Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Chaman Bahaar – original indischer Romeo

Dieser Film ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass es nicht darum geht, mit millionenschweren Effekten und den größten Bollywoodstars zu glänzen. Dieser Film schafft es ganz ohne Effekthascherei und aufgetakelte Stars, ganz ohne durchgestylte Tanzchoreographien eine kleine, feine Geschichte zu erzählen und damit zu beeindrucken.

Im Großen und Ganzen zeigt der Film die fehlgeleitete Liebe des Paan-Verkäufers Billu zu einem Schulmädchen, das gegenüber seines kleinen Ladens wohnt. Alle jungen Männer aus der Gegend sind verrückt nach ihr, jeder will sie für sich gewinnen. Er muss sich viel ausdenken, um all seinen Konkurrenten auszuschalten. Am Ende kommt es, wie es kommen muss: es endet im Drama.

Ganz nebenbei begegnen einem die vielen gesellschaftlichen Probleme, die das Leben in Indien vor allem in dörflichen Gegenden mit sich bringt. Zum Alltag gehören Polizeigewalt, der Druck, den Politiker auf alle ausüben, der Druck, zu heiraten, weil man sonst nicht gesellschaftlich anerkannt ist, der Druck auf einen jungen Mann, beruflich erfolgreich zu sein. Und wie einfach es passiert, dass ein junger Mann aus verschmähter Liebe durchdreht. Im Film noch recht harmlos, im wahren Leben endet so etwas zu oft mit einer Säureattacke auf das Mädchen.

Vor allem beeindruckt hat mich das Schauspiel von Jitendra Kumar als Billu. Es braucht überhaupt keine vielen Worte, um zu beschreiben, wie es um ihn steht. Er zeigt alles ganz eindeutig mit seiner Mimik. Jede Gefühlsregung sieht man ihm an. Alle Schauspieler agieren so, als würden sie wirklich an diesem Ort zu dieser Zeit leben. Absolut authentisch. Ich denke, dass Leute, die in der Gegend aufgewachsen sind, sich absolut mit allem identifizieren können. Simply gut! Das realistische Indien. 

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81244362

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Firebrand – gebrandmarkt durch Missbrauch

Gerade sorgt die „Dauerausstellung“ #maennerwelten für großes Aufsehen. Eine Aktion gegen sexuelle Belästigung. Vor allem das ungewollte Zusenden sogenannter „Dick-Pics“ kennen wohl die meisten Frauen aus eigener Erfahrung. Ich habe mal gelesen, dass Männer das in der Hoffnung machen, sie würden dann im Gegenzug auch solche Fotos von der Frau bekommen. Und sie lieben ihr bestes Stück einfach sehr. Weil sie es immer vor Augen haben. Für sie ist das ein Heiligtum. Während Frauen zu ihrem Geschlechtsteil oft keine so liebenswerte Beziehung haben. Weil sie sich nicht den ganzen Tag damit beschäftigen wie Männer. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Neffe seinem Penis hoch ehrenvoll Lobeslieder gesungen hat, als er klein war. Da ich mit Schwestern aufgewachsen bin, war mir diese Glorifizierung des Geschlechtsteils bis dahin gar nicht so bekannt. Bringen Eltern ihren Söhnen eigentlich bei, dass das ungefragte Versenden von Dick-Picks keine gute Idee ist?

Ich habe neulich den Film „Firebrand“ bei Netflix gesehen und war danach etwas verstört. Eine Scheidungsanwältin vertritt ihre Klientinnen erfolgreich auch in schwierigen Fällen. Schwerpunkt misshandelte Frauen, denn sie selbst wurde Opfer sexueller Gewalt. Ihre eigene Ehe leidet unter ihrem Trauma als sexuellem Missbrauchsopfer, denn als  fällt es ihr schwer, eine wirklich intime Bindung mit ihrem Ehemann einzugehen. Die Sitzungen bei einem Psychologen bringen sie nicht viel weiter. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten, welches fragwürdige Ende dieser Film nimmt. Aber ich habe das Gefühl, dass sich Missbrauchsopfer da nicht wirklich wiederfinden in dem, wie man sein Trauma überwinden kann. Ohne ins Detail zu gehen: natürlich kann man sich nach so einem Erlebnis sagen: ich lasse das hinter mir. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich möchte im Hier und Jetzt leben. Aber wenn es so einfach wäre wie in diesem Film, dann wäre ja alles gar nicht so schlimm. Das Ende fühlt sich definitiv ziemlich komisch an. Dabei würde es wohl sehr, sehr vielen Frauen gut tun zu sehen, wie man das Geschehene verarbeiten kann, damit man als Missbrauchsopfer zurück ins Leben kehren kann.

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Guilty – der ganz normale Missbrauch

Brauchen wir einen Film über #Metoo-Missbrauch? Natürlich nicht, im Gegenteil. Wir brauchen Filme, die den Frauen Mut machen. Also kann sich der Zuschauer schon irgendwie denken, dass derjenige, dessen Unschuld zu beweisen gilt, am Ende doch nicht so unschuldig ist, wie es anfangs scheint. Bleibt also die Frage, ob der Weg zur Aufklärung des Falls spannend genug ist, um als Zuschauer dran zu bleiben oder ob der Film irgendwas an der Mentalität ändern kann, was sexuelle Übergriffe betrifft. Nunja. Also mit klaren Fakten wird der Fall am Ende nicht gelöst, soviel ist klar. Vielmehr wird es sehr emotional und der Weg zur “Auflösung” des Falls ist sehr verwirrend. Für mich persönlich ein bisschen zu konstruiert. Das “Opfer” zieht sich gern etwas freizügiger an und steht in Verruf, ein Mädchen zu sein, das sehr leicht für Sex zu haben ist. Klar, die Männer reden sich in dem Punkt gern damit raus, dass das Mädchen ihr “schlechtes Verhalten” ja geradezu provoziert hat. Der Freundin des mutmaßlichen Täters, die vorerst an seine Unschuld glaubt (jemand twitterte sehr trefflich, dass sie ziemlich an Maeve von “Sex Education” erinnert) begegnen auf Schritt und Tritt Situationen mit Männern, in denen sie belästigt wird. Es wird gezeigt, wie schwer es ist, als Frau allein unterwegs zu sein, ohne solchen Angriffen ausgesetzt zu sein. Und sei es, da onaniert ein Mann auf dem Weg zum Zug. Da nützt dann auch kein extra Frauenabteil im Zug, wenn schon der Weg dahin zum Spießrutenlauf wird. Was hier deutlich wird: sexuelle Belästigungen finden immer und überall statt. 

Die wichtigen Zahlen kommen zum Schluss: 95% der Fälle werden nicht bestraft. Oft können sich die Täter einfach frei kaufen oder dem Opfer wird nicht geglaubt. Hier spielt vor allem die allgemeine Meinung eine Rolle, dass die Frau das Verhalten des Mannes wahrscheinlich provoziert hat. Frau darf nicht so sein, wie sie will. Sie hat sich gefälligst am Besten unsichtbar zu machen. Und in 97% der Fälle kennen sich Opfer und Täter. Und um kein Drama innerhalb der Familie/dem Bekanntenkreis zu machen, ist Schweigen das oberste Gebot.

Schuldig macht sich also letztlich auch immer die Gesellschaft, die solche Fälle nicht härter bestraft und die Mentalität beibehält. Nämlich dass die Frau selbst Schuld ist, wenn sie in eine solche Situation gerät.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116486

EN 

Do we need a film about #metoo abuse? Of course not. We need films that encourage women. So the viewer can somehow think that the person whose innocence needs to be proven is ultimately not as innocent as they initially seem. Will the path to clearing up the case be exciting enough to stay tuned as a viewer? Can the film change anything about people’s mentality regarding sexual assault? 

The case is not solved in the end with clear facts. Rather, it gets very emotional and the path to “resolving” the case is very confusing. A bit too constructed for me personally. The “victim” likes to dress very sexy and most of the men think that it is very easy to have sex with her. Sure, the men like to say that the girl has provoked their “bad behavior”. The alleged perpetrator’s girlfriend, who initially believes in his innocence (someone tweeted very well that she was very reminiscent of Maeve from “Sex Education”), encounters situations with men at every turn in which she is harassed. It shows how difficult it is to be alone as a woman without being exposed to such attacks. Even if a man masturbates on the way to the train. There is no need for an extra women’s compartment on the train to protect women even if the way is dangerous too. What is clear here: sexual harassment takes place always and everywhere.

The important numbers are shown at the end: 95% of cases are not punished. Often, the perpetrators can simply buy a not guilty verdict or the victim is not believed. The general opinion that the woman has probably provoked the behavior of the man plays a role here. A woman cannot be who she wants to be. It is best to make yourself invisible. And in 97% of the cases victims and perpetrators know each other. In order not to make a drama within the family / or among acquaintances, silence becomes the top priority.

Ultimately, the blame lies within the society since it does not punish such cases more severely and allows the current perceptions of sexual abuse to thrive. Namely, that the woman is to blame if she suffers sexual abuse.

Watch on Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116486

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Happy Women’s Day – Stay Strong

Frauen haben es in Indien sehr schwer. Ihr Leben ist durch jahrhundertealte Traditionen beeinflusst. Demnach müssen sie dem Manne Untertan sein. Die Tradition der Mitgift bewirkt, dass eine arme Familie quasi ruiniert ist, sobald eine Tochter geboren wird. Unverheiratete Frauen sind Außenseiter und nach der Heirat müssen auch gut ausgebildete Frauen meist ein Hausfrauendasein führen. In Bollywoodfilmen werden sie oft als Sexobjekte dargestellt. Umso großartiger ist es, wenn es indische Filme gibt, in denen Frauen ihre ganze Stärke zeigen können. Hier möchte ich einige wunderbare Filme hervorheben:

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Zeit der Frauen” (Parched): Vier Frauen haben genug von ihren daueralkoholisierten, gewalttätigen und nichtsnutzigen Männern und nehmen ihr Schicksal nicht wie viele stoisch hin, sondern kämpfen sich aus ihrer Situation heraus, ohne dabei ihren Humor zu verlieren. Wunderbar!

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In „Where to miss?“ verfolgt eine Frau ihren Traum, Taxifahrerin zu werden. Es ist ein unfassbar beeindruckender Dokumentarfilm über die unterdrückten Frauen in Indien, die hier nicht als Opfer gezeigt werden, sondern als Heldinnen, die versuchen keine Angst zu zeigen, um Vorbild zu sein und die ihren Traum eines selbstbestimmten Lebens mit aller Kraft verfolgen.

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In Dr. Rakhmabai sehen wir die eindrucksvolle Geschichte der ersten indischen Frau, die als Ärztin praktizierte und ihr schwieriger Weg dorthin mit einer Rechtsstreit-Odyssee um ihre mit 11 Jahren zwangsweise vollstreckte Kinderehe.

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In „Poorna“ können wir Malavath Poorna bewundern, die mit 13 Jahren das jüngste Mädchen der Welt ist, das den Mount Everest bestieg.

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In „Mission Mangal“ dürfen hauptsächlich Frauen eine Weltraum-Mission leiten, weil man sich aus Budgetgründen keine Männer dafür leisten konnte. Für Männer kaum zu glauben, aber diese Mission endete äußerst erfolgreich.

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In „The Sky is Pink(Netflix) erfahren wir die Geschichte von Aisha, die in ihrem kurzen Leben mehr verstanden hat, was wirklich wichtig ist, als so viele andere.

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Sehr beeindruckend sind auch immer Polizistinnen, die sich in einer männerdominierten Arbeitswelt als äußert taff erweisen, wie in „Mardaani“, „Soni“ (Netflix) und „Delhi Crime“ (Netflix).

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Laila aur satt geet – Für Laila wird ihre Schönheit zur Bürde in einer männerdominierten Welt. Sie lässt sich nichts gefallen, doch das gefällt den Männern noch umso mehr. Sie wird in dieser Welt keinen Frieden mehr finden.

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In „Dangal“ (Netflix) geht es um zwei Schwestern, die von ihrem Vater zu erfolgreichen Ringerinnen gedrillt wurden. Heldinnen, die alles gegeben haben, um für Millionen von Mädchen ein Vorbild zu sein, die von der Gesellschaft für minderwertig gehalten werden.

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In Mary Kom (Netflix) sehen wir die Geschichte einer Powerfrau, die trotz ihrer Zwillingsmutterschaft ein Comeback startet.

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Aus Indien hört man immer besonders grausame Fälle von Vergewaltigungen. Massenvergewaltigungen sind keine Seltenheit, selbst vor Kindern wird kein Halt gemacht. In den Filmen “Ajji” (Netflix) und “MOM” (Netflix) werden Großmutter und Mutter zu Rächerinnen, nachdem die Vergewaltiger ihrer Tochter/Enkelin aus haarsträubenden Gründen freigesprochen werden.

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Wenn sich all die Moguln und Maharadschas einig gewesen wären und wie Manikarnika, quasi die indische Jeanne d’Arc, an das Wohlergehen des gesamten Indien gedacht hätten, hätten die Briten damals vielleicht nicht so ein leichtes Spiel bei der Besetzung von Indien gehabt. Und während Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, ließ sich Manikarnika gar nicht erst gefangen nehmen und verbrannte sich lieber selbst auf dem Schlachtfeld. Was für eine Heldin!

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Chhapaak – Stoppt Säureattacken!

Basierend auf dem Leben von Laxmi Agarwal spielt Deepika Padukone in diesem Film die Überlebende eines Säureangriffs.

Warum sollte man sich einen Film über eine Frau anschauen, die einen Säureangriff überlebt hat? Natürlich ist das keine leichte Unterhaltung. Aber ich hatte mehrere Gründe: mich interessierte, wie man mit so einem schweren Schicksalsschlag umgehen kann. Was die Konsequenzen für das weitere Leben sind. Mich interessierte, ob es in diesem Fall Gerechtigkeit gab, denn wie wir wissen, ist das nicht immer einfach für Frauen in Indien. Mich interessierte, ob das Thema immer noch brisant ist. Die recht große Anzahl der Zuschauer im Kino ließ mich darauf schließen, dass auch viele andere das Thema spannend fanden. Vor allem ungewöhnlich hoch war der Männeranteil indischen Ursprungs. Normalerweise sieht man bei Frauenthemen wenig männliche Zuschauer in den Reihen.

Ich frage mich, wie es zu so einer „Tradition“ kommen konnte. Dass Frauen in Indien mit allen Mitteln „klein gehalten“ werden, ist nicht ungewöhnlich. Die meisten Opfer von Säureattacken sind Frauen. Frauen, die ihren sozialen Status verbessern wollten. Männer, die verschmäht werden, wählen diesen grausamen Weg, um diese Frau für alle anderen Männer unattraktiv zu machen. Wie zum Teufel kommt man auf so eine unfassbar unmenschliche Methode, das Leben eines Menschen derart zu zerstören? Dieser Mensch hat sein Leben lang unter den Folgen zu leiden. Auch Laxmi gibt zu, dass der Tod weniger qualvoll gewesen wäre. Keine etlichen Operationen, keine jahrelangen zermürbenden Gerichtsverfahren. Und auch gesellschaftlich müssen die Opfer ein Leben lang leiden. Alle erschauern beim Anblick. Alle starren einen an. Alle halten einen für „behindert“. Auch bei der Jobsuche ist man fast chancenlos, denn anscheinend gilt man mit einem entstellten Gesicht auch automatisch als geistig nicht mehr „normal“. Wie unglaublich unfair.

Noch ein furchtbarer Aspekt: gehört man der niedrigsten Kaste der Unberührbaren an, wird man besonders schnell Opfer dieser Tat. Und dann verweigern einem auch noch Krankenhäuser die Hilfe. Chancenlos.

Und die Strafe? Bis vor ein paar Jahren lächerlich. Höchstens zwei Jahre Gefängnis. Wenn überhaupt. Die Frau muss ja irgendwie auch selbst schuld daran gewesen sein, dass es so weit gekommen ist. Garantiert hat sie sich gesellschaftlich nicht korrekt verhalten.

Laxmi hatte das Durchhaltevermögen, einiges am Rechtssystem zu verändern. Säureattackenopfern wird nun eine Entschädigung zugesprochen und eine härtere Rechtssprechung angewandt. Sie hat die Kampagne „Stop Sale Acid“ ins Leben gerufen. Immer noch kann in Indien Säure einfach in jedem beliebigen Shop gekauft werden. Immer noch gibt es jährlich hunderte Fälle dieses grausamen Verbrechens.

Die Bilder im Film sind nicht allzu erschreckend. Im Hintergrund läuft immer eine beschwichtigende Melodie. Ansonsten wäre das Thema wohl kaum auszuhalten. Deepika spielt einfach wunderbar. Man fühlt mit ihr. Das Thema lässt einen so schnell nicht mehr los. Es darf nicht in den Hintergrund geraten. Solche Filme helfen, finde ich. Und es wäre zu wünschen, wenn die Opfer von Säureattacken in der Gesellschaft etwas mehr Verständnis bekommen. Sie sind Helden des Alltags, weil sie versuchen müssen, mit dieser grausamen Tat fertig zu werden.

EN

Based on the life of Laxmi Agarwal, Deepika Padukone plays Malti in the movie Chhapaak, a  survivor of an acid attack (Chhapaak means Splash).

Why should you watch a movie about a woman who has survived an acid attack? Of course, this is not an easy topic. But I had several reasons: I was interested in how to deal with such a heavy incident. I wanted to know what are the consequences for the victims for the rest of their lives. I wanted to find out about the justice in this case because, as we know, it is not always easy for women in India to fight for their rights. I was interested in whether the topic is still controversial. The large number of viewers in the cinema made me conclude that many others also found the topic important. Above all, the proportion of men of Indian origin was unusually high. Usually, when it comes to women’s issues, there are only a few male viewers in the cinema.

I wonder how such a “tradition” could come about. It is not uncommon for women in India to be kept in their place. Most victims of acid attacks are women. Women who wanted to improve their social status. Men who are spurned choose this cruel way to make this woman unattractive to all other men. How the hell do you come up with such an incredibly inhumane method of destroying a person’s life? This person will suffer the consequences for the rest of their life. In the film Malti also admits that death would have been less painful. No number of tortureous operations, no grueling lawsuits for years. And also socially, the victims have to suffer for a lifetime. Everyone shivers at the sight of them. Everyone is staring at you. Everyone thinks you are „disabled“. Even when looking for a job you are almost without a chance, because apparently with a disfigured face you are automatically no longer considered mentally “normal”. How incredibly unfair.

Another terrible aspect: if you belong to the lowest caste of the untouchables, you will quickly become a victim of these acid attacks. And then hospitals refuse to help you. No chance.

And the punishment? Ridiculously, until a few years ago acid attacks were punished with no more than two years in prison. It is assumed that the attacked women did not behave correctly in society. In the movie the judge checked the phone of Malti and when it were seen that there was a larger number of male contacts, the fault was placed on Malti herself.

 Laxmi had the staying power to change some things in the legal system. Acid attack victims are now being awarded compensation and tougher case law is applied. She launched the “#StopSaleAcid” campaign. Acid can still be easily bought in any shop in India. There are still hundreds of cases of this cruel crime every year.

The images in the film are not too terrifying. There is always a soothing melody in the background. Otherwise, the topic would hardly be bearable. Deepika just plays so wonderfully that you feel with her. The topic won’t let you go so quickly. It must not be left behind. I think such films help. And it would be desirable if the victims of acid attacks got a little more understanding in society. They are everyday heroes because they have to try to cope with this cruel deed.

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151 Momentaufnahmen aus Indien

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Indien 151
Oktober 2019 (5. Auflage)
288 Seiten
ISBN: 978-3-95889-251-4
Conbook Verlag

151 Eindrücke aus Indien. Von A wie Aberglaube bis Z wie Zeit, die in Indien eine ganz andere Bedeutung hat als hier im abgehetzten Europa. Allein über den Aberglauben in Indien könnte man mehrere Bände verfassen. Da werden Operationstermine nach dem Horoskop gemacht und Menschen mit Gegenständen oder Tieren verheiratet, um das von der Geburt beeinflusste schlechte Horoskop zu verbessern. Heiraten geht sowieso nicht ohne vorher den Astrologen zu befragen. Manche leben ihr Leben vollständig nach dem Horoskop. Als Horoskopersteller und Prophezeier kann man gut Geld verdienen. Auch ich habe mir in Indien mal aus der Hand lesen lassen. Was die Vergangenheit betraf, war das unheimlich zutreffend. Nur die Zukunft war etwas undeutlich. Auch in Tempeln wird gern Geld gegeben, um den Wünschen etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Und auch ich habe dieses Jahr in einem hinduistischen Tempel mal ein Ritual mitgemacht und dafür “Eintrittsgeld” gezahlt. Ich befürchte nur, der Priester hat meinen telepathischen an ihn gerichteten Wunsch nach Gesundheit etwas falsch verstanden, denn einen Tag später traf ich auf eine neue Liebe in meinem Leben, nach der ich gar nicht auf der Suche war. Eine neue Liebe ist allerdings auch wie ein neues Leben und fördert ja nachweislich die Gesundheit. Außerdem befinde ich mich mal wieder in einem siebten Jahr. Es gibt ja die Theorie, dass alle sieben Jahre im Leben immer gravierende Veränderungen stattfinden. Oder ob es an meinem Alter liegt, 42? Laut “Per Anhalter durch die Galaxie” die ultimative Zahl, welche die Antwort auf alle Fragen des Lebens ist. Irgendwo kann man das Leben immer ein bisschen mit Aberglauben erklären. Was für uns in Europa eher belustigende Zufälle sind, hat in Indien eine ganz andere Bedeutung. Im Film “The Zoya Faktor” wird dieser oft übertriebene Aberglaube in Frage gestellt. Gerade im Sport gibt es Rituale,  z.B. sich nicht mehr die Haare zu schneiden oder zu rasieren, weil man das Gefühl hat, damit die Glückssträhne zu durchbrechen. Bei “The Zoya Faktor” wird eine Frau zur Glücksbringerin einer Cricketmannschaft erklärt. Solange sie mit dem Team frühstückt und bei den Spielen dabei ist, scheint die Mannschaft wie durch ein Wunder zu gewinnen. Ist sie nicht dabei, werden sie zu Verlierern. Ihr wird schließlich ein Millionenvertrag angeboten, damit sie den Glücksbringer spielt. Der Kapitän der Mannschaft ist zurecht erzürnt, denn was sagt es über alle ihre harte Trainingsarbeit aus, wenn am Ende der Erfolg einem Glücksbringer zugeschrieben wird. Und warum sollte man überhaupt noch hart trainieren, es gibt ja einen Glücksbringer. Am Ende gewinnt das Team Indien natürlich auch ohne Glücksbringer. Man sollte es mit dem Aberglauben nicht übertreiben, möchte man dem indischen Publikum beibringen.  

151 ausgewählte Momente des indische Alltags, liebevoll bebildert. Manchmal gibt es eigens erlebte Geschichten dazu, manchmal Fakten zur Kultur und Gesellschaft. Man kann sich erstmal an den Bildern orientieren und dann auswählen, welche Geschichte dazu man genauer lesen möchte oder man nimmt sich jeden Abend eine Geschichte aus dem bunten Leben in Indien vor. Jedes Geschichte ein eigenes Abenteuer. Derjenige, der die Vielfalt Indiens noch nicht selbst erlebt hat, wird hier nicht gleich erschlagen von zu viel Neuem und der Indienkenner kann sich genüsslich zurück lehnen und an die eigenen Erfahrungen zurück denken und herrlich abschweifen.

Fazit: ein tolles Format, sowohl für Indien Interessierte, als auch Indienkenner. Macht Menschen, die bisher noch nicht nach Indien gereist sind, garantiert neugierig auf dieses vielfältige, bunte Leben. Für Indienbereiste bietet das Buch einen schönen Rückblick darauf, was man selbst schon alles erlebt hat und was es immer noch neu zu entdecken gibt.  

Ich finde das Buch sehr inspirierend. Vielleicht erstelle ich nach meiner dritten Sri Lanka Reise ein ebensolches Bilderbuch für Sri Lanka. Auf jeden Fall nehme ich es als Inspiration, zu einigen Stichwörtern von A bis Z Filmtipps zu geben für alle, die bestimmten Eigenarten von Indien nochmal genauer nachgehen wollen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Conbook Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

EN

151 impressions from India. From A like superstition to Z like time, which has a completely different meaning in India than here in Europe, where everybody is under constant time pressure. The topic superstition in India could fill many books. The surgery appointments are made according to the horoscope and people are married to objects or animals in order to improve the bad horoscope influenced by the birth. Anyway, a wedding is not possible without consulting your horoscope. Some live their lives completely according to the horoscope. From horoscopes and prophecies you can make good money. I too, had a palm reading in India. As far as my past was concerned, the reading was incredibly true. Only the future was a bit unclear. Even in temples, money is gladly given along with wishes to the priest. I also participated in a ritual in a Hindu temple this year and paid „entrance fees“. I’m just worried that the priest misunderstood my telepathic desire for health, because a day later I met a new love in my life that I was not looking for. However, a new love is also like a new life and good for your health. Also, I’m in a seventh year again. There is the theory that every seven years in life there are always serious changes taking place. Or is that happening because of my age? 42, the definite number, which is the ultimate answer to all questions of life according to “The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy”? Somewhere you can always explain life a bit with superstition. What are rather amusing coincidences in Europe has a completely different meaning in India.

151 selected moments of Indian everyday life, lovingly illustrated by photos. Sometimes there are stories which the author herself has experienced, sometimes factual information regarding the culture and society. You can first orientate yourself on the pictures and then choose which story you would like to read further or you enjoy each evening a story from the colorful life in India. Each story has its own adventure. The one who has not yet experienced the diversity of India will not be overwhelmed by too much novelty here and the India connoisseur can lean back, relishing and reflecting on their own experiences.

Conclusion: This book is guaranteed to make people who have not yet traveled to India curious about this diverse, colorful life. For those who have already visited India, the book offers a nice review of what you have already experienced and what there is still to discover.

I find the book very inspiring. Maybe after my third trip to Sri Lanka, I have been inspired to create a picture book for Sri Lanka with 151 pictures and stories. In any case, I have taken it as inspiration to give film tips for some keywords from A to Z for those who want to explore in more unique aspects to India.

I would like to thank Conbook Verlag for providing the reviewer’s copy.

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Rezension: Ganesha macht die Türe zu

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Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist und Physiker, Sohn eines indischen Ingenieurs) erzählte einmal den schönen Witz: “Treffen sich drei deutsche Männer. Nach 5 Minuten reden sie über Autos. Treffen sich drei indische Männer. Nach 5 Minuten reden sie über ihre Verdauung.”

Genauso mit diesem Thema steigt man als Leser des Buches auch ein, denn das ist offensichtlich eine Erfahrung, die jeder Indienreisende einmal machen muss: den Tag der vollkommenen Entleerung. Auch mich traf es bei meiner ersten Indienreise, zum Glück erst am Ende. Ich konnte diese Passagen somit sehr gut nachfühlen, es war genauso furchtbar wie beschrieben. Über den Ganges schreibt der Autor Andreas Brendt dann auch noch sehr passend: “Ort der Begegnung. Mensch und Kolik.” Sehr schön beschrieben.

Andreas Brendt hat sich nach Indien aufgemacht, “um etwas zu erleben, aber auch um etwas mitzunehmen”. Nach innen blicken. Mit einer Veränderung in das farblos gewordenen Zuhause zurückkehren.

In der ersten Hälfte des Buches geht es sehr spirituell und esoterisch zu. Vielleicht war die vollkommene Entleerung gleich am Anfang seiner Reise ja genau richtig, um all die tausend neuen Eindrücke in sich aufzunehmen. Er schreibt sehr bildhaft und detailliert über seine Erfahrungen in Goa, ein Tantra-Festival und Yoga-Sessions. Er schreibt vor allem sehr ehrlich über seine Gefühle dabei und wie die Ereignisse auf ihn wirken. Reflektiert seine Erlebnisse. Das ist sympathisch und für mich durchaus interessant, weil ich selbst nie aus diesem Zweck nach Indien reisen würde und an solchen Veranstaltungen teilnehmen wollte. Und nach dem ich nun so ergiebig und ausführlich über seine Erfahrungen gelesen habe, gibt es auch in der Zukunft für mich keinen Grund, mich in diese sehr speziellen Sphären zu begeben. Aber es ist auch irgendwie schön zu wissen, dass es anscheinend genauso abläuft, wie man es sich vorstellt. Und der Beschreibung nach habe ich auch durchaus das Gefühl, dass ich als Leser hier eine konkrete Anleitung in der Hand halte, ein erfolgreicher Tantra-Guru zu werden, der anderen allein mit Handauflegen zum besten Orgasmus seines Lebens verhelfen kann. 

Es gefällt mir sehr gut, wenn jemand so mutig ist, sich aus westlicher Sicht auch mal zum Löffel zu machen. Ich finde es sehr schade, dass man dazu nach Indien reisen muss, aber natürlich ist das wunderbar, dass es so ein Land gibt, in dem man sich mal so richtig austoben kann. Fernab der westlichen humorlosen Leistungsgesellschaft. 

Als Mann kann man in Indien anders reisen als eine Frau. Ein Mann ist viel freier in dem, was er tun kann. Z.B. mit einem Nachtbus fahren, in dem es keine Toilette gibt und sich dann einfach den nächsten Baum suchen, sobald der Bus anhält. Überhaupt tangiert einen als Mann die Toilettenproblematik in Indien nicht annähernd so sehr wie eine Frau. Der Autor kann einfach mal eben so mit Sadhus abhängen und kiffen. Dabei viele Tempel durchlaufen. Einer Frau ist es z.B. verboten, während ihrer Periode Tempel zu betreten. Das kann man bei einer Reise nicht immer beeinflussen. Auch kann ein Mann kann mit all den anderen Männern Bruderschaft feiern. Unter Frauen ist so etwas eher selten möglich. Frauen beäugen sich lieber kritisch oder lästerhaft. Da kann Frau schon neidisch werden, was Mann so kann. Aber tatsächlich, selbst als eingeschränkte Frau erlebt man Indien als ein Land, in dem man dieses gewisse Gefühl von Freiheit spüren kann, dass in unserer westlichen Gesellschaft vollkommen von Regeln und Verboten und Konventionen eingeschnürt ist. Auch Frau kann z.B. mit vier Personen auf einem Motorrad sitzen und ungestraft durch die Gegend fahren, solange der Fahrer einen Helm trägt.

Die Reise des Autors führt nach Goa, Hampi, Varanasi und Rishikesh. Jede Stadt hat ihre eigene Magie. Er erlebt alles, was man erleben kann. Eine indische Hochzeit, Leichenverbrennung, “Vulkan in der Fresse” (vom scharfen Essen), die Langsamkeit, Überlebenskämpfe in der Menge. Kurz schwingt bei der Teilnahme einer Hochzeit auch auch mal die kritische Frage mit, ob arrangierte Ehen, so gut sie gemeint sind, nicht auch Nachteile bringen. Das aber nur kurz, es ist ja ein humorvoller Roman, der die Menschen glücklich machen soll. 

Was den Humor betrifft, schwinge ich mit dem Autor auf einer Wellenlänge. Wenn er z.B. mit seinem Freund das “Kölsche Grundgesetz” rezitiert, als Antwort auf jemanden, der aus den Veden zitiert (religiöse Texte im Hinduismus). Er schreibt: “Die Götter in Indien tragen einen Affen- oder Elefantenkopf. Die in Köln sind mit Pappnasen unterwegs.Inhaltlich gibt es keine Differenzen.” Sehr schön. Er gibt den Rat “Scheiß auf die Routine. Es lebe der Unsinn”. Genau so lebe ich. Einige lieben mich dafür, andere schütteln ständig den Kopf über mich. Den Satz “Das darf man nicht” höre ich sehr oft. Der Autor empfiehlt Sex mit Socken, um im Privatleben für die richtige humorvolle Auflockerung zu sorgen. Ich empfehle fürs Büroleben Nonsense-Sprüche mit “Rosen sind rot” am Ende eines Meetings anzubringen. Als mir neulich die Kollegen allzu grummelig drein schauten, sagte ich zum Abschluß: “Rosen sind rot, der Mond war voll, heute ist Montag, ist das nicht toll!” Wirkt Wunder.

Was ich aus diesem Buch mitgenommen habe:

  1. Sitar Musik stärkt das Immunsystem und löst Blockaden im Körper. Kann ich in irgendwie auch ohne Studien dazu nachvollziehen: indische Musik hat immer einen durchgehenden Grundton und alle anderen Töne werden dazu in Verhältnis gesetzt. Die relative Einfachheit macht sie meditativ. Das entspannt. Ein entspannter Körper kann natürlich viel besser seine Immunabwehr aktivieren. Das fand ich so gut, dass ich während des Lesens meditativer Sitar Musik lauschte.   
  2. Dinge, die einen in Indien so richtig nerven oder beängstigend sind, einfach mit Humor nehmen. So beschreibt er das Gedränge auf dem Bahnhof in Varanasi z.B. so: “Anstatt in eine Richtung zu gehen, lassen wir uns von der Menge tragen. Ein bisschen Überlebenskampf, aber ohne Taschendiebe eigentlich ganz heiter.” Oder “Fahrer zerren an ihren Kunden. Im Herzen nicht bedrohlich, sondern eifrig. Indieneifrig.” Ich wünschte, ich hätte es damals ähnlich heiter sehen können. Für mich war dieses “Indieneifrig” einfach nur sehr lästig und energieraubend und im Nachhinein immer eine der negativen Erinnerungen.   

Fazit: es ist ein humorvoller, heiterer Abenteuerreisen-Roman. Indien als großer Spielplatz für in der westlichen Welt beschränkte Abenteurer. Als Energiepunkt, mit vielen Sichten auf sein Ich zu schauen, genährt von den Weisheiten populärer Gurus. Ich mag die humorvolle Art, auf die Dinge zu schauen. Man sollte sich und das Leben nicht immer so furchtbar ernst nehmen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Conbook Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

ANDREAS BRENDT

GANESHA MACHT DIE TÜRE ZU
INDIEN, SEX MIT SOCKEN UND IMMER WIEDER STERBEN

  • VERLAG: CONBOOK
  • SEITENZAHL: 288
  • ERSTERSCHEINUNG: 12.08.2019
  • ISBN: 9783958892446

 

EN

Ranga Yogeshwar (Science journalist and physicist, son of an Indian engineer) once made a nice joke: When three German guys meet they are talking about cars after five minutes. When three Indian guys meet, after five minutes they are talking about their digestion.

As a reader of this book, the first thing I read about was the intestinal problems of the author, because it is obviously an experience, which each India traveler has to go through: the day where your bowels are completely emptied. I also had to face it on my first trip to India, luckily at the end of the journey. So I could sympathize with these passages very well, it was just as terrible as described. The author Andreas Brendt also writes very fittingly about the holy Ganges: “Ort der Begegnung. Mensch und Kolik. (Place of encounter. Human and colic.) Very well described.

Andreas Brendt has gone to India “um etwas zu erleben, aber auch um etwas mitzunehmen” (to experience something, but also to take something along). To look inward. T have something to reflect on later when he returns to the colorless environment.

The first part of the book is very spiritual and esoteric. Perhaps the total emptying was perfect at the beginning of his journey to absorb all the thousand new impressions. He writes very pictorially and in detail about his experiences in Goa, a Tantra festival and yoga sessions. Above all, he writes very honestly about his feelings and how the events affect him. Reflecting on his experiences. That is nice and very interesting, because I myself would never travel to India for this purpose nor would I like to participate in such events. And after reading so extensively about his experiences, there is no reason in the future for me to go into these very esoteric realms. But it’s kind of nice to know that it seems like it’s going to happen how I thought. And according to the description, I also have the feeling that I hold a concrete guide to becoming a successful Tantra guru.

I like it very much when someone is brave enough to act silly. I think it’s a pity that you have to travel to India to do this, but of course it’s wonderful that there is such a country where you can really let off steam. Far from the humorless western high performance society.

As a man you are able to travel differently in India than a woman. A man is much freer in what he can do, e.g. traveling on a night bus, in which there is no toilet. A man can just look for the next tree as soon as the bus stops. In general, being a man does not affect the toilet problem in India nearly as much as being a woman. Or a man can hang out with Sadhus and weep. Can go through many temples while for women it is forbidden to enter temples during their period. Unfortunately, you can’t schedule your menstruation while traveling. Or a man can celebrate brotherhood with all the other men. There is no such thing for women. Women prefer to observe each other critically. As a woman I’m a little bit jealous about what men can do. But in fact, even with the limitations of being a woman, I experienced India as a country in which you can feel that certain sense of freedom, that is missing in our western society which is completely constrained by rules and prohibitions and conventions. Even a woman can sit with four people on a motorcycle and drive with impunity, as long as the driver wears a helmet.

The author’s journey leads him to Goa, Hampi, Varanasi and Rishikesh. Every city has its own magic. He experiences everything that can be experienced. An Indian wedding, cremation, “Vulkan in der Fresse” (volcano in the mouth) referring to spicy food, slowness, struggle for survival in the crowd. For a short while, the critical question arises at the wedding as to whether arranged marriages, as good as they are meant, in some cases have disadvantages. But only for a short moment because it’s a humorous novel that should make people happy.

I share the author’s sense of humor. If he, for example, reciting with his friend the „Kölsche Grundgesetz“ (Guide that governs living in Cologne) in response to someone who quotes from the Vedas (religious texts in Hinduism). He writes: “Die Götter in Indien tragen einen Affen- oder Elefantenkopf. Die in Köln sind mit Pappnasen unterwegs.Inhaltlich gibt es keine Differenzen.” (The gods in India have a monkey or elephant head. The gods in Cologne wear carnival costumes. In effect, there is no difference). Very nice. He gives the advice “Scheiß auf die Routine. Es lebe der Unsinn” (Fuck the routine. Long live nonsense). That’s how I live. Some love me for it, others constantly shake their heads about me. I often hear the phrase: That’s not allowed! The author recommends sex with socks for a humorous relaxation in private life. I recommend „roses are red“-nonsense rhymes for office life at the end of a meeting. One day, when my colleagues looked too grumpy, I concluded a meeting with: „Roses are red, the moon was full, today is Monday, isn’t it beautiful!“ Works great.

What I’ve learned from this book:

  • Sitar music strengthens the immune system and dissolves blockages in the body. That makes sense: Indian music always has a continuous fundamental tone and all other sounds are set in proportion to it. The simple content makes the music meditative and relaxing. Of course, a relaxed body can better activate its immune system than a stressed body. While reading this book I loved to listen to meditative sitar music.
  • Just take the things that are really annoying or frightening in India with humor. He describes the crowd at the station in Varanasi, for example. so: “Anstatt in eine Richtung zu gehen, lassen wir uns von der Menge tragen. Ein bisschen Überlebenskampf, aber ohne Taschendiebe eigentlich ganz heiter.” (Instead of going in one direction, we let ourselves be carried by the crowd. A little challenge of survival, but without pickpockets actually quite cheerful) Or  “Fahrer zerren an ihren Kunden. Im Herzen nicht bedrohlich, sondern eifrig. Indieneifrig.” (drivers tug at their prospective customers. Not  in a threatening way, out of eagerness. “Indian busy”.) I wish I could have seen this in a cheerful way on my journey . For me, this „Indieneifrig“ was just very annoying and energy consuming, and in retrospect, it will remain one of the negative experiences I never want to repeat.

Conclusion: it is a humorous, cheerful adventure travel novel. It provides a view of India, without paying much attention to the diverse problems in this country. India as a big playground for adventurers who wants to escape the limits of the western world. He refers to India as an energy point where you can view your ego in many ways, nourished by the wisdom of popular gurus. I like the author’s humorous way of looking at things. You should not always take yourself and life so seriously.

I would like to thank Conbook Verlag for providing the reviewer’s copy.

 

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Article 15 – Polizeiarbeit mit Hindernissen

In der Verfassung von Indien wird im Artikel 15 die Diskriminierung aus Gründen der Religion, der Rasse, der Kaste, des Geschlechts oder des Geburtsortes verboten. 

In Indien gibt es viele fortschrittliche Gesetze, die aber angesichts von Traditionen, die schon jahrhundertelang von Generation zu Generation weitergeben werden, in der Praxis kaum durchzusetzen sind. Das betrifft vor allem die Diskriminierung aufgrund einer Kaste. Das aktuelle Beispiel einer Grundschule in Indien zeigt dies deutlich: Kinder einer höheren Kaste bringen sich ihre eigenen Teller fürs Essen mit, weil sie nicht von Tellern essen möchten, von denen auch schon Kinder niederer Kasten gegessen haben. Dies haben sie so von ihren Eltern gelernt. Da können die Lehrer auch noch so viel Gleichheit lehren, wenn man vom Elternhaus schon so indoktriniert wird, setzt sich das im Kopf fest, dass man etwas Besseres ist. Und warum sollte man als besser gestellter Mensch jemals etwas unternehmen, um Gleichheit zu schaffen. Man möchte ja seine Vorteile gegenüber niederen Kasten nicht einfach so abgeben. 

Im Film wird Polizeibeamte Ayan von Delhi in ein kleines Dorf zwangsversetzt, weil er zum Innenminister nach einer Rede zu ihm meinte “Cool Sir”. Irgendwie absurd, dass ein eigentlich sehr positiv gemeinter Kommentar als Unhöflichkeit wahrgenommen wird, so dass es ein Grund für eine Versetzung ist. Ich kann mich noch erinnern, wie meine Schwester vor 10 Jahren einmal zu einem unserer Geschäftsführer “Na, alles cool?” sagte. Alle Personen, die das mitbekommen haben, erstarrten zu Salzsäuren. Der Geschäftsführer ignorierte den Anfall jugendlichen Leichtsinns einfach und der Vorfall blieb ohne Folgen. Heute duzen wir unsere Chefs und wir könnten ohne Bedenken „cool“ zu ihnen sagen. In Indien ist man offensichtlich noch nicht so verständnisvoll.

Wie auch immer, der Polizeibeamte muss sich jetzt erstmal mit dem Dorfleben arrangieren. Abgesehen davon, dass mal einige Dinge repariert werden müssten, funktioniert das mit der Polizeiarbeit auch nicht so richtig und es begegnen ihm Situationen in denen deutlich wird, dass hier die niederen Kasten diskriminiert werden. Auch ihm begegnet die Situation, dass ihm schnell ein anderer Teller gereicht wird, obwohl er selbstverständlich vom Teller seines Kollegen gegessen hätte.

Aus dem Dorf sind 3 Mädchen verschwunden. Zwei werden im Laufe der Ermittlungen tot aufgefunden. Sie sind aus einer niedrigen Kaste und wollten mehr Geld für ihre (Kinder-)Arbeit. Die Polizei will kein Aufsehen und sich mit niemandem “anlegen” und behauptet, die Väter der Mädchen hätten diese aus Wut und Scham getötet weil sie untereinander intim waren. Sie sollen zur Falschaussage gezwungen werden. Einige Polizeibeamte wollen die Sache unter allen Umständen unter den Teppich kehren, weil wichtige Leute mit in die Sache verwickelt sind. Sie werfen Ayan vor, er würde ja nach dem Fall wieder nach Delhi zurückkehren und sie müssten danach in Todesangst hier weiterleben. Doch Ayan lässt nicht locker, vor allem bei der Suche nach dem dritten verschwundenen Mädchen, das offensichtlich fliehen konnte und der Aufklärung, dass es Vergewaltigung war. Er wird von verschiedenen Personen daran gehindert, diesem Fall weiter nachzugehen. Fast scheint es unmöglich, den Fall noch aufzuklären, denn er wird auch noch suspendiert. Die Auflösung des Films möchte ich hier nicht verraten.

Für mich persönlich ging es in dem Film zwar auch um Diskriminierung, aber vor allem auch um Korruption, Klüngelei und Vertuschung innerhalb der Polizei.

Ich bin eigentlich kein Fan von Krimis, aber hier wird so sensibel und kinematographisch einfühlsam mit den Missständen der indischen Gesellschaft umgegangen, vor allem wieder einmal wie stark das politische Umfeld Einfluss auf alles hat, dass ich den Film auch Nicht-Krimi-Fans ans Herz legen kann.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81154455

EN

The Indian Constitution prohibits discrimination based on religion, race, caste, gender or place of birth. In India, there are many progressive laws but it’s difficult to enforce them because centuries of traditions are stronger than laws passed by the government, especially regarding the discrimination of a caste. The latest example shows that oppression: children of a higher caste in a primary school bring their own plates for lunch, because they don’t want to eat from plates which the children of low castes have used. This is what they have learned from their parents. Teachers can still teach so much about equality but if you are so indoctrinated by your parents, you think that you are better than others. And why, as a better-off person, should you ever do anything to create equality? You don’t want to give away your advantage over lower castes.

In the film, police officer Ayan is forcibly transferred from Delhi to a small village because he told an important minister after a speech: „Cool, Sir.“ It’s somehow absurd that a really very positively meant comment is perceived as rudeness, and becomes a reason for a transfer. I can still remember how my sister once said to one of our CEOs 10 years ago „Well, everything cool?“ All those who heard it were petrified. The manager simply ignored the fit of youthful silliness and the incident was forgotten without consequences. Today we could say cool to them without hesitation. Obviously in India they are not that understanding yet.

Anyway, the police officer has to come to terms with the village life. Apart from the fact that some things have to be repaired, in the police station and it’s not going well, he encounters situations in which it becomes clear that the lower castes are being discriminated. For example  if he wants to eat from the same plate of a colleague and a new one is served to him.

Three girls from the village have disappeared. Two are found dead in the course of the investigation. They are from a low caste and wanted more money for their work. The police don’t want to stir up the situation and confront anyone, claiming that the girls‘ fathers killed them out of anger and shame because they were intimate with each other. The father should be forced to make false statements. Some police officers want to cover up the situation under all circumstances because important people are involved. They mention to Ayan that when he returns to Delhi after the clarification of the case they will have to remain living here in mortal fear. But Ayan doesn’t want to give up, yet hoping to find the third missing girl who could obviously escape and the clarification that it was rape. Various people tried to stop him from continuing to investigate the case. At one point, he was suspended from the case, making it seem almost impossible to clarify the case. I don’t want to reveal how the film turns out, but everything makes sense at the end.

For me personally, the film was also about discrimination, but above all about corruption, cronyism and cover-ups within the police.

Actually, I’m not a fan of crime thrillers, but the subject is cinematographically so sensitively dealt with, especially how strongly the political environment has an influence on everything and the movie pays attention to the various abuses in India that makes the daily life so difficult for many people.

 

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Alle verrückt hier!

EN

A cat and mouse game in which the question is: is the main character Bobby so crazy that she really has to deal with a murderer or is she so schizophrenic that Bobby herself is the killer? Until the audience will find out the solution at the end it is an entertaining back and forth between Bobby and her antagonist Keshav. The movie leaves everything open until the end.

How much can you believe a mentally ill person? In the midst of Bobby’s hallucinations, you are extremely confused as to whether it is possible for her to have normal thoughts in any form at all. And, as an actress, do you have to be a bit crazy to be able to play a mentally ill person like that? If you follow the true life of Kangana Ranaut playing the role of Bobby, you can imagine that she has been chosen very well for this role. And Rajkummar Rao as Keshav plays his shady character also very well, especially his last scene in the movie is madness in the truest sense of the word.

The special spice, the masala of the movie, are the extraordinary images. As if the filmmakers living out their passion to interpret visions of this mad woman Bobby psychedelically. I could see that passion. Of course, the best way to see these visions is on a big screen in a cinema. And did the creators of this film need a certain madness for such images? Or at least a bit of dabbling in drugs?

Under the hashtag #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness you can read on Twitter
experiences which mentally ill people like to share with others. For example, someone wrote: „I have schizophrenia. That does not mean that I have a split personality, as it is exaggeratedly portrayed in some thrillers. Schizophrenia has much more to do with hallucinations, paranoia and very basic fears. Besides, I’m not dangerous just because I have this disease.“ That is exactly what this film wants to explain to us. And sometimes the far more dangerous ones are not necessarily those who stand out as mentally ill.

All in all, it’s always nice to see a film made in India that’s different from the well-known Bollywood soaps. This film definitely belongs to the black mystery drama / psycho thriller genre.

DE

Ein Katz- und Mausspiel bei dem die Frage lautet: ist die Hauptfigur Bobby so verrückt, dass sie es in ihrem Verfolgungswahn wirklich mit einem Mörder zu tun hat oder ist sie am Ende so schizophren, dass sie selbst die Mörderin ist? Bis zur Auflösung geht es erfrischend hin- und her zwischen Bobby und ihrem Gegenspieler Keshav.  Auch wenn man sich beim Schauen vielleicht schon für ein Ende entschieden hat, versucht der Film doch bis zum Finale alles vage zu lassen.

Was kann man einer mental erkrankten Person glauben und was nicht? Inmitten von Bobbys Halluzinationen ist man als Zuschauer schon extrem verwirrt, inwieweit überhaupt noch in irgendeiner Form normale Gedanken möglich sind. Und muss man als Schauspielerin eventuell auch etwas verrückt sein, um eine psychisch Erkrankte so spielen zu können? Das war zumindest sehr überzeugend. Wer das wahre Leben der Kangana Ranaut als Bobby verfolgt, kann sich durchaus vorstellen, dass sie für diese Rolle sehr passend ausgewählt wurde. Und Rajkummar Rao als Keshav spielt seinen zwielichtigen Charakter auch sehr gut, vor allem seine letzte Szene ist der Wahnsinn im wahrsten Sinne des Wortes.

Was dem Film noch die gewisse Würze gibt sind die starken Bilder. Da konnte sich jemand mit Leidenschaft daran austoben, Visionen einer „Verrückten“ psychedelisch zu visualisieren. Diese Leidenschaft sieht man, finde ich. Das kommt auf großer Leinwand natürlich am besten rüber. Und braucht man für solche Bilder auch einen gewissen Wahnsinn? Oder zumindest Drogenerfahrung?

Unter dem Hashtag #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness kann man bei Twitter Erfahrungen lesen, welche psychisch Erkrankte andere Menschen gerne wissen lassen möchten. Da ist zum Beispiel zu lesen: „Ich habe Schizophrenie. Das bedeutet nicht, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit habe, wie es in manchen Thrillern übertrieben dargestellt wird. Schizophrenie hat viel mehr mit Halluzinationen, Verfolgungswahn und ganz einfachen Ängsten zu tun. Außerdem bin ich nicht gefährlich, nur weil ich diese Krankheit habe.“ Ganz genau das will uns dieser Film auch erläutern. Und manchmal sind die Weitaus gefährlicheren ja nicht unbedingt diejenigen, die als psychisch Erkrankte auffallen.

Insgesamt ist es ja immer schön, einen Film made in India zu sehen, der anders ist als die bekannten Bollywoodschnulzen. Dieser Punkt geht auf jeden Fall an das schwarze Mystery Drama / Psychothriller.

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Jeder hat ein Recht auf eine farbenfrohe Welt

EN

To shoot the movie „The Last Color“ was a heartfelt wish of celebrity chef Vikas Khanna and should become a matter of the heart for every human being who opposes the discrimination of women. In 2013, widows in Benares / Varanassi were allowed to celebrate Holi for the first time. Until then they were not allowed. Not allowed to celebrate Holi, not allowed to wear colors. In India it is a tradition that a widow must wear white. Widows have harsh restrictions and are excluded from society. In the past even the tradition of widow burning was accepted and carried out. Unimaginably cruel, especially when nobody questions these traditions. Because it has always been that way and still is, everything is accepted, even though it is cruel treatment. Vikas Khanna wants to use the film to encourage you to speak up when you don’t find something right, even if it’s a tradition. Just because it’s always been done that way, it doesn’t mean it has to be right.

In the movie the widow Noor befriends the untouchable little street girl Chhoti (means small) and both have the courage to overcome barriers of the society system of oppression and exclusion. Chhoti promises Noor to throw her favorite color pink at the next Holi party on her. She keeps her promise, even doing so creates serious repurcussions.

Vikas Khanna explained to us in the Q&A after the movie premiere that the little lead actress who played Chhoti is not very popular with filmmakers because she is a little bit complicated. But this little drama queen plays her part so incredibly well. She wins your heart from the very first moment. Even the widow Noor can’t resist this charming girl. Seeing how the joie de vivre returns to the widow Noor thanks to Chhoti is so heartwearming. Chhotis little friend in the movie also plays very terrificly. He really lives as a street boy in Varanassi and was prepared for appearing in the film in 2 days.

You can see and feel with every picture that Vikas Khanna fell in love with Varanassi. When Noor dances in the sunset your jaw drops, because these are such beautiful images. Beautiful pictures versus terribly cruel reality with corrupt and brutal policemen. Vikas is probably only able to show this brutality because he lives in NY. Otherwise we would be afraid that an angry Indian mob might do something to him. But even in the US, viewers had problems with the movie, for example, because it represents a transgender as a „normal“ person.

Vikas says the movie should move, upset, disturb. The movie did. He made the film for his mother and when he wanted to show her the movie she fell asleep while leaning on his shoulder. As a viewer, you will not fall asleep. This movie is a small miracle with a big message: question traditions, don’t just accept everything!

DE

„The Last Color“ ist eine wahre Herzensangelegenheit von Starkoch Vikas Khanna und sollte zur Herzensangelegenheit von jedem Menschen werden, der gegen Ausgrenzung und Benachteiligung von Frauen ist. Erst 2013 durften Witwen in Benares/Varanassi das erste Mal Holi feiern. Bis dahin war ihnen nicht erlaubt. Nicht erlaubt, Holi zu feiern, nicht erlaubt, Farben zu tragen. Eine Witwe hat nur noch weiß zu tragen. Witwen müssen unter völliger Abstinenz leiden und dürfen nicht mehr am Leben teilhaben. Früher war sogar die Tradition der Witwenverbrennung allgemein anerkannt. So grausam, vor allem, wenn nie jemand diese Traditionen hinterfragt. Weil es schon immer so war und ist, wird alles so hingenommen, obwohl es unmenschlich ist. Vikas Khanna möchte mit diesem Film Mut machen zu sagen, wenn man etwas nicht richtig findet, auch wenn es Tradition ist. Nur weil es schon immer so gemacht wurde, muss es nicht richtig sein. Im Film freundet sich die Witwe Noor mit dem unberührbaren Straßenmädchen Chhoti (klein) an und beide geben sich den Mut, Barrieren des Systems aus Unterdrückung und Ausgrenzung zu überwinden. Chhoti verspricht Noor, sie beim nächsten Fest mit Farbe zu bewerfen. Sie hält ihr Versprechen, auch wenn die Umstände tragischer sein werden, als einem lieb ist.

Vikas Khanna meinte im Q&A nach der Filmvorstellung, die kleine Hauptdarstellerin sei nicht sehr beliebt bei Filmemachern, da sie sehr kompliziert sei. Aber diese komplizierte kleine Drama-Queen spielt so unfassbar gut. Man muss sie vom ersten Moment ins Herz schließen. Wie die Witwe Noor dem Charme ebenso wenig widerstehen kann. Auch Chhotis kleiner Freund spielt so grandios. Er lebt wirklich als Straßenjunge in Varanassi und wurde in 2 Tagen filmreif gemacht. Und zu sehen, wie die Lebensfreude dank Chhoti in die Witwe Noor zurückkehrt ist herzergreifend. Dass Vikas Khanna sich in Varanassi verliebt hat, merkt man mit jedem Bild. Wenn Noor im Sonnenuntergang tanzt, bleibt einem der Mund offen stehen, weil es so schöne Bilder sind. Schöne Bilder versus furchtbar grausame Realität mit korrupten und brutalen Polizisten. Das in dieser schonungslosen Deutlichkeit zu zeigen geht wahrscheinlich nur, weil Vikas in New York lebt. Sonst müsste man schon Angst haben, dass ihm ein wütender indischer Mob etwas antut. Aber auch in den USA hatten Zuschauer Probleme damit, dass er z.B. den Transgender als „normalen“ Menschen darstellt. Vikas meint dazu, dass Kunst bewegen soll, aufregen, stören. Das hat er. Seine Mutter muss ein ganz besonderer Mensch sein. Er hat den Film für seine Mutter gemacht und sie ist beim Schauen an seiner Schulter eingeschlafen. Als Zuschauer wird man ganz bestimmt nicht einschlafen. Dieser Film ist ein kleines Wunderwerk mit großer Botschaft. Hinterfragt Traditionen, akzeptiert nicht einfach alles!

 

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