Eine sehr bezaubernde Idee, mit einem historisch sehr dramatischen Ereignis umzugehen. Man schickt einen Geist in Form von Anushka Sharma vor, um im Verlaufe des Films an das ungeheuerliche Jallianwala Bagh/Amritsar Massaker von 1919 zu erinnern. Britische Soldaten feuerten damals auf Pilger des religiösen Baishakhi Festes und so starben hunderte Inder im Kugelhagel.
Der Film fängt in der heutigen Zeit an. Der junge Kanan (gespielt von Suraj Sharma…hach, er wird seinem Namen „Sonne“ so was von gerecht) soll erst einen Baum heiraten, bevor er seine wirkliche Braut heiraten kann, weil er unter einem schlechten Stern geboren wurde und das Horoskop nun diese Lösung für ihn vorsieht, um die Heirat wieder ins Gleichgewicht der Sterne zu bringen. Indische Tradition eben, da kann er nichts machen. Der Baum wird danach gefällt. Wie sich am nächsten Morgen heraus stellt, war das allerdings keine gute Idee, denn nun bekommt er Besuch von einem Geist, der mit diesem Baum zusammen hängt. Der Geist, den nur er sehen kann, bringt ihn natürlich in alle möglichen ungünstigen Umstände, so dass fast die Hochzeit platzt…der Geist würde ja auch gern verschwinden, hat aber keine Idee, warum er hier noch auf Erden wandeln muss. In Rückblenden erfahren wir mehr aus ihrem damaligen Leben. Als Shashi lebte sie damals in einem Dorf und schrieb anonym Gedichte, die regelmäßig in einer Zeitschrift für alle lesbar veröffentlicht werden. Alle im Dorf denken, der berühmte Sänger des Dorfes, Roop Lal ‚Phillauri‘, schreibt diese schönen Gedichte. Er ist zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt ein „ehrbarer“ Mann und als er bemerkt, dass Shashi die Einzige ist, die nicht zu seinen Konzerten kommt, konfrontiert sie ihn damit, dass er nie solche hochwertigen Texte schreiben könnte. Das nagt so sehr an ihm, dass er von da an sein Leben ändert und sich zu einem ehrbaren Mann entwickelt. So kommen sie sich letztlich doch näher, was noch zu einem großen Drama mit Shashis Bruder führt, der absolut gegen die Verbindung ist. Shashi wünscht sich, dass Roop Lal ihre Gedichte mit seiner Stimme auf Schallplatte aufnimmt und er willigt schließlich ein und macht sich auf nach Amritsar. Er schickt das eingenommene Geld zu Shashi mit einem Brief, dass er sie gern zum religiösen Baisakhi Fest heiraten möchte. Der Bruder von Shashi sieht ein, dass er doch ein anständiger Mensch ist und trifft Vorkehrungen für die Hochzeit. Was dann geschieht, ist sehr dramatisch. Roop Lal erscheint nicht zur Hochzeit und die inzwischen schwangere Shashi ist so am Boden zerstört, dass sie sich an besagtem Baum erhängt. Nun, wenn ein Geist immer noch auf Erden sein Unwesen treiben muss, dann hängt das ja meist daran, dass es noch etwas Ungeklärtes gibt. Denkt sich auch die Braut aus der Neuzeit und gemeinsam suchen sie nach diesem Ungeklärten. Mit Hilfe der Großmutter erinnern sie sich dann an das Massaker von Amritsar. Sie fahren zusammen zum dortigen Massengrab und schließlich trifft Shashi auf den Geist von Roop Lal. Damit können sie beide in Frieden ruhen.
Dieser Film ist wirklich eine hochwertige Erinnerung mit wunderbaren Sets und Kostümen an ein solch dramatisches Ereignis, der mit seinem Einstieg in der heutigen Zeit sicher auch jüngere Leute erreicht. Wenn es Filme schaffen, einem fast das Herz mit Emotionen zu bersten, dann indische. Ich war sehr gerührt von diesem Film. Mit den Rückblenden gerät man immer tiefer in die dortige Zeit und am Ende leidet man so sehr unter den tragischen Umständen mit, als wäre es gerade erst nahe stehenden Personen passiert. Solche Ereignisse sollten auf jeden Fall aufgearbeitet werden und dieser Film macht das ohne große Anklagen.
Kann sein, dass sich an diesem Film die Geister scheiden (hihi)…manch einer mag vielleicht mit der Portion Fantasy nicht zurecht kommen oder der Wechsel zwischen teilweise Slapstick-moderner Zeit und historischen Rückblenden macht einen etwas ungeduldig (ja, auch meine Geduld war da gefragt). Ich finde aber, das er sich im Ganzen lohnt.