Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Alle verrückt hier!

EN

A cat and mouse game in which the question is: is the main character Bobby so crazy that she really has to deal with a murderer or is she so schizophrenic that Bobby herself is the killer? Until the audience will find out the solution at the end it is an entertaining back and forth between Bobby and her antagonist Keshav. The movie leaves everything open until the end.

How much can you believe a mentally ill person? In the midst of Bobby’s hallucinations, you are extremely confused as to whether it is possible for her to have normal thoughts in any form at all. And, as an actress, do you have to be a bit crazy to be able to play a mentally ill person like that? If you follow the true life of Kangana Ranaut playing the role of Bobby, you can imagine that she has been chosen very well for this role. And Rajkummar Rao as Keshav plays his shady character also very well, especially his last scene in the movie is madness in the truest sense of the word.

The special spice, the masala of the movie, are the extraordinary images. As if the filmmakers living out their passion to interpret visions of this mad woman Bobby psychedelically. I could see that passion. Of course, the best way to see these visions is on a big screen in a cinema. And did the creators of this film need a certain madness for such images? Or at least a bit of dabbling in drugs?

Under the hashtag #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness you can read on Twitter
experiences which mentally ill people like to share with others. For example, someone wrote: „I have schizophrenia. That does not mean that I have a split personality, as it is exaggeratedly portrayed in some thrillers. Schizophrenia has much more to do with hallucinations, paranoia and very basic fears. Besides, I’m not dangerous just because I have this disease.“ That is exactly what this film wants to explain to us. And sometimes the far more dangerous ones are not necessarily those who stand out as mentally ill.

All in all, it’s always nice to see a film made in India that’s different from the well-known Bollywood soaps. This film definitely belongs to the black mystery drama / psycho thriller genre.

DE

Ein Katz- und Mausspiel bei dem die Frage lautet: ist die Hauptfigur Bobby so verrückt, dass sie es in ihrem Verfolgungswahn wirklich mit einem Mörder zu tun hat oder ist sie am Ende so schizophren, dass sie selbst die Mörderin ist? Bis zur Auflösung geht es erfrischend hin- und her zwischen Bobby und ihrem Gegenspieler Keshav.  Auch wenn man sich beim Schauen vielleicht schon für ein Ende entschieden hat, versucht der Film doch bis zum Finale alles vage zu lassen.

Was kann man einer mental erkrankten Person glauben und was nicht? Inmitten von Bobbys Halluzinationen ist man als Zuschauer schon extrem verwirrt, inwieweit überhaupt noch in irgendeiner Form normale Gedanken möglich sind. Und muss man als Schauspielerin eventuell auch etwas verrückt sein, um eine psychisch Erkrankte so spielen zu können? Das war zumindest sehr überzeugend. Wer das wahre Leben der Kangana Ranaut als Bobby verfolgt, kann sich durchaus vorstellen, dass sie für diese Rolle sehr passend ausgewählt wurde. Und Rajkummar Rao als Keshav spielt seinen zwielichtigen Charakter auch sehr gut, vor allem seine letzte Szene ist der Wahnsinn im wahrsten Sinne des Wortes.

Was dem Film noch die gewisse Würze gibt sind die starken Bilder. Da konnte sich jemand mit Leidenschaft daran austoben, Visionen einer „Verrückten“ psychedelisch zu visualisieren. Diese Leidenschaft sieht man, finde ich. Das kommt auf großer Leinwand natürlich am besten rüber. Und braucht man für solche Bilder auch einen gewissen Wahnsinn? Oder zumindest Drogenerfahrung?

Unter dem Hashtag #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness kann man bei Twitter Erfahrungen lesen, welche psychisch Erkrankte andere Menschen gerne wissen lassen möchten. Da ist zum Beispiel zu lesen: „Ich habe Schizophrenie. Das bedeutet nicht, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit habe, wie es in manchen Thrillern übertrieben dargestellt wird. Schizophrenie hat viel mehr mit Halluzinationen, Verfolgungswahn und ganz einfachen Ängsten zu tun. Außerdem bin ich nicht gefährlich, nur weil ich diese Krankheit habe.“ Ganz genau das will uns dieser Film auch erläutern. Und manchmal sind die Weitaus gefährlicheren ja nicht unbedingt diejenigen, die als psychisch Erkrankte auffallen.

Insgesamt ist es ja immer schön, einen Film made in India zu sehen, der anders ist als die bekannten Bollywoodschnulzen. Dieser Punkt geht auf jeden Fall an das schwarze Mystery Drama / Psychothriller.

Hinterlasse einen Kommentar »

Manikarnika – die indische Jeanne d’Arc

Wenn sich all die Moguln und Maharadschas einig gewesen wären und wie Manikarnika an das Wohlergehen des gesamten Indien gedacht hätten, hätten die Briten damals vielleicht nicht so ein leichtes Spiel bei der Besetzung von Indien gehabt. So aber wurde Manikarnika aus den eigenen Reihen verraten und leider wissen wir aus der Geschichte, dass ihr unglaublich tapferer Widerstand gegen die Briten leider zu dem Zeitpunkt noch lange nicht die erhoffte Freiheit für ihr Land brachte. Sie wurde aber zu einer führenden Figur der Indischen Rebellion von 1857 gegen die East India Company und ging in die Geschichte ein.

Der Film sorgte schon beim Dreh für einige Kämpfe. Hauptdarstellerin Kangana Ranaut bestand darauf, dass Sonu Sood aus dem Film entfernt wurde, weil er ihrer Meinung nach durch seine starke Leinwandpräsenz die ihre schwächte. Er wurde dann durch einen anderen Schauspieler ersetzt. Da der Regisseur aber zu der Zeit schon für ein anderes Projekt drehte, führte sie selbst Regie für die Szenen mit dem Ersatz-Schauspieler. Nach der Fertigstellung des Films gingen dann die Querelen mit dem Verleih los. Der Verleih zog den Film zurück, da es Probleme mit dem Zwischenhändler der Rechte gab, die wohl nicht rechtzeitig gelöst werden konnten. So wurde der Film gar nicht wie angekündigt in größerem Umfang in den deutschen Kinos gezeigt. Zum Glück gibt es ja immer noch das Kino Babylon in Berlin, dass gesondert indische Filme zeigt. Plötzlich aber war der Film ausverkauft, was sich dann jedoch als Fehler im System erwies und der Kinosaal blieb unerwartet leer, wo sich sonst viele Inder mit uns tummeln. Zu guter Letzt kam es kurz vor Schluss noch zu einem Kurzschluss und der Film ging mitten in der letzten Schlacht aus. Was für ein unerwartet großes Drama dieser Film doch mit sich brachte!

Aus unserer Sicht war der Regiewechsel auch irgendwie zu merken. Während man am Anfang eher unbeteiligt die Geschehnisse betrachtete und sich nicht sonderlich emotional hinein gezogen wurde, fieberte man am Ende doch sehr mit Lakshmi Bai (Manikarnikas Name nach der Hochzeit) mit, wenn sie wie im Blutrausch Brite für Brite niedermetzelt, übersät mit Blutspritzern. Hach, was für ein grandioses Gemetzel im Kampf um die Freiheit. Und während Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, ließ sie sich gar nicht erst gefangen nehmen und verbrannte sich lieber selbst auf dem Schlachtfeld. Was für eine Heldin!!!

Ich würde sagen, in den letzten Zügen des Films wird er der originalen Heldin wahrscheinlich gerecht. Indische Filme, die heldenhafte Frauen auch mal als solche darstellen, gibt es leider viel zu wenig. Leider verpuffen aus meiner Sicht die Stunt-Effekte etwas. Das hat nicht im Ansatz die Qualität eines Bahubaali. Obwohl man diese Stunts in ihrer Absurdität schon eher witzig findet, bleibt es bei ihm doch trotzdem noch heroisch. Bei ihr wirkt es allzu irreal. Die echte Lakshmibai, Rani of Jhansi, konnte garantiert auch ohne Animation hervorragend reiten und fechten. Manchmal ist weniger mehr. Und ich finde es gut, dass Kangana der Frau genug Raum auf der Leinwand geben wollte, auf dass die Herren mal etwas verblassen, denn hier steht eine Frau im Mittelpunkt, die gefeiert werden sollte und nicht wie im sonstigen indischen Leben nichts wert ist.

Hinterlasse einen Kommentar »

Rangoon – und was nun?

Also wenn ihr mal so einen richtig merkwürdigen indischen Film sehen wollt: da ist er! Rangoon ist allerdings nicht unbedingt merkwürdig gut…mehr so die Frage: ist das Kunst, oder kann das weg?

Ich habe schon das Gefühl, dass der Film einen künstlerischen Anspruch haben sollte, aber irgendwie ist bei mir der Funke so gar nicht übergesprungen…und ich bin eigentlich für alles offen.

Die Geschichte hinter dem Film ist eigentlich perfekt für eine dramatische Liebesgeschichte: 1944, der 2. Weltkrieg wütet. Indien steht kurz vor dem Befreiungsschlag aus der Britischen Kolonialherrschaft. Die Sängerin Miss Julia (Kangana Ranaut) soll den Soldaten an der Front mir ihren Auftritten etwas Lichtblick verschaffen. Der Mann, der Julia beschützen soll, kommt ihr näher, als er sollte. Krieg – Liebe und Verrat erwarten den Zuschauer.

Soweit so gut. Wenn da nicht zwischendurch so groteske Szenen wären. Die hässlichen Seiten des Krieges sind so realistisch dargestellt wie in den großen Hollywoodschinken Platoon oder Soldat James Ryan…wenn die Kamera hinterher wackelt, dass einem gleich schwindelig wird. Brutal, unmenschlich, die Wahrheit. Und dann plötzlich: Auftritt der Heldin Julia in Form eines 40er Jahre Hollywood-Broadway-Musical. Ähhhm. Wie bitte? Nein! Das passt einfach nicht zusammen. Diese einzelnen Genres für sich, ok, aber zusammen gemixt eher eine Katastrophe für den Zuschauer, der ständig zwischen groteskem Musical und Realität und Lovestory und dramatischem Unabhängigkeitskampf Indiens hin- und herschalten muss. Und dieser verdammte britische Offizier, der ein so abartiges Hindi spricht, dass einem die Ohren bluten…argh!

Das Drehbuch wurde von Matthew Robbins geschrieben, der auch schon an „7 Koon Maaf“ beteiligt war. Der auch einen sehr ungewöhnlichen Stil hatte, aber der war durchgehend und hat einfach gepasst. In Rangoon passt das alles irgendwie nicht zusammen. Was wollte man damit bezwecken? Dass die britische Besatzungsmacht nicht ganz so beschissen dasteht, weil man ja am Ende als Zuschauer gar nicht mehr weiß, war das jetzt ein Theaterstück oder Realität? Weil man mal wieder etwas außergewöhnliches wagen wollte? Lobenswertes Vorhaben…ist bei mir nur leider nicht angekommen.

Bitte melden, wenn jemand diesen Film in seiner künstlerischen Darbietung versteht. Ich kann das so nicht als „historisches“ Drama verstehen.

Hinterlasse einen Kommentar »