Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Malang – Wahninns-Rache

Ganz großes Kino! Ich bin begeistert! Manche Bilder dieses Films haben sich bei mir eingebrannt, weil sie so stark gefilmt waren. Und immer mit höchst dramatischer Musik untermalt. Wahnsinnig dramatisch auch die Geschichte. Das ist Bollywood wie ich es liebe!

Die Eröffnungssequenz mit Einblendung der Namen des Filmteams zieht sich bis Minute 27. Wir sehen einen Häftling von hinten, der sich einmal quer durchs Gefängnis prügelt. Wie in einem Videogame. Minutenlange Prügelei. Hauptdarsteller Aditya Roy Kapur als Advait dabei immer nur von hinten zu sehen. Ein Kerl wie ein Baum mit großem Kreuz. Alles, was auf ihn eingeschlagen wird, zerberstet an diesem scheinbaren Mann aus Stahl. Hu! Da weiß man als Zuschauer gleich: das wird nichts für schwache Nerven. Toll animierte Action. Toller Einstieg. Dann gibt es einen Wechsel mit Rückblenden in die Zeit, als der Häftling seine Liebe fand und verrückte Dinge mit ihr unternimmt und den Sprung in die Gegenwart, in der er zum Polizistenmörder wird. Das zieht sich fast etwas zu lang, denn man möchte jetzt doch gern den Grund wissen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Woher kommt dieser Todeshass auf die Polizisten? Aber irgendwie sind die Bilder und Kameraeinstellungen dann doch auch spannend genug. Ein visuelles Feuerwerk. Hier ein perfekter Sonnenuntergang, da eine wunderbare Animation, hier eine schnittige Actioncam, da eine kunstvolle Kameraeinstellung mit ganz speziellem Licht. Wow. Schon fast ist das Auge überfordert, aber alles hat immer einen gewissen Charme. Nicht wie bei Sahoo, wo zwar alles perfekt stylisch abgefilmt und animiert wurde, der aber trotzdem einfach gähnend langweilig blieb.

Und dann geht’s richtig ab im zweiten Teil. Den Grund dafür, warum Advait Jagd auf vier bestimmte Polizisten macht, kann man nun wirklich nicht vorhersehen…ist aber in seiner Dramatik durchaus realistisch. Und die Durchführung der Rache: der reine Wahnsinn. Toll! Das ist cineastische Unterhaltung, wie ich sie liebe.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81214289

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India vs. England – bitte wegsehen

Scheiße sagt man nicht – Scheiße sieht man. Leider gab es in diesem Fall keine witzigen Untertitel à la SchleFaZ, die mich hätten erheitern können. Schön trinken war auch nicht möglich. Wen darf ich verklagen, weil mir wertvolle Lebenszeit beim Schauen dieses Films gestohlen wurde?

Es ist so schade, denn der Film hatte eigentlich eine wichtige Botschaft: die Briten haben während ihrer Besatzungszeit wertvolle Kulturschätze aus Indien gestohlen. Wäre es nicht an der Zeit, den Indern ihre Schätze wiederzugeben? Und gibt es irgend etwas Gutes, dass die Inder den Briten zu verdanken haben? Ein in London lebender Vlogger entdeckt sein Heimatland Indien und erläutert aus seiner Sicht, dass die Briten vor allem Gutes geleistet haben, so z.B. Gesetze, Elektrizität, Schulbildung für alle. Ihn begleitet während der Reise eine Inderin, die ihm eine andere Seite der britischen Herrschaft beleuchtet. Er hat dabei vergessen, dass die Briten das Land mit Gewalt nahmen und viele Greueltaten anrichteten. Die beiden hassen sich zuerst, aber so ganz plötzlich während der Reise stellen sie fest, dass sie sich ja lieben. Währenddessen gibt es noch eine absurde Geschichte mit einem gestohlenen Diamanten, um letztlich dem Zuschauer damit näher zu bringen, dass viele wertvolle Schätze von den Briten gestohlen wurden. Nebenbei wird auch noch verwurstet, dass es die im Ausland lebenden Inder ziemlich schwer haben zwischen Tradition und Moderne.

Die Umsetzung ist schon fast ein Verbrechen am Zuschauer. Ich habe ja schon einige schlechte Filme gesehen, aber das hier war grauenvoll! Diese laienhaften Darsteller, drittklassigen Actionszenen, kruden Dialogen. Im Ernst?! Das ist eine Beleidigung für alle ernsthaften Filmemacher. Furchtbar. Dieser Film könnte mich fast dazu bringen, keine indischen Filme mehr zu schauen. Oder zumindest keine Kannada Filme. 

EN

You don’t say shit – you see shit. Unfortunately, there were no funny subtitles à la SchleFaZ in this case that could have amused you. It was also not possible to drink so much, that the movie would become likeable. Who can I sue because my precious hours of my life were stolen while watching this film?

It is a shame because the film actually had an important message: the British stole valuable cultural treasures from India during their occupation. Wouldn’t it be time to give the Indians their treasures back? And is there anything good that the Indians owe to the British? A vlogger living in London discovers his homeland India and explains from his point of view that the British have done, above all, good: e.g. laws, electricity, education also for poor kids. He is accompanied by an Indian woman who illuminates another side of British rule. He forgot that the British took the country by force and committed many atrocities. The two hate each other first, but all of a sudden during the trip they find out that they love each other. Meanwhile, there is an absurd story about a stolen diamond, ultimately bringing the viewer closer to the fact that many valuable treasures were stolen by the British. Additionally, the film awkwardly handles the issue that Indians living abroad who have a hard time balancing tradition and modernity.

The film production is practically a crime against the viewer. I’ve seen some bad films before, but this was horrible! These amateur actors, third-class action scenes, crude dialogues. Seriously?! This is an insult to all serious filmmakers. Awful. I think this was the first Kannada film I have seen. I hope there are better ones out there.

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Disco Raja – Freak Out!

Manche Filme wird man garantiert nicht mehr vergessen, weil sie so bizarr sind. Disco Raja ist wirklich freaky. Und irgendwie cool. Die Geschichte ist wirklich im Bereich „Fantasy“ einzuordnen. Ein seit 30 Jahren in den Bergen im Eis in den Bergen von Ladakh eingefrorener Mann wird dank moderner Technik wiederbelebt. Er kann sich natürlich an nichts erinnern. Als die Erinnerung wiederkommt wird klar, dass er in den 80er Jahren ein berühmter Krimineller war, der seine Taten mit Discomusik begleitete: „Disco Raja“. So tanzen zum Beispiel am Ende eines Bankraubs alle vergnügt zur Musik, als die Polizei eintrifft. Seine Gegner kann er am besten wegpusten, wenn er seinen Lieblingssong „Freak Out“ hört. Das ist schon irgendwie cool. Vor allem die Szenenbilder sind einfach großartig und irgendwie mit Liebe gemacht, das merkt man. Im Gegensatz zu „Sahoo“ z.B., wo zwar alles fantastisch animiert bis ins Letzte war, aber so gewollt fancy aussehen sollte. Diese Bilder hier haben es in sich und hinterlassen Eindruck. Die Rückblick in die 80er machen Spaß. Und waren sicher auch nicht so schwierig nachzustellen. In manchen Gegenden in Indien scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf jeden Fall ein handwerklich gut gemachter Film mit einem überzeugenden Ravi Teja als Disco-Kriminellen. Freak Out!

EN

Some films you will never forget because they are so bizarre. Disco Raja is really freaky and kind of cool. The story can be classified as ​​“Fantasy“. A man frozen in the mountains of Ladakh for 30 years has been revived thanks to modern technology. Of course he can’t remember anything. When he regains his memory, it becomes clear that he was a famous criminal in the 80s who accompanied his criminal actions with disco music: „Disco Raja“. For example, at the end of a bank robbery, everyone was dancing happily to the music when the police arrived. The best way to blow away his opponents is to listen to his favorite song “Freak Out”. It’s kind of cool. The way the scenes were filmed is just great and you can see that they were lovingly made. The images in Disco Raja have a lot to offer and leave an impression. Looking back to the 80s is fun. And it was certainly not that difficult to re-enact. In some areas in India, time seems to have stopped. Definitely a well-made film with a convincing Ravi Teja as a disco criminal. Freak out!

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Porinju Mariam Jose – eine besondere Freundschaft

Ich muss diesem Film unbedingt einen Beitrag widmen, da ich durch diesen Film Fan von Malayalam-Songs wurde. Malayalam wird von 35 Millionen Menschen, vor allem im Bundesstaat Kerala an der Südwestküste Indiens gesprochen. Ein Handleser in Indien hat mir mal aus der Hand gelesen, dass ich ein großer Fan von indischer Musik bin. Man könnte meinen, das trifft ja vielleicht auf viele Indientouristen zu. Aber mich berührt indische Musik tatsächlich auf ganz spezielle Art und so auch die Musik dieses Films. Ich liebe diese Brass-Band, die den ganzen Film durch die Gegend zieht. Ganz besonders liebe ich diesen Song:

Im Film geht es um die Freundschaft von Porinju, Mariam und Jose. Porinju, der Held des Dorfes hat eine unerfüllte Liebesgeschichte mit Mariyam, einer taffen und starken Frau, die im Dorf Geld verleiht und sich gegen Männer zu wehren weiß. Jose und Porinju sind dicke Freunde. Bei einem der kirchlichen Umzüge durchs Dorf kommt es zu einem verheerenden Ego-Streit und artet in Gewalt aus.

Der Film hat mich nachhaltig beeindruckt. Auch weil er zu Teilen etwas abstoßend ist, aber irgendwie auf eine so sympathische Art und Weise, dass ich ihn wohl liebevoll in die Reihe SchleFaZ aufnehmen würde. Irgendwie schlecht, aber auch kultig. Das Trinkspiel wäre definitiv: jedesmal den Cocktail schlürfen, wenn geraucht wird. Ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem so viel geraucht wurde! Da helfen auch die stetigen Hinweise nichts, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet. Dieser Film ist eine einzige Hommage ans Rauchen. Was auch sehr ungewöhnlich ist, sind die beiden männlichen Helden des Films. An sich ja wohl eher Antihelden. Solche Typen würde man nie in einem Liebesdrama erwarten. Dickbäuchige ältere Dorfchaoten. Aber auch irgendwie wieder liebenswürdig, weil das mal keine abgehobene zum Bersten schöngefilterte Romanzenschnulze mit glattgebügelten durchgestylten Models ist. Die Brutalität der Dorfbewohner hat auf jeden Fall was von Haudraufmovies mit Bud Spencer und Terence Hill. Dass es am Ende dann unerwartet dramatisch ausartet erscheint dann zwar etwas zuviel…aber wer genug wahre Geschichten von aufgebrachten indischen Dorfbewohner kennt, der weiß, dass das durchaus so tragisch enden kann. Da reicht ja manchmal nur ein Gerücht, um vom wild gewordenen Mob gelyncht zu werden.

Also wer mal einen Film fernab langweiliger schnöder Schönheitsideale sehen möchte, der ist hier genau richtig. Er ist in jeder Hinsicht sehr unterhaltsam.

 

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Bharat – Ode an den Vater

Ich gebe zu, ich bin befangen, weil ich ein großer Salman Khan Fan bin und alles in diesem Film unterstützt meine Fan-Liebe zu diesem harten Kerl mit weichem Kern. Man kann ihn die ganze Zeit anschmachten, denn natürlich ist er mal wieder ein großer Held, fast ein Gott (nur ein Gott kann einfach nur Bharat/Indien heißen) und dann auch noch mit ihm herzerweichend weinen. Und das Tanzbein schwingen. Naja, mit ihm dann wie immer sehr minimalistisch. Aber ich finds cool. Er ist so cool. Wie sagte Salman Khan so schön im Film: „Die schwierigsten Dinge im Leben werden leichter mit Liebe…und Bollywoodfilmen.“ Wie recht er doch hat! Da geht man mit einem schweren Herzen und zermürbt ins Kino und kommt dann voller Liebe und Happiness wieder aus diesem Film heraus. Bollywood macht glücklich. Dieser Film ist wieder ein Beweis.

Einer der vielen vielen Filme, die sich mit dem Thema der gewaltsamen Teilung von Indien und Pakistan 1947 auseinander setzen. Die Wunden, die diese Brutalität und Trennung geliebter Menschen mit sich gebracht hat, werden scheinbar noch ewig dazu führen, dass sich Filme damit auseinander setzen. Der Film basiert auf dem südkorenischen Film  Ode to My Father, in der die Teilung Koreas in Nord- und Südkorea behandelt wird und natürlich gut auf die Teilung von Indien und Pakistan umgemünzt werden kann. Ich habe den südkoreanischen Film nicht gesehen, aber der Wiki-Beschreibung nach ist es fast 1:1 so umgesetzt. Der Stoff von einem erfolgreichen Film war also schonmal vorhanden. Das macht die Sache einfacher. Was dann von Bollywood unterhaltungstechnisch hinzugedichtet wird, z.B, Salman Khans Zirkuskarriere wirkt etwas unpassend für den Erzählfluss der Geschichte. Aber das ist zu verzeihen. In der zweiten Hälfte ist alles harmonisch.

Ich hatte die allerbeste Unterhaltung. Soviel steht fest. Und ich werde ihn mir mit Sicherheit nochmal anschauen. Für mich hat hier alles gestimmt.

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Simmba – Hau-drauf-Cop

Was Inder lustig und unterhaltsam finden ist immer recht interessant. In diesem Fall hätte ich mir die Lehrstunde zu Indiens Unterhaltungsindustrie allerdings lieber gespart. Dass Inder auf gewaltverherrlichende Filme abfahren, ist mir bekannt. Muskelbepackte Männer in Polizeiuniformen sind ja spätestens seit Dabanng die absoluten Helden. Stundenlang sieht man die verprügelten Männer durch die Gegend fliegen, schon fast anmutig durchchoreographiert, immer schön in Zeitlupe, damit man sich in jeder Einzelheit vorstellen kann, wieviele Knochen ihnen in diesem Moment brechen. Mehr Fäuste für ein Hallelujah geht nicht. Ein korrupter und etwas schräger Cop (Ranveer Singh) wird im Laufe des Films geläutert. Alles schön und gut. Aber Simmba schießt den (schrägen) Vogel ab, was die Moral von der Geschichte betrifft. Die Frage, was man mit Vergewaltigern macht, die keine Angst vor einer Verurteilung haben müssen und wahrscheinlich ungeschoren davon kommen, stellten sich in letzter Zeit so einige Filme (MOM, Ajji). Hier wird nun als Lösung eine Variante dargestellt, in der die Vergewaltiger vom Polizisten ermordet werden, aber sie es so drehen, dass es nicht wie Mord aussieht. Gerechtfertigter Mord durch die Polizei. Das finde ich mehr als fragwürdig. Nein, mein Fall ist dieses Remake eines Telugu-Films wahrlich nicht. Die Inder im Kinosaal lachten pausenlos, ich hatte dafür nicht mal ein müdes Lächeln übrig. So trennten uns in diesem Film unterhaltungstechnisch Welten.

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Tiger Zinda Hai – Tiger lebt, und zwar mächtig gewaltig

Der indische (Ex-)Geheimagent Tiger (ich würde ihn ja eher „der Bulle von Indien“ nennen) und seine pakistanische Frau, die ihrerseits für den pakistanischen Geheimdienst tätig ist, kämpfen hier zusammen(!!!) gegen Terroristen im Irak, um pakistanische und indische Krankenschwestern zu befreien, die dort als Geiseln fest gehalten werden.

Klingt erstmal wie ein mordsmäßiger klassischer Actionfilm (und ein Kinopublikum mit 98% Männeranteil bestätigt das auch), trägt aber eine ungeheuer liebenswürdige Botschaft in sich, die UNBEDINGT auf die Leinwand gehört. In der Realität würde es nämlich NIEMALS in Frage kommen, dass Inder und Pakistaner sich zu einer gemeinsamen Mission zusammen schließen.  Hier wird aber gezeigt, wie erfolgreich sie Seite an Seite gegen einen skrupellosen, übermächtigen Feind kämpfen können, wenn sie ihre Kraft mal nicht darauf verwenden, gegeneinander zu kämpfen. Und lassen sogar ihre Fantasie spielen und malen sich aus, was alles erreicht werden könnte, wenn man das Geld nicht in gegenseitige Aufrüstung stecken würde, sondern in Schulen und Bildung. Am Ende der Mission schwenken sogar pakistanische und indische Flagge neben einander als Zeichen des Sieges. Wahhhhhnsinn! Wo sonst in der Realität ständig Hass gegeneinander geschürt wird, sieht man hier, wie es sein könnte, wenn man für eine menschliche Sache die angestauten Feindschaften einmal ruhen lässt.

Der typische Salman Khan Fan kommt hier gewohnt auf seine Kosten. Der Tiger, dessen Körper zu 100% aus Muskelmasse besteht (aber ja, dafür ist sein Herz umso weicher), kämpft fast allein gegen Heerscharen von Terroristen. Seine taffe pakistanische Frau (Katrina Kaif) darf natürlich auch ordentlich mit mischen, das sorgt aber bei den klassisch indischen männlichen Zuschauern eher für Belustigung (ich fands super). Manchmal glaubt man sich in mitten einer wüsten Computerspielschießerei. Kein Problem für den Tiger, wild um sich knatternd dutzende Terroristen zu erledigen, ohne selbst einen einzigen Kratzer zu erleiden. Herrlich. Nehme ich persönlich sehr humoristisch und als unterhaltsam an. Für manche sonst bollywoodinteressierte Zuschauerin ist es vielleicht zu blutrünstig. Ich bin eben ein Salman Khan Fan und kann das ab.

Fazit: geniale Botschaft in gewohnter Salman Khan-legedichnichtmiteinemverwundetenTigeran-Manier

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