Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Meine liebsten Filme mit Irrfan Khan

Als ich gestern Abend die Nachricht las, dass Irrfan Khan ins Krankenhaus musste, weil sich sein Zustand aufgrund seiner Krebserkrankung verschlechtert hatte, ahnte ich, dass es sehr schwerwiegend sein muss. Die Nachricht heute morgen von seinem Tod traf mich, wie viele andere, sehr hart. Einer der besten Schauspieler Bollywoods wird uns nun nicht mehr mit seiner wundervollen Schauspielkunst beglücken und das ist sehr sehr traurig. Selbst den Medien hierzulande war die Nachricht von seinem Tod heute eine Meldung wert, denn Irrfan wurde auch weltweit bekannt mit „Slumdog Millionaire“ und „Life of Pi“, war in „Jurassic Park“ und „The Amazing Spiderman“ zu sehen.

So möchte ich mich bis in alle Ewigkeit an die schönen Filme mit ihm erinnern, die ich so lieb gewonnen habe. Irrfan war für mich immer ein Garant für einen guten Film. Seine zurückhaltende, fast schüchterne Art war etwas ganz besonderes in einem Filmbusiness, in dem man möglichst laut sein muss und immer posen. Das hatte Irrfan nie nötig. Filme mit ihm kamen ganz ohne den üblichen Bollywoodtrubel aus. Er gewann seine Liebsten mit einer viel nachhaltigeren Art. Zuhören, sanft und klug agieren. Während alle um ihn herum in gewohnt indischer Manier durchdrehen, blieb er stets ruhig.

Einer der schönsten Filme mit ihm ist für mich Lunchbox. Eine großartige Liebesgeschichte, die ganz ohne Tanz und große Sprüche auskommt. Hier wurde quasi das Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ verfilmt. Kann ich mir immer wieder anschauen. Ein schöneres Verlieben gibt es kaum.

lunchbox

Quarib Quarib Single (zu sehen bei Netflix)

Flirten kann er wirklich ganz meisterhaft, der Irrfan. In diesem Film sogar mit einer sehr merkwürdigen Erscheinung. Mit Lockenköpfchen, Schweißband und Jogginghose. Auch hier wickelt er mal wieder eine (sehr junge Dame) ordentlich um den Finger, ohne großes TamTam zu benötigen.

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Billu Barber (zu sehen bei Netflix)

Hier spielt Irrfan Khan den Friseur Billu, der bescheiden mit seiner Frau und den zwei Kindern in einem kleinen Ort lebt. Als Bollywood-Star Sihar Khan (gespielt von Sharukh Khan) sein Dorf besucht und das Gerücht die Runde macht, er sei ein guter Freund Billus, wird er über Nacht zu einer Berühmtheit im Ort. Doch Billu versucht erfolglos, sich dem Star zu nähern. Der Druck durch seine Mitmenschen wird immer größer und die Situation eskaliert, als die Dorfbewohner ihn schließlich wegen Betruges bei der Polizei anzeigen…

billubarber

Quissa

Irrfan Khan wollte Film erst nicht drehen, weil die Themen zu gewaltig, mit zuviel Schmerz behaftet sind. Die gewaltsame Teilung Indiens 1947 mit Millionen von Schicksalen, die bis heute nachwirken und die so viele traumatisierte Menschen hinterließ. Die Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft, in der nur Söhne der Familie Glück und Segen bringen. Der mörderische Makel, ein Mädchen zu sein. Die Macht der Familie, die keinen Raum für ein eigenes individuelles Leben lässt. Traditionen, an denen sich festgeklammert wird und die in keiner Weise in Frage gestellt werden. Vergewaltigung…daraus wurde ein Fantasy-Film, der einen zwar etwas verwirrt zurück lässt, aber Irrfan legte hier eine seiner besten Leistungen hin, wie er meinte.

quissa

Hindi Medium

Ein wunderbarer Film zum Thema „wie erlange ich das Optimum für meinen Nachwuchs“. Irrfan Khan als Vater und seine Frau möchten wie alle Eltern ihrer Tochter einen optimalen Start ins Schulleben ermöglichen, sind aber weder besonders reich, um die Tochter auf eine teure Privatschule zu schicken, noch sind sie besonders arm, denn arme Familien bekommen eine Quote und haben auch eine Chance auf einen Platz in einer besseren Schule, die von Chinesisch bis Klavierunterricht alles bieten. Also tarnen sie sich als arme Leute und ziehen dafür sogar ins Armenviertel. Man kann sich vorstellen, wie amüsant allein diese Umstellung für die Familie ist und dass natürlich nicht alles nach Plan verläuft.

hindimedium

Piku

Piku und ihr 70jähriger Vater sind zwei sehr komplizierte Menschen, die sich ohne Pause anschreien können und sich ständig annerven. Ihr Lieblingsthema sind Verdauung und Stuhlgang des Vaters. Keiner in ihrem Umfeld hält das Gezeter der beiden aus, sogar die Taxifahrer boykottieren sie. Irrfan als Taxiunternehmer allerdings erbarmt sich schließlich und fährt die beiden von Delhi nach Kalkutta. Irrfan ist wie gewohnt angenehm ruhig und man schaut ihm gerne zu, wie er die beiden Wahnsinnigen oft auf den Boden der Tatsachen herunter holt. Er scheut sich auch nicht davor, die Probleme zwischen Piku und ihrem Vater zu benennen.

piku

Ein angenehmer Ruhepol hat diese Welt verlassen. In einer Welt, in der „Poltern“, Attackieren, Hetzen, Herumschreien, Pöbeln so normal geworden ist.

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Piku – Ach du heiliger Stuhlgang

Zu diesem Film fällt mir der passende Witz ein, den ich neulich von Ranga Yogeshwar gehört habe: „Wenn in Deutschland 3 Männer zusammen stehen, reden sie nach 5 min über Autos. In Indien reden 3 Männer nach 5 min über Magen-Darm-Probleme.“

Wenn Sie schon immer alles über Ausscheidungen wissen wollten: Farbe, Konsistenz, Häufigkeit…dann sind Sie hier richtig. Es gibt kein wichtigeres Thema für Pikus Vater und so beherrschen die Fäkalien sogar ihre Meetings im Büro und ihre Dates. Es wird praktisch in jedem zweiten Satz darüber gesprochen und vor allem gestritten. Quasi „Darm mit Charme“ in schönster Verfilmung. Was kann man für eine gute Verdauung tun, was ist der Vorteil des indischen Sitzes und der große Nachteil des westlichen Toiletten-Throns.

Piku (Deepika Padukone) und ihr 70jähriger Vater (Amitabh Bachchan) sind zwei sehr komplizierte Menschen, die sich ohne Pause anschreien können und sich ständig annerven. Wenn die ganze Familie samt Onkeln und Tanten zusammen kommt, wird es noch lauter und hitziger. Für mich als Zuschauer war das sehr sehr anstrengend. Für alle Menschen im Umfeld der beiden ist es das auch. Die Taxifahrer streiken deswegen schon und wollen Piku nicht mehr fahren. Ihr Vater möchte aber unbedingt von Delhi nach Kalkutta in sein Elternhaus fahren und so erbarmt sich schließlich Rana, der Besitzer des Taxiunternehmens (Irrfan Khan) und fährt die Beiden. Was ihn natürlich alle Nerven kostet. Aber er bleibt immer ruhig und kann gute Tipps zu Stuhlgang und Verdauung des Vaters geben und rastet auch nur einmal kurz aus. Irrfan Khan ist wie gewohnt angenehm und man schaut ihm gerne zu, wie er die beiden Wahnsinnigen oft auf den Boden der Tatsachen herunter holt. Er scheut sich auch nicht davor, die Probleme zwischen Piku und ihrem Vater zu benennen. Diese Momente waren für mich sehr erleichternd zwischen all dem Gebrüll und Gezeter und es hätte niemand diese Rolle besser übernehmen können als Irrfan.

Ich denke, für Inder sorgt sowohl das Fäkalienthema als auch die realistische Darstellung der Probleme einer indischen Familie für viel Lacher. Ich persönlich kann diesem Fäkalhumor durchaus auch etwas abgewinnen und wie schon tausendmal erwähnt, ein Film mit Irrfan Khan lohnt sich immer. Aber die Streitereien sind auch echt anstrengend anzusehen. Kein Film, wenn man vorhat, etwas zu relaxen. Hier kommt der Blutdruck erstmal in Wallung. Das Ende ist etwas vorhersehbar, aber man freut sich auch darauf.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/title/80049194

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Hindi Medium – Überleben in der Optimierungsgesellschaft

Wie schon oft erwähnt: mit Irrfan Khan Filmen kann man nichts falsch machen. Dieser hier ist wirklich wunderbar unterhaltsam, weil er das Thema „wie erlange ich das Optimum für meinen Nachwuchs“ in seinen blütenhaftesten Absurditäten darstellt, wie es (auch in Deutschland) schon zu oft der Fall ist: hier wird mit allen Mitteln gekämpft, um den Kindern die besten Chancen zu geben. Denn allein die „richtige“ Schule wird später unabänderbaren Einfluss auf die Karrieremöglichkeiten des Kindes haben. Kommt es auf die „falsche“ Schule, wird das Kind ein trauriges Schicksal erleiden und in der Gosse landen. Irrfan Khan und Saba Qamar als Eltern möchten ihrer Tochter alles ermöglichen, sind aber weder besonders reich, um die Tochter auf eine teure Privatschule zu schicken, noch sind sie besonders arm, denn arme Familien bekommen eine Quote und haben auch eine Chance auf einen Platz in einer besseren Schule, die von Chinesisch bis Klavierunterricht alles bieten. Sie lassen sich nun von einer Beraterin in langen Sitzungen auf das Interview in ihrer Lieblingsschule vorbereiten. Leider fällt der Vater dann beim Interview durch und ihre Tochter wird somit weder auf dieser, noch auf anderen guten Schulen angenommen, wo die Kinder den ganzen Tag auf außergewöhnliche Leistungen getrimmt werden. In ihrer Verzweiflung lassen sie sich dazu hinreißen, so zu tun, als wären sie so arm, dass sie wenigstens über die Armenquote in die Schule kommen können. Dafür ziehen sie aus ihrer Mittelklasse-Gegend in ein Armenviertel und versuchen den Kontrolleur davon zu überzeugen, wirklich arm zu sein. Man kann sich vorstellen, wie lustig allein diese Szenen sind. Natürlich verläuft das alles nicht nach Plan…und am Ende sind sie geläutert und finanzieren eine dieser „schlechten“ Schulen, damit aus der Schule eine wird, die ihrer Tochter ebenso gute Möglichkeiten bietet wie jede andere Schule.

Das Traurige ist, dass hier wirklich alles auf realen Bedingungen beruht, denen sich Eltern heutzutage gegenüber sehen. Man muss fast seine Seele verkaufen, um gewisse Bedingungen zu erfüllen. Man muss am besten schon Entscheidungen treffen, wenn das Kind noch gar nicht geboren ist. Wenn das Kind nicht schon mit dem ersten Lebensjahr mehrere Sprachen spricht, wie soll es da jemals mit dem großen Konkurrenzdruck zwischen all den Supertalenten zurecht kommen. Aber diese traurige Wahrheit wird in dem Film mit einem so wunderbaren Humor begleitet, dass man wirklich sehr gut darüber lachen kann, wie abartig diese Optimierungsgesellschaft funktioniert.  Großartig!

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Qarib Qarib Singlle – Bereit für eine neue Liebe?

Mit einem Irrfan Khan Film ist es, wie es ist: man kann nichts falsch machen. Es geht immer direkt ins Herz, wie spielfreudig er seine Rollen zelebriert. Bei Shahrukh Khan hätte es wahrscheinlich wieder große Diskussionen darum gegeben, dass er in seinem Alter doch bitte keine Romanzen mehr mit allzu jungen Damen auf der Leinwand darstellen sollte. Bei Irrfan muss man sich darüber keinen Kopf machen. Trotz fortgeschrittenen Alters steht ihm auch eine jugendliche Leinwandpartnerin sehr gut. Und Flirten kann Irrfan ganz meisterhaft! In diesem Fall muss man sich wohl eher an seine merkwürdige Erscheinung mit Lockenköpfchen, Schweißband und Jogginghose gewöhnen. Wenn dies gelungen ist, kann man sich ganz und gar auf eine außerordentlich charmante und unaufgeregte Romanze einlassen. Unaufgeregt im Sinne von: lassen wir mal den typischen Bollywoodtrubel weg. Wir sehen z.B. das ganz einfache Indien, Orte abseits der üblichen Touristenspots. Der Fokus liegt ganz allein auf dem redefreudigen Poeten Yogi und der jungen Witwe Jaya (Irrfan und Parvathy), die sich über ein Datingportal kennen lernen. Sie machen sich schließlich gemeinsam auf den Weg, ihren verflossenen Lieben noch einmal zu begegnen und diese Beziehungen aufzuarbeiten, damit sie wirklich bereit für eine neue Beziehung sind. Auf dieser Reise lernen sie natürlich viel über sich selbst und es ist sehr unterhaltsam, ihnen dabei zu zuschauen. Der quirlige Yogi, der schon mal den Flug oder den Zug verpasst, es ihm aber zu keiner Zeit die gute Laune verdirbt und die seriöse, ernsthafte Jaya, die mit diesen ungeliebten Überraschungsmomenten erst einmal zurecht kommen muss. Es ist zwar etwas zweifelhaft, wieso Jaya diese Reise mit einem Mann unternimmt, der sie ständig zur Weißglut bringt. Wiederum gut nachvollziehbar ist es, dass Irrfan einen derart um den Finger wickelt.
Das Schöne an dem Film ist: er prügelt nicht so manipulativ aufs Herz ein, wie es sonst Bollywoodfilme gerne wollen. Er schafft es auf eine ganz leichte und frische Art, dass man sich mit der Geschichte der Figuren anfrreunden kann ohne großes Tamtam. Das ist auch mal ganz schön. Man muss ja nicht immer gleich mit dem Gefühlshammer draufhauen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/title/81016192

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Qissa – wenn Geistergeschichten verwirren

Was kann man von einer deutsch-indischen Arthouse-Co-Produktion erwarten? Kopfschmerzen…oder vielleicht positiver ausgedrückt: einen Film, der noch lange nachhaltig beschäftigt/verwirrt und wahnsinnig viele Interpretationsmöglichkeiten zulässt.

Wer hat sich bloß wieder diesen deutschen Titel dazu ausgedacht? „Der Geist ist ein einsamer Wanderer“ Das hört sich doch nach einem ganz schlechten Liebesroman an. Qissa (die Geschichte/Erzählung) „The Tale of a Lonely Ghost“ klingt da weit neutraler, aber gibt lange nicht die Dramatik wieder, um die es geht.

Aber von vorn. Der Sikh Umber Singh muss durch die Teilung Indiens 1947 seine Heimat verlassen. Seine einzige Hoffnung, sein einziges Ziel ist es, einen Sohn als Erben zu haben. Als seine vierte Tochter geboren wird, akzeptiert er dies einfach nicht und gibt ihr den Namen „Kanwar“ (junger Prinz), erzieht sie als Mann.

Der Film ist vollgepackt mit Problematiken, die die indische Gesellschaft zu bieten hat: Die gewaltsame Teilung Indiens 1947 mit Millionen von Schicksalen, die bis heute nachwirken und die soviele traumatisierte Menschen hinterließ. Die Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft, in der nur Söhne der Familie Glück und Segen bringen. Der mörderische Makel, ein Mädchen zu sein. Die Macht der Familie, die keinen Raum für ein eigenes individuelles Leben lässt. Traditionen, an denen sich festgeklammert wird und die in keiner Weise in Frage gestellt werden. Vergewaltigung…

Und am Ende erscheint Umber Singh als Geist…und hinterlässt einen sehr verwirrt (es ging nicht nur mir so). Denn alles andere ist ja Realität. Aber am Ende ist ein Fantasymärchen draus geworden. Mag sein, dass das eine sehr traditionelle indische Erzählart ist, Geister erscheinen zu lassen. Mag sein, dass der Regisseur dem Zuschauer ganz viele eigene Interpretationsmöglichkeiten für alle Situationen im Film offen lassen möchte. Dieser Wechsel vom realistischen gesellschaftskritischen Film zum Fantasyfilm lässt mich verwirrt zurück. Jeder Teil für sich ist sehr sehenswert. Grandiose Schauspieler, schöne Bilder. Aber zusammen gesehen… verwirrend.

Und die Moral von der Geschicht: du kannst ändern das Schicksal nicht?

Regisseur Anup Singh stand gestern beim IndoGerman Filmdinner per Skype für ein Q&A zur Verfügung und auf die Frage, was ihn zu diesem Drehbuch veranlasst hat, verwies er auf seine eigene Familiengeschichte. Seine Eltern mussten damals ebenfalls bei der Teilung Indiens fliehen. Er kennt viele Geschichten aus dieser Zeit. Damals sprangen die Mädchen und Frauen in Brunnen in den Tod, um sich vor Übergriffen zu schützen und das Wasser mit ihren Leichen für die Besatzer zu vergiften. Er kennt die Geschichte eines 60jährigen Mannes, dessen 14 Jährige Tochter damals auch in den Brunnen gesprungen ist. Das Mann hat immer noch jeden Tag Pläne für sie. Diese dramatischen Ereignisse wollte der Regisseur unbedingt verarbeiten.

Irrfan Khan wollte Film erst nicht drehen, weil er nicht in diese Tiefen hinab wollte, es würde Terror für ihn bedeuten, diese Rolle zu spielen. Dann überzeugte Anup Singh ihn aber mit dem Vergleich mit dem pakistanischem Pavarotti, dessen Gesicht beim Singen schrecklich verzerrt wird, aber man sieht trotzdem nur, was man hört, nämlich eine wundervolle Stimme, eine wundervolle Performance. Daraufhin hat Irrfan zugesagt und findet es nun die bisher beste Performance seiner Laufbahn.

Der Deutsche Kameramann Sebastian Edschmid war bei der Filmvorführung anwesend und erzählte, dass er aufgrund des historischen Hintergrundes gern mit einer Filmkamera gedreht hätte, aber das ist heutzutage viel zu teuer und es gibt kaum noch Kopiewerke. Daher hat er mit einer Digitalkamera gedreht, was dem historischen Aussehen des Films keinerlei Abbruch getan hat.

Qissa wird erst im September in Indien gezeigt, und dann auch nicht in kleinen Dörfern, sondern nur großen Städten.

Hier läuft er bereits in einigen großen Städten: http://kinofinder.kino-zeit.de/programmsuche/qissa-der-geist-ist-ein-einsamer-wanderer und am Samstag gibt es nochmal eine Vorstellung im Rahmen des IndoGerman FilmDinners im Babylon Berlin. Irrfan Khan ist für ein Q&A angefragt, weiß aber noch nicht, ob er die Zeit dafür haben wird, da er gerade „Jurassic World“ dreht.

http://www.qissa-derfilm.de/

http://www.film-zeit.de/Film/23865/QISSA/Kritik/

 

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D-Day – unvergesslicher Thriller

Um den Mann hinter dem größten indischen Verbrechersyndikat zu fassen, wird eine Mission gestartet, den in Karachi (Pakistan) lebenden Iqbal Seth bei der Hochzeit seines Sohnes festzunehmen. So der Plan, der leider fatal schief geht.

Also diesem Film stehe ich doch etwas zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite wunderbare Schauspieler, die beste Filmmusik seit langem und einzigartige Szenen, die noch ewig in meiner Erinnerung immer wieder abgespielt werden. Auf der anderen Seite eine etwas unausgegorene Handlung.  Hätte ich von dem Regisseur von „LunchBox“ so jetzt nicht unbedingt erwartet. Aber man erkennt in einigen Szenen doch deutlich seine Handschrift. Allein für die Szene, in der die Prostituierte umgebracht wird, weil sie Kontakt zum an der Mission beteiligten Captain der Mission hatte und die Leute des Verbrechersyndikats mehr von ihr über ihn wissen wollten,  hat es sich gelohnt, diesen Film zu sehen. Ich habe noch nie jemanden so wunderschön sterben sehen. Einfach großartig! Einzigartig!

Preise gab  es für den Film bei den Filmfare-Awards für den besten Schnitt und die beste Action. Ein gut gemachter Thriller, keine Frage. Mit einigen unvergesslichen Szenen.

Diesen bekannten Verbrecher hat es wohl gegeben, inwieweit der Film auf Tatsachen beruht, kann ich nicht sagen. Der Regisseur meinte nur, dass der Film in Pakistan wohl verboten worden wäre.

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Premiere von Lunchbox – Manchmal fährt der falsche Zug zum richtigen Ort

Heute war die Premiere von Lunchbox in Berlin. Das Spielfilmdebut des indischen Regisseurs Ritesh Batra, gefördert durch das Medienboard Berlin Brandenburg und ARTE, wird ab dem 21.11. in allen Kinos zu sehen sein. Es wird eine deutsch-synchronisierte Fassung geben, wir durften das Original mit Untertiteln sehen.

Der zentrale Leitsatz des Films, den mir der anwesende Regisseur auch als Autogramm signierte war: Manchmal fährt der falsche Zug zum richtigen Bahnhof.

In Indien liefern die Dabbawallas das Essen an die im Büro arbeitenden Männer für die Mittagspause aus, welches die Frauen mit viel Liebe zubereiten. (http://www.arte.tv/de/das-perfekte-chaos/3898460,CmC=3896176.html) Sie sind perfekt organisiert, müssen täglich 200.000 Essen in Mumbai ausliefern und nutzen dazu einen Nummerncode. Ohne Computer, ohne lesen zu können. Das funktioniert erstaunlicherweise so gut, dass von 16 Millionen wohl nur eine Dose verloren geht. Im Film geht diese eine Dose an die falsche Adresse, den falschen Mann. Aber letztlich ist es genau die richtige Adresse, denn die zwei kommen sich über diese Lunchbox mit Briefen so nahe, dass eine kleine Romanze entsteht. Sie finden in ihrer Lebenssituation Trost und Hoffnung.

Ein wirklich toller Liebesfilm! Irrfan Khan ist einfach ein großartiger Schauspieler. Allein seine Mimik, wie er verstohlen um sich blickt, wenn er an der Lunchbox riecht, wenn er den für ihn bestimmten Brief öffnet, wenn er mit Spannung das Essen in den Boxen erforscht. Das bringt wahre Freude. Nimrat Kaur ist natürlich ebenso bezaubernd und überzeugend. Der Film ist sehr dokumentarisch, mit echten Straßenverkehrszenen, echten Dabbawallas. Man ist im wirklichen Indien. Man riecht und schmeckt förmlich das Essen mit.

Keine Angst, das ist kein Bollywood-Film, wo gesungen und getanzt wird. Das ist ein schöner Film über das oft nicht so schöne Leben. Ich muss aber davor warnen, hungrig in diesen Film zu gehen. Denn dann knurrt einem ständig der Magen angesichts dieser leckeren Mahlzeiten. Auf der offziellen Webseite gibt es auch Rezepte zum Nachkochen. Ja, die Liebe für den Film geht wohl auch durch den Magen des Kinobesuchers.

Das offene Ende ist vielleicht ein kleiner Schlag in die Magengegend, aber hier soll sich laut Regisseur jeder sein eigenes Ende erdenken. Welches Ende würdet ihr favorisieren?

Unbedingt sehenswert! Auf ins Kino!

Webseite zum Film: http://www.lunchbox-derfilm.de/

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Billu Barber – der Friseur und der Star

Ich kaufe mir nur sehr selten Bollywoodfilm-DVDs, weil man wirklich gute Filme, die man sich auch gern mehrmals anschauen möchte, leider an der Hand abzählen kann. Billu Barber wäre jetzt auch nicht unbedingt auf meiner Must-Have-Liste gelandet, aber da ich diese DVD bei einem ISHQ-Gewinnspiel gewonnen habe, bin ich doch sehr erfreut darüber, sie nun zu den meinigen zählen zu dürfen.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Billu (Irfan Khan) lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in einem kleinen Ort, in dem er einen Friseursalon betreibt. Der Laden läuft nicht sehr gut, die Leute wollen etwas Modernes, doch bei Billu fällt die alte Einrichtung auseinander. Als im Dorf ein grosser Bollywoodfilm gedreht wird und Hunderte von Filmleuten anreisen, unter ihnen auch der grösste Star des Landes, Sahir Khan (Shahrukh Khan), gerät das Dorfvolk ausser Rand und Band. Billu erwähnte einmal vor seiner Familie, dass er Sahir persönlich kenne und schnell wird das Thema zum Dorfgespräch. Plötzlich wird Billu zum beliebtesten Menschen des Ortes, denn jeder erhofft sich, durch ihn den großen Sahir Khan kennenzulernen. Billu versucht erfolglos, sich dem Star zu nähern, denn der Druck durch seine Mitmenschen wird immer größer, doch die Situation eskaliert, als die Dorfbewohner ihn schließlich wegen Betruges bei der Polizei anzeigen…
Als ich mir den Film im Kino angeschaut habe, war ich zumindest nicht so enttäuscht wie viele andere, die sich auf Shah Rukh Khan gefreut hatten. Zum Glück hatte ich nicht allzu viel von SRK erwartet, dafür umso mehr von Irrfan Khan (auch internationaler bekannt durch Slumdog Millionaire und Namesake). Und ich wurde nicht enttäuscht, Irrfan spielte mal wieder brilliant. Shah Rukhs Selbstinszenierung dagegen langweilte einfach nur. So sehr, dass der Film eben nur halb soviel Spaß macht, aber er lohnt sich trotz allem…eben wegen dem genial spielenden Irrfan Khan.
Fazit: Sehr zu empfehlen für Fans von Irrfan Khan, ausschließliche SRK-Fans werden wohl eher enttäuscht sein.
Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/70115621
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