Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Piku – Ach du heiliger Stuhlgang

Zu diesem Film fällt mir der passende Witz ein, den ich neulich von Ranga Yogeshwar gehört habe: „Wenn in Deutschland 3 Männer zusammen stehen, reden sie nach 5 min über Autos. In Indien reden 3 Männer nach 5 min über Magen-Darm-Probleme.“

Wenn Sie schon immer alles über Ausscheidungen wissen wollten: Farbe, Konsistenz, Häufigkeit…dann sind Sie hier richtig. Es gibt kein wichtigeres Thema für Pikus Vater und so beherrschen die Fäkalien sogar ihre Meetings im Büro und ihre Dates. Es wird praktisch in jedem zweiten Satz darüber gesprochen und vor allem gestritten. Quasi „Darm mit Charme“ in schönster Verfilmung. Was kann man für eine gute Verdauung tun, was ist der Vorteil des indischen Sitzes und der große Nachteil des westlichen Toiletten-Throns.

Piku (Deepika Padukone) und ihr 70jähriger Vater (Amitabh Bachchan) sind zwei sehr komplizierte Menschen, die sich ohne Pause anschreien können und sich ständig annerven. Wenn die ganze Familie samt Onkeln und Tanten zusammen kommt, wird es noch lauter und hitziger. Für mich als Zuschauer war das sehr sehr anstrengend. Für alle Menschen im Umfeld der beiden ist es das auch. Die Taxifahrer streiken deswegen schon und wollen Piku nicht mehr fahren. Ihr Vater möchte aber unbedingt von Delhi nach Kalkutta in sein Elternhaus fahren und so erbarmt sich schließlich Rana, der Besitzer des Taxiunternehmens (Irrfan Khan) und fährt die Beiden. Was ihn natürlich alle Nerven kostet. Aber er bleibt immer ruhig und kann gute Tipps zu Stuhlgang und Verdauung des Vaters geben und rastet auch nur einmal kurz aus. Irrfan Khan ist wie gewohnt angenehm und man schaut ihm gerne zu, wie er die beiden Wahnsinnigen oft auf den Boden der Tatsachen herunter holt. Er scheut sich auch nicht davor, die Probleme zwischen Piku und ihrem Vater zu benennen. Diese Momente waren für mich sehr erleichternd zwischen all dem Gebrüll und Gezeter und es hätte niemand diese Rolle besser übernehmen können als Irrfan.

Ich denke, für Inder sorgt sowohl das Fäkalienthema als auch die realistische Darstellung der Probleme einer indischen Familie für viel Lacher. Ich persönlich kann diesem Fäkalhumor durchaus auch etwas abgewinnen und wie schon tausendmal erwähnt, ein Film mit Irrfan Khan lohnt sich immer. Aber die Streitereien sind auch echt anstrengend anzusehen. Kein Film, wenn man vorhat, etwas zu relaxen. Hier kommt der Blutdruck erstmal in Wallung. Das Ende ist etwas vorhersehbar, aber man freut sich auch darauf.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/title/80049194

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Padmavaat – ein Kult sorgt für Tumult

Ich bin sauer! So richtig sauer! Eigentlich schon wütend. Dass ich diesen Film nicht entspannt genießen konnte, sondern im Hintergrund immer ein schaler Geschmack mit mischte. Denn was diese Verfilmung der sagenumwobenen Rajputen-Königin „Padmavati“ in Indien schon seit Drehbeginn im Januar 2017 auslöste, ist einfach zu bitter. Drehorte wurden vom wildgewordenen Mob zerstört, Menschen begingen angeblich Selbstmord, drohten mit Selbstanzündung, die Zensurbehörde und Hindu-nationalistische Gruppen sorgten dafür, dass der Release um Monate verschoben wurde, sogar ein Kopfgeld wurde für die Hauptdarstellerin ausgesetzt! Einfach nur, weil das Gerücht aufkam, es könnten erotische Traumsequenzen zwischen der hinduistischen Königin und dem muslimischen Angreifer zu sehen sein. Ein Gerücht! Nichts von alledem war wahr!

Nach dem die Zensurbehörde den Konflikt scheinbar durch eine Umbenennung des Films von „Padmatavi“ in „Padmaavat“ entschärfen wollte (ihr Ernst?) und der Film endlich seinen Kinostart feiern konnte, gingen die Tumulte weiter, Autos wurden vor den Kinos angezündet, sogar ein Schulbus mit Kindern mit Steinen beworfen!!! WAS LÄUFT DA SCHIEF BEI EUCH liebe Inder??? Warum tickt ihr nicht genauso aus, wenn es um die wirklichen Probleme in Indien geht? Armut, Wahrung von Frauenrechten, Bildung für Menschen, die sie sich nicht leisten können. Stattdessen habt ihr nichts Besseres zu tun, als eure gesamte Energie in diese Kontroverse um einen verdammten Film zu stecken? Eine Fiktion! Ein Märchen, das so gar nichts mit der Realität zu tun hat. Wo ist euer Hindu-Stolz, wenn Frauen im wahren Leben schlecht behandelt werden? Ich verstehe euch nicht!!! Und ich will es auch nicht verstehen. Ich wünschte nur, ich hätte von all dem nichts mitbekommen. Dann hätte ich mich einfach nur an einem opulenten Kostümfilm erfreuen können.

Denn abgesehen von all diesen wahnsinnigen Ausschreitungen drum herum, ist der Film eine wahre Augenfreude für Fans von herrlichen Filmkulissen und überbordenden Kostümen. Deepika Padukone spielt Padmavati so voller Stolz und Würde und Weisheit, wie könnte man da annähernd davon ausgehen, diese Verfilmung würde diese historische (fiktive) Figur in irgendeiner Weise verunglimpfen? Selten so eine würdevolle Königin gesehen. Und ganz besonders stark ist der Auftritt von Ranveer Singh als muslimischer Bösewicht Sultan Alauddin Khilji, der vor lauter Machthunger über alle möglichen Leichen geht und dabei keinen Anstand kennt…am Ende zum armen Irren wird in seinem Wahn, unbedingt die Schönste aller Schönen, die Rajputen-Königin, zu sehen. Großartig gespielt! Einen sehr guten Eindruck seiner überzeugenden Rolle liefert der Song „Khalibali“.

Warum man ihm allerdings einen Diener zur Seite stellen muss, der seinen Herrn auch auf andere Weise liebt und sich darüber ständig lustig macht, habe ich nicht verstanden. Auch nicht, warum es allgemein gesehen so heroisch sein soll, sich als Frau lieber dem Feuertod zu opfern, statt in die Hände der Feinde zu fallen. Gut, in diesem Fall bringt es dem Zuschauer eine gewisse Genugtuung, weil das nun wirklich die größte Strafe für diesen miesen Sultan war, die er je hätte bekommen können. Aber auch nur, weil es ein glattgebügeltes Märchen auf der Leinwand ist (keine Falte zierte dort jegliches Gesicht). Und trotzdem fühlen sich alle möglichen Gruppen auf den Schlips getreten inklusive der Muslime, die sich durch die Darstellung als barbarische anstandslose Eroberer ebenso in ihrer Ehre mit Füßen getreten fühlen wie die Hinduisten in ihrem merkwürdigen Stolz was diese mythische Gestalt Padmavati betrifft.  Ach lasst mich doch alle in Ruhe mit eurem ewig währenden religiösen Gemetzel…es soll auch solche Filme geben dürfen! Als Europäer kann ich hier nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, was diese Verfilmung in Indien ausgelöst hat. Da fehlt mir jegliches Verständnis.

 

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Bajirao Mastani – What a man!

„What a man!“ werden sich wahrscheinlich viele Frauen denken…wie schon in „Ram-Leela“ spielt Ranveer Singh die Rolle des vor Selbstbewusstsein strotzenden Übermannes perfekt.
Ein unbesiegbarer Krieger, der auch schonmal allein gegen ein feindliches Heer antritt, einen Landstrich nach dem anderen erobert und dabei auch gleich noch die Herzen der stolzesten Frauen (und das sehr ansehnlich mit perfektem Körper und interessanten Wasser- und Waffenspielchen).
Die indische Geschichte bietet viel Stoff für solche unglaublichen Liebesgeschichten. Wie immer erreicht es ungeheures Konfliktpotenzial, wenn sich eine Liebe zwischen Hindu und Muslim ergibt.
Aber hier kommt noch dramatischer hinzu, dass es nicht irgendeine Konkubine ist, die er sich neben seiner Frau hält, sondern eine Geliebte, die er ebenso als seine Frau anerkannt wissen möchte.
Wie sollte man sich auch für oder gegen Deepika Padukone und Priyanka Chopra entscheiden. Jede eine Frau von Welt für sich.
Und ja, die böse Schwiegermutter versucht natürlich die unpassende zweite Frau im Leben des Sohnes mit allen Mitteln loszuwerden.

Der Film hat ja durchaus das Potenzial einer ergreifenden und erschütternden historischen Romanze…aber irgendwie war ich nicht so ganz davon ergriffen, wie ich es mir hätte vorstellen können.
Vermutlich kommt der Weg des Verliebens im Film zu kurz. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Hätte vielleicht den Zeitrahmen gesprengt, aber bei „Jodha Akbaar“ hat das doch so wunderbar funktioniert.
So bleibt es für mich ein eher geschichtlich erzählter Film, ohne dass er mich besonders berührt.
Natürlich sind die Bilder großartig und absolut hochwertig. Eine sehr wertvolle historische Darstellung der damaligen Zeit. Keine Frage.
Ebenso wie die Musikstücke. Eines ist mir besonders ans Herz gewachsen:

So kraftvoll und selbstbewusst, wie es eines großen Herrschers würdig ist. So wunderbar choreographiert. Absolut zum Tanzen anregend.

Also auf keinen Fall ist der Film verschwendete Zeit und kommt auf großer Kinoleinwand sicher am besten zur Geltung. Aber trotzdem fehlte irgend etwas, dass mich so richtig berührt oder in den Bann zieht.

Wer es noch nicht geschafft hat, den Film „Bajirao Mastani“ zu sehen, der kann sich noch auf zwei weitere Termine dieses Jahr freuen:
Bajirao Mastani
Ind. 2015 R: Sanjay Leela Bhansali mit Ranveer Singh, Priyanka Chopra, Deepika Padukone, OmU, 156 Min
Montag, 28. Dezember 2015, 17:30 Uhr
Donnerstag, 31. Dezember 2015, 18:00 Uhr 
im Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin 
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„Flirten ist gut für die Gesundheit. Wie Yoga.“ Yeh Jawaani Hai Deewani

Was kann einen Reisenden aufhalten? Natürlich – eine Frau.

„Flirten ist gut für die Gesundheit. Wie Yoga. Liebe dagegen ist schlecht für die Gesundheit“. „Die Ehe bedeutet 50 Jahre lang Linsen mit Reis zu essen und dann zu sterben“

So sieht der abenteuerlustige Bunny die Liebe, er möchte sich nicht nur auf Linsen und Reis beschränken und er will sich auch nicht verlieben, sondern die ganze Welt bereisen. Nach 8 Jahren Reisen um die Welt muss er allerdings einsehen, dass dies doch nicht alles ist und so hört man ihn am Ende zu seiner Liebsten Naina sagen: „Im Kopf bin ich schon mit Dir verheiratet. Du brauchst nur noch ja zu sagen.“

Ja, sooo schön kitschig kann Bollywood sein. Ein Hoch auf das Indo-German-Filmdinner, das uns monatlich mit Filmmaterial aus Indien versorgt. Bei diesem Liebesfilm bekommt man das volle Bollywood-Programm: nonstop Emotionen, Musik, tolle Schauspieler, Party, Party, Party, Slapstick, Liebe, Leben. Genau das richtige, um dem grauen November zu entkommen und in eine bunte Welt zu verschwinden. Macht auf jeden Fall gute Laune. Und ist ganz bestimmt nichts für Realisten und Menschen, die nach tiefgründiger Unterhaltung suchen.

Für den 30jährigen Regisseur Ayan Mukerji sicher ein großer Erfolg. Das Q&A per Skype mit ihm musste leider entfallen, da er seinen Laptop nicht zu seiner Essensverabredung mitgenommen hatte. Eben typisch indisch.

Jetzt auch auf DVD http://www.amazon.de/Lass-Dein-Gl%C3%BCck-nicht-ziehen/dp/B00EA8KMB0

Offizielle Webseite http://www.dharma-production.com/movies/yeh-jawaani-hai-deewani/4

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Chennai Express – bunt, albern, Bollywood

Na das ist doch mal wieder so ein richtig klassischer Bollywoodschinken vom Feinsten. In Sharukh Khans neuestem Film „Chennai Express“ (http://www.chennaiexp2013.com/) blödelt er herum, als gäbe es kein Morgen. Die wahnsinnig bunten und heroischen Bilder ziehen einem sämtliche Plomben aus den Zähnen.  Der Held kämpft bis aufs Blut um die Dame seines Herzens und dank der Liebe ist er zu eigentlich Unmöglichem im Stande. Diese Liebesgeschichte möchte sagen: Nur der Beherzte gewinnt das Herz einer Frau, unterschätze nie die Kraft des einfachen Mannes…wenn er liebt, dann wird er zu einem unzerstörbaren Helden. In der ersten Hälfte des Films darf Shahrukh Khan sich ausgiebig als Mister Albern austoben und ja, seine Freude daran springt auch über, es gibt viel zu Lachen und bis dahin wäre es eher eine Blödelkomödie ala Akshay Kumar. Aber dann, peng, in der zweiten Hälfte entwickelt sich das Liebesdrama. Man nimmt Deepika durchaus ab, dass sie Shahrukh mehr und mehr mit den Augen einer Liebenden sieht. Shahrukh braucht etwas länger, um zu erkennen, was er fühlt. Das ist ja schon fast realistisch. Das blutige, schier endlose Finale ist absolut klassisch und hinterläßt Eindruck und durchaus mitfühlende Emotionen. Bei diesem Film gibt es keine Gelegenheit, einzuschlafen. Er powert bis zum Ende durch, entweder mit Lachern oder mit Action.

Sehr süß finde ich die Anspielungen auf andere Filme von Shahrukh Khan und die Idee, sich mit Hindi-Songs zu unterhalten, um die tamilischen Mafia-Gangster nichts von ihren Plänen wissen zu lassen.  Menschen sollten sich öfter singend unterhalten. Wahrscheinlich ist Deepikas tamilischer Akzent für Tamilen sehr witzig anzuhören, ich kanns leider nicht beurteilen.

Und dass Shahrukh endlich mal ein realistisches Filmalter von 40 Jahren bekommt, wurde auch mal Zeit. Die 20 Jahre Unterschied zwischen ihm und Deepika sind hier nicht von Bedeutung, es ist ein sehr überzeugendes Paar, welches wir das letzte Mal in „Om Shanti Om“ bewundern durften.

Ein wunderbares Märchen für alle, die sich für ein massentaugliches Liebesdrama mit Albernheitsfaktor nicht zu schade sind und auch mal leichte Kinokost ohne schlechtes Gewissen zu sich nehmen können.  Sowas gibt es sonst nicht zu sehen, nur bei Bollywood!

Immerhin scheint der Film so gut anzukommen, dass die sonst eher spärlichen Termine für Kinovorführungen erweitert wurden und es einige Zusatzvorstellungen gibt:

http://rapideyemovies.de/kinospielplan

In Berlin hat man noch folgende Chancen für das Eintauchen in eine ganz andere Welt:

22.08.2013 – 28.08.2013
Berlin, CineStar Cubix am Alexanderplatz

22.08.2013 – 28.08.2013
Berlin, CineStar Sony Center

http://en.wikipedia.org/wiki/Chennai_Express

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