Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

No one killed Jessica – frei gekauft

Basierend auf einem wahren Fall: 300 Partygäste als Zeugen in der Tatnacht, 7 davon sahen genau mit an, welcher Mann Jessica erschoss. Ein wasserdichter Fall. Aber nicht, wenn der Mörder der Sohn eines einflussreichen Politikers ist. Dann gibt es am Ende einen Freispruch. Somit hat niemand Jessica getötet.

Dieser Film erzählt, wie einfach es in Indien sein kann, sich als Täter frei zu kaufen. Zeugen werden beeinflusst und eingeschüchtert, Polizisten bestochen. Alles ganz normal. Alles ganz einfach. So kommt es auch oft vor, dass Opfern von Vergewaltigungen keine Gerechtigkeit widerfährt. Als reicher Mensch hat man offensichtlich einen Freibrief, auch für Mord und Vergewaltigung. Doch in diesem Fall lehnt sich das Volk auf und fordert Gerechtigkeit. 

Ich finde den Film wirklich toll! Spannend zu sehen, wie einfach es ist, einen wirklich klaren Fall so zu drehen, dass der eindeutige Täter letztlich doch frei kommt. Immer wieder unfassbar. Auch zu sehen in Filmen wie Court oder MOM. Es ist haarsträubend, aber es passiert wirklich in indischen Gerichten. Auch der Fall von Jessica ist keine reine Filmphantasie.

Und wie wunderbar diese zwei Top-Schauspielerinnen Rani Mukerji und Vidya Balan spielen! Endlich mal wieder Frauen, die jenseits der 30 sind. Ganz ohne Designerfashion und High-End Make-Up strahlen sie in diesem Film so beeindruckend, dass mir das Herz aufgeht. Bollywood braucht solche Schauspielerinnen. Genau so wird dieser Film zu einem nachhaltigen Film, den man so schnell nicht mehr vergessen wird.

Zu sehen auf Netflix: https://www.netflix.com/de/title/70139076

 

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Mission Mangal – impossible?

Kann es eine „Zweitbesetzung“ als Mars-Mission-Team mit einem unterirdisch zusammengestrichenen Budget schaffen, als erste asiatische Nation mit einer Sonde den Mars zu erforschen? Kaum zu glauben, aber wahr. Mit genügend Nationalstolz geht anscheinend alles. Dieser Film ist eine übertrieben große Liebeserklärung an die stolze Nation, die auch ohne Hilfe der NASA erfolgreich sein kann. Wer diesen Film schaut, muss sich auf jede Menge Patriotismus einstellen.

Bei der Vorstellung des Mars-Mission-Teams schien besonders wichtig, die Zweitklassigkeit des Teams darzustellen. Ein Mann kurz vor der Pension; ein Mann, der sein Leben durch sein Horoskop bestimmen lässt und …Frauen. Frauen, die scheinbar alle irgendein Problem haben. Die eine scheint vollkommen unfähig, die Fahrschule zu bestehen. Der anderen macht die Schwiegermutter mit ihren abfälligen Bemerkungen eines noch nicht gezeugten Enkelkindes das Leben zur Hölle. Eine anderes Teammitglied wurde von ihrem Mann betrogen und hat es als Muslimin schwer, eine Wohnung zu finden. Und Hauptakteurin Vidya Balan als Tara Shinde muss eine Familie mit all ihren Problemen managen. Und dieses Team soll eine erfolgreiche Mars-Mission zustande bringen? Genauso wie die Mondlandung scheinbar nur durch tausend Glücksfälle erfolgreich sein konnte, spielten auch diesem Team einige Glücksfälle in die Hände. Inwieweit alles der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht. Aber ihre Anregungen für ihre Ideen, die Mars-Sonde besonders billig und leicht und mit der richtigen Geschwindigkeit auszurüsten, kamen im Film vorrangig aus dem richtigen Leben. So wie die Puris (in Öl ausgebackenes Fladenbrot ) in dem erhitzten Öl weiter braten, während man das Gas schon ausgestellt hat, ist das die Grundidee für die Mission, um eine Rakete nutzen zu können, die nur für leichte Lasten ausgelegt war und keine riesigen Mengen an Treibstoff mit sich nehmen konnte. Man fragt sich während dieser Ideenfindungen zwar, ob es diese Ideen nicht schon alle gab und eigentlich Teil des Studienlehrplans sein sollten. Aber gut. Das ist für den unwissenden Weltraumforschungslaien sicher am besten verständlich.

Was im Kino mit vorrangig indischem Publikum schnell zu merken war: der Film trifft mit seinem Humor genau ihren Nerv. Und genau nicht den meinen. Dieser erzwungene Haudrauf-Humor. Deswegen bin ich kein Fan von Akshay Kumar Filmen. Leider macht er in letzter Zeit viele Filme mit wichtigen Themen, so dass ich mich dann doch immer wieder überwinde. Worüber ich im Gegensatz zum indischen Publikum überhaupt nicht lachen konnte, war der Konflikt zwischen Vater und Sohn der Teamleiterin. Der Sohn interessiert sich plötzlich für den Koran, lernt die Poetensprache Urdu. Der Vater ist absolut gegen diesen religiösen Wandel seines Sprösslings und es kracht öfter gewaltig. Natürlich immer humorvoll. Ich habe absolut nicht verstanden, was diese Begebenheiten in dem Film zu suchen haben. Außer, dass es den Druck für die Mutter erhöht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, während in der Familie solche Disharmonie herrscht. Weitere Lacher gibt es immer, wenn traditionelle Gepflogenheiten mit dem modernen Leben in Einklang gebracht werden. Da hält der Priester eben mal auf der Hightech-Kommandobrücke ein Glücksritual mit Kokosnuss ab. Das ist Indien.

Dieser Film feiert die erfolgreichen Wissenschaftler*innen der indischen Raumfahrtbehörde ISRO mit ganz viel Nationalstolz. Und ja, es ist sehr schön zu sehen, wie die Frauen am Ende als Heldinnen gefeiert werden können. Akshay Kumar nimmt man den Frauenversteher absolut ab. Als eine der Frauen erfährt, dass sie schwanger ist, versucht er ihr klar zu machen, dass man auch mit Baby eine erfolgreiche Mission durchführen kann. Ihr zu Ehren nennt er das Projekt „MOM“: Mars Orbiter Mission. Indien konnte beweisen, dass es auch ohne gigantisches Budget wie z.B. die USA zu einer Mission im interplanetaren Raum fähig ist.

Nach diesem Film würde ich gern noch eine ernst zunehmende Dokumentation über diese Mission sehen.

EN

Is it possible that a second-choice Mars mission team with a dismal budget can become the first Asian nation to explore Mars with a space probe? Hard to believe, but true. Everything seems possible with enough national pride. This film is an exaggerated declaration of love to the proud Indian nation that can succeed even without the help of NASA. When you watch this movie, be prepared to expect a lot of patriotism.

During the introduction of the Mars mission team in the film, it seemed particularly important to represent the team’s second-rate nature. A man close to retirement; a man who lets his life ruled by his horoscope and finally: women. Women who always have problems. One seems completely unable to learn how to drive properly at a driving school. Another is put down by her mother-in-law because she is not yet pregnant. Another female team member was cheated by her husband and has a hard time finding a home as a Muslim.

And main actress Vidya Balan as team leader Tara Shinde has to manage a family, with all the problems that go along with it. Will this team be able to perform a successful Mars mission? Just as the moon landing seemed to be successful only by a thousand lucky coincidences, this team appeared to get lucky. I do not know how of the film is true, but the suggestions for the ideas to build a cheap Mars probe lightweight and has the right speed are based on real life events.

Just as the puris (bread fried in oil) continues to fry in the heated oil when the gas has already been switched off, this inspires the basic idea for the mission to use a rocket designed for light loads rather than huge ones can carry large amounts of fuel with them. You wonder during these brainstormings, whether these ideas have been already covered at a university. But hey, maybe the audience understands this science issue better this way.

While I was sitting in the cinema with many Indians I realized: the film resonates with their sense of humor, but not mine. The film features a lot of slapstick comedy, which is  why I’m not a fan of Akshay Kumar movies. Unfortunately he’s making a lot of films dealing with important topics. In contrast to the Indian audience, I could not laugh about the conflict between the father and son of the team leader. The son is suddenly interested in the Qur’an and starts learning Urdu. The father is absolutely against this religious change and it causes a lot of conflict between them. Of course, always humorous. The Indians in the audience found these moments in the movie very humorous. I totally did not understand what these scenes had to be included in the movie. Except that it increases the pressure on the mother to concentrate on work while there is such disharmony in the family. It’s always funny when traditional customs are reconciled with modern life. For example, when a priest performs a lucky ritual with a coconut on a high-tech bridge. This is India.

This film celebrates the successful scientists of the Indian Space Agency ISRO with a lot of national pride. And yes, it is very nice to see how the women in the end can be celebrated as heroines. Akshay Kumar plays the women’s advocate very convincingly. When one of the women said that she is pregnant, he tries to make her realize that she even with a baby can do a successful mission. In honor of her, he calls the project „MOM“: Mars Orbiter Mission. India could prove that even without a gigantic budget such as that of the US it, is capable of a mission in interplanetary space.

After watching this movie, I would like to see a more serious documentary about this mission.

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Te3n – wer findet den Mörder

Teen, stylisiert zu Te3n (in Hindi bedeutet es die Zahl 3) war gestern der Eröffnungsfilm bei der IndoGerman Filmweek. Kein kunterbunter Quietsche-Bollywoodschmalz, sondern ein durchaus packender und düsterer Thriller nach koreanischer Filmvorlage mit der Starbesetzung Amitabh Bachchan, Nawazuddin Siddiqui und Vidya Balan. Es geht um das ernste Thema Kidnapping/Kindesentführung. Nach acht Jahren versucht der Großvater (Amitabh) immer noch täglich die Entführung und den damit verbundenen Tod seiner Enkelin aufzuklären. Der frühere Polizist (Nawazuddin), der mit dem Fall betraut war, ist inzwischen Priester geworden, wird aber vom Großvater immer wieder wegen des Falls bedrängt. Täglich fährt er zudem zur Polizeistation, um die dortigen Polizeiinspektorin (Vidya) immer wieder nach dem Fall zu fragen, der nie aufgeklärt werden konnte. Als dann plötzlich ein neuer Fall von Kindesentführung geschieht, der allerlei Parallelen zu dem von vor acht Jahren aufweist, machen sich alle drei intensiv auf die Suche.

Die drei Hauptdarsteller sind einfach großartig. Da kann man auch über kleine Ungereimtheiten und unlogischen Entwicklungen in der Geschichte hinweg sehen. Es ist sehr rührend mit anzusehen, mit welcher Sisyphos-Arbeit Amithab versucht, den Fall anhand  noch so kleinster Hinweise wie einem Stift nachzugehen oder riesige Listen mit Namen bearbeitet. Für ihn gibt es im Leben nur noch ein Ziel, dieses schwere Schicksal zu verarbeiten, indem er den Verbrecher seiner gerechten Strafe zuführt. Der Ausgang dieses Films ist tatsächlich ungewiss, man kann die Entwicklungen nicht wirklich voraussehen und es bleibt bis zum Schluss spannend. Amithab spielt den gebrochenen Großvater absolut realistisch und herzergreifend.

Also kein Film für unbeschwerte Stunden, in denen man sich nach bunter Unterhaltung ala Bollywood sehnt. Aber ein absolut qualitatives Filmereignis.

Heißt der Film eigentlich „3“, weil sich die 3 (Haupt)Personen mit dem Fall beschäftigen? So wirklich hinweisend darauf, um was es in diesem Film geht, finde ich den Filmtitel nicht.

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Shaadi Ke Side Effects – Nebenwirkungen einer Ehe

Was würde Sid, der Ehemann im Film, über diesen sagen? Vielleicht:  Turbulente und herzerfrischende Komödie über den Alltag eines Ehelebens.

Sid hat nämlich Probleme damit, die Wahrheit zu sagen. In Wahrheit müsste er sagen: Der Film ist insbesondere in der zweiten Hälfte absolute Zeitverschwendung. Laaangweilig! Im 10-Minuten-Zeitraffer wärs vielleicht erträglich gewesen.

Gut, vielleicht bin ich mit meiner Aversion gegen die Institution Ehe nicht die Richtige, um über den Film neutral zu urteilen. Ich kann jedenfalls nur den Kopf darüber schütteln, dass ich meine Zeit mit diesem Film vergeudet habe. Wenn nicht die tollen Hauptdarsteller wären, würde ich den Film sogar als Körperverletzung ansehen, denn im Kino kann man schlecht vorspulen und ich habe bis zum Ende an den Kinosessel gefesselt darauf gewartet, dass der Film noch irgendwie zündet oder wenigstens eine noch so kleine lohnenswerte Lebensweisheit bietet. Ja schön, am Ende referiert Sid darüber, dass man sich in der Ehe immer die Wahrheit sagen muss, auch wenn das noch so anstrengend ist und Nerven kostet und Streit verursacht. Aber 3 Stunden, um zu dieser Ansicht zu kommen, sind verdammt nochmal viel zu laaaaaaaaaaang…weilig! Was die Mädels hinter mir auch lautstark zum Ausdruck brachten.

Sid und Trisha wollen eben nicht in den langweiligen Abgründen des Ehealltags verschwinden und treffen sich auch schon mal als Unbekannte beim Feiern, um die gewisse Würze aufrecht zu erhalten. Als Trisha dann ungeplant schwanger wird, weil Sid nicht auf die Verhütung geachtet hat (wtf?, wenn man dem Mann die Verhütung allein überlässt, ist ja wohl eine Schwangerschaft vorprogrammiert!) und sie sich erstmal gegen das Kind entscheiden, kommt aber in allerletzter Sekunde (Trisha sitzt schon auf dem Abtreibungs-OP-Tisch) doch noch Sids Entscheidung dafür, aus Angst vor einer hormonunterstützten Mehrlingsgeburt, falls die beiden es sich in späteren Jahren doch nochmal anders überlegen sollten mit dem Nachwuchs.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Trisha verwandelt sich in eine „emotionale Irre“, die nichts Spannendes mehr zu erzählen und einzig das Kind im Kopf hat, ihren armen Mann vernachlässigt und nur noch praktische Dinge und Kleidung bevorzugt. Verwandlung von der coolen Karrierefrau zum Muttermonster. Sid kann ihr nichts recht machen, fühlt sich bald als überflüssigster Trottel der Welt, der nur gut genug zum Geld beschaffen ist. Vom coolen Supermann zum unfähigen Vater, der den fähigeren Nachbarn als Konkurrenten fürchten muss. Aber Sid guckt sich bald einen tollen Plan von seinem Schwager ab. Nimmt sich ab und zu ein Hotelzimmer, später eine WG, um dort Kraft zu tanken, sich mit Sehnsucht zu füllen und zumindest als hart arbeitender Geldbeschaffer Anerkennung zu bekommen. Dass dieses Geheimrezept-Konstrukt irgendwann auffliegen muss, ist klar. Es kommt, wie es kommen muss, Drama, Gegenlüge von Trishan, sie verzeihen sich, die Sonne geht auf, die Lösung allen Übels liegt klar auf der Hand: sagt euch die Wahrheit.

Ok, es gibt ein paar lustige Szenen, vielleicht werde ich den Humor einer indischen Komödie nie in seiner Gänze nachvollziehen können. Es ist schön zu sehen, dass eine nicht verhungerte, sondern mit sexy Rundungen ausgestattete Vidya Balan offensichtlich Spaß am Dreh mit Farhan Akhtar hatte, der wie immer eine super Figur, auch als etwas trotteliger Vater macht, aber sie können diesen langweilig dahinplätschernden Film leider nicht retten. Wenn der Film die langweilige Ehe symbolisieren soll, ist ihm das hinreichend gelungen.

Saket Chaudhary hätte sich den Nachfolgefilm von Pyaar Ke Side Effects sparen können. Er wird schnell vergessen sein.

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IndoGerman Film Dinner zeigte „Kahaani“

Endlich habe ich es auch mal zum IndoGerman FilmDinner im Babylon geschafft. Heute lief der Thriller „Kahaani“ und anschließend gab es noch indisches Essen und eine Q&A-Runde mit Regisseur Sujoy Ghosh per Skype. Da indische Filme selbst im kulturell überladenen Berlin eher eine kleine, überschaubare Menge an Leuten anzieht, blieb alles in einem schon fast familiären Rahmen. Mit 10 Euro Eintritt eine sehr lohnenswerte Veranstaltung für Freunde des indischen Films.

Mehr als „eine schwangere Frau auf der Suche nach ihrem Ehemann“ sollte man als Beschreibung der Geschichte nicht verraten.

„Kahaani“ hat mir sehr gefallen und kann ich nur empfehlen. Nicht nur, weil Vidya Balan ihre Rolle ausgesprochen großartig spielt, eine Heldin wie man/frau sie sich nicht besser vorstellen könnte. Nicht nur, weil der schüchterne, zurückhaltende Polizist Parambrata Chattopadhyay mal so einen ganz anderen indischen Männertypen zeigt. Nicht nur, weil die Stadt Kolkatta dank der „Guerilla“-Filmtechnik absolut spannende Bilder bietet. Letztlich fand ich den Film auch vor allem deshalb so gut, weil es selten Filme gibt, die mich noch überraschen können, was den Ausgang der Geschichte betrifft und das war hier absolut der Fall. Ja, es gibt nicht viele Hinweise darauf, wie sich die Story entwickelt und das könnte einen durchaus auch etwas ungeduldig machen, aber das darf sich dieser Film durchaus leisten.

Sujoy Ghosh meinte im Skype-Interview, dass er die Wandlung einer Frau, wenn sie schwanger und zur Mutter wird, darstellen wollte. Das hätte ich nun hinsichtlich des Filmthemas am allerwenigsten vermutet, ist ihm aber in der Tat wunderbar gelungen, natürlich auch dank der überragenden Vidya.

http://www.kahaanithefilm.com/

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