mitkämpfen mussten. Ohne diese Geschichte hätte mich der Film wahrscheinlich nicht so gefangen. Aber so wurde ich am Bildschirm gehalten. Die Geschichte wird in Abschnitten erzählt, und ich wollte unbedingt wissen, wie sie ausgeht. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die mich berührt hat. Nicht ganz so sehr berührte mich die Liebesgeschichte, die derweil in der Neuzeit zwischen den Bhangra-Battle-Kontrahenten lief, aber irgendwie waren sie doch sympathisch. 

Wirklich ein schöner Unterhaltungsfilm, der durchaus auch das Herz erwärmt und vor allem wahnsinnig Lust auf Bhangra macht.

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Eeb Allay Ooo! – Affenschreck wider Willen

Indien ist wahrscheinlich das einzige Land in der Welt, in dem es den Beruf des Affenvertreibers gibt. Da in Indien unter anderem auch der Affengott Hanuman verehrt wird, werden Affen wie Götter behandelt und gefüttert. Diese Zutraulichkeit hat natürlich schwerwiegende Folgen: Affenbanden gehen auf Raub- und Plünderjagd und zerstören gern wichtige Dinge wie Sicherheitskameras an Gebäuden. Auch stellen sie natürlich ein Sicherheitsrisiko für alle Menschen dar. Ein Biss kann Tollwut und andere Krankheiten übertragen. Sie niedlich sie auch aussehen und zutraulich sind, sofern sie gefüttert werden. Sie sind immer noch Tiere. Deswegen müssen die Affen regelmäßig vertrieben werden. Aber bitte, ohne ihnen weh zu tun. Sie sind ja schließlich auch heilig. Hauptakteur Anjani verzweifelt im Film an diesem Job, den er aber machen muss, da es keine anderen Jobs für ihn gibt. So viele benötigen einen Job. Seine Versuche, mit allen Mitteln die Affen zu vertreiben, sind wirklich sehr unterhaltsam und urkomisch. Sein Kollege versucht, ihm die Laute beizubringen, mit denen sie die Affen verscheuchen sollen. Eeb Allay Ooo! Aber diese Laute kommen Anjani einfach nicht angst einflößend genug über die Lippen. Die Affen zeigen sich von teilnahmslos desinteressiert bis angriffslustig ihm gegenüber. Er ist ein sehr schlechter Affenvertreiber. Und er hat ja zu recht Respekt vor den Affen. Ich kann seine Angst sehr gut nachvollziehen. Auch ich halte lieber Abstand von freilaufenden Affen. Mir sind in Indien und Sri Lanka schon viele über den Weg gelaufen. Nichts ist passiert. Aber der Respekt bleibt. Man kann nicht einschätzen, wie sie reagieren. In dieser Situation z.B. fühlte ich mich sehr unangenehm, als sich die Affen so ganz nah zu uns setzten. Die Mönche hingegen waren sehr entspannt und gelassen. 

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Anjani hat aber keine Wahl. Er muss diesen Job machen. Er lässt sich gute Dinge einfallen, die Affen auf Abstand zu halten. Aber diese Ideen finden bei seinem Chef keinen Anklang und bringen ihm immer Ärger ein. Oft geht es auch gewalttätig zu. Er braucht diesen Job aber unbedingt. Er lebt mit seiner schwangeren Schwester und ihrem Ehemann im Slum in einer kleinen Unterkunft. Auch wenn alle schwer arbeiten, kommen sie kaum über die Runden. Die Frauenärztin schimpft auf den Ehemann, der seine Frau hochschwanger schuften lässt, aber sie haben keine Wahl. Sie brauchen jede Rupie, um zu überleben. Anjani kann es sich nicht leisten, seinen Job zu verlieren. 

Indische Filme schaffen es immer wieder, Gesellschaftskritik mit einer gehörigen Portion Humor zu verbinden. Über die Situationen mit den Affen kann man wirklich herzhaft lachen. Auf der einen Seite jemand, der verzweifelt versucht, sie zu vertreiben. Auf der anderen Seite schon fast gelangweilte Affen, die dem Vertreibenden sehr viel mehr Angst machen. Die Geschichte dahinter, der Versuch, das tägliche schwere Leben zu meistern, ist eine von Millionen in Indien, aber sollte einem immer wieder vor Augen geführt werden. Die Slums werden gern vor der Öffentlichkeit versteckt. Donald Trump ist gerade in Indien zu Besuch und es werden Mauern hochgezogen, um die Slums zu verstecken, an deren Trumps Kolonne vorbeikommen könnte. Die Filmemacher wissen nicht, wie viel vom wirklichen Indien hier in Europa ankommt. Sie wollen zeigen, wie die Leute leben müssen, die die großen Häuser bauen, damit Indien vor allem Wohlstand und Modernität suggeriert. Die aber kaum davon leben können. Auch das ist Indien.

Die Filmemacher haben den Film so gestaltet, dass er wie eine Dokumentation wirkt. Also das reale Leben widerspiegelt. Die Herausforderung war, die Stadt mit einzubeziehen, ohne als Filmteam sichtbar zu sein. Das ist ihnen sehr gut gelungen. 

Mit meinem Wissen darüber, wie man Affen sehr effektiv verjagen kann, wäre der Film deutlich kürzer gewesen. Ich habe in Sri Lanka gelernt, dass man nur eine Gorillamaske aufsetzen muss und schon sind alle Affen weg. Aber der lange Weg des Herausfindens, wie man Affen ohne Gewalt vertreiben kann, ist sehr lustig anzusehen. Das ist der feinfühlige Humor, den ich schätze. Zusammen mit der Tiefe, die das reale Leben in Indien mit allen Schwierigkeiten zeigt. Wunderbar!

EN

India is probably the only country in the world where the profession of monkey chaser exists. Since the monkey god Hanuman is also worshipped in India, monkeys are treated and fed like gods. Of course, this contact with humans has serious consequences: gangs of monkeys hunt and plunder and like to destroy important things like security cameras on buildings. In addition, they also represent a safety risk for all people. A bite can transmit rabies and other diseases. They look cute and seem harmless when being fed. But they are still animals. That is why the monkeys have to be driven out regularly from important buildings or tourist spots. But carefully, without hurting them. After all, they are also holy. In the film the main actor Anjani is not doing very well in this job, but he has to do it because there are no other jobs for him. His attempts to chase away the monkeys by any means are really entertaining and hilarious. His colleague tries to teach him the sounds with which they are supposed to scare away the monkeys. Eeb Allay Ooo! But these sounds just don’t come out scary enough across his lips. The monkeys‘ reactions range from disinterested to aggressive. He is a very bad monkey chaser. I can understand his fear very well because he has a good reason to respect the monkeys. I also prefer to stay away from free-range monkeys. I have come across many monkeys in India and Sri Lanka and luckily nothing has happened. But the respect remains. You cannot assess how they react.

Anjani has no choice. He has to do this job. He comes up with good ways to keep the monkeys at a distance. But these ideas are not well received by his boss and always get him in trouble. His boss becomes violent with him. But he absolutely needs this job. He lives with his pregnant sister and her husband in a slum. Even if everyone works hard, it’s hard to survive for them. The gynecologist scolds the husband, who has his wife working while she is pregnant, but they have no choice. You need every rupee to survive. Anjani cannot afford to lose his job.

Indian films always manage to combine social criticism with a nice dose of humor. You can really laugh heartily at the situations with the monkeys. On the one hand, you have someone who is desperately trying to chase them away. On the other hand, you have almost bored monkeys which scare the chaser much more. The story behind it, the attempt to cope with the difficulties of daily life and should always be kept in your mind. The slums are often hidden from the public. Donald Trump is currently visiting India and walls are being built to hide the slums that Trump’s convoy might pass. The filmmakers don’t know how exposure Europeans have to the realities of life in India. They want to show how hard it is for the people to survive, the very people who build all the big houses that allow India to project an image that suggests prosperity and modernity. That is also Indian.

The filmmakers have designed the film so that it looks like a documentary. It reflects real life. The challenge was to involve the city without being visible as a film team. They succeeded very well.

With my knowledge of how to chase away monkeys very effectively, the film would have been much shorter. I learned in Sri Lanka that you only have to put on a gorilla mask and all the monkeys are gone. But the long road of figuring out how to drive away monkeys without violence is very funny to watch. That is the sensitive sense of humor that I appreciate. Along with the depth shows that real life in India with all it’s difficulties. Wonderful!

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Made in China – Let’s talk about sex, baby

Sex sells. Auch in Indien.

Unternehmer Raghu, gespielt von Rajkummar Rao, versucht seit langem mit allen möglichen Geschäftsideen sein Glück, z.B. quadratische Wassermelonen. Nichts funktioniert. Seine Frau muss sich von anderen Menschen Geld leihen, damit sie über die Runden kommen. Sein Onkel zwingt ihn schließlich, mit seinem Cousin nach China zu gehen, um einen Investor für eine Geschäftsidee zu treffen.  Dort lernt er schließlich einen Geschäftsmann kennen, der ihm eine Tiger-Penis-Suppe zeigt, die eine ähnliche Wirkung haben soll wie Viagra. Er soll die Suppe in Indien vertreiben, dann wird er ein erfolgreicher Geschäftsmann, denn Sex ist in Indien wie in China eine sehr wichtige Sache (wo eigentlich nicht). Zurück in Indien versucht Raghu alle Arten von Leuten zu konsultieren, die versprechen, eine Lösung für Probleme sexueller Art parat zu haben. Ihm wird schließlich klar, dass es keine geniale Lösung gibt. Dann entdeckt er ein Buch von Sexologe Dr. Vardhi, gespielt von Boman Irani, das ihn sehr beeindruckt und versucht ihn, als Geschäftspartner zu gewinnen. Der sagt natürlich nicht sofort ja, Raghu bleibt aber sehr hartnäckig und kann Dr. Vardhi schließlich doch überzeugen, mit seinem Wissen vielen Menschen zu helfen. Um in Indien offen über Sex zu reden, muss man sehr viel mit Metaphern arbeiten. Dr. Vardhi ist ein echter Meister darin. Er erklärt z.B., dass Männer wie Streichhölzer sind und schnell verbrennen. Frauen dagegen sind wie Dampfbügeleisen. Sie brauchen eine Weile, bis sie richtig heiß werden. So solle der Mann doch Geduld beweisen. So ist es ihm möglich, mit Menschen über Sex zu reden, ohne dass sie aus lauter Scham das Thema unausgesprochen lassen. Die Geschäftsidee wird dank Dr. Vardhi schließlich zu einem erfolgreichen Geschäft ausgebaut, allerdings mit illegalem Verkauf.

Als ein bekannter chinesischer Politiker stirbt und die Suppe bei ihm gefunden wird, gibt es Ermittlungen. Bei einer Gerichtsverhandlung hält Dr. Vardhi eine flammende Rede zum Thema Sex.  Da sich in Indien niemand traut, öffentlich über Sex zu reden, stauen sich die Probleme an und führen letztlich zu Gewalt und Scheidung. Wie recht er hat!   

Als schließlich festgestellt wird, dass in der Suppe ganz normale Zutaten enthält und weder Tiger-Penis noch sonst irgendwelche Zauberkräuter, erklärt Raghu dem Gericht, dass 70% aller sexuellen Probleme einen psychologischen Hintergrund haben und diese magische Suppe nur einen Placebo-Effekt hat (der auch Wirkung zeigt).

Am Ende sind Raghu und Dr. Vardhi äußert erfolgreich beim Aufbau von Gesundheitskliniken, die sich sexuellen Problemen widmen.

Aus meiner Sicht hat der Film einen großen Wert für die indische Gesellschaft, in der das Thema Sex leider oft tabuisiert wird. Im Film wird sehr deutlich gemacht, dass es eher zu Problemen führt, das Thema zu verschweigen. Die Zensur für indische Filme in der Hinsicht ist sehr hart. Inzwischen darf zwar auch mal etwas heißer geküsst werden, aber das war es dann auch schon. Filme sollen hauptsächlich familientauglich sein. Eine Serie wie “Sex Education” wäre undenkbar. Dabei ist Aufklärung so wichtig. Wenn Menschen nur aus illegalen Pornos etwas über Sex lernen, kann das doch nicht gut sein. 

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81113919

EN 

Sex sells. In India too.

Entrepreneur Raghu, played by Rajkummar Rao, has been trying his luck with all kinds of business ideas for a long time. None of his ideas has worked. His wife has to borrow money from other people to cover the cost of living. Raghus uncle finally forces him to go to China with his cousin to meet an investor for a business idea. Once there, he finally gets to know a businessman who shows him a tiger penis soup that is said to have a similar effect to Viagra. He is supposed to sell the soup in India, then he will become a successful businessman, because sex is a very important thing in India as well as in China (and well, possibly everywhere). Back in India, Raghu tries to consult all kinds of people who promise to have a solution to sexual problems. Finally he realizes that there is no genial solution. Then he discovers a book by sexologist Dr. Vardhi, played by Boman Irani, who impresses him very much and he tries to win him over as a business partner. Of course, Dr. Vardhi does not immediately say yes, but Raghu remains very persistent and can finally convince Dr. Vardhi to help so many people with his knowledge. When you want to talk about sex in India, you have to do it with a lot metaphors. Dr. Vardhi is a real master at it. For example, he explains that men are like matches and burn quickly. Women, on the other hand, are like steam irons. It takes a while for them to get really hot. So the man should show patience. This enables him to talk to people about sex instead of not discussing the topic out of sheer shame. Thanks to Dr. Vardhi eventually developed into a successful business, albeit with illegal sales.

Their business starts to take off, when a well-known Chinese politician dies and the soup is found in his home, there are investigations. At the trial, Dr. Vardhi held a flaming speech about sex. Since no one in India dares to speak about sex in public, the problems accumulate and ultimately lead to violence and divorce. How right he is!

When it is finally revealed that the soup contains completely normal ingredients and no tiger penis or any other magical herbs, Raghu tells the court that 70% of all sexual problems have a psychological background and that this magical soup has only a placebo effect (which has helped many people).

In the end, Raghu and Dr. Vardhi successfully established health clinics that address sexual problems.

In my opinion, the film has great value for Indian society, in where the subject of sex is unfortunately often taboo. The film makes it very clear that it is more difficult to keep the topic secret. The censorship for Indian films in this regard is very tough. In today’s films, you can kiss a little hotter, but that’s it. Films are said to be mainly family-friendly in India. A series like “Sex Education” would not be possible. But education is so important. If people only learn about sex from illegal porn, it can’t be a good thing.

 

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Heirat aus strategischen Gründen

Mir wurde neulich vorgeworfen, dass ich die dümmste Frau aller Zeiten bin, weil ich einen „armen“ Mann geheiratet habe. Offensichtlich ist es auch in unserer ach so modernen Gesellschaft tief verwurzelt, dass Frau bitteschön nur einen Mann heiratet, der ihren sozialen Status erhöhen kann. Tatsächlich sehen wir ja auch täglich genug Beispiele, in denen Frauen mit Männern zusammen sind, die in irgendeiner Weise Macht haben. Politisch, finanziell, prominent. Und manchmal sind diese Männer so furchtbar, dass man sich fragt, welche Frau es mit diesem Mann aushalten kann. Für mich persönlich war es immer wichtig, aus meiner eigenen Kraft heraus ein Leben zu führen, das mich glücklich macht. In Indien ist es leider so, dass viele Frauen gar keine Chance bekommen, auch ohne Mann ein gutes Leben zu führen. Und wenn man schon heiraten muss, dann könnte man doch strategisch heiraten. Dachte sich Ani im Film Motichoor Chaknachoor. Ihr Nachbar Pushpinder, der in Dubai arbeitet, wäre doch genau der richtige Mann, damit sie endlich ins Ausland kann und im Internet posten, dass sie es geschafft hat, ihren Traum wahr zu machen. Ihr Traum von der weiten Welt endet aber letztlich im Nachbarhaus.

Natürlich ist es keine Überraschung, dass sich ganz ganz am Ende die beiden Eheleute ja dann doch verlieben. Aber der Weg dorthin ist steinig und schwer und mit großen Familienstreitigkeiten verbunden und als Zuschauer soll man trotz des Happy End bedenken, dass eine Ehe, die aus solch einem egoistischen Grund heraus geschlossen wurde, keine gute ist. Auch das Thema Mitgift spielt im Film eine sehr große Rolle. Es wird deutlich, dass der erste Gedanke beim Suchen nach einer Braut dadurch nicht unbedingt der ist, einen passenden Lebenspartner zu finden, sondern es wird hauptsächlich darauf geschaut, dass die Mitgift stimmt. In anderen Kulturen, in denen der Mann das Geld mit in die Ehe bringt, versuchen die Familien, das Geld in der Familie zu halten, in dem man möglichst nahe in der Familie heiratet. Hört sich an wie die strategischen Heiraten im Mittelalter. Ist aber immer noch hochaktuell. .

Auch wenn der Ausgang des Films nahe liegt, so ist er doch eine leichte, nette Unterhaltung.  Nawazuddin Siddiqui ist einer meiner Lieblingsschauspieler und spielt den überrumpelten Ehemann, der einfach nur endlich einen Frau heiraten wollte und dann aber aus falschen Gründen geheiratet wurde, sehr überzeugend. Athiya Shetty als „Ani“ ist auch sehr überzeugend als hochmütiges, naives Mädchen, das denkt, klüger als alle anderen zu sein, aber dann in der Hochzeitsnacht erkennen muss, dass zu einer Heirat mehr gehört, als ihr lieb ist.

Bleibt jedem zu wünschen, dass das Thema Heirat ohne strategische oder finanzielle Gedanken von statten gehen kann. Ich weiß, die Realität sieht anders aus.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116576

EN

I was recently accused of being the stupidest woman ever because I married a “poor” man. Obviously, it is also deeply rooted in our society that women should only marry a man who can increase their social status. In fact, we see enough examples every day where women are together with men who have power in some way. Politically, financially, prominently. And sometimes these men are so terrible that you wonder how these women can endure these men. For me personally, it has always been important to live life based on my own strength that makes me happy. In India, unfortunately, many women have no chance of leading a good life without a man. And if you have to get married, you could get married strategically. That’s how Ani is thinking in the movie Motichoor Chaknachoor. Her neighbor Pushpinder, who works in Dubai, would be just the right man so that she could finally go abroad and would be able to  share on the Internet that she has managed to make her dream come true. However, her dream of the wide world ultimately ends in the neighboring house.

Of course it is no surprise that the two spouses fall in love at the end of the day. But the way there is very hard and difficult and involves serious family disputes. As a viewer, despite the happy ending, the movie wants you to remember that a marriage that was concluded for such a selfish reason can’t be a good one. The topic of dowry also plays a very important role in the film. It becomes clear that the first thought when looking for a bride is not necessarily that of finding a suitable life partner, but rather that the dowry is appropriate. In other cultures where the man brings the money into the marriage, the families try to keep the money in the family by getting married as close as possible to the family ike strategic marriages in the Middle Ages. But it is still very present today.

Even if the outcome of the film is obvious, it is easy, pleasant entertainment. Nawazuddin Siddiqui is one of my favorite actors and plays the husband who just wanted to marry a woman but was then married for wrong reasons, very convincingly. Athiya Shetty as „Ani“ is also very convincing as a haughty, naive girl who thinks she is smarter than everyone else, but then on the wedding night she has to realize that marriage is involving more than she expected.

In general, everyone wishes that the topic of marriage could take place without strategic or financial thoughts. I know the reality is different.

Watch on Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116576

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Thithi – Beerdigung auf indisch

Bevor der über 100jährige Century Gowda das Zeitliche segnet, lernen wir ihn noch als leidenschaftlichen Pöbler kennen. Während er an der Hauptstraße des Dorfes sitzt, wird jede Person von ihm mit Schimpftiraden beschenkt. „Was stimmt nicht mit dir, geh schlafen“, „Wo hast du deine Frau gelassen, was soll aus dir werden, du nutzloser Penner“. Selbst die Kinder sind vor seinen Beschimpfungen nicht sicher. Im Alter hat man offensichtlich seinen Spaß daran, alle nach Lust und Laune anzupöbeln. Die Beschimpften sehen es mit Humor bzw. überhören es eben einfach. Kurz darauf stirbt er.

Als die Dorfbewohner ihn tot auffinden und seinen ältesten Sohn Gaddappa (was soviel heißt wie „der bärtige Mann“) über dessen Tod informieren, bekommen sie von ihm nur „Das ist ok. Das ist kein Ding.“ zu hören. Gaddappa hat überhaupt keine Lust auf die Beerdigungsrituale, die nun folgen. Schließlich bekommen die Toten davon nichts mit, so seine Meinung. Zum Beerdigungsumzug gehört auch eine Brassband, die für eine festliche Stimmung sorgt. Lustigerweise bin ich neulich beim Dreh für eine Netflix-Serie ebenso mit einer Blechkapelle über einen (deutschen) Friedhof gezogen. Der Regisseur pries diese Situation als „Novum“ an und fand die Idee ganz toll. Da muss man als Kenner von indischen Beerdigungskapellen natürlich milde lächeln. Aber das tatsächlich selbst einmal mitzuerleben war auch für mich eine Neuheit und ich muss sagen, das sollte auch in Deutschland viel öfter auf Friedhöfen stattfinden. Mit einer Blasmusikkapelle fällt es einem viel leichter, sich vor allem an die schönen Seiten mit dem Verstorbenen zu erinnern und dies „herauszuposaunen“.

Zudem lernt man nebenbei noch vieles über die Beerdigungsrituale in Indien kennen. Nach der Verbrennung des Toten wird der Astrologe befragt, wann der beste Zeitpunkt für die Beerdigungsrituale sind. Dann werden alle aus den umliegenden Dörfern persönlich zur Beerdigung eingeladen. Die fragen dann geradeheraus, ob es nur Gemüse oder auch Fleisch zu essen geben wird. Wenn die Antwort lautet, dass extra Schafe geschlachtet werden, freut man sich auf den Totenschmaus besonders.

Wie überall in der Welt beginnt nun nach dem Tod eines Verwandten die Leichenfledderei. In diesem Fall möchte der Enkel Thammanna das Land erben. Dem steht noch der Vater Gaddappa im Weg. Der interessiert sich allerdings nicht für den Wunsch seines Sohnes, das Land auf ihn zu überschreiben. Er lebt lieber ohne solch schwerwiegenden Gedanken in den Tag hinein, trinkt gern Alkohol und spielt mit den Schulkindern Spiele. Um nun trotzdem an das Land zu kommen und es nicht den Brüdern seines Vaters zu überlassen, versucht Thammanna seinen Vater für tot zu erklären. Dafür will er ihn mindestens ein halbes Jahr auf Reisen schicken. Gaddappa nimmt dann auch den nächstbesten Bus…die Verwicklungen, die nun folgen, sind absolut aberwitzig und äußerst unterhaltsam.

Der Film hat nicht umsonst zahlreiche Filmpreise verliehen bekommen. Es ist eine illustre Geschichte über ein liebenswürdiges Dorfleben mit ganz vielen realen Eindrücken. Eine dieser ganz besonderen Perlen indischer Filmkunst abseits von Bollywood und Blockbustern. Das ganz normale verrückte indische Dorfleben eben.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80107370

EN

Before the more than 100-year-old Century Gowda leaves the world, we get to know him as a passionate trouble maker. While sitting on the main street of the village, each passerby is greeted by ranting. „What’s wrong with you, go to sleep,“ „Where did you leave your wife, you useless bum?“ Even the children are not safe from his abuse. In old age, obviously, it’s fun to abuse everyone at your whim. Those insulted take it with humor or simply just ignore it. Shortly afterwards, the old man dies.

When the villagers find him dead and inform his eldest son Gaddappa (which means „the bearded man“) about his death, he only says „That’s ok. That’s not a thing. “ Gaddappa does not have any interest in the funeral rites that will follow. After all, in his opinion, the dead are unaware of this. The funeral parade also includes a brass band, which provides a festive atmosphere. Funnily enough, the other day while filming for a Netflix series, I also went with a brass band through a (German) cemetery.

The director praised this situation as a „novelty“ and found the idea really great. Of course, when you know these Indian funeral chapels, you can smile a bit. But actually experiencing it myself was also a novelty for me and I have to say that in Germany, too, this should take place much more often in cemeteries. With a brass band it is much easier to remember and celebrate the beautiful side of the deceased and to „get it out“.

In addition, you will learn a lot more about the funeral rites in India. After burning the dead body, the astrologer is asked when is the best time for the funeral rites. Then everyone from the surrounding villages is personally invited to the funeral. They ask directly, if there will be meat or vegetables to eat at the funeral. When they find out that a sheep has been slaughtered for the meal, they especially look forward to the funeral feast.

Like everywhere else in the world, fighting over the inheritance begins after the death of a relative. In this case, the grandson Thammanna wants to inherit the land right from his dead grandfather. His father Gaddappa stands in the way. However, he is not interested in leaving the land to his son. He prefers to live day to day without such serious thoughts, drinking alcohol and playing games with the schoolchildren.

In order to get to the land anyway and not have it left to his uncles, Thammanna tries to declare his father as dead. He wants to send him for at least half a year traveling. Gaddappa decides to  take the next best bus out of town … the complications that follow are absolutely crazy and extremely entertaining.

The film has been awarded numerous film prizes. It is an illustrious story about a lovely village life with many real impressions. One of those very special pearls of Indian film art away from Bollywood and blockbusters. Just the normal crazy Indian village life.

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Porinju Mariam Jose – eine besondere Freundschaft

Ich muss diesem Film unbedingt einen Beitrag widmen, da ich durch diesen Film Fan von Malayalam-Songs wurde. Malayalam wird von 35 Millionen Menschen, vor allem im Bundesstaat Kerala an der Südwestküste Indiens gesprochen. Ein Handleser in Indien hat mir mal aus der Hand gelesen, dass ich ein großer Fan von indischer Musik bin. Man könnte meinen, das trifft ja vielleicht auf viele Indientouristen zu. Aber mich berührt indische Musik tatsächlich auf ganz spezielle Art und so auch die Musik dieses Films. Ich liebe diese Brass-Band, die den ganzen Film durch die Gegend zieht. Ganz besonders liebe ich diesen Song:

Im Film geht es um die Freundschaft von Porinju, Mariam und Jose. Porinju, der Held des Dorfes hat eine unerfüllte Liebesgeschichte mit Mariyam, einer taffen und starken Frau, die im Dorf Geld verleiht und sich gegen Männer zu wehren weiß. Jose und Porinju sind dicke Freunde. Bei einem der kirchlichen Umzüge durchs Dorf kommt es zu einem verheerenden Ego-Streit und artet in Gewalt aus.

Der Film hat mich nachhaltig beeindruckt. Auch weil er zu Teilen etwas abstoßend ist, aber irgendwie auf eine so sympathische Art und Weise, dass ich ihn wohl liebevoll in die Reihe SchleFaZ aufnehmen würde. Irgendwie schlecht, aber auch kultig. Das Trinkspiel wäre definitiv: jedesmal den Cocktail schlürfen, wenn geraucht wird. Ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem so viel geraucht wurde! Da helfen auch die stetigen Hinweise nichts, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet. Dieser Film ist eine einzige Hommage ans Rauchen. Was auch sehr ungewöhnlich ist, sind die beiden männlichen Helden des Films. An sich ja wohl eher Antihelden. Solche Typen würde man nie in einem Liebesdrama erwarten. Dickbäuchige ältere Dorfchaoten. Aber auch irgendwie wieder liebenswürdig, weil das mal keine abgehobene zum Bersten schöngefilterte Romanzenschnulze mit glattgebügelten durchgestylten Models ist. Die Brutalität der Dorfbewohner hat auf jeden Fall was von Haudraufmovies mit Bud Spencer und Terence Hill. Dass es am Ende dann unerwartet dramatisch ausartet erscheint dann zwar etwas zuviel…aber wer genug wahre Geschichten von aufgebrachten indischen Dorfbewohner kennt, der weiß, dass das durchaus so tragisch enden kann. Da reicht ja manchmal nur ein Gerücht, um vom wild gewordenen Mob gelyncht zu werden.

Also wer mal einen Film fernab langweiliger schnöder Schönheitsideale sehen möchte, der ist hier genau richtig. Er ist in jeder Hinsicht sehr unterhaltsam.

 

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Chopsticks – Selbstvertrauen ergaunern

Wer Lust auf einen zuckersüßen Film hat: hier ist so einer. Ich kann mir vorstellen, dass die Inder ihn nicht so mögen werden, weil der Humor nicht wie üblich mit dem Zaunpfahl daherkommt, sondern eher von der feinfühligeren Sorte ist.

Nirma ist alles andere als selbstbewusst. Sie versucht zwar daran zu arbeiten, in dem sie z.B. in ihrem neu erworbenen Auto Autosuggestionstraining betreibt und gebetsartig der Stimme nachspricht, die da sagt: ich bin wie ein Proton, immer postitiv. Wenn etwas Beschissenes im Leben passiert, mach Dünger draus…viel bewirkt das Ganze nicht. In ihrem Job wird sie seit einem Jahr immer wieder mit besseren Aufgaben übergangen. Als ihr nagelneues Auto gestohlen wird und die Polizei ihr nicht helfen will, holt sie sich Hilfe von einem Betrüger, um vom Dieb das Auto zurück zu ergaunern. Am Ende hilft ihr der „Künstler“ nicht nur, ihr Auto tatsächlich zurück zu bekommen. Nein, er verhilft ihr auch noch zu mehr Selbstvertrauen.

Insgesamt sehr weichgespült, aber ich finde sehenswert. Mithila Palkar als Nirma bringt die unbeholfene junge Frau ohne Selbstbewusstsein super süß rüber. Wenn Abhay Deol manchmal über sie lacht und Schabernack mit ihrer Angst treibt, dann sieht man die kleinen Herzchen flattern. Ohne dafür dramatisch pompösen Aufwand zu betreiben. Eben fein und leise. Zuckersüß. Muss auch mal sein. Und Filme, die in Mumbai spielen mag ich sowieso und Vijay Raaz als Gauner mit Kampfziege Bahubali ist auch wunderbar.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80993095  

 

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Bombairiya -verwirrt durch Mumbai

Was die Story betrifft, habe ich sehr schnell aufgegeben, durchzusehen. Es ist absolut verwirrend, was hier geschieht und als Zuschauer hat man nicht die leiseste Ahnung, wohin das Comedy Drama eigentlich führen soll, welches am Ende wiederum gar keine Komödie ist, weil es eine ernst gemeinte Lobpreisung von Zeugenschutzprogrammen sein soll. Also am Ende ergibt es dann doch alles irgendwie einen Sinn und ich fand es zwischendrin aus zwei Gründen gar nicht so schlimm, den Faden zu verlieren:

  • Mumbai: er wurde in über 40 Orten in Mumbai gedreht und als absoluter Mumbai-Liebhaber ging mir einfach das Herz auf, so viele Orte wiederzusehen
  • Radhika Apte: dieser Frau zuzusehen ist schon Unterhaltung genug

Sehr witzig fand ich die kleine „Lesbenpisode“. Muss man gesehen haben. Ist eine sehr gute Variante, das unerfahrenen Menschen auf diesem Gebiet mit dem Vergleich zu einer religiösen Geschichte zu erklären. Da hatte der Gott doch auch zwei Mütter. Ach so! Na dann! Ist das ja alles gar nicht so schlimm.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81013990

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Bucket List – Herzenswünsche

Die 40jährige Madhura (Madhuri Dixit) benötigt eine Herztransplantation und nachdem sie tatsächlich ein Herz von einem Unfallopfer bekommt, verspürt sie den Drang herauszufinden, wer der Spender ihres neuen Herzens war. Das Herz gehörte der 20jährigen Sai und nachdem Madhura auch Kontakt zu deren Freunden herstellt, findet sie heraus, dass Sai eine „Bucket List“ erstellt hatte mit Dingen, die sie unbedingt vor ihrem 21. Lebensjahr gemacht haben wollte. Madhura hat das starke Bedürfnis, sie müsse diese Liste abarbeiten in Vertretung für Sai. Zuvor nur als Mutter, Ehefrau und Familienversorgerin dafür sorgend, dass es allen anderen gut geht, findet sie beim Erfüllen der Aufgaben mehr zu sich selbst als die 40 Jahre zuvor und erkennt aber für sich am Ende, dass sie so eine Liste doch nicht benötigt, um ihrem Leben noch mehr Inhalt zu geben, da ihr Mann ja schon ihrem Leben genug Inhalt gibt. Klingt komisch? Ist es auch…

Was mir persönlich nicht gefallen hat:

-die Bucket List hätte viel spannendere Ereignisse bereit halten können. Die wirklich witzigen Dinge wie Glatze schneiden oder tätowieren, hatte Sia wohl schon erledigt. Die hier gezeigten Aufgaben sind ziemlich unaufregend

-es kam überhaupt keine emotionale Stimmung auf. Es plätschert alles etwas belanglos vor sich hin

Warum ich den Film nicht gänzlich als verschwendete Zeit ansehe:

-Madhura Dixit ist einfach so zauberhaft und charmant, dass man ihr auch stundenlang zusehen kann, ohne den Film an sich gut zu finden

-es ist ganz gut, sich mal wieder Gedanken darüber zu machen, ob es noch unerfüllte Wünsche gibt, die man noch unbedingt in diesem Leben machen wollte. Meine persönliche Liste besteht eigentlich nur daraus, immer wieder etwas Neues zu machen und zu entdecken

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81029848

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Andhadhun – Blinder Zeuge

Es ist fast nicht zu glauben, aber indische Filme können mich nach all der Zeit doch immer noch überraschen. Eine ernstzunehmende schwarzhumorige Krimikomödie wie diese habe ich wirklich selten gesehen. Man hat viel zu lachen, obwohl alles unglaublich blutrünstig ist und durch vielerlei illustre Absurditäten, die hier passieren, ist es jederzeit unvorhersehbar und spannend bis zum Schluss. Wunderbar! Sehr gelungen. Vom Inhalt darf ich leider so gar nichts verraten, denn jedes Detail wäre schon zu viel verraten. Nur so viel: Gute Unterhaltung!

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81039381

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