Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Humpty Sharmas Braut – Superman vs. Mowgli

Kavya Pratap Singhs Vater hat den perfekten Bräutigam für seine Tochter ausgesucht: Angad lebt in den USA, ist Arzt, trinkt keinen Alkohol, sieht aus wie ein Model und ist überaus gut trainiert. Nachdem seine andere Tochter geschieden ist, weil sie sich in einen Mann verliebt hatte, der sich als schlechter Ehemann erwies, will er für seine jüngste Tochter eine Ehe arrangieren, die seiner Meinung nach bessere Erfolgsaussichten hat. Liebe steht da nur im Weg. Hier geht es um Fakten. Und die sprechen eindeutig für den ausgesuchten Schwiegersohn Angad.

Wenn da nicht…die Liebe wäre und seine Tochter Kavya sich bereits in einen anderen verliebt hätte.  Humpty Sharma hat nichts von dem, was der „Alpha-Punjabi“ Angad vorzuweisen hat. Aber er hat ein großes Herz und liebt Kavya. Nachdem er ihrem Vater seine Liebe gesteht, wird er erstmal von dessen Schlägertrupp verprügelt. Humpty kämpft aber für seine Liebe und so gibt ihm Kavyas Vater eine Chance: wenn er innerhalb von fünf Tagen einen einzigen Grund findet, warum Angad kein guter Ehemann für Kavya ist, darf er sie heiraten. An diesem Punkt hätte der Film wirklich eine spannende Auflösung des Konflikts bieten können: ein dunkles Geheimnis, das man dem Verlobten auf äußerst clevere Weise entlockt. Oder am Ende gibt Humpty zu, dass der Bräutigam perfekt ist und weil er möchte, dass Kavya ein perfektes Leben haben soll, gibt er sie frei, was wiederum dem Vater zeigt, wie sehr Humpty seine Tochter liebt. Nun. Es kommt anders. Ich musste ein wenig über mich selbst lachen, weil ich die Erwartungshaltung hatte, dass hier etwas Spannendes passiert. Mit der Erwartungshaltung war das Ende dann leider etwas lächerlich.

Ich fand den Film Humpty Sharma Ki Dulhania aber trotzdem sehr süß. Alia Bhatt kann die eigensinnige, moderne, gebildete Frau perfekt verkörpern. Trotz all ihrer emanzipierten Art möchte sie aber ihren Vater nicht enttäuschen und akzeptiert zuerst die arrangierte Ehe. Es gibt sehr viele Filme über arrangierte Ehen, da diese Form der Eheschließung  sehr oft in Indien stattfindet. In den meisten Filmen kommt es dann immer zum Drama, weil die Liebe dazwischen funkt. Liebe vs Vernunft. Also guter Stoff für romantischen Herzschmerz made in Bollywood.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80073188

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Kalank – Zerstörung oder Liebe?

Während andere bei Bollywoodfilmen gern ihren Gefühlen freien Lauf in Form von Tränen lassen bin ich eher jemand, der einer emotionalen Überdosis mit Lachen begegnet. Dieser Film hat mich unglaublich zum Lachen gebracht. Ich lache quasi immer noch. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • Diese Geschichte ist sowas von konstruiert (ich möchte nicht spoilern und erzähle sie nicht). Schon lange nicht mehr so viel Tragik gesehen und mit jeder Sekunde werden die Absurditäten noch übertrumpft. Tragikomik par Excellence.
  • Die Schauspieler treffen mitten ins Herz. Trotz dieser konstruierten Geschichte ist man mittendrin in der Dramatik und liebt und leidet und kämpft und weint und lacht mit den Darstellern mit, als könnte es sich wirklich genauso zugetragen haben.
  • Die überdramatischen Specialeffects, die das Leiden tausendfach in die Länge ziehen. Der Zug fährt quasi mit 1km/h, damit man die Abfahrt 30min hinauszögern kann.

Es ist ein absolut klassischer Bollywood Blockbuster mit Hang zur Absurdität und bis ins Letzte perfekt inszenierten Tanzchoreographien und großen Stars. Einige Dramatiken enstehen aus wirklich existierenden Traditionen heraus. Zum Beispiel dass die jüngeren Schwestern erst heiraten dürfen, wenn die ältere Schwester verheiratet ist. So dass sich die älteste Schwester in eine Ehe ohne Liebe aufopfert. Oder der ewige Kampf zwischen Hindus und Moslems, der immer gut ist für ein möglichst dramatisches Erlebnis ist. Wenn man schon lange nichts mehr Irrwitziges gesehen hat, dann ist man hier richtig. Die ganzen negativen Reviews zum Film (die auch schon an sich aberwitzig sind, wenn z.B. kritisiert wird, dass beim Hauptdarsteller zuviel schwarzer Kajal verwendet wurde) interessieren mich wenig. Ich fand’s schön mal wieder einen Bollywoodschinken zu sehen…triefend vor Dramatik und mit gewaltigen Kitsch-Bildern.

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Gully Boy – ein Street Rapper auf dem Weg nach oben

 

Alles fing mit der Pressekonferenz von Gully Boy zur Berlinale im Hyatt an. Plötzlich gab es einen unfassbar kalten Regenschauer mit Windböen, als die Autos mit den Stars Alia Bhatt und Ranveer Singh angefahren kamen. Genau an unserer Position stiegen die beiden aus dem Auto. Ich war viel zu abgelenkt von Alia, die sich umringt von zwei Schleppenträgerinnen und Schirmträgern in ihrem luftigen Kleidchen fast zu Tode gefroren haben muss. Es war schließlich Februar. So fasziniert bemerkte ich viel zu spät Ranveer, der alle herzte. 

Als wir danach in der sehr langen Schlange vorm Friedrichstadtpalast auf den Einlass zu Gully Boy warteten, meinte ein Mann hinter uns, dass er die Karten für diesen Film einfach ins Blaue hinein gekauft hatte, also keine Ahnung, was sich hinter dem Film verbirgt und der sich über den großen Andrang wunderte. Ich würde mal behaupten, er wird sein blaues Wunder erlebt haben! Diesen Kinoabend wird er bestimmt nicht so schnell vergessen. Das Publikum war der Hammer. Sie johlten und gröhlten und rapten und fluchten und waren emotional aufgeputscht. Das war ganz großes Kino. Am Ende legte Ranveer noch seine grandiose Rap-Einlage hin (und ich saß in der zweiten Reihe genau vor ihm und konnte mein Glück kaum fassen) und der Saal kochte und bebte.

 

Gully Boy ist inspiriert vom Leben der Indischen Streetrapper Divine and Naezy. Der Film Geschichte über das Erwachsenwerden und über den Weg eines Streetrapper aus den Dharavi slums von Mumbai zu einem Star .

Murad, mit dem späteren Rappernamen “Gully Boy”, was soviel heißt wie “Straßenjunge”, hat viel zu erzählen von seinem Leben, das so viele Schwierigkeiten beinhaltet. Er wohnt in einem muslimischen „Ghetto“, sein Vater bringt eine neue Frau mit nach Hause (Muslime können ja mehrere Ehefrauen haben), womit seine Mutter natürlich sehr schlecht zurecht kommt und er wird von seinem Vater gezwungen, dessen Job als Fahrer reicher Leute zu übernehmen. Neben dem Studium. Sie sind als Diener geboren und so wird es auch immer bleiben. Halte den Kopf gesenkt. Das sind die Dinge, die ihm sein Vater mitgibt fürs Leben. Als das Fass zum Überlaufen kommt, wird Murad seinem Vater gewaltig die Meinung zu dieser Einstellung sagen.

Wenn das Leben komfortabel wäre, würde niemand rappen, meint der Rapper MC Sher zu ihm, als er Murad etwas Mut geben will, seine Texte auch vor Publikum zu präsentieren. Und so begleiten wir ihn Schritt für Schritt auf dem Weg zu einem Star. Nebenbei werden ganz ganz viele Wahrheiten angesprochen und das macht den Film wahnsinnig emotional. Seine heimliche Freundin Safia, gespielt von Alia Bhatt fährt die Krallen aus, wenn es um ihren Murad geht. Keine andere Frau soll ihm zu nahe kommen, sonst gibt es Prügel. Richtig Prügel. Sie studiert Medizin. Als sie verheiratet werden soll, antwortet sie der möglichen Schwiegermutter auf die Frage, ob sie kochen kann: nicht so gut, aber ich kann Ihnen später eine Leber transplantieren. Bäm! In your face. Und es werden noch viele Gelegenheiten kommen in denen die Kinder ihren Eltern sagen, was sie davon halten, dass sie von ihnen in eine bestimmte Richtung gedrängt werden ohne Rücksicht auf ihre Leidenschaften und dem, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Dass sie Dinge eben heimlich tun müssen, weil sie ihnen nie erlaubt würden, aber sie würden lieber die Wahrheit sagen. Es werden so unheimlich viele Themen angesprochen, manchmal vielleicht auch etwas zu viel, einfach weil es so viele Themen in der indischen Gesellschaft gibt, über die die Zuschauer nachdenken sollten. Am Ende ist der bis dahin absolut uneinsichtige Vater geläutert und der plötzliche Sinneswandel, nur weil der Sohn nun berühmt ist, kommt etwas plump. Aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist der Weg des Gully Boy. Seine Zeit ist gekommen. Er hat an sich geglaubt.

In Indien wird das Leben der Kinder durch die Eltern bestimmt. Was sie studieren sollen, wen sie heiraten sollen. Viele arrangieren sich damit. Wie sich viele Inder eben mit so vielen Dingen arrangieren, die eigentlich geändert werden sollten. Im Film wird deutlich, dass es nichts bringt, das vorgegebene Leben der Eltern zu leben, wenn man für etwas eine große Leidenschaft entwickelt und diese so fern ist von dem Leben, das man laut Gesellschaft leben soll. Wer mutig ist und viel wagt, wird am Ende belohnt. 

Ich bin absolut begeistert von Gully Boy. Ich hab bisher noch nie einen indischen Film gesehen, in dem Rap und Hip Hop wirklich gut rüber kamen. Das war meist mehr gewollt als gekonnt. Hier geht es richtig gut ab und Ranveer kann das! Es hat also lange gedauert bis zur indischen Kopie von 8Mile (ich mache Spaß;), aber hier kommt echt ein Kracher. 

Als ich dieses Jahr nach Mumbai reiste, machte ich auch eine Tour durch den Slum, wo der Film spielte. Es war atemberaubend, in den “Filmkulissen” dieses großartigen Films zu wandeln. Ein bisschen fühlte ich mich dabei ertappt, nun genau einer der Touristen im Film zu sein, die den Slum “so amazing” fanden und sogar das Elternhaus von Gully Boy als Sehenswürdigkeit herhalten musste. Wir wurden aber dann sogar noch zu Stars. Unsere Gastmutter wies jeden darauf hin, dass wir bei der Weltpremiere von Gully Boy in Berlin dabei waren und die Stars trafen. Jeder, der das hörte, hatte sofort ehrfürchtiges Leuchten in den Augen. Am Ende übergaben wir sogar noch Pokale bei einem Kricketspiel, weil wir die berühmten Gully Boy Zuschauer waren. Und ganz am Ende waren wir sogar diejenigen, die die Berlinale veranstalten. Incredible India. 

Der Film hat 13 Auszeichnungen bei den Filmfare Awards erhalten. Zurecht! Superrrrrhit!

EN

It all started with the press conference for the movie Gully Boy at the Hyatt hotel in Berlin in February. Suddenly there was an incredibly cold rain shower with gusts of wind as the cars carrying the stars Alia Bhatt and Ranveer Singh arrived. Exactly where we were standing the two got out of the car. I was so fascinated by Alia, who must have frozen to death because she was wearing a very airy dress. While staring at her I missed seeing Ranveer hugging everyone.

While we then waited in the very long queue in front of the Friedrichstadtpalast for the entrance to watch Gully Boy, a man behind us said that he had bought the tickets for this film without having an idea of what the film is about and was wondering about all the hustle and bustle. I would say, he was going to get the surprise of his cinema-life. He certainly will not forget this movie night. The audience was awesome. They roared and roared and rapped and cursed and were emotionally upset. That was a really great movie. In the end, Ranveer performed his grandiose rap (and I sat in the second row right in front of him and could hardly believe my luck) and the hall went wild.

Gully Boy is inspired  by the lives of Indian street rappers Divine and Naezy. The film is a coming-of-age story about an aspiring street rapper from the Dharavi slums of Mumbai.

Gully Boy, the boy from the street (as it is translated), who is actually named Murad, has a lot to tell about his life, which involves so many difficulties. He lives in a Muslim „ghetto“, his father brings a new wife home (because Muslims can have several wives), which of course his mother gets along with very badly, and he is forced by his father to take over the father’s job as a chaffeur while studying. “You were born a servant and that’s the way it always will be. Keep your head down.” This is the advice his father gives him for life. The straw that broke the camel’s back when Murad tells his father his opinion on this issue.

If life was comfortable, no one would rap, says rapper MC Sher to him, as he wants to give Murad some courage to present his lyrics in front of an audience. And so we accompany him step by step on the way to becoming a star. On his way to stardom you really feel as a spectator how he grows in his own way and how his path becomes clearer and clearer.

Incidentally, quite a lot of truths are addressed and that makes the movie extremely emotional. His secret girlfriend Safia, played by Alia Bhatt, is overly jealous when it comes to her Murad. No other woman should come too close to him, otherwise she will beat them up. She is studying medicine. And she knows what she wants and that does not always fit into the Indian social norms. Her parents want Safia to be married  and when the mother of the selected guy asks her whether she can cook, she answers: not so good, but I give you a liver transplant later on. A really In your face-answer. And there will be many more opportunities for the children to tell their parents what they think about them being pushed in a certain direction, regardless of their passions and how they imagine their future. They have to do things secretly, because they would never be allowed to do them openly, even though they would rather live their lives honestly. 

There are so many topics addressed, sometimes maybe too many, simply because there are so many topics in Indian society that viewers should think about. At the end of the film the continually unreasonable father experiences a sudden change of heart, just because his son has become famous. This change in the father’s personality is somewhat excessive. But this is not so important. Important is the path of the Gully Boy. His time has come. He believed in himself.

In India, the lives of children are determined by their parents. What you should study, whom you should marry. How many Indians have to accept things that actually should be changed? Many simply accept it. It becomes clear in the film that living a life predetermined life by your parents is not a good idea if you develop a passion for something that is so far away from the life you want to live. If you are brave and daring, you will be rewarded in the end.

I am absolutely thrilled by Gully Boy. I have never seen an Indian movie where rap and hip hop really came across well. The will was there, but the talent wasn’t. Ranveer was the best actor for this role. It took a long time for the Indian copy of 8Mile (just joking;) to be made.. 

When I traveled to Mumbai this year, I took a tour to the slum where the movie was set. It was breathtaking to walk on the film set of this great movie. But I caught myself feeling a bit guitly, since I felt a bit like the tourists shown in the film, who find the misery in the slum „so amazing“ and they even take tours through Gully Boy’s parental home, as if the people living there are just tourist features.

 

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Raazi – Agentin mit Gewissen

Wow! Spannungsgeladene Agenten-Action geht auch ohne die neueste, hochmoderne Spitzentechnologie! Der Film spielt nämlich in den 70er Jahren, zu Zeiten des Indo-Pakistanischen Kriegs von 1971  und Agenten dieser Zeit müssen noch mit recht altertümlich anmutenden Mitteln auskommen. Da werden kritische Informationen eben mit noch mit Morsezeichen übermittelt. Keine KI flüstert einem Telefonnummern oder Namen ins Ohr, alles muss auswendig gelernt werden. Was an sich auch schon mal spannend ist, denn der Rückblick in diese Zeit erscheint sehr authentisch. Aber noch viel spannender ist es, wenn die indische Agentin Sehmat, gespielt von Alia Bhatt, in Pakistan ihren Aufgaben nachkommt und man als Zuschauer jedes Mal mit ihr kurz vorm Herzinfarkt steht, weil sie entdeckt werden könnte, denn das wäre ja ihr Todesurteil.

Das macht diesen Film aus: Agentin Sehmat ist so dermaßen menschlich, keine reine Agenten-Powermaschine, die jeden eiskalt aus dem Weg räumt. Nein, es zerreißt ihr das Herz, wenn sie Menschen töten muss. Sie ist keine Agentin aus Leidenschaft. In Gehorsam zu ihrem Vater möchte sie alles für ihr geliebtes Indien tun. Sogar in eine pakistanische Familie einheiraten, die sorglos die junge Frau aus Indien bei sich willkommen heißt. Aber was Sehmat wahrscheinlich verdrängen wollte: im Notfall muss sie zur Mörderin werden. Und eine kleine Unachtsamkeit ihrerseits sorgt dafür, dass sie tatsächlich töten muss. Was wiederum noch mehr Leid erzeugt, denn die ermordete Person hinterlässt ja trauernde Menschen. Sie erzeugt damit so viel Unglück in ihrem Umfeld…alles zum Wohle ihres Heimatlandes. In ihrer Vision ging es wahrscheinlich nur darum, Informationen zu sammeln und dabei nicht entdeckt zu werden. Der grausame Part, an dessen Ende auch ihr Leben rein gar nichts bedeutet, wenn es um die Sicherheit Indiens geht, überfordert ihre Vorstellungskraft. Ihr Plan geht nicht auf und nun muss sie mit dem Umstand leben, dass sie Menschen auf dem Gewissen hat. Und Sehmat hat ein Gewissen. Das wird dem Zuschauer sehr deutlich gemacht.

In Pakistan wird der Film nicht in den Kinos gezeigt. Wenn Pakistan in einem Film schlecht wegkommt, versprechen sich die Kinobesitzer nicht viel davon. Dabei kommt Pakistan gar nicht schlecht weg. Jeder normale Mensch kann sich denken, dass es genauso erfolgreiche Missionen von pakistanischen Agenten gegeben haben wird. In diesem Film geht es vielmehr um den menschlichen Aspekt. Warum macht ein Mensch so etwas und was macht es mit ihm. Dem Land dienen ist die eine Sache. Mit all den Konsequenzen leben zu müssen, die diese Tätigkeit mit sich bringt, ist die andere Sache. Der Film macht leider wieder die immerwährende Kluft und die Feindschaft der beiden Länder deutlich. Es hat sich nichts geändert. Über Generationen hinweg wird der Hass aufeinander weiter gegeben. Es scheint keinen Ausweg zu geben.

Ganz und gar unerwartet entzückt war ich auch vom pakistanischen Ehemann, gespielt von Vicky Kaushal. Er spielt auch in meinem Lieblingsthriller „Psycho Raman“ mit und im eigens von Netflix produzierten „Liebe pro Quadratzentimeter“, wo er mir auch schon positiv aufgefallen war. Aber hier war ich einfach hin und weg! So anmutige Inder bin ich gar nicht mehr gewohnt…und dann ist er auch noch so nett und lässt ihr alle Zeit der Welt nach der Hochzeit, um sich näher zu kommen. Das ist dann zwar doch ein etwas unrealistischer Märchenprinz. Aber so schön mit anzusehen!

Der Film lohnt sich definitiv: spannungsgeladen, authentisch, anrührend, feinsinnig. Großartig! So mag ich indische Filme.

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Badrinath Ki Dulhania – die rebellische Braut, die sich nicht traut

Die Entstehung der Geschichte zu „Badrinath Ki Dulhania“ (Badris Braut) stelle ich mir so vor: Die Tourismusbehörde von Singapur und die Fluggesellschaft wollten mal einen indischen Film sponsern, um ordentlich Werbung für sich zu machen. Damit ist schon mal klar: die Braut muss nach einem Streit nach Singapur abhauen und wird dort ne erfolgreiche Stewardess. Und weil Stewardessen ganz respektable Mäuse sind, machen wir nen Film darüber, dass Frauen in der indischen Gesellschaft immer noch nicht respektiert werden. Und damit die Frau in dem Film so richtig stark rüberkommt, muss der Kerl so richtig dumm und gewalttätig sein. Und der Vater von dem Kerl, dass muss so ein richtig mieser Matriarch sein, der alle Frauen in der Familie unterdrückt. Aber am Ende wird ja alles gut, der böse Vater wird ganz plötzlich lieb und die Braut kann dann doch damit leben, dass der Typ etwas unter ihrem Niveau ist, denn er ist ja total süß und lieb. Und damit das ernste Thema „Frauen Respekt zeigen“ auch beim indischen Publikum ankommt, wird es wie immer mit einer ordentlichen Portion Slapstick gesellschaftsgerecht serviert.

Ich fühle mich total verarscht von diesem Film. Ja natürlich, was will ich auch von einem indischen Blockbuster-Liebesfilm erwarten. Hatte ich auch nicht. Aber diese absurd fingierte Geschichte ist mir dann doch zuviel Gewese um Nichts. Ich habe erstmal die Nase voll von solchen flachen Filmchen. Schön bunt, und Alia Bhatt spielt großartig, keine Frage, aber die vielen Holi-Farben können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Geschichte total farblos ist.  Auf tausendundeine von solchen hohlen Liebesdramen kann ich wirklich verzichten, wenn sie vortäuschen, ein ernsthaftes Thema zu behandeln. Schöne hohle bunte Welt.

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Dear Zindagi – Hi Leben!

Was ist das für eine geniale Rolle! Shahrukh Khan als Psychiater Jehangi Khan. Das ist so unglaublich überraschend gut! Wer würde nicht gern jeden Tag eine Sitzung mit Brain Doctor Jehangi Khan haben. Ist auch nicht so schlimm, wenn er dabei gar nicht so weltbewegendes von sich gibt. Eine tägliche Dosis Herzausschüttung mit Shahrukh…kann mal bitte jemand eine Serie draus machen?!!! Hammer!

Gut, eigentlich geht es ja hauptsächlich um seine Patientin Kaira (Alia Bhatt), die findet einfach nicht den richtigen Partner und natürlich, wie sollte es anders sein, liegen die Beziehungsprobleme in ihrer Kindheit, wie sich im Laufe der Sitzungen bei the Brain Doctor „Jug“ heraus stellt. Das ist dann auch ganz dramatisch und hat mich wiederum auch überrascht, wie unglaublich echt Alia Bhatt diese Szene spielt. Als würde sie gerade auf einen sehr grausamen Teil ihrer eigenen Kindheit blicken. Da muss man den Hut vor ziehen, das war schauspielerisch Spitzenklasse.

Ansonsten war ich von dem Teil, in dem erstmal ihre aktuelle Situation geschildert wird, eher nicht so ergriffen. Ihr Charakter wurde sehr sehr ausführlich dargestellt. Gut, ich gebe zu, ich hätte lieber noch etwas mehr Zeit mit Shahrukh verbracht und die Suche nach dem richtigen Stuhl/Kursi fürs Leben. Die Suche nach dem richtigen Partner mit der Wahl des richtigen Stuhls zu vergleichen…kann man machen, lieferte mir allerdings auch keine großen Neuigkeiten, was dieses Business angeht. Ist aber vielleicht für Inder, die zu großen Teilen von den Eltern vermittelte Partner bekommen, ein großes Neuland. Das hab ich dann persönlich doch vermisst: noch etwas tiefgreifendere Erkenntnisse zum Thema Leben. „Soul-Searching“ passiert hier nur am Rande. Nichts, was ein normal selbst reflektierender Mensch nicht schon gewusst hätte.

Oder mit welchen Hürden und Hindernissen eine Frau zu kämpfen hat, die nicht verheiratet ist, sondern Karriere machen möchte. Das wurde zwar teilweise angedeutet, z.b. als der Vermieter sie hinaus wirft, weil in seiner Wohnanlage nur Platz für verheiratete Frauen mit Familie ist. Dass sie als Frau in ihrem Beruf oft zurück stecken muss und härter für alles kämpfen. Ganz großes Kino, als Raghuvendra, der sie verlassen hatte am Ende meint, dass sie ihren großartigen Kurzfilm nie hätte machen können, wenn er bei ihr geblieben wäre. Alter! Da rollen sich mir die Nägel auf! Aus persönlichen Gründen. Wir gehen auch so unseren Weg, ob mit oder ohne euch verdammt! Ich glaube, ich habe auch eine Psychose und muss dringend zu Dr. Khan..

Also abschließend kann ich nur nochmal betonen, Shahrukh Khan als Psychiater: HAMMER! Allein dafür hat sich der Film gelohnt. Ich werde dann jetzt immer im Traum meine Sitzungen mit ihm abhalten und mit ihm um die Wette mit den Wellen des Lebens laufen…

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Highway – eine Reise ins Ich

Die Filmbeschreibung las sich so locker und leicht: Die Tochter eines wohlhabenden Mannes wird aus Versehen, kurz vor ihrer Hochzeit, bei einem Überfall entführt. Die Entführer haben gar keinen Plan, was sie mit der wertvollen Beute machen sollen und wollen sie erst einmal möglichst weit von Delhi wegschaffen. Damit beginnt der Roadmovie, in dessen Verlauf sich Veera und der Verbrecher Mahabir näher kommen. „ein moderner Bollywood-Film mit opulenten Bildern, up-and-coming Stars und einem grandiosen Soundtrack von A. R. Rahman.“ (Berlinale-Beschreibung„)

Haaaaaaaaaa! Was da auf einen zukommt, ist nicht einfach nur ein netter Roadmovie mit tollen Bildern, es wird einem verdammt nochmal das Herz zerreißen, weil da noch ein ganz anderes Thema aufkommt, das ungeheuer schwer wiegt. Nach „Monsoon Wedding“ einer der wenigen Filme über sexuellen Missbrauch, der meiner Meinung nach mindestens ebenso erfolgreich sein wird.

Ich muss immer wieder den Kopf schütteln, weil alles so unrealistisch und nicht wirklich ernst zu nehmen anfängt. Die entführte Veera findet plötzlich Gefallen an ihrer Entführung und ihren Entführer eigentlich ganz niedlich, und der räumt ihr mit der Zeit auch immer mehr Freiheiten ein. Na klar, ein Verbrecher, der sonst mordet und ziemlich verbittert ist, wird irgendwann nett zu seinem Opfer. Das ist der übliche Bollywood-Fantasie-Teil. Bei einer Polizeikontrolle hätte Veera die Chance, entdeckt zu werden und nach Hause zurückzukehren. Sie aber versteckt sich und bliebt unentdeckt, weil sie einfach nicht dahin zurück will. In das Gefängnis aus guten Manieren, Verhaltensregeln und…dem Leid, das sie als Kind in ihrem Elternhaus ertragen musste. Als ihr Onkel sie missbrauchte.  Absolut nachvollziehbar…aber wie passt das jetzt in diesen Film und was bitte soll jetzt aus diesem Roadmovie werden? Weiter gehts mit dem Truck durch tolle indische Landschaften, es wird immer heiterer und beschwingter, Veera genießt anscheinend zum ersten Mal ihr Leben und es macht soviel Spaß, ihr dabei zuzuschauen, dass man am liebsten ewig dabei sein möchte, einfach weiterfahren, nie wieder zurückkehren und nirgendwo ankommen müssen. Wunderschön! Mahabir traut sich nicht, die Liebe von Veera anzunehmen, er hat sie schließlich nicht verdient und bricht fast zusammen, als sie kleine Familie in einer Hütte am Rande des Kashmir-Gebirges spielen. Aber wie es so kommen muss, irgendwann ist Schluss mit Lustig, die Polizei findet die beiden, Verbrecher tot, Veera muss nach Hause. Als sie dort aber einfach so weitermachen soll,  wie geplant, heiraten, gute Miene machen, sich „normal“ verhalten, da brechen all die Jahre des Schweigens aus ihr heraus und sie räumt ordentlich auf mit diesem Geflecht aus Schweigen und Verhaltensregeln. Und dieser Schrei der Befreiung geht so unglaublich in Mark und Bein, dass man aus diesem Film auf jeden Fall verwundet herausgeht. Aber er ist trotz des ergreifenden Themas so wunderschön unterhaltsam gemacht, dass man aus einem Mix aller Emotionen nachhaltig beeindruckt entlassen wird. Ich hätte nie gedacht, dass man sich dem Thema auf diese Art und Weise nähern kann. Einfach überraschend genial und anregend zum wiederholten Sehen. Ich frage mich, ob man das tatsächlich so gut schauspielern kann, oder ob da eigene Erfahrungen eine Rolle spielen. Eine wahnsinnige Leistung von Jungschauspielerin Alia Bhatt, oscarreif! Dieser Film ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert!

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