Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

IndoGermanFilmWeek 2020

Im Corona Jahr ist alles anders. Immerhin, die IndoGermanFilmWeek fiel nicht ganz aus, wie so viele andere Veranstaltungen in diesem Jahr und ich hatte das ganz ganz große Glück, dass ich mir die Filme alle online anschauen konnte, weil ich Teil der Jury des Filmfestivals sein durfte. Für mich eine neue, aufregende, spannende, bereichernde und wirklich interessante Gelegenheit, mich mit den anderen Jury-Mitgliedern über die gesehenen Filme zu unterhalten. Zu sehen, wo sich ganz eindeutig die Geister scheiden und wo es aber auch eindeutige Übereinstimmungen gibt. Im Folgenden möchte ich auf die gesehenen Filme mit ihren Besonderheiten eingehen und auf die Preise eingehen, die wir als Jury vergeben haben.

Roam Rome Mein – Normalerweise mag ich surreale Filme und absurde Situationen. Filme, die einen fragend zurück lassen und man noch lange darüber nachdenken muss. Normalerweise ist Nawazuddin Siddiqui als Darsteller für mich ein Garant, dass es ein schönes Filmerlebnis wird. Was ich nicht bestreiten kann: der chauvinistische Mann wird hier auf eine ganz andere Art als sonst beleuchtet. Aber für mich wirkte alles zu sehr gewollt künstlerisch, zusammengestückelt aus surrealistischen Ideen, die man schon irgendwo anders gesehen hat. Die feministischen Predigten zu plump reingeworfen, alles wirkt so erzwungen. Für den Großteil der Jury war der Film aber ein absolutes Highlight, eben so ganz anders als die sonstigen Filme, so dass “ Roam Rome Mein“ zum Siegerfilm gekürt wurde.

Pareeksha – diesen Film würde ich als klassischen Bollywoodfilm bezeichnen. Emotionsgeladen, viel zu lang, dramatisch und am Ende aber ist doch alles gut. Es gibt viele Dinge, die unrealistisch sind. Aber definitiv klagt der Film die Problematik an, dass es Kinder aus unteren Kasten es trotz einer Schulbildung nie schaffen werden, etwas aus ihren großartigen Fähigkeiten zu machen, solange es nur eine öffentliche Schule ist und keine Eliteschule. Ich habe den Film sehr genossen, auch wenn er zeitweise zu langgezogen war, ich habe mich an diese bollywoodsche Machart ja so viele Jahre gewöhnt. Adil Hussain spielt den Riksha-Fahrer so großartig und überzeugend, der auch falsche Wege bestreitet, damit sein Sohn eine bessere Zukunft hat und nicht wie er, so hart als Riksha-Fahrer ums tägliche Überleben kämpfen muss. Für diese Schauspielkunst haben wir ihn als Jury zum besten Darsteller ernannt. Für mich waren auch rundum alle Schauspieler in diesem Film absolut überzeugend und mitreißend. Toller Film!

Maighat – Am Ende siegt dann doch die Gerechtigkeit. Man muss als Mutter nur 13 lange Jahre dafür investieren, um Gerechtigkeit für ihren von Polizisten getöteten Sohn zu erlangen. Und der Film beruht auf einer wahren Geschichte. Das muss ein Film erstmal schaffen, eine so lange Zeit im Kampf um Gerechtigkeit darzustellen, ohne dass es dem Zuschauer langweilig wird. Was die Hauptdarstellerin Usha Jadhav hier leistet, ist außergewöhnlich stark. Ohne viel Worte, allein mit ihrer Mimik, ihren Gesten sagt sie alles. Für diese Leistung haben wir sie als Jury als beste Darstellerin ausgezeichnet. Eine sehr beeindruckende Geschichte, die auch beeindruckend erzählt wurde.

Nasir – Der Film plätschert erstmal so vor sich hin, es gibt viele Szenen, in denen nicht viel passiert. Es wird ein ganz normaler Alltag eines ganz normalen Geschäftsmannes in einem Kleidergeschäft gezeigt. Es gibt viele Großaufnahmen. Und dann am Ende: bäm! Dieses Ende wird niemand vergessen. Und es kommt nach all den actionfreien Szenen zuvor ziemlich brutal herein geplatzt. Ein Film zum Aufwachen, ein Appell an die Menschlichkeit. Der Sonderpreis der Jury geht an den Film für seinen besonderen sozialen Kontext.

Moothon  – Die Thematisierung einer gleichgeschlechtlichen Liebe in indischen Filmen ist immer einen Rarität und funktioniert oft nicht ganz so gut. In dem Punkt ein außergewöhnlich starker Film. Die Hindustan Times betitelt ihn als einer der besten indischen Filme des Jahres. Für mich persönlich ging das Thema insgesamt im Film etwas unter, weil man noch zu sehr damit beschäftigt war, dass die Schwester versucht, ihren Bruder in Mumbai zu finden. Gerade noch in ihrem idyllischen Inselparadies geradewegs hinein in die grausame Unterwelt von Mumbai. Alles ganz starke Bilder, keine Frage: ein toller Film. Die Jury vergab einen Sonderpreis für den Nebendarsteller, der eigens für die Rolle wirklich die Gebärdensprache lernte.

Biryaani – So tief und real bin ich bisher filmisch noch nicht in die muslimische Welt eingedrungen. Von der Beschneidung, der geopferten Ziege bis zum Sex in der islamischen Gesellschaft inklusive Prostitution. Hier wird der harte Weg einer Frau gezeigt, die von der muslimischen Gesellschaft ausgestoßen wird, weil ihr Bruder zum IS gegangen ist. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin auf jeden Fall sehr beeindruckend.

Nirvana Inn – Für den Film muss man echt gemacht sein. Absolut düstere Thematik mit besten Horrorelementen. Wer sich auf psychologische Art gruseln möchte, ist hier gut aufgehoben. Adil Hussain zeigt auch hier wieder seine große Schauspielkunst.

Kastoori – MUSK – für mich persönlich der beste Film. Weil es keine Geschichte ist, die schon tausendmal zuvor erzählt und alles so absolut realistisch dargestellt wurde. Es wird nicht mit dem Zeigefinger auf den wunden Punkt des Kastensystems gelegt, sondern der wunde Punkt wird einfach von sich aus sichtbar beim Erzählen der Geschichte. Der Junge, der nicht zur Schule gehen darf, weil er lieber einen richtigen Job machen soll, obwohl er Klassenbester ist. Der beim Sezieren von Toten helfen muss. Wozu ein Kind in seinem Alter niemals verpflichtet sein sollte. Der sich nichts sehnlicher wünscht, als diesen Geruch der Toten loszuwerden. Der diesen Traum hat von einem ganz speziellen Duft, der ihm über diesen Verwesungsgeruch hinweg helfen könnte, den er ständig mit sich tragen muss. Der ihn stets und immer begleitet und brandmarkt als jemanden aus der untersten Kaste. Ich war total drin in dieser Geschichte, weil alles so realistisch war. Die Orte, die Menschen, die sympathische Freude des Jungen, wenn er an diesen Duft auch nur dachte. Das ging mir direkt ins Herz. Schöne Bilder. Kein Tamtam. Nichts gekünstelt. Einfach nur die Realität.

Josef Born in Grace  – Pater O’Hara nimmt Joseph als Waisenkind auf und zieht ihn mit Hilfe von Maularam, seinem Hausmeister, auf. Der Film beleuchtet die Beziehungen, die diese drei Männer untereinander haben, sowie die Einsamkeit, mit der jeder von ihnen auf eigene Faust konfrontiert ist. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Naturaufnahmen vom Himalaya deutlich mehr in den Bann gezogen haben, als die Geschichte. Diese Naturaufnahmen sind absolut sehenswert und wunderschön und lassen einen entspannt zurück, als wäre man gerade selbst dort gewesen.

Breaking Barriers – The Castless Collective – beeindruckende Doku über Musiker, die sich zusammengeschlossen haben, um mit ihren Songs zu unterhalten und gleichzeitig über die Missstände der Ungleichheiten in der indischen Gesellschaft hinzuweisen, ohne zu provozieren. Das Kastenwesen ist natürlich die am meisten erkennbare Form der Ungleichheit. Sie wollen mit ihren Songs einen sozialen Wandel bewirken. Wenn sie z.B. im Menstruation Song darauf hinweisen, dass es die natürlichste Sache der Welt ist und die Frau deswegen nicht als unrein betrachtet werden sollte, die in dieser Zeit nicht in den Tempel darf oder gar draussen schlafen muss. Ich kannte die Folksmusik Gaana von den Menschen aus dem Norden Chennais bisher nicht und bin jetzt definitiv ein Stück schlauer.

The Little God – Wer kennt das nicht…manchmal wünscht man sich auch böse Dinge. Im Film sind das dann böse Gebete, wo sich ein kleiner Junge wünscht, dass jemand stirbt, damit er einen freien Tag von der Schule bekommt. Als dann allerdings der Großvater stirbt, glaubt er natürlich, er ist wegen seiner Gebete daran Schuld und versucht es mit einer guten Tat wieder gut zu machen. Insgesamt ganz nett gemacht.

Guldasta – Hier werden verschiedene Frauen-Charaktere beleuchtet. Diesen Film fand ich schwierig anzusehen, vor allem wegen der sehr leidenden betrogenen Ehefrau, die wirklich alles über sich ergehen lässt. Die sich ohne Kind vollkommen wertlos vorkommt und so gar nichts ihr eigen Leben nennen kann. Oft sehr gequälte, gekünstelt wirkende Dialoge. Wirklich wertvoll hat den Film für mich nur Swastika Mukherjee als Dolly gemacht. Ihre Schauspielkunst hat mich in ihren Bann gezogen. Ihre Art, sich in andere Menschen hinzufühlen, sich wohl fühlen zu lassen in ihrer Gegenwart und diese Wirkung in keinster Weise von der absolut schwierigen Situation, in der sie sich befindet, berühren zu lassen.

Kalla Nottam – ein Junge stiehlt eine GoPro aus einem Laden und wir sehen die ganze Geschichte aus der Sicht der GoPro. Für mich persönlich war das zu schwierig, mit dieser Sichtweise der Geschichte und den Menschen im Film näher zu kommen.

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Super 30 – Mathematiker wird zum realen Superhelden

Es kommt einem wie eine Geschichte aus einer anderen Welt vor: Kinder, die alles dafür tun würden, zur Schule gehen zu dürfen. Aber es ist keine andere Welt. Das ist Indien und betrifft Familien, die nicht das Geld für die Schulbildung ihrer Kinder aufbringen können. Für die Kinder ist Bildung aber der einzige Weg zu einer besseren Zukunft.

„Super 30“ basiert auf dem Leben des in Patna lebenden Mathematikers Anand Kumar, der das berühmte Super 30-Programm für IIT-Aspiranten leitet (ist eine akademische Prüfung, die jährlich in Indien stattfindet). Anand Kumar ist ein real-life Superheld, der armen Kindern die Chance auf Bildung gibt, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Dafür gab er all seine Ersparnisse und fast auch sein Leben.

Ja, es gibt sie noch, die guten Menschen auf dieser Welt. Den ganzen Tag ist man umringt von den Nachrichten über die schlimmen Dinge, die auf dieser Welt passieren, dass es einem fast wie ein Wunder vorkommt zu sehen, wie sich ein Mensch für andere Menschen einsetzt, damit ihnen ein besseres Leben ermöglicht werden kann. Und hier wird nicht nur den armen Kindern durch Bildung eine Chance gegeben, aus ihrer Situation herauszukommen. Dies hat auch Einfluss auf ihre Familien, und Generationen danach. Die Hilfe potenziert sich. Und das hat ein Mann geschafft, der sich trotz aller wirklich unfassbar großen Schwierigkeiten nicht davon abbringen ließ und lässt, diesen Kindern ohne Bezahlung Bildung zu geben. So viel menschliche Züge von einem Mathematik-Genie grenzen schon fast an ein Wunder. Zahlen-Menschen sind ja oft im sozialen Umgang etwas zu zahlentechnisch. So erklärt Anand zum Beispiel seiner Freundin, dass die Formel ihres Gesichts leider nicht das Pi hat, welches die höchste Form der Schönheit darstellt.

Ich gebe zu, die dunkle Schminke von Hritikh Roshan als Anand wirkte etwas gewöhnungsbedürftig. Im Laufe des Films gewöhnt man sich aber daran. Ich finde, er hat den realen Helden insgesamt sehr gut dargestellt.

Besonders gelungen fand ich die Szenen, als die Kinder sich in Kevin-allein-Zuhause-Manier gegen ihre potenziellen Mörder wehren müssen (da die Schule, die dafür bezahlt wird, sich gegen diese Konkurrenz wehrt und auch nicht vor Mord zurück schreckt) und sich mit Hilfe ihres gelernten Wissens über physikalische Gesetze zu helfen wissen und triumphieren. Angewandte lebensrettende Physik. Ein sehr spannender Aspekt, für wie real ihn man auch immer halten mag.

Die Kritiken zum Film sind sehr unterschiedlich. Einige finden den Film zu wenig BioPic und zu sehr Bollywood. Was mir etwas fehlt sind die Charaktere der Kinder, die leider untergehen. Erst in dem Moment, wo sie auf Geheiß ihres Lehrers zusammen eine Vorführung vor den reichen Schülern machen müssen und sehr unsicher sind und schließlich ein bollywoodreifes Lied ensteht, bekommt man erstmals einen Hauch einer Ahnung von den einzelnen Charakteren und davon, was die Kinder verbindet.

Die Familienverhältnisse aus denen sie kommen, werden nur flüchtig angerissen. Das ist verständlich, aber schade. Ich denke jede einzelne Geschichte die dahinter steckt, wäre spannend zu erfahren. Vielleicht sollte man eine Serie draus machen. Hallo Netflix?^^

Die bewegendste Szene ist natürlich, als alle 30 Schützlinge von Anand den Test fürs IIT bestehen. Das geht einem ans Herz. All die Widrigkeiten haben sich gelohnt, die Kinder haben jetzt eine Zukunft außerhalb von ihren ärmlichen Verhältnissen, in denen sie ins Leben gestartet sind. Das ist großartig, ergreifend, herzerwärmend. Denn das ist eine Geschichte aus dem wahren Leben.

Regisseur Vikas Bahl steht leider unter Verdacht der sexuellen Belästigung, was dem Film in Indien einen bitteren Beigeschmack gibt. Es wäre aber fatal, sich den Film wegen diesem Aspekt nicht anzusehen. Es tut einfach gut, eine wahre Geschichte über einen so herzensguten Menschen zu sehen.

EN

It seems like a story from another world: children who would do anything to go to school. But it is not another world. The is India where so many families don’t have the money to send their kids to school. For the children, education is the only way to a better future.

„Super 30“ is based on the life of Patna-based mathematician Anand Kumar, who runs the famous Super 30 program for IIT aspirants (is an academic examination held annually in India). Anand Kumar is a real-life superhero who gives poor children the chance of education they would not otherwise be able to afford. He gave all his savings and almost his life as well.

Yes, they still exist, the good people in this world. All day long you are surrounded by the news of the bad things that are happening in this world, so it almost seems like a miracle to see how a human being works for other people so that they can live better lives. And here, not only the poor children are given a chance through education to get out of their situation. This also affects their families, and generations afterward. The help increases. And a man has managed that, despite all the really unbelievably great difficulties. He was not dissuaded and allowed to give these children without paying for education. So much social engagement from a mathematical genius seems miraclulous. People who work with numbers are often a bit too numerical in their social dealings. For example, Anand explains to his girlfriend that the formula of her face unfortunately does not have the Pi, which is the highest form of beauty.

I admit, the dark make-up of Hritikh Roshan as Anand took a bit of getting used to. But in the course of the movie you get used to it. I think overall he portrayed the real hero very well.

The schools which charge money for their education are so afraid of this unpaid competition that they do not even shy away from murder. So they plan an attack on the school. But the kids get to know about it and prepare themselves like Kevin in „Home Alone“. At the end they win because of their acquired knowledge of physical laws. Applied life-saving physics. A very exciting aspect, although I do not know how true this episode is.

The reviews for the film are mixed. Some find the movie is too much Bollywood than  BioPic. I felt there was not enough information given about the children themselves. Only when they have to do a show in front of the rich students at the behest of their teacher, in the form of a Bollywood-ripe song, you get a glimpse for the first time of the individual characters and the connections between the children.

The family conditions are only briefly touched upon. That’s understandable, but sad. I think every single story behind the kids would be exciting to experience. Maybe someone should make a series out of this. Hello Netflix? ^^

The most moving scene was when all 30 Anand protégés pass the IIT test. It’s a heartfelt thing. Overcoming all the adversities has been worthwhile, the children now have a future beyond their poverty in which they started their lives. That’s great, poignant, heartwarming. Because that’s a real life story.

Unfortunately, Director Vikas Bahl is under suspicion of sexual harassment, which gives the film in India a bitter aftertaste. However, it would be unfair not to watch the movie because of this aspect. It just feels good to see a true story about such a good-hearted person.

 

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Jeder hat ein Recht auf eine farbenfrohe Welt

EN

To shoot the movie „The Last Color“ was a heartfelt wish of celebrity chef Vikas Khanna and should become a matter of the heart for every human being who opposes the discrimination of women. In 2013, widows in Benares / Varanassi were allowed to celebrate Holi for the first time. Until then they were not allowed. Not allowed to celebrate Holi, not allowed to wear colors. In India it is a tradition that a widow must wear white. Widows have harsh restrictions and are excluded from society. In the past even the tradition of widow burning was accepted and carried out. Unimaginably cruel, especially when nobody questions these traditions. Because it has always been that way and still is, everything is accepted, even though it is cruel treatment. Vikas Khanna wants to use the film to encourage you to speak up when you don’t find something right, even if it’s a tradition. Just because it’s always been done that way, it doesn’t mean it has to be right.

In the movie the widow Noor befriends the untouchable little street girl Chhoti (means small) and both have the courage to overcome barriers of the society system of oppression and exclusion. Chhoti promises Noor to throw her favorite color pink at the next Holi party on her. She keeps her promise, even doing so creates serious repurcussions.

Vikas Khanna explained to us in the Q&A after the movie premiere that the little lead actress who played Chhoti is not very popular with filmmakers because she is a little bit complicated. But this little drama queen plays her part so incredibly well. She wins your heart from the very first moment. Even the widow Noor can’t resist this charming girl. Seeing how the joie de vivre returns to the widow Noor thanks to Chhoti is so heartwearming. Chhotis little friend in the movie also plays very terrificly. He really lives as a street boy in Varanassi and was prepared for appearing in the film in 2 days.

You can see and feel with every picture that Vikas Khanna fell in love with Varanassi. When Noor dances in the sunset your jaw drops, because these are such beautiful images. Beautiful pictures versus terribly cruel reality with corrupt and brutal policemen. Vikas is probably only able to show this brutality because he lives in NY. Otherwise we would be afraid that an angry Indian mob might do something to him. But even in the US, viewers had problems with the movie, for example, because it represents a transgender as a „normal“ person.

Vikas says the movie should move, upset, disturb. The movie did. He made the film for his mother and when he wanted to show her the movie she fell asleep while leaning on his shoulder. As a viewer, you will not fall asleep. This movie is a small miracle with a big message: question traditions, don’t just accept everything!

DE

„The Last Color“ ist eine wahre Herzensangelegenheit von Starkoch Vikas Khanna und sollte zur Herzensangelegenheit von jedem Menschen werden, der gegen Ausgrenzung und Benachteiligung von Frauen ist. Erst 2013 durften Witwen in Benares/Varanassi das erste Mal Holi feiern. Bis dahin war ihnen nicht erlaubt. Nicht erlaubt, Holi zu feiern, nicht erlaubt, Farben zu tragen. Eine Witwe hat nur noch weiß zu tragen. Witwen müssen unter völliger Abstinenz leiden und dürfen nicht mehr am Leben teilhaben. Früher war sogar die Tradition der Witwenverbrennung allgemein anerkannt. So grausam, vor allem, wenn nie jemand diese Traditionen hinterfragt. Weil es schon immer so war und ist, wird alles so hingenommen, obwohl es unmenschlich ist. Vikas Khanna möchte mit diesem Film Mut machen zu sagen, wenn man etwas nicht richtig findet, auch wenn es Tradition ist. Nur weil es schon immer so gemacht wurde, muss es nicht richtig sein. Im Film freundet sich die Witwe Noor mit dem unberührbaren Straßenmädchen Chhoti (klein) an und beide geben sich den Mut, Barrieren des Systems aus Unterdrückung und Ausgrenzung zu überwinden. Chhoti verspricht Noor, sie beim nächsten Fest mit Farbe zu bewerfen. Sie hält ihr Versprechen, auch wenn die Umstände tragischer sein werden, als einem lieb ist.

Vikas Khanna meinte im Q&A nach der Filmvorstellung, die kleine Hauptdarstellerin sei nicht sehr beliebt bei Filmemachern, da sie sehr kompliziert sei. Aber diese komplizierte kleine Drama-Queen spielt so unfassbar gut. Man muss sie vom ersten Moment ins Herz schließen. Wie die Witwe Noor dem Charme ebenso wenig widerstehen kann. Auch Chhotis kleiner Freund spielt so grandios. Er lebt wirklich als Straßenjunge in Varanassi und wurde in 2 Tagen filmreif gemacht. Und zu sehen, wie die Lebensfreude dank Chhoti in die Witwe Noor zurückkehrt ist herzergreifend. Dass Vikas Khanna sich in Varanassi verliebt hat, merkt man mit jedem Bild. Wenn Noor im Sonnenuntergang tanzt, bleibt einem der Mund offen stehen, weil es so schöne Bilder sind. Schöne Bilder versus furchtbar grausame Realität mit korrupten und brutalen Polizisten. Das in dieser schonungslosen Deutlichkeit zu zeigen geht wahrscheinlich nur, weil Vikas in New York lebt. Sonst müsste man schon Angst haben, dass ihm ein wütender indischer Mob etwas antut. Aber auch in den USA hatten Zuschauer Probleme damit, dass er z.B. den Transgender als „normalen“ Menschen darstellt. Vikas meint dazu, dass Kunst bewegen soll, aufregen, stören. Das hat er. Seine Mutter muss ein ganz besonderer Mensch sein. Er hat den Film für seine Mutter gemacht und sie ist beim Schauen an seiner Schulter eingeschlafen. Als Zuschauer wird man ganz bestimmt nicht einschlafen. Dieser Film ist ein kleines Wunderwerk mit großer Botschaft. Hinterfragt Traditionen, akzeptiert nicht einfach alles!

 

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Dr. Rakhmabai – Indiens erste Ärztin

Die Geschichte von der ersten indischen Frau, die als Ärztin praktizierte und ihr schwieriger Weg dorthin mit einer Rechtsstreit-Odyssee um ihre mit 11 Jahren zwangsweise vollstreckte Kinderehe gehört auf jeden Fall auf die Leinwand.

So ist die Geschichte an sich sehenswert, die filmische Umsetzung wirkt allerdings fast steril, was die Emotionen betrifft. Wenn Rakhmabai wirklich in allem eher sachlich abgeklärt war und kaum Gemütsregung zeigte, ist das natürlich nachvollziehbar, bewirkt allerdings, dass man als Zuschauer auch kaum emotional berührt wird. Und aus welcher Laienspielgruppe auch immer die britischen Schauspieler stammten…das konnte man teilweise nicht recht ernst nehmen. Ich hätte mir auch sehr viel mehr Szenen der praktizierenden Ärztin zu jener Zeit gewünscht . Was liebe ich die Serie „Call the Midwife“, in der man soviele spannende Details darüber erfährt, welche medizinischen Errungenschaften noch gar nicht so lange her sind, welche Irrglauben es noch gab und wie der Wissensstand zu der Zeit war. Stattdessen müssen wir ewig lange Gerichtsprozesse miterleben, die natürlich für Rakhmabai sehr bedeutsam waren, aber für meinen Geschmack doch auch gern etwas kürzer hätten ausfallen können. Die wenigen Szenen, in denen Rakhmabai dann mal in ärtzlicher Aktion zu sehen war, wirkten auf mich leider nicht sehr professionell. Die angedeuteten Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Fähigkeiten als Ärztin gab es eigentlich nur, weil man sie und ihre Eheproblematik persönlich kannte. Es muss doch auch allgemein Vorurteile gegen sie als Frau gegeben haben.

Also insgesamt von der Geschichte her wertvoll: eine stille Revolte in der indischen Gesellschaft , aus der die erste indische praktizierende Ärztin hervor ging. Eine Frau, die lieber das Gefängnis wählte, als mit einem Mann zusammen leben zu müssen, mit dem sie als Kind ohne Einwilligung verheiratet wurde und den sie gar nicht mochte. Die filmische Umsetzung mit wenig Emotionen und eher laienhaft anmutend.

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Aruvi – am Abgrund

Wenn ein Vater seine Tochter aus dem Haus wirft, weil er glaubt, sie lügt in einer schwerwiegenden Sache: welche Chancen hat die junge, auf sich allein gestellte Frau am Rande der Gesellschaft dann, dass sie von irgendjemandem angehört wird, wenn ihr etwas Schlimmes widerfährt? Daran zu Grunde gehen…oder einen ziemlich radikalen Weg gehen? Die junge „rebellische“ Frau Aruvi wählt einen für den Zuschauer sehr überraschenden und dramatischen Weg.

Bis dahin sehen wir das Leben von Aruvi im Zeitraffer. Wohlbehütet und heißgeliebt vom Vater wächst sie in einer Gegend mit schöner Natur auf. Eine glückliche Kindheit mit viel Liebe.

Dann ziehen sie in die Stadt. Dort geht sie zur Schule und hat später eine tolle beste Freundin, mit der sie das Leben genießt. Irgendwann passiert etwas Dramatisches und sie muss von zu Hause weg. Doch anstatt zu verzweifeln und zu verlottern, macht sie zusammen mit einem Transgender diese ganz andere Welt zu einem neuen Zuhause, in der sie auch Freude haben kann.

Plötzlich sitzt sie in einem Fernsehstudio und klagt 3 Männer an, sie vergewaltigt zu haben. Den eigentlichen, dramatischen Hintergrund dieser Aktion erfährt der Zuschauer dann Knall auf Fall und ich war mit diesen Ereignissen, die so gar nicht abzusehen waren erst einmal so überfordert, dass ich nicht mehr wusste, was ich glauben sollte. War das jetzt wirklich Ernst? Was stimmt hier und was nicht?

Soviel ist klar: der Film wirft auch im Nachhinein viele Fragen auf. Und ist vollbepackt mit jeder Menge Gesellschaftkritik. Am besten ist die Szene, in der Aruvi der Moderatorin der Wahrheitssendung wie aus der Pistole geschossen in einem minutenlangen Monolog, ganz Poetry Slam-mäßig ihre Sicht auf die ach so feine Gesellschaft herunterpredigt, in der man nur etwas wert ist, wenn man Geld hat und in der es nur im Materielle Dinge geht. Einfach großartig und beeindruckend vom Leder gezogen! Und dann gibt es da noch so viel, was in dem Film kritisch dargestellt wird…die Behandlung von „Randgruppen“ der Gesellschaft, was die Medien mit den Menschen machen, was die Vorverurteilung von Ereignissen betrifft…eigentlich viel zu viel für einen Kinoabend, aber sehr unterhaltsam und auf jeden Fall spannend und dramatisch und nachhaltig nachwirkend.

Fazit: sehenswertes sozio-politisches Drama mit tollen Schauspielern

 

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Lipstick under my Burkha – die Sehnsüchte der Frauen

Ach wie schön! Einer der seltenen indischen Filme, in denen reale indische Frauen dargestellt werden, keine SuperHeldinnen und keine Vamps. Frauen, die versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen, eingeengt und gefangen in gesellschaftlichen Zwängen, unterdrückt und bevormundet. Und holla, die Waldfee! Da geht es ganz schön realistisch zu, vor allem in Sachen Sex. Die Zensurbehörde hatte zuerst dafür gesorgt, dass der Film nicht veröffentlicht werden darf. Nachdem die Filmemacher dagegen Berufung eingelegt hatten und einige zu eindeutige Szenen heraus geschnitten wurden, darf der Film nun doch auch in Indien starten. Die übrig gebliebenen Szenen erotischen Inhalts sind trotzdem noch hochbrisant für einen indischen Film und ich hoffe, die Hauptdarstellerinnen werden dafür nicht von einem wilden Mob verfolgt, der es nicht zulassen will, dass Frauen auch sexuelle Sehnsüchte haben und von Freiheiten träumen.

Wenigstens das Träumen kann ihnen keiner nehmen. Erzählt wird das Leben von vier Frauen zwischen 18 und 55 Jahren. Shirin, eine junge Mutter von drei Kindern, muss den ständig lieblosen Sex ihres Mannes ertragen und ist ohne sein Wissen eine erfolgreiche Verkäuferin. Leela, eine Kosmetikerin mit ehrgeizigen unternehmerischen Plänen wird gegen ihren Willen verheiratet, obwohl sie ein Verhältnis mit einem Fotografen hat. Rehana hat strenge muslimische Eltern und muss hart in deren Geschäft für Burkhas arbeiten, legt diese aber heimlich im College ab und klaut für ihr weltliches Outfit auch schon mal (da erfüllt die Burkha mal einen interessanten Zweck zum Verstecken der Beute). Und dann ist da noch Tante Usha, verwitwet, die ebenso heimlich erotische Frauenliteratur liest und sich auf ein amouröses Abenteuer telefonischer Art einlässt. Dieses aberwitzige Verlangen einer älteren Dame wird sowas von herzallerliebst von Ratna Pathak dargestellt, dass man zwischendurch vor Heiterkeit tatsächlich jauchzen muss. Auch Konkona Sen Sharma als taffe Haustür-Verkäuferin ist wie immer sehr sehenswert.  Alles in allem ein wirklich liebevoll gemachter, sehenswerter Film über die Sehnsüchte von Frauen.

Sehr köstlich finde ich auch das Video der Hauptdarsteller dazu, wie es wäre, wenn Männer wie Frauen behandelt würden:

Am besten erklärt man in Indien alles mit sehr viel Witz. Das ist hier wirklich gut gelungen. Frau hat noch zu lachen, auch wenn die Geschichten der Frauen eher zum Weinen sind.

Der Film läuft noch auf der IndoGerman Filmweek: Fr, 21.7. 19:30 Uhr und Sa, 22.7. 21:15 Uhr. Viel Vergnügen!

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IndoGerman Filmweek – Hotel Salvation

Morgen ist es wieder soweit: die mittlerweile 5. IndoGerman Filmweek verwöhnt uns mit vielen indischen Filmen und ich darf Tickets für die Berlin-Premiere von „HOTEL SALVATION“ (MUKTI BHAWAN) am 14. Juli um 19:30 Uhr im Kino Babylon verlosen. Anschließend an die Filmpremiere wird es ein Gespräch mit Filmemachern und Hauptdarsteller Adil Hussain geben, der einigen vielleicht als Zoodirektor in „Life of Pi“ bekannt sein dürfte. Der Film feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig und erhielt unter anderem die UNESCO Gandhi Medaillie. Bei den National Awards in Indien wurden der Film und Adil Hussain als bester Darsteller ausgezeichnet.  HOTEL SALVATION wird Ende des Jahres in den deutschen Kinos zu sehen sein. In der Komödie geht es um Rajiv (Adil Hussain) der seinen alten Vater pflichtbewusst auf eine Reise in die heilige Stadt Varanasi begleiten muss, weil dieser dort auf Erlösung hofft.

Wenn ihr Tickets für die Premiere am 14.7. gewinnen möchtet, hinterlasst mir hier einen Kommentar oder schreibt mir eine Nachricht bei Twitter. Viel Glück und ansonsten schaut gern bei dem einen oder anderen Film auf der Filmweek vorbei!

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WAZIR – Schachmatt – wer verliert, gewinnt

Also eines zur Warnung vorweg: wer den Film „TE3N“ gesehen hat, darf nicht enttäuscht sein, wenn der Film nur halb so viel Spannung bietet. Es gibt einfach so verdammt viele Parallelen, dass man schnell erahnt, welche Wendung dieser Film nehmen wird. Wird das jetzt DIE ewig gleiche Rolle für Amithab?

Es geht mal wieder um verlorene Kinder, Schuldzuweisungen, Trauer, Rachefeldzüge. Als Schauspielplatz der Kashmirkonflikt.

Man muss Schach mögen…denn der ganze Film dreht sich so sehr um Schach, dass man am Ende den Film vor lauter Schach nicht mehr sieht. Am Anfang konnte ich noch herrlich darüber lachen, wie die kleinen Kinder Anti-Terror-Polizist Daanish (Farhan Akhtar) so richtig beim Schach dissen, weil er ständig verliert. Dass sich ein Schachspiel bestens als Trinkspiel eignet, auch sehr amüsant. Dann muss das Schachspiel ständig für versteckte Hinweise in der Geschichte herhalten und am Ende gibt es auch noch eine Tanzaufführung in Form eines Schachspiels, welches den entscheidenden Hinweis für Polizist Daanish gibt, um das ganze Spiel, in dem er unfreiwillig mitgewirkt hat, zu durchschauen. Wahhhh! Wieviel Schach kann man ertragen, wenn man mit diesem Spiel auf Kriegsfuß steht wie ich?

Es sind die besten Schauspieler am Werk und der Film hat seine tollen Momente, z.B. wenn am Anfang in Zeitlupe die Romanze von Daanish und seiner Frau gezeigt wird, die zugleich Zeitraffer ist. Oder wenn beim Abspann Amithab und Farhan zusammen einen Song zum Film im Tonstudio einsingen. Großartig! Das hat sich gelohnt. Das ewige Schachspiel dazwischen mit den stets grimmigen Bösewichtern und der ewig leidenden Frau hat mich nicht wirklich gefesselt. Aber hey, ein Film mit Farhan lohnt doch immer. Ich hoffe nur, ich träume heut nicht von Schachfiguren. Ein Spiel ist ein Spiel ist ein Spiel.

 

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Margarita with a straw – wieviel Drama passt in einen Film?

„Margarita, with a straw“ ist der Cocktail, den sich Laila (Kalki Koechlin), durch Kinderlähmung an einen Rollstuhl angewiesen, als ersten Cocktail ihres Lebens bestellt, als sie mit ihrer blinden Mitstudentin Khanum einen Abend in einer Bar in New York verbringt. Nach New York ist sie mit Hilfe eines Stipendiums gekommen.

Bei diesem Film, so preisgekrönt er ist, hat man am Ende das Gefühl: weniger wäre mehr gewesen. Es hätte durchaus gereicht, das Leben einer an den Rollstuhl gefesselten jungen Frau zu beleuchten. Auch sie hat sexuelle Bedürfnisse, auch sie durchlebt das Drama einer unerwiderten Liebe. In Indien werden benachteiligte Personen sehr stiefmütterlich behandelt und versucht, diese nicht im öffentlichen Leben zu präsentieren. Stars wie Aamir Khan versuchen diese Situation zu ändern. Also das Thema hätte schon allein genug Stoff gegeben. Aber nein! Dann stellt Laila auch noch fest, dass sie bisexuell ist. Zwei Frauen mit Behinderung verlieben sich. (Und ihre Liebe Khanum stammt auch noch aus Pakistan). Diese Liebe bringt natürlich ein großes Drama mit den Eltern mit sich und dann erkrankt die Mutter auch noch am Ende an Krebs. Alles ungewohnt offenherzig und ungeschönt dargestellt. Hallooooo? Das ist echt too much!

Offensichtlich hatte Regisseurin Shonali Bose ganz viel zu sagen. Ihr Cousine litt an zerebraler Kinderlähmung und als sie diese sie zu ihrem 40.Geburtstag fragte, was ihren Geburtstag zum besten jemals machen würde, meinte diese „Sex“.  Über die Sexualität ihrer Cousine hatte sie bis dahin nie nachgedacht. Shonali Bose hat sich selbst als bisexuell geoutet.

Normalerweise lässt die indische Zensur solch realistische Darstellungen von Sexszenen nicht zu. Interessanterweise wurde hier von der indischen Zensurbehörde zwar verlangt, die hetereosexuelle Sex-Szene mit Lailas Mitstudenten etwas weniger deutlich darzustellen, aber die lesbische Liebesszene blieb zum Erstaunen der Regisseurin absolut ungeschnitten.

So einen Film hat man auf jeden Fall noch nicht gesehen, so viel steht fest. Darauf sollte man gefasst sein. Er will ein bisschen zuviel für meinen Geschmack. Aber hinterlässt so natürlich genug Stoff für zahlreiche Gedankenanstöße weit nach Anschauen des Films.

http://www.facebook.com/MWASOfficial 

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Te3n – wer findet den Mörder

Teen, stylisiert zu Te3n (in Hindi bedeutet es die Zahl 3) war gestern der Eröffnungsfilm bei der IndoGerman Filmweek. Kein kunterbunter Quietsche-Bollywoodschmalz, sondern ein durchaus packender und düsterer Thriller nach koreanischer Filmvorlage mit der Starbesetzung Amitabh Bachchan, Nawazuddin Siddiqui und Vidya Balan. Es geht um das ernste Thema Kidnapping/Kindesentführung. Nach acht Jahren versucht der Großvater (Amitabh) immer noch täglich die Entführung und den damit verbundenen Tod seiner Enkelin aufzuklären. Der frühere Polizist (Nawazuddin), der mit dem Fall betraut war, ist inzwischen Priester geworden, wird aber vom Großvater immer wieder wegen des Falls bedrängt. Täglich fährt er zudem zur Polizeistation, um die dortigen Polizeiinspektorin (Vidya) immer wieder nach dem Fall zu fragen, der nie aufgeklärt werden konnte. Als dann plötzlich ein neuer Fall von Kindesentführung geschieht, der allerlei Parallelen zu dem von vor acht Jahren aufweist, machen sich alle drei intensiv auf die Suche.

Die drei Hauptdarsteller sind einfach großartig. Da kann man auch über kleine Ungereimtheiten und unlogischen Entwicklungen in der Geschichte hinweg sehen. Es ist sehr rührend mit anzusehen, mit welcher Sisyphos-Arbeit Amithab versucht, den Fall anhand  noch so kleinster Hinweise wie einem Stift nachzugehen oder riesige Listen mit Namen bearbeitet. Für ihn gibt es im Leben nur noch ein Ziel, dieses schwere Schicksal zu verarbeiten, indem er den Verbrecher seiner gerechten Strafe zuführt. Der Ausgang dieses Films ist tatsächlich ungewiss, man kann die Entwicklungen nicht wirklich voraussehen und es bleibt bis zum Schluss spannend. Amithab spielt den gebrochenen Großvater absolut realistisch und herzergreifend.

Also kein Film für unbeschwerte Stunden, in denen man sich nach bunter Unterhaltung ala Bollywood sehnt. Aber ein absolut qualitatives Filmereignis.

Heißt der Film eigentlich „3“, weil sich die 3 (Haupt)Personen mit dem Fall beschäftigen? So wirklich hinweisend darauf, um was es in diesem Film geht, finde ich den Filmtitel nicht.

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