Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

151 Momentaufnahmen aus Indien

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Indien 151
Oktober 2019 (5. Auflage)
288 Seiten
ISBN: 978-3-95889-251-4
Conbook Verlag

151 Eindrücke aus Indien. Von A wie Aberglaube bis Z wie Zeit, die in Indien eine ganz andere Bedeutung hat als hier im abgehetzten Europa. Allein über den Aberglauben in Indien könnte man mehrere Bände verfassen. Da werden Operationstermine nach dem Horoskop gemacht und Menschen mit Gegenständen oder Tieren verheiratet, um das von der Geburt beeinflusste schlechte Horoskop zu verbessern. Heiraten geht sowieso nicht ohne vorher den Astrologen zu befragen. Manche leben ihr Leben vollständig nach dem Horoskop. Als Horoskopersteller und Prophezeier kann man gut Geld verdienen. Auch ich habe mir in Indien mal aus der Hand lesen lassen. Was die Vergangenheit betraf, war das unheimlich zutreffend. Nur die Zukunft war etwas undeutlich. Auch in Tempeln wird gern Geld gegeben, um den Wünschen etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Und auch ich habe dieses Jahr in einem hinduistischen Tempel mal ein Ritual mitgemacht und dafür “Eintrittsgeld” gezahlt. Ich befürchte nur, der Priester hat meinen telepathischen an ihn gerichteten Wunsch nach Gesundheit etwas falsch verstanden, denn einen Tag später traf ich auf eine neue Liebe in meinem Leben, nach der ich gar nicht auf der Suche war. Eine neue Liebe ist allerdings auch wie ein neues Leben und fördert ja nachweislich die Gesundheit. Außerdem befinde ich mich mal wieder in einem siebten Jahr. Es gibt ja die Theorie, dass alle sieben Jahre im Leben immer gravierende Veränderungen stattfinden. Oder ob es an meinem Alter liegt, 42? Laut “Per Anhalter durch die Galaxie” die ultimative Zahl, welche die Antwort auf alle Fragen des Lebens ist. Irgendwo kann man das Leben immer ein bisschen mit Aberglauben erklären. Was für uns in Europa eher belustigende Zufälle sind, hat in Indien eine ganz andere Bedeutung. Im Film “The Zoya Faktor” wird dieser oft übertriebene Aberglaube in Frage gestellt. Gerade im Sport gibt es Rituale,  z.B. sich nicht mehr die Haare zu schneiden oder zu rasieren, weil man das Gefühl hat, damit die Glückssträhne zu durchbrechen. Bei “The Zoya Faktor” wird eine Frau zur Glücksbringerin einer Cricketmannschaft erklärt. Solange sie mit dem Team frühstückt und bei den Spielen dabei ist, scheint die Mannschaft wie durch ein Wunder zu gewinnen. Ist sie nicht dabei, werden sie zu Verlierern. Ihr wird schließlich ein Millionenvertrag angeboten, damit sie den Glücksbringer spielt. Der Kapitän der Mannschaft ist zurecht erzürnt, denn was sagt es über alle ihre harte Trainingsarbeit aus, wenn am Ende der Erfolg einem Glücksbringer zugeschrieben wird. Und warum sollte man überhaupt noch hart trainieren, es gibt ja einen Glücksbringer. Am Ende gewinnt das Team Indien natürlich auch ohne Glücksbringer. Man sollte es mit dem Aberglauben nicht übertreiben, möchte man dem indischen Publikum beibringen.  

151 ausgewählte Momente des indische Alltags, liebevoll bebildert. Manchmal gibt es eigens erlebte Geschichten dazu, manchmal Fakten zur Kultur und Gesellschaft. Man kann sich erstmal an den Bildern orientieren und dann auswählen, welche Geschichte dazu man genauer lesen möchte oder man nimmt sich jeden Abend eine Geschichte aus dem bunten Leben in Indien vor. Jedes Geschichte ein eigenes Abenteuer. Derjenige, der die Vielfalt Indiens noch nicht selbst erlebt hat, wird hier nicht gleich erschlagen von zu viel Neuem und der Indienkenner kann sich genüsslich zurück lehnen und an die eigenen Erfahrungen zurück denken und herrlich abschweifen.

Fazit: ein tolles Format, sowohl für Indien Interessierte, als auch Indienkenner. Macht Menschen, die bisher noch nicht nach Indien gereist sind, garantiert neugierig auf dieses vielfältige, bunte Leben. Für Indienbereiste bietet das Buch einen schönen Rückblick darauf, was man selbst schon alles erlebt hat und was es immer noch neu zu entdecken gibt.  

Ich finde das Buch sehr inspirierend. Vielleicht erstelle ich nach meiner dritten Sri Lanka Reise ein ebensolches Bilderbuch für Sri Lanka. Auf jeden Fall nehme ich es als Inspiration, zu einigen Stichwörtern von A bis Z Filmtipps zu geben für alle, die bestimmten Eigenarten von Indien nochmal genauer nachgehen wollen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Conbook Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

EN

151 impressions from India. From A like superstition to Z like time, which has a completely different meaning in India than here in Europe, where everybody is under constant time pressure. The topic superstition in India could fill many books. The surgery appointments are made according to the horoscope and people are married to objects or animals in order to improve the bad horoscope influenced by the birth. Anyway, a wedding is not possible without consulting your horoscope. Some live their lives completely according to the horoscope. From horoscopes and prophecies you can make good money. I too, had a palm reading in India. As far as my past was concerned, the reading was incredibly true. Only the future was a bit unclear. Even in temples, money is gladly given along with wishes to the priest. I also participated in a ritual in a Hindu temple this year and paid „entrance fees“. I’m just worried that the priest misunderstood my telepathic desire for health, because a day later I met a new love in my life that I was not looking for. However, a new love is also like a new life and good for your health. Also, I’m in a seventh year again. There is the theory that every seven years in life there are always serious changes taking place. Or is that happening because of my age? 42, the definite number, which is the ultimate answer to all questions of life according to “The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy”? Somewhere you can always explain life a bit with superstition. What are rather amusing coincidences in Europe has a completely different meaning in India.

151 selected moments of Indian everyday life, lovingly illustrated by photos. Sometimes there are stories which the author herself has experienced, sometimes factual information regarding the culture and society. You can first orientate yourself on the pictures and then choose which story you would like to read further or you enjoy each evening a story from the colorful life in India. Each story has its own adventure. The one who has not yet experienced the diversity of India will not be overwhelmed by too much novelty here and the India connoisseur can lean back, relishing and reflecting on their own experiences.

Conclusion: This book is guaranteed to make people who have not yet traveled to India curious about this diverse, colorful life. For those who have already visited India, the book offers a nice review of what you have already experienced and what there is still to discover.

I find the book very inspiring. Maybe after my third trip to Sri Lanka, I have been inspired to create a picture book for Sri Lanka with 151 pictures and stories. In any case, I have taken it as inspiration to give film tips for some keywords from A to Z for those who want to explore in more unique aspects to India.

I would like to thank Conbook Verlag for providing the reviewer’s copy.

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Rezension: Ganesha macht die Türe zu

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Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist und Physiker, Sohn eines indischen Ingenieurs) erzählte einmal den schönen Witz: “Treffen sich drei deutsche Männer. Nach 5 Minuten reden sie über Autos. Treffen sich drei indische Männer. Nach 5 Minuten reden sie über ihre Verdauung.”

Genauso mit diesem Thema steigt man als Leser des Buches auch ein, denn das ist offensichtlich eine Erfahrung, die jeder Indienreisende einmal machen muss: den Tag der vollkommenen Entleerung. Auch mich traf es bei meiner ersten Indienreise, zum Glück erst am Ende. Ich konnte diese Passagen somit sehr gut nachfühlen, es war genauso furchtbar wie beschrieben. Über den Ganges schreibt der Autor Andreas Brendt dann auch noch sehr passend: “Ort der Begegnung. Mensch und Kolik.” Sehr schön beschrieben.

Andreas Brendt hat sich nach Indien aufgemacht, “um etwas zu erleben, aber auch um etwas mitzunehmen”. Nach innen blicken. Mit einer Veränderung in das farblos gewordenen Zuhause zurückkehren.

In der ersten Hälfte des Buches geht es sehr spirituell und esoterisch zu. Vielleicht war die vollkommene Entleerung gleich am Anfang seiner Reise ja genau richtig, um all die tausend neuen Eindrücke in sich aufzunehmen. Er schreibt sehr bildhaft und detailliert über seine Erfahrungen in Goa, ein Tantra-Festival und Yoga-Sessions. Er schreibt vor allem sehr ehrlich über seine Gefühle dabei und wie die Ereignisse auf ihn wirken. Reflektiert seine Erlebnisse. Das ist sympathisch und für mich durchaus interessant, weil ich selbst nie aus diesem Zweck nach Indien reisen würde und an solchen Veranstaltungen teilnehmen wollte. Und nach dem ich nun so ergiebig und ausführlich über seine Erfahrungen gelesen habe, gibt es auch in der Zukunft für mich keinen Grund, mich in diese sehr speziellen Sphären zu begeben. Aber es ist auch irgendwie schön zu wissen, dass es anscheinend genauso abläuft, wie man es sich vorstellt. Und der Beschreibung nach habe ich auch durchaus das Gefühl, dass ich als Leser hier eine konkrete Anleitung in der Hand halte, ein erfolgreicher Tantra-Guru zu werden, der anderen allein mit Handauflegen zum besten Orgasmus seines Lebens verhelfen kann. 

Es gefällt mir sehr gut, wenn jemand so mutig ist, sich aus westlicher Sicht auch mal zum Löffel zu machen. Ich finde es sehr schade, dass man dazu nach Indien reisen muss, aber natürlich ist das wunderbar, dass es so ein Land gibt, in dem man sich mal so richtig austoben kann. Fernab der westlichen humorlosen Leistungsgesellschaft. 

Als Mann kann man in Indien anders reisen als eine Frau. Ein Mann ist viel freier in dem, was er tun kann. Z.B. mit einem Nachtbus fahren, in dem es keine Toilette gibt und sich dann einfach den nächsten Baum suchen, sobald der Bus anhält. Überhaupt tangiert einen als Mann die Toilettenproblematik in Indien nicht annähernd so sehr wie eine Frau. Der Autor kann einfach mal eben so mit Sadhus abhängen und kiffen. Dabei viele Tempel durchlaufen. Einer Frau ist es z.B. verboten, während ihrer Periode Tempel zu betreten. Das kann man bei einer Reise nicht immer beeinflussen. Auch kann ein Mann kann mit all den anderen Männern Bruderschaft feiern. Unter Frauen ist so etwas eher selten möglich. Frauen beäugen sich lieber kritisch oder lästerhaft. Da kann Frau schon neidisch werden, was Mann so kann. Aber tatsächlich, selbst als eingeschränkte Frau erlebt man Indien als ein Land, in dem man dieses gewisse Gefühl von Freiheit spüren kann, dass in unserer westlichen Gesellschaft vollkommen von Regeln und Verboten und Konventionen eingeschnürt ist. Auch Frau kann z.B. mit vier Personen auf einem Motorrad sitzen und ungestraft durch die Gegend fahren, solange der Fahrer einen Helm trägt.

Die Reise des Autors führt nach Goa, Hampi, Varanasi und Rishikesh. Jede Stadt hat ihre eigene Magie. Er erlebt alles, was man erleben kann. Eine indische Hochzeit, Leichenverbrennung, “Vulkan in der Fresse” (vom scharfen Essen), die Langsamkeit, Überlebenskämpfe in der Menge. Kurz schwingt bei der Teilnahme einer Hochzeit auch auch mal die kritische Frage mit, ob arrangierte Ehen, so gut sie gemeint sind, nicht auch Nachteile bringen. Das aber nur kurz, es ist ja ein humorvoller Roman, der die Menschen glücklich machen soll. 

Was den Humor betrifft, schwinge ich mit dem Autor auf einer Wellenlänge. Wenn er z.B. mit seinem Freund das “Kölsche Grundgesetz” rezitiert, als Antwort auf jemanden, der aus den Veden zitiert (religiöse Texte im Hinduismus). Er schreibt: “Die Götter in Indien tragen einen Affen- oder Elefantenkopf. Die in Köln sind mit Pappnasen unterwegs.Inhaltlich gibt es keine Differenzen.” Sehr schön. Er gibt den Rat “Scheiß auf die Routine. Es lebe der Unsinn”. Genau so lebe ich. Einige lieben mich dafür, andere schütteln ständig den Kopf über mich. Den Satz “Das darf man nicht” höre ich sehr oft. Der Autor empfiehlt Sex mit Socken, um im Privatleben für die richtige humorvolle Auflockerung zu sorgen. Ich empfehle fürs Büroleben Nonsense-Sprüche mit “Rosen sind rot” am Ende eines Meetings anzubringen. Als mir neulich die Kollegen allzu grummelig drein schauten, sagte ich zum Abschluß: “Rosen sind rot, der Mond war voll, heute ist Montag, ist das nicht toll!” Wirkt Wunder.

Was ich aus diesem Buch mitgenommen habe:

  1. Sitar Musik stärkt das Immunsystem und löst Blockaden im Körper. Kann ich in irgendwie auch ohne Studien dazu nachvollziehen: indische Musik hat immer einen durchgehenden Grundton und alle anderen Töne werden dazu in Verhältnis gesetzt. Die relative Einfachheit macht sie meditativ. Das entspannt. Ein entspannter Körper kann natürlich viel besser seine Immunabwehr aktivieren. Das fand ich so gut, dass ich während des Lesens meditativer Sitar Musik lauschte.   
  2. Dinge, die einen in Indien so richtig nerven oder beängstigend sind, einfach mit Humor nehmen. So beschreibt er das Gedränge auf dem Bahnhof in Varanasi z.B. so: “Anstatt in eine Richtung zu gehen, lassen wir uns von der Menge tragen. Ein bisschen Überlebenskampf, aber ohne Taschendiebe eigentlich ganz heiter.” Oder “Fahrer zerren an ihren Kunden. Im Herzen nicht bedrohlich, sondern eifrig. Indieneifrig.” Ich wünschte, ich hätte es damals ähnlich heiter sehen können. Für mich war dieses “Indieneifrig” einfach nur sehr lästig und energieraubend und im Nachhinein immer eine der negativen Erinnerungen.   

Fazit: es ist ein humorvoller, heiterer Abenteuerreisen-Roman. Indien als großer Spielplatz für in der westlichen Welt beschränkte Abenteurer. Als Energiepunkt, mit vielen Sichten auf sein Ich zu schauen, genährt von den Weisheiten populärer Gurus. Ich mag die humorvolle Art, auf die Dinge zu schauen. Man sollte sich und das Leben nicht immer so furchtbar ernst nehmen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Conbook Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

ANDREAS BRENDT

GANESHA MACHT DIE TÜRE ZU
INDIEN, SEX MIT SOCKEN UND IMMER WIEDER STERBEN

  • VERLAG: CONBOOK
  • SEITENZAHL: 288
  • ERSTERSCHEINUNG: 12.08.2019
  • ISBN: 9783958892446

 

EN

Ranga Yogeshwar (Science journalist and physicist, son of an Indian engineer) once made a nice joke: When three German guys meet they are talking about cars after five minutes. When three Indian guys meet, after five minutes they are talking about their digestion.

As a reader of this book, the first thing I read about was the intestinal problems of the author, because it is obviously an experience, which each India traveler has to go through: the day where your bowels are completely emptied. I also had to face it on my first trip to India, luckily at the end of the journey. So I could sympathize with these passages very well, it was just as terrible as described. The author Andreas Brendt also writes very fittingly about the holy Ganges: “Ort der Begegnung. Mensch und Kolik. (Place of encounter. Human and colic.) Very well described.

Andreas Brendt has gone to India “um etwas zu erleben, aber auch um etwas mitzunehmen” (to experience something, but also to take something along). To look inward. T have something to reflect on later when he returns to the colorless environment.

The first part of the book is very spiritual and esoteric. Perhaps the total emptying was perfect at the beginning of his journey to absorb all the thousand new impressions. He writes very pictorially and in detail about his experiences in Goa, a Tantra festival and yoga sessions. Above all, he writes very honestly about his feelings and how the events affect him. Reflecting on his experiences. That is nice and very interesting, because I myself would never travel to India for this purpose nor would I like to participate in such events. And after reading so extensively about his experiences, there is no reason in the future for me to go into these very esoteric realms. But it’s kind of nice to know that it seems like it’s going to happen how I thought. And according to the description, I also have the feeling that I hold a concrete guide to becoming a successful Tantra guru.

I like it very much when someone is brave enough to act silly. I think it’s a pity that you have to travel to India to do this, but of course it’s wonderful that there is such a country where you can really let off steam. Far from the humorless western high performance society.

As a man you are able to travel differently in India than a woman. A man is much freer in what he can do, e.g. traveling on a night bus, in which there is no toilet. A man can just look for the next tree as soon as the bus stops. In general, being a man does not affect the toilet problem in India nearly as much as being a woman. Or a man can hang out with Sadhus and weep. Can go through many temples while for women it is forbidden to enter temples during their period. Unfortunately, you can’t schedule your menstruation while traveling. Or a man can celebrate brotherhood with all the other men. There is no such thing for women. Women prefer to observe each other critically. As a woman I’m a little bit jealous about what men can do. But in fact, even with the limitations of being a woman, I experienced India as a country in which you can feel that certain sense of freedom, that is missing in our western society which is completely constrained by rules and prohibitions and conventions. Even a woman can sit with four people on a motorcycle and drive with impunity, as long as the driver wears a helmet.

The author’s journey leads him to Goa, Hampi, Varanasi and Rishikesh. Every city has its own magic. He experiences everything that can be experienced. An Indian wedding, cremation, “Vulkan in der Fresse” (volcano in the mouth) referring to spicy food, slowness, struggle for survival in the crowd. For a short while, the critical question arises at the wedding as to whether arranged marriages, as good as they are meant, in some cases have disadvantages. But only for a short moment because it’s a humorous novel that should make people happy.

I share the author’s sense of humor. If he, for example, reciting with his friend the „Kölsche Grundgesetz“ (Guide that governs living in Cologne) in response to someone who quotes from the Vedas (religious texts in Hinduism). He writes: “Die Götter in Indien tragen einen Affen- oder Elefantenkopf. Die in Köln sind mit Pappnasen unterwegs.Inhaltlich gibt es keine Differenzen.” (The gods in India have a monkey or elephant head. The gods in Cologne wear carnival costumes. In effect, there is no difference). Very nice. He gives the advice “Scheiß auf die Routine. Es lebe der Unsinn” (Fuck the routine. Long live nonsense). That’s how I live. Some love me for it, others constantly shake their heads about me. I often hear the phrase: That’s not allowed! The author recommends sex with socks for a humorous relaxation in private life. I recommend „roses are red“-nonsense rhymes for office life at the end of a meeting. One day, when my colleagues looked too grumpy, I concluded a meeting with: „Roses are red, the moon was full, today is Monday, isn’t it beautiful!“ Works great.

What I’ve learned from this book:

  • Sitar music strengthens the immune system and dissolves blockages in the body. That makes sense: Indian music always has a continuous fundamental tone and all other sounds are set in proportion to it. The simple content makes the music meditative and relaxing. Of course, a relaxed body can better activate its immune system than a stressed body. While reading this book I loved to listen to meditative sitar music.
  • Just take the things that are really annoying or frightening in India with humor. He describes the crowd at the station in Varanasi, for example. so: “Anstatt in eine Richtung zu gehen, lassen wir uns von der Menge tragen. Ein bisschen Überlebenskampf, aber ohne Taschendiebe eigentlich ganz heiter.” (Instead of going in one direction, we let ourselves be carried by the crowd. A little challenge of survival, but without pickpockets actually quite cheerful) Or  “Fahrer zerren an ihren Kunden. Im Herzen nicht bedrohlich, sondern eifrig. Indieneifrig.” (drivers tug at their prospective customers. Not  in a threatening way, out of eagerness. “Indian busy”.) I wish I could have seen this in a cheerful way on my journey . For me, this „Indieneifrig“ was just very annoying and energy consuming, and in retrospect, it will remain one of the negative experiences I never want to repeat.

Conclusion: it is a humorous, cheerful adventure travel novel. It provides a view of India, without paying much attention to the diverse problems in this country. India as a big playground for adventurers who wants to escape the limits of the western world. He refers to India as an energy point where you can view your ego in many ways, nourished by the wisdom of popular gurus. I like the author’s humorous way of looking at things. You should not always take yourself and life so seriously.

I would like to thank Conbook Verlag for providing the reviewer’s copy.

 

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Vorsicht, Indien! Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen sie dieses Buch…

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Als mir neulich ein Kollege von seiner Idee erzählte, demnächst einen Freund in Indien besuchen zu wollen und ich ein paar Hinweise gab, was ihn dort erwarten würde, waren alle erstmal etwas schockiert und meinten, das ist ja jetzt eher abschreckend. War natürlich absolut nicht abschreckend gemeint. Ich finde nur, dass man nicht absolut blauäugig nach Indien reisen sollte, da man sonst vielleicht wie viele nach einem Indienbesuch der Meinung ist: nie wieder Indien! oder wie ein anderer Kollege schockiert nach seiner Indienreise meinte: „Indien ist toll, wenn nur die Inder nicht wären.“

So ist dieses Buch „Was sie dachten, niemals über Indien wissen zu wollen“ von Andrea Glaubacker genau mein Thema. Ich habe mich schon immer auch mit den Schattenseiten dieses Landes beschäftigt und war dann sehr zwiespaltig, ob ich wirklich in ein Land reisen möchte, in dem Frauen und Mädchen so viel Leid geschieht, ein Land in dem das Kastenwesen soviel Ungerechtigkeit hervor bringt, ein Land, in dem bloße Gerüchte einen wütenden Mob dazu bringen, jemanden Unschuldigen zu töten. Die Erlösung kam in Gestalt meiner Hindi-Lehrerin, mit der allein ich mich traute, das Land in all seiner Vielfalt zu erleben.

Die Autorin beschreibt in ihrem Buch sehr viele Fakten, die ich schon kenne, aber immer mit einem gut recherchierten Hintergrund und eigenen Erfahrungen, so dass ich es jederzeit spannend fand, zu lesen.

Am unterhaltsamsten fand ich die Übersicht in einer Tabelle, die den Unterschied in der Arbeitswelt unglaublich deutlich macht:

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Ich musste herzlich lachen! Ja genauso ticken wir und die Inder.

Ich konnte alle Beschreibungen der Autorin aus meinen eigenen Erfahrungen nachvollziehen und die Auswirkungen auf einen distanzgewohnten, in einer perfekten Welt lebenden Europäer. Dass man als Tourist ein großes Geldbündel auf zwei Beinen ist, mit dem man zu jeder Zeit ein Geschäft machen möchte, ist wahrlich anstrengend. Dass Absprachen und „morgen“ und Busfahrpläne absolut nichts zu bedeuten haben, nervenaufreibend.

Ich denke, wenn man auf eigene Faust nach Indien reist, benötigt man sehr viel Zeit, mit den Eigenheiten klar zu kommen. Dank meiner Hindi-Lehrerin habe ich mir bei meinem Indienbesuch viel Lehrgeld gespart.

Ich kann das Buch sehr empfehlen, nicht nur als Reisevorbereitung, auch schon erfahrene Indienreisende können sich hier wiederfinden. Das Buch ist sehr unterhaltsam und informativ. Und wie die Autorin auch richtig meint, es soll auf keinen Fall abschreckend wirken, sondern vorbeugen, dass der Indienurlaub mit einer allzu rosaroten Brille betrachtet wird. Das Abenteuer Indien lohnt sich auf jeden Fall. Allein weil man dort als Europäer ziemlich unsanft aus einer perfekten Welt ins scheinbare Chaos gestürzt wird. Ich konnte dort (zumindest als Touristin…als dort lebende Frau wäre das eher nicht möglich) unheimlich viel Augenblicke der Freiheit, Gastfreundschaft, Abenteuer erleben. Das Land ist einfach so unglaublich, spannend und vielfältig, dass es gut ist, sich den Fakten, die in diesem Buch beschrieben werden, bewusst zu sein.

Vielen Dank an den Conbook-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars. Es war mir eine Lesefreude!

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„Ich bin Malala“ – über ein Bildungsprojekt in Pakistan – kritische Buchbesprechung

Ich habe gestern zum ersten Mal am Interaktiven Lesekreis: Frauen am Hindukusch des Vereins „AMIKAL center for educational and cultural exchange e.V.”  teilgenommen. Dieses Mal wurde das Buch „„Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft“ besprochen. An dieser Veranstaltung kann auch jeder teilnehmen, der dieses Buch nicht gelesen hat. Da ich das Buch tatsächlich noch nicht gelesen habe, kann ich bestätigen, dass man genügend über das Buch erfährt und sich an den Diskussionen darum gut beteiligen kann und viele Anregungen erfährt.

Die Pakistanerin Malala Yousafzai (geb. 1997), um die es in diesem Buch geht, führte schon lange  für die BBC ein Blog-Tagebuch über ihren Alltag unter den Islamisten im Swat-Tal (Region im Nordwesten Pakistans). Am 9. Oktober 2012 wurde sie auf ihrem Schulweg von Taliban-Kämpfern überfallen und niedergeschossen. Die Fünfzehnjährige hatte sich den Taliban widersetzt, die Mädchen verbieten, zur Schule zu gehen. Sie überlebte glücklicherweise, mit für immer bleibenden Schäden und kämpft weiter für das Recht auf Bildung in Pakistan. In diesem Buch wird Malala’s Geschichte autobiographisch beschrieben.

Ihr Vater hatte immer den Traum, eine Schule aufzubauen. Malala wurde geboren, kurz nachdem die Schule tatsächlich eröffnet wurde. Dieses große Engagement ihres Vaters verinnerlichte Malala in großem Maße. Neben der Geschichte ihrer Familie wird in dem Buch beschrieben, wie ein islamistischer Radiosender nach und nach das Leben der Menschen im SWAT-Tal bestimmte. Mädchen sollten nicht mehr zu Schule gehen. Erst gab es öffentlich Lob für die Mädchen, die dies nicht mehr taten. Später wurde der Ton aggressiver und die Mädchen öffentlich angeprangert, die sich nicht davon abhalten ließen, weiterhin zur Schule zu gehen. Die Mullas nutzten die Organisationsproblematik nach dem Afghanistan-Krieg. Auch in weiteren Krisen wie der Überschwemmungskatastrophe 2010 waren sie für die Menschen vor Ort da, während internationale Hilfsorganisationen schnell wieder verschwunden waren und Gericht & Polizei zu ineffizient, um wirklich zu helfen. Im Buch werden viele politische & geschichtliche Zusammenhänge beschrieben, die zur Radikalisierung in dieser Region beigetragen haben.

Die Autorin ist Christina Lamb, und da setzt schon die Kritik des Leserkreises an. Die Erwartung, dass man die Ereignisse aus der Sicht des jungen Mädchens erfährt, wird nicht erfüllt. All die geschichtlichen Hintergründe, die Art, wie gewisse Dinge über den Islam geschrieben werden, lassen erkennen, dass die Autorin einen großen Anteil an dem Buch hat und nicht Malala. Nirgendwo werden dem Leser Informationen dazu gegeben, wie dieses Buch geschrieben wurde, wer welchen Anteil daran hatte. Es lässt sich nur erahnen. Ebenfalls ungewiss ist, inwieweit ihr Vater sie vielleicht für seinen Traum dazu „drängt“, derart aktivistisch zu handeln.

Per Skype zugeschaltet war die pakistanische Menschenrechtsexpertin Anila Noor, die gerade in Den Haag ihre Doktorarbeit schreibt. Sie berichtete, dass Malala in Pakistan sehr kritisch gesehen wird, denn sie steht für eine professionelle westliche Bildungskampagne. Praktisch ein „Werkzeug“ des Westens. Hier ist die Frage, wieviel sie wirklich verändern kann, wenn ihr in ihrem Land soviel Misstrauen entgegengebracht wird. Aber natürlich stößt sie damit dringende Diskussionen über die Bildungspolitik an. In Pakistan ist Bildung eine private Sache. Da müssen schonmal 40.000 Rupien pro Monat für die Schulbildung der Kinder ausgegeben werden. Die wenigsten dort können sich das leisten.

Die Teilnehmer des Lesekreises sind sich einig, dass das Buch eher für ein westliches Publikum geschrieben wurde. Es führt durchaus dazu, dass sich einige jetzt näher mit Pakistan beschäftigen möchten. Bei allem kritischen Blick auf das Buch, finde ich dieses Ergebnis wunderbar, denn dies ist nur ein kleiner Blick auf eine bestimmte Region und Problematik in Pakistan.

Aus dem Leserkreis gab es noch den Hinweis, dass derzeit ein kostenloser Online-Kurs der Stanford Universität läuft, der sehr spannende Materialen zum Thema „International Women’s Health & Human Rights“ bereithält:  http://class.stanford.edu/courses/GlobalHealth/IWHHR/Summer2014/about 

Vielen Dank an AMIKAL für die anregende Diskussion zu diesem Buch!

Mehr zum Thema:

http://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/malala-yousafzai-erhaelt-sacharow-preis-gefeiert-von-der-welt-angefeindet-zu-hause-12609269.html

Update: Nun hat sie ihn bekommen, den Friedensnobelpreis 2014, zusammen mit dem Kinderrechtler Kailash Satyarthi.

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„Mitternachtskinder“ – angenehm leichte Verfilmung

Die Verfilmung von Salman Rushdies Roman „Mitternachtskinder“ zeigt sich etwas widerspenstig. Zum einen wegen der ungewöhnlich schwierigen Informationssituation zum Kinoprogramm. Am Starttag des Films wurde er nur in einem Kino in Berlin gezeigt, die Woche darauf auch nur in sehr wenigen weiteren Kinos. Und nur in einem wurde die Originalversion gezeigt. Es schien, als scheue sich der Film, gezeigt zu werden. Zum anderen waren die bis dahin veröffentlichen Kritiken alles andere einladend, diesen Film zu sehen, sondern durchaus abschreckend:

„Weder die Literatur noch das Kino haben mit dieser Verfilmung etwas gewonnen“ (http://www.taz.de/!113602/)
„Mitternachts¬kinder ist somit eine kleine Enttäuschung: Ein gefälliger in der Machart sehr verwestlicher Blick auf Indien, ein Film, der nicht stört, nicht weiter anstößig ist, aber auch nicht wirklich fesselt. „ (http://www.artechock.de/film/text/kritik/m/mitter.htm)
„Unter der Perfektion der schillernden Oberfläche hat kein Geheimnis mehr Platz, da ist kein Raum für Imaginationen. So entsteht Gleichgültigkeit statt Emphase. Das langweilt. Und über indische Geschichte lernt man so erst recht nichts.“
(http://www.fr-online.de/film/salman-rushdie–mitternachtskinder–mit-viel-abrakadabra-in-den-sand-gesetzt,1473350,22228398,view,asFirstTeaser.html)
„Erfolgreiche Romane werden nun einmal verfilmt, koste es künstlerisch, was es wolle“ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/filmkritik-videos/video-filmkritik-mitternachtskinder-12129996.html?ressort=2.1686)

Da ich mir gern selber ein Bild von dem Film machen wollte, habe ich mich also trotzdem hinein gewagt. Und das Gute an so vernichtenden Kritiken ist, dass man am Ende des Films beschwingt aus dem Kino schlendert, weil es doch gar nicht so schlimm war, wie man befürchten musste.

Natürlich können 700 Seiten großer Erzählkunst kaum ansprechend in einem 146minütigen Film verarbeitet werden, aber das hätte ich auch nie erwartet. Und mit Deepa Mehta war doch auch eine durchaus passende Regisseurin kritischer Bollywoodfilme mit diesem Vorhaben betraut. Es stimmt schon, der Film ist nicht weiter aufwühlend, fesselnd, überdramatisch…aber das kann auch durchaus erholsam sein. Ich habe mich nicht bedrückt und überfordert durch gefühlt, der Film erzählt einfach die Geschichte in einer angenehmen Kinoerzählzeit und damit ist gut. Die unendlich vielen phantastischen Bilder, die sich beim Lesen ergeben, könnten nie in einen Film gepresst werden. Natürlich ist es vorstellbar, dass sich dieser Roman in einem 3teiler oder in einer Serie vielleicht besser darstellen ließe, wenn mehr Zeit für Details wäre, für die ausufernden magischen Momente des Romans. Aber man könnte den Film auch als Appetithäppchen zum Buch sehen. Für weitere, ausführlichere Informationen zur Geschichte Indiens/Pakistans/Kashmir/Bangladeschs, verpackt in einem einfallsreichen Familienepos mit phantastischen Elementen, wenden sie sich vertrauensvoll an die Romanvorlage, die gewiss eine größere Herausforderung ist.

Liebhaber indischer Filme kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, da es ein Wiedersehen mit sehr vielen bekannten indischen Schauspielern gibt. Nur sollte man den Film dann tatsächlich lieber im Original sehen. Die deutsche Synchronisierung klingelt einem bei einigen original gehaltenen Wörtern schrecklich laienhaft in den Ohren.

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BNA Germany vs. ISHQ – Hat das neue Bollywood-Magazin Überlebenschancen?

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Entgegen der Entwicklung, dass Printmedien einen deutlichen Rückgang verzeichnen, bekommt die deutsche Bollywood-Fangemeinde nun ein neues Bollywood-Magazin.  BNA Germany fühlte sich durch ihren Erfolg der Web Edition dazu ermutigt, auch mit einem Print-Magazin auf den Markt zu kommen.  Doch braucht der Markt ein weiteres Bollywood-Bunte-Magazin? Der Versuch, eine deutsche Ausgabe der indischen „Filmfare“ herauszubringen, scheiterte recht schnell, denn diese automatisch übersetzte Ausgabe war einfach kein Lesevergnügen und war so gar nicht auf die deutschen Fans zugeschnitten. Nach nur 8 Ausgaben war Schluß. Auch das Magazin „Indien“ gibt es nicht mehr. Der Spiegel bezeichnete es als das „anspruchsvollste unter den Indien-Heften“. 2 1/2 Jahre konnte es sich halten, doch ohne Werbeeinnahmen war es nicht mehr zu finanzieren. Die Herausgeberin schrieb damals, dass die indische Touristikindustrie kaum noch an deutschen Touristen interessiert sei und somit dieses Magazin, welches vor allen Dingen für touristische Ziele und Möglichkeiten werben wollte, aufrecht zu erhalten. Überlebt haben bisher nur die ISHQ und die Bollywood-Sammlung.

Das BNA Germany-Magazin kostet im Gegensatz zur ISHQ nur 2,50 Euro. Auf den ersten Blick wird klar, dass eindeutig an Design und Aufmachung gespart wurde. Es ist nicht wirklich ansprechend. Das kleinere Format der ISHQ finde ich viel praktischer (passt besser in die Handtasche *hüstel*). Inhaltlich bietet das Magazin viele gleichen Themen wie die ISHQ: Previews und Reviews, Stars, Interviews, Fashion, Rezepte, Musik, Wissen über Indien. Viel Wert wird auch aufs regionale Kino gelegt. Das Horoskop finde ich eine sehr nette Idee. Nicht zu finden sind Buchbesprechungen, Kreuzworträtsel, Kalender mit wichtigen Informationen zu Events und TV-Ereignissen. Der Schreibstil ist professionell, wie es sich für eine Nachrichtenagentur gehört. „Warm“ geworden bin ich mit dem Magazin noch nicht. Ob ich es mir noch einmal kaufe, hängt wohl davon ab, ob es ein bestimmtes Thema gibt, was mich sehr interessiert. Ansonsten sehe ich die Überlebenschancen aber als eher gering an. Die Online Edition finde ich vollkommen ausreichend.

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Edition LE MONDE diplomatique No. 7: Indien – Die barfüßige Großmacht

Die neueste Edition Le Monde diplomatique widmet sich dem Thema Indien.
Neben sehr detaillierten Artikeln zur Geschichte,der politischen und wirtschaftlichen Lage und gesellschaftlichen Themen wie dem Kastenwesengibt es auch einen Artikel über den neuen Realismus in Bollywood.
 
Die Autorin führt an, dass die Branche bisher "den eher konservativen Filmgeschmack der "Auslandsinder" bediente und deren verstaubtes Indienbild bestätigt". In letzter Zeit jedoch gibt es immer mehr junge Drehbuchautoren, die sich neuen Themen widmen, die sich mehr mit dem realen Leben in Indien beschäftigen. Sie führt Filme wie "My Name is Khan" (Terrorismus), "Ishqiya" (Mafia-Millieu) und "Peepli live" (Bauernselbstmorde) an. Ob vielleicht der unglaubliche Erfolg von Slumdog Millionär sein Gutes dazu getan hat, dass man sich nun auch traut, den bisher ausgeblendeten Realismus zu zeigen, vermag sie nicht zu sagen.
 
Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert von der neuen Entwicklung. Gab es bei der Berlinale 2009 keinen einzigen indischen Beitrag, so wurde man in diesem Jahr mit tollen Beiträgen aus Indien geradezu überhäuft. Ich hoffe, dieser Trend wird uns auch in der nächsten Zeit wieder viele interessante Filme bescheren.
 
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Anosh Irani – Die Weisheit meines verlorenen Arms

Die Rezensionen bei Perlentaucher beschreiben den Roman „Die Weisheit meines verlorenen Arms“ von Anosh Irani als „Hardcore-Horrorfilm“, in dem ein „zu unmotivierten Gewaltausbrüchen neigender Verlierertyp“ durch Bombay irrt und seinen linken Arm sucht, der ihm unter unbekannten Umständen abhanden gekommen ist und es wird dem Roman vorgeworfen, dass er dem Leser „weder Zuwachs an Weisheit noch einen Einblick in die komplexe Lebenswirklichkeit der indischen Megapolis“ verspricht. 

Ich finde es ganz gut, dass es auch solche Bücher gibt, die einfach nur eine vollkommen abstruse Geschichte erzählen und gerade der schwarze Humor, der einen von jeder Seite entgegenschreit, hat mich sehr entzückt. Hier sind eine meiner Lieblingsstellen:

„Aber ich habe in meinem Leben nie einen Finger krummgemacht. Eigentlich ein schrecklicher Gedanke. Arbeit. Das einzige Wort, das noch deprimierender klingt, ist Ehe.“

„Der Mahlstein wird meinen Flug beschleunigen. … Je höher die Geschwindigkeit, desto härter der Aufprall. Je härter der Aufprall, desto weiter die Ausbreitung der Hirnmasse auf dem Gehweg. Ich werde den Behörden das Saubermachen möglichst erschweren.“

„Wie groß sind sie?“
„Zwischen eins einundsiebzig und eins dreiundsiebzig.“
„Entscheiden Sie sich.“
„Welche Rolle spielen denn zwei Zentimeter?“
„Fragen Sie Ihre Frau.“

Fazit: für Freunde des schwarzen Humors und skurrilen Geschichten

Vielen Dank an anwyn fürs Ausleihen!

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Kamala Markandaya – Eine Handvoll Reis

Eines der vielen Bücher, die den unfairen und aussichtlosen Kampf ums Überleben in einer indischen Großstadt beschreibt. Es geht um Ravi, der aus seinem indischen Dorf in der Hoffnung geflohen war, zumindest in der Großstadt überleben zu können. Zuerst auf Gelegenheitsarbeiten und Diebereien angewiesen, findet er doch noch den Weg zur ehrlichen Arbeit. Doch auch dieser Weg bietet letztendlich keine Lösung für ein besseres Leben. Wenn er anfangs noch der Meinung war, dass man sich das bessere Leben mit höheren Löhnen erkämpfen muss und jedem predigte, dass etwas gegen die ständig größer werdende Ungerechtigkeit zwischen arm und reich, gegen Korruption getan werden muss, so prügelt doch der harte tägliche Überlebenskampf derart auf ihn ein, dass am Ende nichts von seinem stolzen Denken übrig bleibt und er sogar so tief sinkt, seine Frau und Kinder zu schlagen und den ganzen Druck mit Alkohol zu betäuben.

Wie schon „Nektar in einem Sieb“ besticht dieser Roman durch seinen Realismus und man kann sich vorstellen, dass sich die Geschichte einmal genauso zugetragen hat. 

An dieser Stelle möchte ich mich bei Petra bedanken, die mir dieses Buch geschenkt und meinen Blog somit bereichert hat.

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Kamala Markandaya – Nektar in einem Sieb

Kamala Markandaya – Nektar in einem Sieb, Unionsverlag 

Wenn man dieses Buch gelesen hat, ist man ungemein froh, nicht selber die Erfahrungen dieses dermaßen beschwerlichen Bauernlebens in Indien machen zu müssen, tagtäglich von der Hand in den Mund zu leben und bei Ernteausfällen durch Dürre ständig mit dem Tod durch Verhungern konfrontiert zu sein. Und wenn der Verpächter des Landes sein Land verkauft, ist von einem Tag auf den anderen die Lebensgrundlage dahin. Da wundert es nicht, dass sich Jahr für Jahr auch zu dieser Zeit die Bauern vor Verzweiflung das Leben nehmen, weil sie sich hoch verschulden mussten und gewisse Konzerne mit ihrem überteuerten und trotzdem schlechten Saatgut, aber dem alleinigen Patent, dafür sorgen, dass ihr Kampf ums Überleben immer aussichtsloser wird.

Im Roman gibt es den in größter Not helfenden Engländer Kenny, der in seinem Land Spenden für das Dorf sammelt und sogar ein Krankenhaus damit aufbauen lässt. Er kann einfach nicht verstehen, dass die Leute ihr Leiden einfach nur ruhig hinnehmen und es nicht in die weite Welt hinaus schreien, damit ihnen geholfen wird. Doch die indische Bauersfrau Rukmani gibt zu bedenken, dass ihnen gelehrt wurde, alle Sorgen und Leiden schweigend zu ertragen und das alles so sein soll, damit die Seele gereinigt wird. Hier zeigt sich, dass sich die Autorin sehr gut in beiden Kulturen auskennt und das Unverständnis gegenüber der jeweils anderen Kultur zum Ausdruck bringt.

Das Erstlingswerk der Autorin gilt als Grundstein der indoenglischen Frauenliteratur und wurde mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet. Es ist alles so lebendig beschrieben, dass man mit dieser Bauernfamilie lebt, leidet und sich über jeden noch so kleinen Erfolg mit ihr freut. Allerdings überwiegt das Leiden und so bleibt als Erinnerung an dieses Buch vor allem dieser Schmerz der Hilflosigkeit gegenüber aller Ungerechtigkeiten auf dieser Welt haften.  

An dieser Stelle möchte ich mich bei Petra bedanken, die mir dieses Buch geschenkt und meinen Blog somit bereichert hat.
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