Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

IndoGermanFilmWeek 2020

Im Corona Jahr ist alles anders. Immerhin, die IndoGermanFilmWeek fiel nicht ganz aus, wie so viele andere Veranstaltungen in diesem Jahr und ich hatte das ganz ganz große Glück, dass ich mir die Filme alle online anschauen konnte, weil ich Teil der Jury des Filmfestivals sein durfte. Für mich eine neue, aufregende, spannende, bereichernde und wirklich interessante Gelegenheit, mich mit den anderen Jury-Mitgliedern über die gesehenen Filme zu unterhalten. Zu sehen, wo sich ganz eindeutig die Geister scheiden und wo es aber auch eindeutige Übereinstimmungen gibt. Im Folgenden möchte ich auf die gesehenen Filme mit ihren Besonderheiten eingehen und auf die Preise eingehen, die wir als Jury vergeben haben.

Roam Rome Mein – Normalerweise mag ich surreale Filme und absurde Situationen. Filme, die einen fragend zurück lassen und man noch lange darüber nachdenken muss. Normalerweise ist Nawazuddin Siddiqui als Darsteller für mich ein Garant, dass es ein schönes Filmerlebnis wird. Was ich nicht bestreiten kann: der chauvinistische Mann wird hier auf eine ganz andere Art als sonst beleuchtet. Aber für mich wirkte alles zu sehr gewollt künstlerisch, zusammengestückelt aus surrealistischen Ideen, die man schon irgendwo anders gesehen hat. Die feministischen Predigten zu plump reingeworfen, alles wirkt so erzwungen. Für den Großteil der Jury war der Film aber ein absolutes Highlight, eben so ganz anders als die sonstigen Filme, so dass “ Roam Rome Mein“ zum Siegerfilm gekürt wurde.

Pareeksha – diesen Film würde ich als klassischen Bollywoodfilm bezeichnen. Emotionsgeladen, viel zu lang, dramatisch und am Ende aber ist doch alles gut. Es gibt viele Dinge, die unrealistisch sind. Aber definitiv klagt der Film die Problematik an, dass es Kinder aus unteren Kasten es trotz einer Schulbildung nie schaffen werden, etwas aus ihren großartigen Fähigkeiten zu machen, solange es nur eine öffentliche Schule ist und keine Eliteschule. Ich habe den Film sehr genossen, auch wenn er zeitweise zu langgezogen war, ich habe mich an diese bollywoodsche Machart ja so viele Jahre gewöhnt. Adil Hussain spielt den Riksha-Fahrer so großartig und überzeugend, der auch falsche Wege bestreitet, damit sein Sohn eine bessere Zukunft hat und nicht wie er, so hart als Riksha-Fahrer ums tägliche Überleben kämpfen muss. Für diese Schauspielkunst haben wir ihn als Jury zum besten Darsteller ernannt. Für mich waren auch rundum alle Schauspieler in diesem Film absolut überzeugend und mitreißend. Toller Film!

Maighat – Am Ende siegt dann doch die Gerechtigkeit. Man muss als Mutter nur 13 lange Jahre dafür investieren, um Gerechtigkeit für ihren von Polizisten getöteten Sohn zu erlangen. Und der Film beruht auf einer wahren Geschichte. Das muss ein Film erstmal schaffen, eine so lange Zeit im Kampf um Gerechtigkeit darzustellen, ohne dass es dem Zuschauer langweilig wird. Was die Hauptdarstellerin Usha Jadhav hier leistet, ist außergewöhnlich stark. Ohne viel Worte, allein mit ihrer Mimik, ihren Gesten sagt sie alles. Für diese Leistung haben wir sie als Jury als beste Darstellerin ausgezeichnet. Eine sehr beeindruckende Geschichte, die auch beeindruckend erzählt wurde.

Nasir – Der Film plätschert erstmal so vor sich hin, es gibt viele Szenen, in denen nicht viel passiert. Es wird ein ganz normaler Alltag eines ganz normalen Geschäftsmannes in einem Kleidergeschäft gezeigt. Es gibt viele Großaufnahmen. Und dann am Ende: bäm! Dieses Ende wird niemand vergessen. Und es kommt nach all den actionfreien Szenen zuvor ziemlich brutal herein geplatzt. Ein Film zum Aufwachen, ein Appell an die Menschlichkeit. Der Sonderpreis der Jury geht an den Film für seinen besonderen sozialen Kontext.

Moothon  – Die Thematisierung einer gleichgeschlechtlichen Liebe in indischen Filmen ist immer einen Rarität und funktioniert oft nicht ganz so gut. In dem Punkt ein außergewöhnlich starker Film. Die Hindustan Times betitelt ihn als einer der besten indischen Filme des Jahres. Für mich persönlich ging das Thema insgesamt im Film etwas unter, weil man noch zu sehr damit beschäftigt war, dass die Schwester versucht, ihren Bruder in Mumbai zu finden. Gerade noch in ihrem idyllischen Inselparadies geradewegs hinein in die grausame Unterwelt von Mumbai. Alles ganz starke Bilder, keine Frage: ein toller Film. Die Jury vergab einen Sonderpreis für den Nebendarsteller, der eigens für die Rolle wirklich die Gebärdensprache lernte.

Biryaani – So tief und real bin ich bisher filmisch noch nicht in die muslimische Welt eingedrungen. Von der Beschneidung, der geopferten Ziege bis zum Sex in der islamischen Gesellschaft inklusive Prostitution. Hier wird der harte Weg einer Frau gezeigt, die von der muslimischen Gesellschaft ausgestoßen wird, weil ihr Bruder zum IS gegangen ist. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin auf jeden Fall sehr beeindruckend.

Nirvana Inn – Für den Film muss man echt gemacht sein. Absolut düstere Thematik mit besten Horrorelementen. Wer sich auf psychologische Art gruseln möchte, ist hier gut aufgehoben. Adil Hussain zeigt auch hier wieder seine große Schauspielkunst.

Kastoori – MUSK – für mich persönlich der beste Film. Weil es keine Geschichte ist, die schon tausendmal zuvor erzählt und alles so absolut realistisch dargestellt wurde. Es wird nicht mit dem Zeigefinger auf den wunden Punkt des Kastensystems gelegt, sondern der wunde Punkt wird einfach von sich aus sichtbar beim Erzählen der Geschichte. Der Junge, der nicht zur Schule gehen darf, weil er lieber einen richtigen Job machen soll, obwohl er Klassenbester ist. Der beim Sezieren von Toten helfen muss. Wozu ein Kind in seinem Alter niemals verpflichtet sein sollte. Der sich nichts sehnlicher wünscht, als diesen Geruch der Toten loszuwerden. Der diesen Traum hat von einem ganz speziellen Duft, der ihm über diesen Verwesungsgeruch hinweg helfen könnte, den er ständig mit sich tragen muss. Der ihn stets und immer begleitet und brandmarkt als jemanden aus der untersten Kaste. Ich war total drin in dieser Geschichte, weil alles so realistisch war. Die Orte, die Menschen, die sympathische Freude des Jungen, wenn er an diesen Duft auch nur dachte. Das ging mir direkt ins Herz. Schöne Bilder. Kein Tamtam. Nichts gekünstelt. Einfach nur die Realität.

Josef Born in Grace  – Pater O’Hara nimmt Joseph als Waisenkind auf und zieht ihn mit Hilfe von Maularam, seinem Hausmeister, auf. Der Film beleuchtet die Beziehungen, die diese drei Männer untereinander haben, sowie die Einsamkeit, mit der jeder von ihnen auf eigene Faust konfrontiert ist. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Naturaufnahmen vom Himalaya deutlich mehr in den Bann gezogen haben, als die Geschichte. Diese Naturaufnahmen sind absolut sehenswert und wunderschön und lassen einen entspannt zurück, als wäre man gerade selbst dort gewesen.

Breaking Barriers – The Castless Collective – beeindruckende Doku über Musiker, die sich zusammengeschlossen haben, um mit ihren Songs zu unterhalten und gleichzeitig über die Missstände der Ungleichheiten in der indischen Gesellschaft hinzuweisen, ohne zu provozieren. Das Kastenwesen ist natürlich die am meisten erkennbare Form der Ungleichheit. Sie wollen mit ihren Songs einen sozialen Wandel bewirken. Wenn sie z.B. im Menstruation Song darauf hinweisen, dass es die natürlichste Sache der Welt ist und die Frau deswegen nicht als unrein betrachtet werden sollte, die in dieser Zeit nicht in den Tempel darf oder gar draussen schlafen muss. Ich kannte die Folksmusik Gaana von den Menschen aus dem Norden Chennais bisher nicht und bin jetzt definitiv ein Stück schlauer.

The Little God – Wer kennt das nicht…manchmal wünscht man sich auch böse Dinge. Im Film sind das dann böse Gebete, wo sich ein kleiner Junge wünscht, dass jemand stirbt, damit er einen freien Tag von der Schule bekommt. Als dann allerdings der Großvater stirbt, glaubt er natürlich, er ist wegen seiner Gebete daran Schuld und versucht es mit einer guten Tat wieder gut zu machen. Insgesamt ganz nett gemacht.

Guldasta – Hier werden verschiedene Frauen-Charaktere beleuchtet. Diesen Film fand ich schwierig anzusehen, vor allem wegen der sehr leidenden betrogenen Ehefrau, die wirklich alles über sich ergehen lässt. Die sich ohne Kind vollkommen wertlos vorkommt und so gar nichts ihr eigen Leben nennen kann. Oft sehr gequälte, gekünstelt wirkende Dialoge. Wirklich wertvoll hat den Film für mich nur Swastika Mukherjee als Dolly gemacht. Ihre Schauspielkunst hat mich in ihren Bann gezogen. Ihre Art, sich in andere Menschen hinzufühlen, sich wohl fühlen zu lassen in ihrer Gegenwart und diese Wirkung in keinster Weise von der absolut schwierigen Situation, in der sie sich befindet, berühren zu lassen.

Kalla Nottam – ein Junge stiehlt eine GoPro aus einem Laden und wir sehen die ganze Geschichte aus der Sicht der GoPro. Für mich persönlich war das zu schwierig, mit dieser Sichtweise der Geschichte und den Menschen im Film näher zu kommen.

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IndoGerman Filmweek – Hotel Salvation

Morgen ist es wieder soweit: die mittlerweile 5. IndoGerman Filmweek verwöhnt uns mit vielen indischen Filmen und ich darf Tickets für die Berlin-Premiere von „HOTEL SALVATION“ (MUKTI BHAWAN) am 14. Juli um 19:30 Uhr im Kino Babylon verlosen. Anschließend an die Filmpremiere wird es ein Gespräch mit Filmemachern und Hauptdarsteller Adil Hussain geben, der einigen vielleicht als Zoodirektor in „Life of Pi“ bekannt sein dürfte. Der Film feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig und erhielt unter anderem die UNESCO Gandhi Medaillie. Bei den National Awards in Indien wurden der Film und Adil Hussain als bester Darsteller ausgezeichnet.  HOTEL SALVATION wird Ende des Jahres in den deutschen Kinos zu sehen sein. In der Komödie geht es um Rajiv (Adil Hussain) der seinen alten Vater pflichtbewusst auf eine Reise in die heilige Stadt Varanasi begleiten muss, weil dieser dort auf Erlösung hofft.

Wenn ihr Tickets für die Premiere am 14.7. gewinnen möchtet, hinterlasst mir hier einen Kommentar oder schreibt mir eine Nachricht bei Twitter. Viel Glück und ansonsten schaut gern bei dem einen oder anderen Film auf der Filmweek vorbei!

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WAZIR – Schachmatt – wer verliert, gewinnt

Also eines zur Warnung vorweg: wer den Film „TE3N“ gesehen hat, darf nicht enttäuscht sein, wenn der Film nur halb so viel Spannung bietet. Es gibt einfach so verdammt viele Parallelen, dass man schnell erahnt, welche Wendung dieser Film nehmen wird. Wird das jetzt DIE ewig gleiche Rolle für Amithab?

Es geht mal wieder um verlorene Kinder, Schuldzuweisungen, Trauer, Rachefeldzüge. Als Schauspielplatz der Kashmirkonflikt.

Man muss Schach mögen…denn der ganze Film dreht sich so sehr um Schach, dass man am Ende den Film vor lauter Schach nicht mehr sieht. Am Anfang konnte ich noch herrlich darüber lachen, wie die kleinen Kinder Anti-Terror-Polizist Daanish (Farhan Akhtar) so richtig beim Schach dissen, weil er ständig verliert. Dass sich ein Schachspiel bestens als Trinkspiel eignet, auch sehr amüsant. Dann muss das Schachspiel ständig für versteckte Hinweise in der Geschichte herhalten und am Ende gibt es auch noch eine Tanzaufführung in Form eines Schachspiels, welches den entscheidenden Hinweis für Polizist Daanish gibt, um das ganze Spiel, in dem er unfreiwillig mitgewirkt hat, zu durchschauen. Wahhhh! Wieviel Schach kann man ertragen, wenn man mit diesem Spiel auf Kriegsfuß steht wie ich?

Es sind die besten Schauspieler am Werk und der Film hat seine tollen Momente, z.B. wenn am Anfang in Zeitlupe die Romanze von Daanish und seiner Frau gezeigt wird, die zugleich Zeitraffer ist. Oder wenn beim Abspann Amithab und Farhan zusammen einen Song zum Film im Tonstudio einsingen. Großartig! Das hat sich gelohnt. Das ewige Schachspiel dazwischen mit den stets grimmigen Bösewichtern und der ewig leidenden Frau hat mich nicht wirklich gefesselt. Aber hey, ein Film mit Farhan lohnt doch immer. Ich hoffe nur, ich träume heut nicht von Schachfiguren. Ein Spiel ist ein Spiel ist ein Spiel.

 

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Margarita with a straw – wieviel Drama passt in einen Film?

„Margarita, with a straw“ ist der Cocktail, den sich Laila (Kalki Koechlin), durch Kinderlähmung an einen Rollstuhl angewiesen, als ersten Cocktail ihres Lebens bestellt, als sie mit ihrer blinden Mitstudentin Khanum einen Abend in einer Bar in New York verbringt. Nach New York ist sie mit Hilfe eines Stipendiums gekommen.

Bei diesem Film, so preisgekrönt er ist, hat man am Ende das Gefühl: weniger wäre mehr gewesen. Es hätte durchaus gereicht, das Leben einer an den Rollstuhl gefesselten jungen Frau zu beleuchten. Auch sie hat sexuelle Bedürfnisse, auch sie durchlebt das Drama einer unerwiderten Liebe. In Indien werden benachteiligte Personen sehr stiefmütterlich behandelt und versucht, diese nicht im öffentlichen Leben zu präsentieren. Stars wie Aamir Khan versuchen diese Situation zu ändern. Also das Thema hätte schon allein genug Stoff gegeben. Aber nein! Dann stellt Laila auch noch fest, dass sie bisexuell ist. Zwei Frauen mit Behinderung verlieben sich. (Und ihre Liebe Khanum stammt auch noch aus Pakistan). Diese Liebe bringt natürlich ein großes Drama mit den Eltern mit sich und dann erkrankt die Mutter auch noch am Ende an Krebs. Alles ungewohnt offenherzig und ungeschönt dargestellt. Hallooooo? Das ist echt too much!

Offensichtlich hatte Regisseurin Shonali Bose ganz viel zu sagen. Ihr Cousine litt an zerebraler Kinderlähmung und als sie diese sie zu ihrem 40.Geburtstag fragte, was ihren Geburtstag zum besten jemals machen würde, meinte diese „Sex“.  Über die Sexualität ihrer Cousine hatte sie bis dahin nie nachgedacht. Shonali Bose hat sich selbst als bisexuell geoutet.

Normalerweise lässt die indische Zensur solch realistische Darstellungen von Sexszenen nicht zu. Interessanterweise wurde hier von der indischen Zensurbehörde zwar verlangt, die hetereosexuelle Sex-Szene mit Lailas Mitstudenten etwas weniger deutlich darzustellen, aber die lesbische Liebesszene blieb zum Erstaunen der Regisseurin absolut ungeschnitten.

So einen Film hat man auf jeden Fall noch nicht gesehen, so viel steht fest. Darauf sollte man gefasst sein. Er will ein bisschen zuviel für meinen Geschmack. Aber hinterlässt so natürlich genug Stoff für zahlreiche Gedankenanstöße weit nach Anschauen des Films.

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Te3n – wer findet den Mörder

Teen, stylisiert zu Te3n (in Hindi bedeutet es die Zahl 3) war gestern der Eröffnungsfilm bei der IndoGerman Filmweek. Kein kunterbunter Quietsche-Bollywoodschmalz, sondern ein durchaus packender und düsterer Thriller nach koreanischer Filmvorlage mit der Starbesetzung Amitabh Bachchan, Nawazuddin Siddiqui und Vidya Balan. Es geht um das ernste Thema Kidnapping/Kindesentführung. Nach acht Jahren versucht der Großvater (Amitabh) immer noch täglich die Entführung und den damit verbundenen Tod seiner Enkelin aufzuklären. Der frühere Polizist (Nawazuddin), der mit dem Fall betraut war, ist inzwischen Priester geworden, wird aber vom Großvater immer wieder wegen des Falls bedrängt. Täglich fährt er zudem zur Polizeistation, um die dortigen Polizeiinspektorin (Vidya) immer wieder nach dem Fall zu fragen, der nie aufgeklärt werden konnte. Als dann plötzlich ein neuer Fall von Kindesentführung geschieht, der allerlei Parallelen zu dem von vor acht Jahren aufweist, machen sich alle drei intensiv auf die Suche.

Die drei Hauptdarsteller sind einfach großartig. Da kann man auch über kleine Ungereimtheiten und unlogischen Entwicklungen in der Geschichte hinweg sehen. Es ist sehr rührend mit anzusehen, mit welcher Sisyphos-Arbeit Amithab versucht, den Fall anhand  noch so kleinster Hinweise wie einem Stift nachzugehen oder riesige Listen mit Namen bearbeitet. Für ihn gibt es im Leben nur noch ein Ziel, dieses schwere Schicksal zu verarbeiten, indem er den Verbrecher seiner gerechten Strafe zuführt. Der Ausgang dieses Films ist tatsächlich ungewiss, man kann die Entwicklungen nicht wirklich voraussehen und es bleibt bis zum Schluss spannend. Amithab spielt den gebrochenen Großvater absolut realistisch und herzergreifend.

Also kein Film für unbeschwerte Stunden, in denen man sich nach bunter Unterhaltung ala Bollywood sehnt. Aber ein absolut qualitatives Filmereignis.

Heißt der Film eigentlich „3“, weil sich die 3 (Haupt)Personen mit dem Fall beschäftigen? So wirklich hinweisend darauf, um was es in diesem Film geht, finde ich den Filmtitel nicht.

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Farhan Akhtar in Berlin

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Am nächsten Samstag wird mein Bollywood-Fan-Herz endlich mal wieder sehr viel höher schlagen, denn Farhan Akhtar erweist uns zur IndoGerman Filmweek im Babylon Berlin die Ehre.
Und ihm zu Ehren wird gleich eine Reihe von Farhan-Akhtar-Filmen gezeigt. Mir unvergesslich wird natürlich immer die Zeit bleiben, in der er DON2 in Berlin gedreht hat.
Extra für diesen Film wurden damals auch Komparsen gesucht und so habe ich mich damals bei der Filmagentur angemeldet und prompt auch einen Drehtag ergattert.
Leider war genau an diesem Tag King Khan nicht dabei, aber dafür konnte ich aus nächster Nähe Priyanka Chopra, Om Puri und eben auch Farhan Akhtar als Regisseur bei der Arbeit beobachten.
Ich habe Farhan von damals als üblich verwuschelten und hochkonzentrierten Regisseur in Erinnerung. Die Fanbelagerung vorm Hotel war ihm (nachvollziehbar) eher nicht so geheuer.

Nun dürfen wir ihn also wieder in Berlin begrüßen. Es wird zwei Gelegenheiten geben, ihn bei der IndoGerman Filmweek zu treffen:
Für das Panel mit ihm gibt es auf der Website des Babylon extra Karten zu kaufen für 10€.
Das Meet&Greet ist im Ticket für „Der Lauf seines Lebens – The Flying Sikh“ mitinbegriffen. Daran können also alle Filmbesucher teilnehmen.

Ob ich die Gelegenheit dazu haben werde, ihn vielleicht noch nach einem Foto zu fragen oder nach einem Autogramm?
Ich würde vielleicht die DVD „Zindagi Na Milegi Dobara“ (Man lebt nur einmal) mitnehmen und ihm sagen, dass ich dieses Jahr zum Tomatina-Festival nach Spanien fahre, weil die Freude, die sie in diesem Film vermittelt haben so ansteckend war, dass diese Reise zu einem erklärten Lebensziel wurde. Denn, YOLO. Man lebt nur einmal. Und wenn ich überströmt mit zermatschten und klebenden Tomatenresten in Brunol stehe, dann an ihn denken werde. Diese Vorstellung sollte ihn doch sicher erheitern.

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Aber wahrscheinlich wird es wieder so sein, dass ich sprachlos vor meinem Bollywoodstar stehen werde und mich von etwas robusteren Fans zur Seite drängen lasse.

Wie auch immer dieser Tag ausgehen wird, ich freue mich schon sehr darauf.

Update: es ging mal wieder alles so schnell, dass ich ihm nichts weiter sagen konnte, sondern nur um ein Autogramm bitten. Das war immerhin sehr lustig, denn er versuchte den deutschen Titel von Zindagi Na Milegi Dobara“Man lebt nur einmal“ auszusprechen. Der Talk mit ihm war leider etwas ambivalent, was die Organisation betraf. Es konnten bestimmte Trailer nicht auf Leinwand abgespielt werden, denn Farhan engagiert sich z.B. für die Organisation „Mard – Men Against Rape & Discrimination„. Gern hätte man etwas mehr darüber erfahren. Zudem stellte eine der Moderatorinnen des Talks unter Beweis, dass man nicht jeder beliebigen Information im Internet ungeprüft trauen sollte. So musste Farhan immer wieder falsche Informationen berichtigen. Das tat er zwar äußerst charmant, witzig und überlegen, aber für den Zuhörer war etwas Fremdschämen angesagt. Später stellten die Zuhörer im Saal auch durchaus interessantere Fragen.

Und es war ihm auch nicht zu peinlich, uns ein Lied zu singen:

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Vorhang auf für eine indische Hamlet-Adaption

Oha. Drama Baby. Haider ist die dritte Shakespeare-Adaption von Vishal Bhardwaj. Seine Othello-Version Omkara hatte richtig gut bei mir gepunktet, da konnte man doch gespannt sein von einer Hamlet-Adaption im Kashmir-Konflikt-Szenario in den 90er Jahren. Was für eine gewagte Idee, sich zu diesem schwierigsten aller politischen Themen zwischen Indien und Pakistan so öffentlichkeitswirksam zu äußern! Im Vorfeld hatte ich nur Lob und Anerkennung für den Film gehört…vielleicht war ich daher etwas zurückhaltend mit meiner Begeisterung im ersten Teil, denn dieser gestaltete sich doch etwas langatmig mit einem etwas langweiligen Shahid Kapoor (als Prinz Hamlet), alles noch sehr verworren und nicht sehr emotional hinein ziehend.

Aber dann: Vorhang auf für den zweiten Teil, der die Zurückhaltung des ersten Teils mit aller Macht sprengte. Peng! Grandioser Auftritt von Irrfan Khan (in der Geist-Adaption). Unglaublich dieser Mann, diese Dramatik mit den kleinsten Gesten. Jetzt wird man gefesselt, jetzt gehts los.

Peng! Auftritt Shahid Kapoor mit dem Bismil-Song, der dem traditionellen Kashmir-Volkstanz huldigt. Shahid sagte selbst, dass es der beste Song seiner Karriere sei. Da stimmte aber auch alles. Theatralik und Musik…ja, spätestens da ist der Punkt gekommen, wofür sich der Film für mich gelohnt hat. Erinnerte mich liebevoll an die Laila & Majnu Theateraufführung bei Aaja Nachle. Wirklich Grandios!

Alles dramatisiert sich weiter, bis zum grandiosen Massaker-Endszenario auf dem Friedhof, eingeleitet von einer perfekt inszenierten Eingangszene. Ja wie geil ist das denn, Gräber ausheben mit passender Musikbegleitung…das muss man gesehen haben!

Und am Ende wirds so richtig schön blutig, mehr Tote hätten könnte man auf ein Schlussbild nicht bekommen. Spitze!

Also durchhalten, was den entschleunigten ersten Teil betrifft und dann wird man durchaus mit einigen Überraschungen belohnt!

Noch erwähnenswert sind auf jeden Fall die beiden Frauen in den Hauptrollen, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch so gut schauspielern, dass eben ein Shahid daneben auch mal verblasst. Dessen jüngeres Ich wurde so gut gecastet, dass man meinen möchte, das hätte er wirklich in jüngeren Jahren sein können, wenn es mal nicht sogar sein jüngerer Bruder ist.

Haider oder nicht Haider…das ist keine Frage.

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Bombay Talkies – Kurzfilmfestival zu Ehren des 100jährigen indischen Kinos

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums des indischen Kinos wurden die erfolgreichsten und derzeit bekanntesten Regisseure angefragt, ob sie einen Kurzfilm drehen könnten. Es fanden sich Karan Johar, Dibakar Banerjee, Zoya Akhtar und Anurag Kashyap. Die Herausforderung bestand (vor allem für Karan Johar) darin, dass nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung stand.

Die vier Kurzgeschichten sind allesamt sehr sehenswert, auch weil einige davon eher selten in indischen Filmen thematisiert werden. Da ist z.B. die Geschichte eines Ehepaares, dessen Welt außer Fugen gerät, als der Ehemann durch den schwulen Kollegen und Freund seiner Frau (Rani Mukerji) seine homosexuellen Neigungen nicht mehr verbergen kann, sich dies aber nicht eingestehen will.  Oder die Geschichte des Jungen, der statt Fußball zu spielen viel lieber mit der Mädchentanzklasse trainieren würde, weil er später gern seinem großen Vorbild Sheila, der Bollywood-Tänzerin nachahmen würde. Ja, die Geschichte erinnert natürlich sehr an „Billy Elliot – I Will Dance“, aber der Junge (bekannt aus „Jai Ho“) spielt  das einfach großartig und macht in Mädchenkleidern eine erstaunlich perfekte Figur. Dann ein freudiges Wiedersehen mit Nawazuddin Siddiqui, gerade erst in Lunchbox und Talaash wunderbar gespielt, der in seiner Kurzgeschichte auf der Suche nach Arbeit unerwartet auf der Straße gecastet wird und damit seiner Tochter endlich wieder eine tolle Geschichte zu erzählen hat. Und zum Schluss hat natürlich auch noch einer der größten indischen Superstars, Amitabh Bachchan, einen Gastauftritt in der Geschichte um einen pflichtbewussten Sohn, der den letzten Wunsch seines Vaters erfüllen möchte und dem Lieblingsschauspieler etwas von dem Murabba (eingelegtes/konserviertes Obst) abbeißen lassen soll. Das Übrige möchte der schwerkranke Vater dann essen in der Hoffnung, es möge sein Leben verlängern. Absolut naiv an diese Mission angetreten wird der Sohn damit konfrontiert, dass es eine fast unlösbare Aufgabe wird.

Zum Abspann wird es nochmal ganz feierlich, wenn die berühmtesten Schauspieler wie Shahrukh Khan und Aamir Khan gemeinsam den Song „Apna Bombay Talkies“ performen. Was allerdings Ranveer Singh in dieser Riege der Unvergesslichen zu suchen hat,  ist mir unerklärlich.

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Gori Tere Pyaar Mein – The runaway chickanarian bridegroom

Imran Khan spielt den oberflächlichen Egomanen Sriram, dessen Beziehung zur sozial engagierten Dia (Kareena Kapoor) an seiner Selbstsucht zerbricht und dem seine arrangierte Soll-Ehefrau erstmal die Augen öffnen muss, bis er also bei der Hochzeit endlich die Beine in die Hand nimmt, um die Frau, die er wirklich liebt, zurückzuholen. Die hilft inzwischen den Menschen in einem kleinen Dorf und fühlt sich dort sehr wohl. Sriram muss natürlich erstmal eine größere Aufgabe bewältigen, bevor Dia mit ihm zurückkehrt. Und wie sollte es anders sein, wird ihn dies auch von seiner Egozentrik heilen und ihn nicht länger zum schwarzen Schaf der Familie machen.

Am Anfang des Films hatte ich starke Bedenken, dass mir dieser Klamauk gefallen würde. Aber im Laufe des Films, mit der Verwandlung Srirams vom nur sich selbst liebenden Egoisten zu einem „Helden“,  zumindest für die Dorfgemeinschaft, wurde der Film immer besser, unterhaltsamer und gefühlvoller. So dass man am Ende doch noch einen ganz netten Film gesehen hat, der vor allem auch vom charming Imran Khan lebt. Der Chickanarian, wie er sich selbst betitelt, weil er gerne Hühnchenfleisch isst (welches ihm im Film nicht oft vergönnt ist), kann Grimassen vom Allerfeinsten schneiden und da muss man schon das ein und andere mal unwillkürlich mit schmunzeln.

Lustig, da hatte ich doch erst gestern Kareena Kapoor als Prostituierte in „Talaash“ gesehen, und heute besucht sie in „Gori Tere Pyaar Mein“ das Rotlichtviertel, um einen Dokumentarfilm über Prostituierte zu drehen. Und irgendwie muss es da einen Kostümwettbewerb gegeben haben. Sie hat wirklich bei jedem Szenenwechsel jedesmal eine anderes umwerfendes Kleidungsstück an. Das müssen doch mindestens 100 gewesen sein. Aber wenn sie sich noch einmal an den Kopf geschlagen hätte, dann wär ich durchgedreht. Das waren gefühlte 50 mal.

Die Dorfbewohner waren auf jeden Fall super gecasted, dieser Teil des Films hat dann auch wirklich Spaß gemacht.

http://en.wikipedia.org/wiki/Gori_Tere_Pyaar_Mein

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Punyalan Agarbattis – Räucherstäbchen aus Elefanten-Dung

Was für eine clevere Business-Idee: Joy Thakkolkaran möchte Räucherstäbchen aus Elefanten-Dung herstellen und sieht dafür einen weltweiten Markt, da Inder auf der ganzen Welt verteilt, sich mit seinen Räucherstäbchen ein Stück Heimat herbeizaubern könnten. Als er seine Idee in die Tat umsetzen kann und in Produktion geht, kommen allerdings unerwartete Probleme auf ihn zu.

Der Film wird zurecht als Komödien-Drama betitelt, denn neben all der darin steckenden Komik und Satire steht man vor allem dramatischen Ereignissen gegenüber, die einen als Zuschauer fast verzweifeln lassen. Die Probleme, mit denen  Joy zu kämpfen hat, türmen sich irgendwann zu riesigen Bergen auf und man hat kaum Hoffnung, dass sich am Ende noch alles zum Guten wendet. Das verlangt schon einiges an Durchhaltevermögen vom Zuschauer ab. Er will doch einfach nur seinem Geschäft nachkommen, aber es gibt so viele Hürden und vor allem die örtliche Partei macht seinen Träumen einen großen Strich durch die Rechnung. Der Fluch des kleinen Mannes auf der Suche nach dem großen Geschäfts-glück.

Geübte Hindi-Filmzuschauer werden hier kaum etwas verstehen, da der Film in Malajalam, einer indischen Sprache aus dem Raum Kerala, gefilmt wurde.

http://en.wikipedia.org/wiki/Punyalan_Agarbattis 

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