Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Chaman Bahaar – original indischer Romeo

Dieser Film ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass es nicht darum geht, mit millionenschweren Effekten und den größten Bollywoodstars zu glänzen. Dieser Film schafft es ganz ohne Effekthascherei und aufgetakelte Stars, ganz ohne durchgestylte Tanzchoreographien eine kleine, feine Geschichte zu erzählen und damit zu beeindrucken.

Im Großen und Ganzen zeigt der Film die fehlgeleitete Liebe des Paan-Verkäufers Billu zu einem Schulmädchen, das gegenüber seines kleinen Ladens wohnt. Alle jungen Männer aus der Gegend sind verrückt nach ihr, jeder will sie für sich gewinnen. Er muss sich viel ausdenken, um all seinen Konkurrenten auszuschalten. Am Ende kommt es, wie es kommen muss: es endet im Drama.

Ganz nebenbei begegnen einem die vielen gesellschaftlichen Probleme, die das Leben in Indien vor allem in dörflichen Gegenden mit sich bringt. Zum Alltag gehören Polizeigewalt, der Druck, den Politiker auf alle ausüben, der Druck, zu heiraten, weil man sonst nicht gesellschaftlich anerkannt ist, der Druck auf einen jungen Mann, beruflich erfolgreich zu sein. Und wie einfach es passiert, dass ein junger Mann aus verschmähter Liebe durchdreht. Im Film noch recht harmlos, im wahren Leben endet so etwas zu oft mit einer Säureattacke auf das Mädchen.

Vor allem beeindruckt hat mich das Schauspiel von Jitendra Kumar als Billu. Es braucht überhaupt keine vielen Worte, um zu beschreiben, wie es um ihn steht. Er zeigt alles ganz eindeutig mit seiner Mimik. Jede Gefühlsregung sieht man ihm an. Alle Schauspieler agieren so, als würden sie wirklich an diesem Ort zu dieser Zeit leben. Absolut authentisch. Ich denke, dass Leute, die in der Gegend aufgewachsen sind, sich absolut mit allem identifizieren können. Simply gut! Das realistische Indien. 

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81244362

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Love Aaj Kal – Romantic Bullshit

Bis kurz vor Schluss wäre der Film die ideale Unterhaltung für Single-Damen am Valentinstag gewesen. Weil man darin bestätigt wird, dass Liebesbeziehungen, so schön sie auch anfangen, dann doch irgendwann in Gewohnheit und Trennung enden. Weil man als Frau lieber auf eigenen Beinen stehen sollte, anstatt sich einem Mann in einer Beziehung unterzuordnen. Und dieser Hauptdarsteller, der so gruselig überschauspielert und so gar nicht anziehend wirkt und echt keine Lust auf eine romantische Beziehung macht, spielt auch gleich noch zwei Liebesgeschichten im Film. Damals und heute. Romantik ist überhaupt nur Bullshit, den uns die Gesellschaft einredet. Heirat aus Vernunft ist doch viel besser. Da können wenigstens keine Gefühle verloren gehen. Sowieso erstmal die Karriere, heiraten kann man später immer noch. Erstmal das Leben genießen. Auch Frau hat das Recht dazu. Soweit hätte ich den Film konsequent gefunden. Aber…warum musste es dann doch in einer Romantikschnulze enden? Weil sich niemand unromantische Filme ansehen möchte? Ja manchmal aber vielleicht doch. Wenn einem als Single am Valentinstag die ganze Welt mit dem Holzpfahl darauf hinweisen will, dass man nur in einer Beziehung wirklich glücklich ist. Man hätte das doch mal dabei belassen können. Ein Film für alle, die keine Lust haben auf dieses Romantikgedöns. Liebesbeziehung. Pfff, so ein Blödsinn! Aber nein. Am Schluss des Films wird alles wieder zunichte gemacht. Schade. Mit diesem Ende finde ich den Film richtig schlecht. Als Anti-Valentinstag Film hätte er mir gefallen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81113920

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Jaoon Kahan Bata Ae Dil – eine Antiromanze

DE

Dieser Film hat mich verstört. Zum einen, weil er für indische Filme ungewohnt realistische Sexszenen enthält. Zum anderen, weil er auch ungewohnt realistische Abgründe einer Beziehung darstellt. Die harmlose Beschreibung bei Netflix bereitet einen nicht im Geringsten darauf vor, was man dann zu sehen bekommt. In der Filmbeschreibung steht nämlich nur etwas von einem Paar, das sich streitet und deren Beziehung im Laufe des Abends zu zerbrechen droht.

Das Paar scheint sich seit einem Jahr zu treffen und die Sexgelüste des Mannes zu befriedigen. Viel mehr Bedeutung scheint die Frau jedenfalls für ihn nicht zu haben. Abgesehen davon, dass er dem „Dummchen“ ständig die Welt erklären muss, macht er sie die ganze Zeit in übelster Weise herunter. Man fragt sich schnell, was die Frau an diesem Ekelpaket findet. Aber erinnert sich auch schnell daran, selbst einmal in so einer Situation gewesen zu sein, in der der Mann, von seiner überragenden Intelligenz berauscht, ständig seine Überlegenheit demonstrieren muss und sich warum auch immer besser fühlt, wenn er andere niedermacht. Den Mann macht es dann auch noch sexuell mächtig an, wenn sie aus Ärger die Situation verlassen will und beruhigt sie zur Not während der Taxifahrt mit einem gefingerten Orgasmus. Erklärt ihr dann beim Essen mit seinem überragenden Verständnis dafür, wie die Dinge auf der Welt laufen, was für eine bescheuerte Idee es ist, dass sie an Heirat denkt. Denkt man sich dann als Zuschauer auch. Sie lässt sich als sein Sexspielzeug missbrauchen während er seine menschenverachtenden soziopathischen Ergüsse physisch und psychisch an ihr ausübt.

Als Anti-Romanze funktioniert der Film hervorragend. Bzw. ist das eigentlich kein Film, sondern eine real-life Doku einer ziemlich beschissenen Beziehung.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81074367

EN

This movie confused me, because on the one hand the movie contains unusually realistic sex scenes. On the other hand, the film also portrays realistic chasms of a destructive relationship. So the harmless description on Netflix is not ​​what you get to see. According to the film description, you expect a movie about a fighting couple and whose relationship is on the rocks.

The couple seems to meet for a year to satisfy the sex cravings of the man. At any rate, the woman does not seem to have much more significance for him then being a sex partner. Apart from the fact that he has to explain the world to the „silly“ all the time, he puts her down in a sickeing manner. The viewer quickly wonders what the woman finds in this disgusting man. But some viewers may also relate to the situation, especially if they’ve been in a similar situation themselves. Specifically, with a man who considers himself more intelligent than others brosting his ego by putting down others. In one scene the man even gets turned on when she wants to leave him in a taxi and prevents her from leaving by giving her an orgasm. He explains to her at dinner, with his outstanding understanding of how world works, what a stupid idea it is for her to think of marriage. She is abused as his sex toy both physically and psychologically while he lives out his inhuman sociopathic tendencies. The film works great as an anti-romance, This is not really a movie, but more like a real-life documentary of a destructive relationship.

 

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Kalank – Zerstörung oder Liebe?

Während andere bei Bollywoodfilmen gern ihren Gefühlen freien Lauf in Form von Tränen lassen bin ich eher jemand, der einer emotionalen Überdosis mit Lachen begegnet. Dieser Film hat mich unglaublich zum Lachen gebracht. Ich lache quasi immer noch. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • Diese Geschichte ist sowas von konstruiert (ich möchte nicht spoilern und erzähle sie nicht). Schon lange nicht mehr so viel Tragik gesehen und mit jeder Sekunde werden die Absurditäten noch übertrumpft. Tragikomik par Excellence.
  • Die Schauspieler treffen mitten ins Herz. Trotz dieser konstruierten Geschichte ist man mittendrin in der Dramatik und liebt und leidet und kämpft und weint und lacht mit den Darstellern mit, als könnte es sich wirklich genauso zugetragen haben.
  • Die überdramatischen Specialeffects, die das Leiden tausendfach in die Länge ziehen. Der Zug fährt quasi mit 1km/h, damit man die Abfahrt 30min hinauszögern kann.

Es ist ein absolut klassischer Bollywood Blockbuster mit Hang zur Absurdität und bis ins Letzte perfekt inszenierten Tanzchoreographien und großen Stars. Einige Dramatiken enstehen aus wirklich existierenden Traditionen heraus. Zum Beispiel dass die jüngeren Schwestern erst heiraten dürfen, wenn die ältere Schwester verheiratet ist. So dass sich die älteste Schwester in eine Ehe ohne Liebe aufopfert. Oder der ewige Kampf zwischen Hindus und Moslems, der immer gut ist für ein möglichst dramatisches Erlebnis ist. Wenn man schon lange nichts mehr Irrwitziges gesehen hat, dann ist man hier richtig. Die ganzen negativen Reviews zum Film (die auch schon an sich aberwitzig sind, wenn z.B. kritisiert wird, dass beim Hauptdarsteller zuviel schwarzer Kajal verwendet wurde) interessieren mich wenig. Ich fand’s schön mal wieder einen Bollywoodschinken zu sehen…triefend vor Dramatik und mit gewaltigen Kitsch-Bildern.

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