Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Yeh Ballet – Der Sprung in ein besseres Leben

Ballett und Mumbai…diesen Zusammenhang hatte ich bisher noch nie gesehen. Aber nach dem Film macht das Sinn. Um als Tänzer international Karriere machen zu können, bringen einen die schönsten indischen Tänze nicht weiter. Auf den großen Bühnen der Welt wird Ballett getanzt.

Der Film beruht auf einer unglaublichen und doch wahren Geschichte, basierend auf dem Leben von Manish Chauhan und Amiruddin Shah. Die zwei Jungs Asif and Nishu aus dem Fischerdorf Worli in Mumbai schaffen den riesigen Sprung aus dem Slum ins Ausland. Die beiden Jungs haben keine andere Chance. Ihnen wird keine andere Chance gegeben. Sie können entweder den Weg wählen, mit Kriminellen zusammen zu arbeiten und damit gutes Geld zu verdienen. Oder sie können ein Leben lang Taxifahrer sein, ohne jemals den Fuß in eine bessere Welt zu schaffen. Doch dann ermöglicht ihnen die Ballettschule einen großen Traum. Den Weg hinaus in die Welt. Für Millionen Menschen bleibt es ein Traum. Doch die beiden arbeiten hart, denn sie haben dieses eine Ziel. Sie wissen nichts von Ballett und können kaum Englisch, geschweige denn Französisch. Und die Gesellschaft? Legt ihnen weitere Steine in den Weg! Trotz Stipendium in den USA verwehrt ihnen die Botschaft ein Visum. Ich kenne dieses Problem persönlich. Alles stimmt, nur diejenigen haben dann keinen Besitz, weshalb in Frage steht, ob sie zurück kommen werden. Selbst ein einfaches Touristenvisum wird aus diesem Grund abgelehnt. Wie soll denn ein besitzloser Mensch jemals die Chance bekommen, aus seiner Situation heraus zu kommen, wenn ihm nie eine Chance gegeben wird?

Leider ist mir der Film zu weich gespült. Ja vielleicht schauen die Leute einen weich gespülten Film eher, als einen, der einem all die schwerwiegenden Konflikte aufzeigt, die das Leben in Indien so mit sich bringt. Wie hart das Leben für die beiden Jungs wirklich ist, kommt nicht so wirklich heraus. Eher erscheint das Leben in Worli wie eine bunte Tanzveranstaltung. Auch die Konflikte mit dem Vater, der seinem Sohn das Tanzen verbietet, weil das kein richtiger Job ist und sie ihm seine Ausbildung nicht bezahlt haben, damit er am Ende auf Hochzeiten und Geburtstagen tanzt, ist sehr abgeschwächt und fast harmlos dargestellt. Ebenso der Konflikt, dass für einen Muslim Tanzen und Musik nicht erlaubt ist, endet im recht schnellen Verständnis der Eltern, dass das Tanzen eine Gabe ist, die man pflegen sollte. Womit ich aber so überhaupt nicht klar gekommen bin, ist die Darstellung des Tanzlehrers von Julian Sands. Wie haben sie es hinbekommen, dass er wie ein furchtbarer Laienspieler wirkt? Daneben wirkten ja selbst die Jungs professioneller.

Insgesamt ist es natürlich immer toll, wenn man von solchen Geschichten hört, die so unglaublich sind, aber auf wahren Tatsachen beruhen. Eine Chance wie ein Lottogewinn. Raus aus der Armut. Mich würde jetzt sehr interessieren, ob die beiden wirklich ihr Glück im Ausland gefunden haben. Ich habe natürlich die Bilder aus Mumbai genossen. Die Erinnerung an eine schöne Zeit in Mumbai. Ich weiß sehr wohl zu schätzen, dass ich einen Reisepass besitze, der mich fast überall hinreisen lässt.

Vielleicht könnte man aus dem Film eher eine Serie wie „Golden Boy – Selection Day“ machen? Mit etwas mehr Tiefe. Die Story an sich ist wirklich sehr inspirierend und verlangt irgendwie nach mehr…

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81101795

EN

Ballet and Mumbai … I had never seen this pairing before. But after watching this film it makes sense. In order to be able to make a career internationally as a dancer, the most beautiful Indian dances won’t get you anywhere if you want to have an international career as a dancer. Ballet is danced on the most famous stages of the world.

The film is based on an incredible, yet true story, based on the lives of Manish Chauhan and Amiruddin Shah. The two boys in the film named Asif and Nishu, from the fishing village Worli in Mumbai make the giant leap from the slum to abroad. The two boys have no other chance. They will not be given another chance in life. They can either choose to work with criminals and make good money, or be a taxi driver for a lifetime without ever moving up in the world. But then the ballet school makes their dream come true and gives them a way out into the world. Such a situation remains a dream for millions of people. But the two work hard because they have this one goal. They know nothing about ballet and can hardly speak English, let alone French. And society? Society put more stones in their way! Despite receiving a scholarship in the United States, the embassy denies them a visa. I know this problem personally. All the paperwork is correct, only those that have no property are denied a visa. For this reason, even a simple tourist visa is refused. How can a person without financial assets ever get the opportunity to get out of his situation if he is never given a chance?

Unfortunately, the film was too superficial for me. Yes, I know, people like to watch a feel good film instead of one that shows you all the serious conflicts of life in India. How hard life really is for the two boys doesn’t really come across. Life in Worli appears more like a colorful dance event. The conflicts with the father, who forbids his son from dancing because it is not a real job and they have not paid him for his training so in the end he can dance at weddings and birthdays, is very relaxed and almost harmless. Likewise, the conflict that dancing and music is not allowed for a Muslim mutates in the parents‘ quick understanding that dancing is a gift that should be cultivated. What I didn’t get along with at all is the portrayal of Julian Sands‘ dance teacher. How did they manage to make him look like a terrible amateur? It seems that Julian Sands portrayal of the dance teacher is wasted. Even the boys looked more professional.

Overall, of course, it’s always great to hear about stories which are so incredible, yet based on real facts. An opportunity like winning the lottery. Getting out of poverty. I would be very interested to know whether the two really found their luck abroad. Of course I enjoyed the images from Mumbai. The memory of a good time in Mumbai. I appreciate very much that I have a passport that allows me to travel almost anywhere.

Maybe they could make a series like „Golden Boy – Selection Day“? With a little more depth. The story itself is really very inspiring, yet somehow requires more … 

Watch on Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81101795

 

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Hotel Mumbai – real-life Horror

DE

Bei manchen Filmen fragt man sich während des Schauens, warum man sich freiwillig so schwerwiegende Themen zumutet. Schuld ist wohl meine Liebe zu Mumbai und die Tatsache, dass der liebenswürdige Dev Patel mitspielt. Aber vielleicht auch, weil es so schwierig ist, den Film irgendwo gezeigt zu bekommen.

Ein wenig merkwürdig fühlte es sich an, den Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes zu sehen.  Sehr dankbar dafür, den Film dank des Festivals im Kino sehen zu können…aber eben auch merkwürdig weil ja so überhaupt nichts fiktional und der Fantasie entsprungen, sondern die verdammte gnadenlos brutale Realität abbildend, real-life Horror: die terroristischen Anschläge in Mumbai 2008.

Über eines bin ich sehr froh. Es ist nicht so, dass den Tätern eine Bühne geboten wird. Es wird nur deutlich, dass sie jämmerliche Handlanger im Plan eines perfiden Mannes sind, der sich selbst nicht die Hände schmutzig machen will und seine Todesanweisungen per Telefon gibt. Der wahrscheinlich sehr viel Geld versprochen hat, welches nie bei den Familien der Täter angekommen sein wird.

Der Fokus des Films liegt auf den Opfern. Sie haben es verdient, niemals in Vergessenheit zu geraten. Was die Fernsehbilder der damaligen Ereignisse niemals veranschaulichen könnten: all die Todesängste und traumatischen Situationen. Wer diesen Film sieht, kann sie spüren. Fiebert mit jeder Person mit, auf dass dies dieses schreckliche Ereignis überleben mögen. So viele von Ihnen müssen ihr Leben lassen. Für was? Kein normaler Mensch wird je verstehen,  wie man zu so einem Monster werden kann. Der Zuschauer muss mit ansehen, wie unendlich viele Stunden vergehen, bevor die 10 Männer, die hunderte Menschen auf dem Gewissen haben, endlich nach 68 qualvollen Stunden zum Schweigen gebracht werden. Weil niemand auf so eine Situation vorbereitet war. Man kann es nicht glauben.  Eine verdammte Ewigkeit in der immer mehr Menschen ihr Leben lassen müssen. Unfassbar perfide geplant. Erst wild im Leopold Cafe herum zu schießen, um dann mit den Flüchtenden und Verwundeten den Zutritt zum Luxushotel Taj Mahal Palace zu bekommen und dort unermessliches Unheil anzurichten.

Es gehen einem viele Momente ans Herz. Wenn sich das Hotelpersonal entscheiden muss, sich selbst zu retten oder mit den Gästen so lange ums Überleben zu kämpfen, bis endlich Hilfe kommt. Wenn Dev Patel als Sikh einer vor Angst verwirrten Frau erklärt, dass er zwar seinen Turban für sie abnehmen würde, wenn es ihr noch mehr Angst macht, aber dass er in keinem Augenblick seines Lebens ohne Turban war und es eine Schande für seine Familie wäre. Und er am Ende doch noch seinen Turban abnimmt, um eine lebensbedrohlich angeschossene Frau damit zu verbinden. Man sieht, dass hier alle Menschen gleich sind unabhängig von ihrer Religion und Herkunft. Alle haben Todesangst. Viele erweisen sich als stille Helden. Wie Menschen mit diesen traumatischen Ereignissen fertig werden können, ist unvorstellbar.

Leider schwappt dann die Emotion während des Sehens etwas über zu ein wenig Hass gegenüber den religiösen Ausrufen, die diese Monster während ihrer Verbrechen tätigen. Irgendwie ist hier im emotionalen Bereich die Abtrennung zwischen der Religion und diesen fanatischen Terroristen nicht so gut möglich. Daher kann ich es gut nachvollziehen, dass der Film in Indien nicht gezeigt wird. Es würde wahrscheinlich eine Welle der Gewalt gegenüber Muslimen im allgemeinen nach sich ziehen, die es ohnehin schon sehr schwer haben.

Anupam Kher und Dev Pathel sind der Hammer. Ihre Schauspielkunst in diesem Film sind jede Auszeichnung wert. Und dass man sich diesen Film trotz real-life Horrorstory anschaut.

EN

Sometimes the subject of a movie is so difficult that you ask yourself why you watch this heavy movie. Maybe I wanted to watch “Hotel Mumbai” because I love Mumbai so much and the gracious Dev Patel plays the leading role. Maybe also because it was so hard to find a cinema showing this movie.

It felt strange to see the film as part of the Fantasy Film Festival in Berlin. Very grateful to be able to watch the movie in the cinema thanks to the festival … but it felt strange because there is no fiction or imagination, but only the damn brutal reality of real-life horror: the terrorist attacks in Mumbai in 2008.

I’m very happy about one important thing: the movie doesn’t offer a stage for the terrorists. While watching, it becomes clear that they are miserable henchmen of a behind-the-scenes organizer who does not want to get his own hands dirty and instead gives his death orders over the phone. He also probably promised the terrorists a lot of money, which apparently will never begiven to the families of the terrorists.

The focus of the film is on the people who lost their lives in this tragic event. They deserve that we will never forget them. The television footage of the Mumbai attacks could never illustrate all the fears of death and traumatic situations of that day. When you see this movie, you can feel it. You sympathize with each person who tries to survive this terrible event, who wants to survive. So many of them have to give up their lives. For what? No normal person will ever understand how somebody can become such a terroristic monster.

The audience has to watch how the people try to survive these 68 crucifying hours. Nobody was prepared for such a situation. There were no trained special force for such a situation at this time in Mumbai. The only special team was in Delhi and it took a long time until they arrived in Mumbai. A damn eternity in which more and more people had to give up their lives. Two policemen tried to do their best but paid for their courage with their lives. They had no chance against these well prepared terrorists. The terrorists were equipped with a perfidious perfect plan. At first they shot wildly in the Leopold Cafe near the luxury hotel Taj Mahal Palace and then they mixed under the wounded people searching for help to gain access to the luxury hotel.

Many moments in the movie are heartfelt. For example, when the hotel staff have to decide wheather to save themselves or try to survive together with the guests until help arrives. Or when hotel staff member Dev Patel ensures a worried woman that he would take off his turban for her if his wearing is scaring her, adding that he hasn’t done that at any point in his life, since it would be a disgrace to his Sikh family. In the end he winds up taking off his turban to bandage a shot and bleeding woman. You can see that all people have the same feelings regardless of their religion and origin – everyone is scared to death. Many turn out to be silent heroes. How people can cope with these traumatic events is inconceivable.

Unfortunately, the emotions swing towards hatred when you see how the terrorists are praising Allah while doing such horrible things in the name of religion. Somehow, in the realm of emotions, the act of separating religion from these fanatical terrorists becomes difficult. Therefore, I can understand why the film is not shown in India. It would probably bring with it a wave of violence against Muslims in general, who are already having a hard time.

Anupam Kher and Dev Pathel are awesome actors. They deserve to receive every award for their touching acting skills. Their performances enable you to watch this film despite the real-life horror story it portrays.

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Jaoon Kahan Bata Ae Dil – eine Antiromanze

DE

Dieser Film hat mich verstört. Zum einen, weil er für indische Filme ungewohnt realistische Sexszenen enthält. Zum anderen, weil er auch ungewohnt realistische Abgründe einer Beziehung darstellt. Die harmlose Beschreibung bei Netflix bereitet einen nicht im Geringsten darauf vor, was man dann zu sehen bekommt. In der Filmbeschreibung steht nämlich nur etwas von einem Paar, das sich streitet und deren Beziehung im Laufe des Abends zu zerbrechen droht.

Das Paar scheint sich seit einem Jahr zu treffen und die Sexgelüste des Mannes zu befriedigen. Viel mehr Bedeutung scheint die Frau jedenfalls für ihn nicht zu haben. Abgesehen davon, dass er dem „Dummchen“ ständig die Welt erklären muss, macht er sie die ganze Zeit in übelster Weise herunter. Man fragt sich schnell, was die Frau an diesem Ekelpaket findet. Aber erinnert sich auch schnell daran, selbst einmal in so einer Situation gewesen zu sein, in der der Mann, von seiner überragenden Intelligenz berauscht, ständig seine Überlegenheit demonstrieren muss und sich warum auch immer besser fühlt, wenn er andere niedermacht. Den Mann macht es dann auch noch sexuell mächtig an, wenn sie aus Ärger die Situation verlassen will und beruhigt sie zur Not während der Taxifahrt mit einem gefingerten Orgasmus. Erklärt ihr dann beim Essen mit seinem überragenden Verständnis dafür, wie die Dinge auf der Welt laufen, was für eine bescheuerte Idee es ist, dass sie an Heirat denkt. Denkt man sich dann als Zuschauer auch. Sie lässt sich als sein Sexspielzeug missbrauchen während er seine menschenverachtenden soziopathischen Ergüsse physisch und psychisch an ihr ausübt.

Als Anti-Romanze funktioniert der Film hervorragend. Bzw. ist das eigentlich kein Film, sondern eine real-life Doku einer ziemlich beschissenen Beziehung.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81074367

EN

This movie confused me, because on the one hand the movie contains unusually realistic sex scenes. On the other hand, the film also portrays realistic chasms of a destructive relationship. So the harmless description on Netflix is not ​​what you get to see. According to the film description, you expect a movie about a fighting couple and whose relationship is on the rocks.

The couple seems to meet for a year to satisfy the sex cravings of the man. At any rate, the woman does not seem to have much more significance for him then being a sex partner. Apart from the fact that he has to explain the world to the „silly“ all the time, he puts her down in a sickeing manner. The viewer quickly wonders what the woman finds in this disgusting man. But some viewers may also relate to the situation, especially if they’ve been in a similar situation themselves. Specifically, with a man who considers himself more intelligent than others brosting his ego by putting down others. In one scene the man even gets turned on when she wants to leave him in a taxi and prevents her from leaving by giving her an orgasm. He explains to her at dinner, with his outstanding understanding of how world works, what a stupid idea it is for her to think of marriage. She is abused as his sex toy both physically and psychologically while he lives out his inhuman sociopathic tendencies. The film works great as an anti-romance, This is not really a movie, but more like a real-life documentary of a destructive relationship.

 

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Mumbai – my love

Nach meiner ersten Indienreise hatte ich einen sehr ambivalenten Eindruck von diesem unglaublichen Land und dachte eigentlich, dass nun bei jeder Reise auch immer  unbehagliche Situationen auf mich zukommen würden: auf Schritt und Tritt nervige Verkäufer, ein unsichtbares Schild „nimm mich aus, ich hab’s ja“ auf der Stirn. Zwielichtige Situationen mit Polizisten, sich als Frau immer als potentielles Opfer von Gewalt und Diskriminierung zu sehen. Der Drang, dieses Land noch einmal zu besuchen, hielt sich tatsächlich in Grenzen. Bis Mumbai mich dankenswerterweise eines Besseren belehrte. Was auch hauptsächlich daran lag, dass die beiden Frauen, bei denen wir ein paar Tage lebten als wäre es unser Zuhause, ungewöhnlich stark und durchsetzungsfähig sind und sich nichts gefallen lassen. Darüberhinaus wurden wir in Mumbai nie bedrängt und zu jeder Zeit von allen freundlich behandelt. Da ich diese beiden starken Frauen gern unterstützen möchte, empfehle ich bei einer Reise nach Mumbai eine Tour mit Fabby zu machen (Facebook: Follow Fabby Tours oder Instagram: Fabby ). Mit den folgenden Bildern möchte ich eure Reiselust wecken:

Da wir riesige Fans des Films „Gully Boy“ sind, durften wir eine Tour durch ein muslimisches Viertel machen, in dem man sich haargenau so vorkam, als würde man geradewegs durch die Filmkulissen schweifen.

Als Fortbewegungsmittel sollte man alles einmal erleben: zu Fuß, immer bereit zum Sprung, da man sich die Straße mit allen anderen Verkehrsteilnehmern teilen muss. Mit einem der Taxis fahren, jedes für sich fast künstlerisch im Inneren gestaltet und billiger als ein Ticket hier mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit dem Bus, wo der Schaffner einem noch persönlich den Fahrschein verkauft und die kommen, wann sie eben kommen. Mit dem Zug, in dem Popcorn verkauft wird und das auch sehr passend ist, da man sich wie in einem Bollywoodfilm vorkommt. Roller und Fahrrad sind eher next level und nur was für ganz Hartgesottene.

Die Tuktuks sind aus der Innenstadt verbannt, da so schon alles verstopft ist. Die fahren dann eher in den Außenbereichen. Zum Beispiel zu Shahrukh Khans Haus. Ja, wir waren auch da. Nur er nicht. Wir verpassten uns quasi am Flughafen. Er kam aus der Schweiz zurück und ich flog nach Sri Lanka. Hätte ich ihn noch am Flughafen gesehen, wäre es sicher zum wilden Tumult gekommen 🙂

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Die Fischer bei ihrer täglichen Arbeit erleben ist nicht nur geruchstechnisch unvergesslich.

Hier das fast idyllische Fischerdorf, dort hinten die modernen Hochhäuser, in denen die reichen Bollywoodstars leben. Kontrastreicher könnte es nicht sein.

Ganz besonders spannend fand ich den Ausflug in einen Filmpark, in dem zahlreiche Bollywoodfilmkulissen stehen und wo auch jederzeit Filme gedreht werden. Wir hatten die Chance, dort auch eine Show zu sehen, in der ich ein unglaubliches Salman Khan Double erleben durfte. In Sachen Coolness steht er dem Original in Nichts nach und ich würde mal behaupten, er kann sogar viel besser tanzen^^.

Ganz besonders angetan haben es mir die vielen Katzen <3. Ich liebe Katzen und sie helfen einem in manchen Augenblicken, in denen man fast durchdreht, weil die Stadt 24h lang ein einziges Hupkonzert ist, dass man für einen Moment abschalten kann und sich dann weiter auf diese wahnsinnig spannende Stadt konzentrieren kann.

Ein außergewöhnliches und einzigartiges Erlebnis, sich den wunderschönen Sonnenaufgang anzusehen, bietet sich beim Sitz des Gouverneurs von Maharashtra. Wir hatten sogar das Glück, ihn dann auch persönlich anzutreffen und für Bilder zu posieren. Wer weiß, in welcher regionalen Zeitung wir nun als Ehrengäste zu sehen sind, denn wir waren die einzigen Touristen bei unserer Tour. Auch für die Einheimischen ist diese Sonnenaufgang-Tour etwas ganz Besonderes und noch gar nicht so lange möglich.

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Das Gateway of India ist zwar ein Ort, an dem man dann doch auf sehr viele Touristen trifft, aber aufgrund des Films „Photograph“ mussten wir einfach an diesen denkwürdigen Ort. Leider wurden wir dann natürlich auch etwas „abgezockt“, wie man das mit Touristen eben so macht, aber da es unsere einzige Abzockaktion bis dahin war, konnten wir das verkraften. Man sollte den Preis und Anzahl der Bilder vorher festklopfen und sich auf keine weiteren Diskussionen im Nachhinein einlassen.

Ein Besuch auf den Märkten ist immer spannend und auch teilweise eine Zeitreise. Das Streetfood war unheimlich lecker und hat uns in keinster Weise geschadet (immer meine Angst). In Mumbai wird gerade viel abgerissen und neu gebaut. Zum Leidwesen der ärmeren Menschen. Das Wohnen in Mumbai ist unheimlich teuer und wird so immer unerschwinglicher.

Wir waren zwar nur vier Tage in Mumbai, haben aber unfassbar viel erlebt, dank der Expertise von lovely Fabby. Dass man sich im Leben immer zweimal sieht, wäre für mich ein sehr schöner Ausblick.

 

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Photograph – unaufgeregt romantisch

Es war ein Wechselbad der Gefühle an diesem vom Nieselregen durchfeuchteten Mittwochabend in Berlin. Draußen vor der Pressekonferenz im Hyatt hatten sich nur wenige Menschen versammelt, um die Hauptdarsteller von „Photograph“ Nawazuddin Siddiqui und Sanya Malhotra zu begrüßen. Wir wähnten also unsere Chancen überaus gut, Autogramme und Bilder zu bekommen, bevor man am roten Teppich aufgrund dichteren Gedränges leer ausgeht. Zuerst wurde Sanya Malhotra mit dem Auto vorgefahren. Sie war so überaus freundlich und gut gelaunt und machte fleißig Fotos mit den Fans und fragte uns, ob wir den Film später mit ansehen. Dann dauerte es noch eine Weile, kamen die anderen Autos angefahren. Ein Kreischen nach Nawaz ging los, aber nein, es war nur sein Bruder, wie er dann erklärte. Wie aus dem Gesicht geschnitten, ein klein wenig fülliger als Nawazuddin, ohne Bart. Dann kam Nawazuddin himself. Kein Bad in der Menge, nur ein kurzes Foto und ein Autogramm und schon war er drinnen verschwunden. Was?! Der Mann, den man im Film sogar als Mörder sympathisch findet, war so ein Grummel? Tausend Fragen schießen einem durch den Kopf: hat er vielleicht einfach einen schlechten Tag, ist ihm das einfach nur unangenehm, mag er Menschen allgemein nicht, ist er im wahren Leben ein Grummel? Nicht der Ansatz seines zauberhaften Lächelns aus seinen Filmen. Wie enttäuschend! Nachdem wir uns beim Inder etwas aufgewärmt hatten, wollten wir es dann doch nochmal im Friedrichstadtpalast versuchen, ihm etwas näher zu kommen. Schließlich hat man einen Nawazuddin nicht alle Tage hier. Und siehe da, dort kamen wir dann also noch zu unseren Autogrammen und Bildern. Aber immer mit dem Gefühl, dass er diese Prozedur nur notgedrungen über sich ergehen lässt. Ein sehr ambivalentes Gefühl und ich hatte die Befürchtung, dass mir nun sein Film gar nicht mehr so gefallen würde.

Zum Glück zerschlug sich diese Befürchtung. Das Film-Nawazuddin-Ich ist einfach immer großartig. Die größere Herausforderung nach dieser ganzen Aufregung war eher, sich auf diesen absolut unaufgeregten ruhigen, sensiblen Film einzulassen. Eine ganz und gar schüchtern aufgebaute Romanze. Rafi verdient sein Geld in Mumbai mit dem Fotografieren von Touristen. Er wird von allen in seiner Umgebung gegängelt, dass er endlich heiraten soll, er sei ja fast schon zu alt dafür. Seine Großmutter tritt schließlich in den Medikamentenstreik, damit er sich endlich eine Frau sucht. Nachdem er eines Tages auf die angehende Buchhalterin Miloni trifft, ein Foto von ihr macht und sie ihm nicht mehr aus dem Kopf geht, schreibt er seiner Großmutter, dass er endlich eine Braut gefunden hat und erfindet einen Beziehung mit Miloni, deren Namen er bis dahin nicht mal kennt und die er „Noori“ nennt, nach einem Lied, das er beim Schreiben des Briefes hört. Kaum erfährt die Großmutter von ihrem Glück kommt sie schnellstens nach Mumbai gereist, um die zukünftige Braut kennen zu lernen. Miloni spielt dieses Spiel tatsächlich mit, denn auch ihr ging Rafi nicht aus dem Kopf, der so ganz besondere Fotos von ihr macht und so langsam, ganz zart und behutsam kommen sich die beiden auch wirklich näher. Die Großmutter bringt sehr viel Humor in die Szenerie, wenn sie geradezu heraus sagt, was sie über das Prinzesschen denkt. Ein bisschen ungewohnt ist es, dass die studierende Tochter offensichtlich ohne Nachfragen der Eltern sehr viel Zeit außerhalb des Hauses verbringen darf. Das habe ich sonst noch selten in einem indischen Film gesehen und erscheint mir zu unrealistisch. Die offensichtlich unterschiedlichen Lebenswelten wären im wahren Leben wohl auch ein eher unüberwindbares Hindernis: er aus dem Dorf in einem Raum mit mehreren anderen Männern lebend und sie aus reicherem Hause mit Dienerin. Aber wir dürfen uns das Ende der Geschichte ja schon wie in Lunchbox schön denken. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Von daher eher hoffnungslos romantisch gedacht.

Wunderbare Kameraführung, die Handlung kommt durch wenige feinfühlige Gesten und ohne viel Gerede voran. Man kann sich viel selber denken, während hier eine ganz zarte Blüte der Liebe austreibt. Das Liebespaar nimmt man den beiden auf jeden Fall ab, es könnte genauso gewesen sein, sie bilden eine Einheit ungeachtet ihrer unterschiedlichen Herkunft.

Leise, unaufgeregt, feinfühlig. Etwas für  Romantiker. Kommt ab 11.April regulär ins Kino.

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Golden Boy – Gedrillt zum Cricket-Star

Muss man Kricket-Fan sein, um diese Serie unterhaltsam zu finden? Ich denke nein. Ich bin kein Kricket-Fan, aber ich habe die Serie mit 6 Folgen an einem Abend durchgeschaut und bin nun etwas enttäuscht, dass ich jetzt ungewiss lange auf die zweite Staffel warten muss, da ich die beiden Hauptdarsteller gern weiter begleiten würde auf dem Weg zum „Selection Day“. Abgesehen vom Kricket geht es nämlich vor allem auch um gesellschaftliche Themen.

Kricket ist der Top1-Sport in Indien, wie bei uns Fußball. Gute Spieler werden von den Menschen wie Helden verehrt, es ist fast wie eine Religion und sie können jede Menge Geld verdienen. So drillt der herrische Vater seine beiden Söhne Radha und Manju seit ihrer Kindheit schonungslos, damit sie einmal auch solche Stars werden. Schon die Geburt war durchgeplant, als er sich eine Hockeyspielerin zur Frau nahm, damit die sportlichen Gene zukünftige Champions versprechen. Nun müssen sie ihrem Vater Tag für Tag Rechenschaft über ihre Kricket-Leistungen ablegen. Der Champion Nr.2, Manju, mag allerdings gar kein Kricket und würde lieber studieren. Doch seine Meinung ist nicht gefragt.

So sehen wir hier den großen familiären Konflikt. Einen Vater, der mit seinem Traum, einen Kricket-Champion zu erschaffen, möglicherweise über Leichen geht? Der Verbleib der Mutter wird immer wieder nur angedeutet, was wirklich mit ihr geschehen ist, wird nicht geklärt. Wir begleiten den Vater und die Söhne auf dem schweren Weg, einen Verein zu finden, der auch ohne Bezahlung ein Talent fördern möchte. Und dann ist da natürlich noch die übliche Schulwechselproblematik, der die beiden Jungs begegnen, als sie endlich an einer Schule ein Stipendium bekommen und das einem reichen Elite-Jungen nicht gefällt.

Die Schauspieler sind alle so gut, dass man sofort eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann. Man kann sich gut in alle hinein versetzen. Der Stoff zur Serie stammt aus der gleichnamigen Romavorlage von „Aravind Adiga“, dessen berühmtes Buch „Der weiße Tiger“ den Bookers Prize gewann.

Ich finde: gut gemacht! Ich will unbedingt weiter sehen!

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80194558  

 

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Sacred Games – der Pate von Bombay

Als ich hörte, wer die Hauptdarsteller dieser ersten von Netflix produzierten indischen Serie sind, waren meine Erwartungen ziemlich hoch. Und was soll ich sagen: sie wurden sogar noch übertroffen!

Die Hauptdarsteller überzeugen perfekt mit ihren Rollen:

  • Saif Ali Khan spielt Inspektor Sartaj Singh. Ein Bulle im wahrsten Sinne des Wortes mit großem Herz.  Ihn sieht man in letzter Zeit leider viel zu selten. Diese Rolle hier ist wirklich eine Bereicherung.
  • Nawazuddin Siddiqui spielt Gangsterboss Ganesh Gaitonde. Wie schon in meinem Lieblings-Psychothriller „Psycho Raman“ spielt er kriminelle Monster so überzeugend, aber gleichzeitig menschlich nachvollziehbar, dass man fast schon mit ihnen sympathisieren könnte.
  • Radhika Apte spielt RAW Agentin Anjali Mathur.  In die „Zeit der Frauen“ spielt sie eine tolle starke, nach Unabhängigkeit strebende Frau und in „Lust Stories“ war sie unglaublich nervtötend mit ihrer Art, nicht nachzulassen. Beides passt super zu ihrer Rolle als unerbittlich nachjagende Agentin.

Die Geschichte basiert auf dem preisgekrönten Roman von Vikram Chandra.

Polizeiinspektor Sartaj Singh versucht in einem Geflecht aus Korruption und Lügen seinem Job als Polizist auf ehrliche Weise zu nachzukommen. Das bringt ihm viel Ärger mit seinen Kollegen ein, die ihn dafür auch schon mal verprügeln. Privat hat er auch noch eine schwere Bürde zu tragen: als verlassener Ehemann ist die Stimmung nach dem Dienst eher melancholisch und ihm fehlt sichtlich das Zuhause, aus dem er Kraft schöpfen kann. Um den Dienst zu überstehen, muss er auch schon mal zu Tabletten greifen.

Plötzlich bekommt er seltsame Anrufe von einem Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Er hat Sartaj ausgewählt, um ihm seine Geschichte zu erzählen und ihn zu warnen, dass in 25 Tagen ein großes Unglück über die Stadt Bombay (heute Mumbai) hereinbricht. Wieso ausgerechnet Sartaj kontaktiert wird, erfährt der Zuschauer erst kurz vor Ende der 1.Staffel. Bei dem anonymen Anrufer handelt sich um den Gangsterboss Gaitonde, der eigentlich schon lange von der Bildfläche verschwunden ist.

Noch am Ende der ersten Episode treffen die beiden das erste Mal in einem Bunker aufeinander. Über die folgenden Episoden erfährt man durch Rückblenden in die Vergangenheit, wie dieser Gaitonde vom Sohn eines Bettlers zu einem der gefürchtetsten Paten von Bombay aufgestiegen ist. Die Rückblenden in die Kindheit werden von meinem Lieblingskind Sunny Pawar gespielt, den ich seit Lion in mein Herz geschlossen habe.

Was mir an der Serie sehr gefallen hat:

  • Die Rückblenden sind einfach großartig. Man taucht so tief mit in Bombays spannende Unterwelt ein, als wäre man fast selbst mit dabei beim Aufstieg eines Kleinkriminellen zum größten Gangsterboss der Stadt. Fast wünscht man ihm Glück dabei, seine großen Ziele im Kampf gegen die anderen Unterwelt-Bosse zu erreichen. Es werden einem mal wieder deutlich die Besonderheiten der indischen Gesellschaft vor Augen geführt: Waffen und Drogen sind im kriminellen Alltagsgeschäft nur Peanuts…richtig was zu holen gibt es, wenn es um Politik geht. Vor allem wenn Religion dabei eine Rolle spielt. Hindus gegen Moslems ist ein unendliches Thema.
  • Die Kameraeffekte sind grandios. Mit starken Lichteffekten wird zu jeder Zeit eine ganz besondere intensive und spannungsgeladene Stimmung gezaubert. Das warme gelbe Licht tauchte mich zugleich in ein sehr wohliges Gefühl.
  • Beide Geschichten, die des Gangsterbosses in der Vergangenheit und die des Inspektors in der jetzigen Zeit sind so spannend, dass man unbedingt wissen möchte, wie ihre Geschichte verläuft. Die Charaktere sind so anziehend, dass ich mich sehr mit ihnen verbunden fühlte. Und umso spannender ist es, dass sich diese beiden Geschichten auch noch kreuzen.

Möglicherweise findet jemand, der bisher nicht so tief in die Eigenheiten der indischen Lebensweise eingetaucht ist wie ich, einiges befremdlich. Für mich ist das alles so vertraut, dass ich mich fast wie zu Hause in der Serie fühle.

Es passiert allerdings so viel auf einmal und ist alles so detailreich dargestellt, dass ich die Serie definitiv nochmal schauen muss, damit einiges noch klarer wird. Man muss aber auch nicht alles bis ins Detail verstehen.

Fazit: Es war mir ein absolutes Sehvergnügen und ich hoffe natürlich inständig, dass ich bald die zweite Staffel zu sehen bekomme!

https://www.netflix.com/title/80115328 

 

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