Bollywoodelfe's Blog

Eine deutsche Sicht auf Bollywood, Indien , Pakistan

Bhangra Paa Le – Bhangra Rhythmus

Bhangra ist für mich eine der härtesten Tanzarten der Welt. In erster Linie muss man dafür eine absolute Fitnesskanone sein. Ich spreche aus eigener Erfahrung, ich habe schon einige Bhangra-Tanzkurse mitgemacht. Am Ende einer solchen Stunde habe ich mehr geschwitzt, als nach einem 10 Kilometer Lauf. Es ist die Härte. Und das Wichtigste: man muss dabei Lächeln, als gäbe es kein Morgen. Es soll aussehen, als hätte man den Spaß seines Lebens. Hat man auch, aber gleichzeitig ist es eben auch wahnsinnig anstrengend. Beim Schauen dieses Films habe ich mich an die vielen Glückshormone erinnert, die ich beim Tanzen hatte. Ich liebe diese Bewegungen einfach. Und ich habe vor jedem Respekt, der das professionell macht. Ich hatte definitiv meine größte Freude an diesem Film.

Gut, dass ich so gar keine Erwartungen an diesen Film hatte, denn so wurde ich tatsächlich positiv überrascht. Zum Beispiel davon, dass die Hauptdarsteller durchaus sympathisch rüber kamen. Und eine rührende und überzeugende Liebesgeschichte, die in der Vergangenheit spielt. Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges, in denen Inder für die britische Armee mitkämpfen mussten. Ohne diese Geschichte hätte mich der Film wahrscheinlich nicht so gefangen. Aber so wurde ich am Bildschirm gehalten. Die Geschichte wird in Abschnitten erzählt, und ich wollte unbedingt wissen, wie sie ausgeht. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die mich berührt hat. Nicht ganz so sehr berührte mich die Liebesgeschichte, die derweil in der Neuzeit zwischen den Bhangra-Battle-Kontrahenten lief, aber irgendwie waren sie doch sympathisch. 

Wirklich ein schöner Unterhaltungsfilm, der durchaus auch das Herz erwärmt und vor allem wahnsinnig Lust auf Bhangra macht.

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India vs. England – bitte wegsehen

Scheiße sagt man nicht – Scheiße sieht man. Leider gab es in diesem Fall keine witzigen Untertitel à la SchleFaZ, die mich hätten erheitern können. Schön trinken war auch nicht möglich. Wen darf ich verklagen, weil mir wertvolle Lebenszeit beim Schauen dieses Films gestohlen wurde?

Es ist so schade, denn der Film hatte eigentlich eine wichtige Botschaft: die Briten haben während ihrer Besatzungszeit wertvolle Kulturschätze aus Indien gestohlen. Wäre es nicht an der Zeit, den Indern ihre Schätze wiederzugeben? Und gibt es irgend etwas Gutes, dass die Inder den Briten zu verdanken haben? Ein in London lebender Vlogger entdeckt sein Heimatland Indien und erläutert aus seiner Sicht, dass die Briten vor allem Gutes geleistet haben, so z.B. Gesetze, Elektrizität, Schulbildung für alle. Ihn begleitet während der Reise eine Inderin, die ihm eine andere Seite der britischen Herrschaft beleuchtet. Er hat dabei vergessen, dass die Briten das Land mit Gewalt nahmen und viele Greueltaten anrichteten. Die beiden hassen sich zuerst, aber so ganz plötzlich während der Reise stellen sie fest, dass sie sich ja lieben. Währenddessen gibt es noch eine absurde Geschichte mit einem gestohlenen Diamanten, um letztlich dem Zuschauer damit näher zu bringen, dass viele wertvolle Schätze von den Briten gestohlen wurden. Nebenbei wird auch noch verwurstet, dass es die im Ausland lebenden Inder ziemlich schwer haben zwischen Tradition und Moderne.

Die Umsetzung ist schon fast ein Verbrechen am Zuschauer. Ich habe ja schon einige schlechte Filme gesehen, aber das hier war grauenvoll! Diese laienhaften Darsteller, drittklassigen Actionszenen, kruden Dialogen. Im Ernst?! Das ist eine Beleidigung für alle ernsthaften Filmemacher. Furchtbar. Dieser Film könnte mich fast dazu bringen, keine indischen Filme mehr zu schauen. Oder zumindest keine Kannada Filme. 

EN

You don’t say shit – you see shit. Unfortunately, there were no funny subtitles à la SchleFaZ in this case that could have amused you. It was also not possible to drink so much, that the movie would become likeable. Who can I sue because my precious hours of my life were stolen while watching this film?

It is a shame because the film actually had an important message: the British stole valuable cultural treasures from India during their occupation. Wouldn’t it be time to give the Indians their treasures back? And is there anything good that the Indians owe to the British? A vlogger living in London discovers his homeland India and explains from his point of view that the British have done, above all, good: e.g. laws, electricity, education also for poor kids. He is accompanied by an Indian woman who illuminates another side of British rule. He forgot that the British took the country by force and committed many atrocities. The two hate each other first, but all of a sudden during the trip they find out that they love each other. Meanwhile, there is an absurd story about a stolen diamond, ultimately bringing the viewer closer to the fact that many valuable treasures were stolen by the British. Additionally, the film awkwardly handles the issue that Indians living abroad who have a hard time balancing tradition and modernity.

The film production is practically a crime against the viewer. I’ve seen some bad films before, but this was horrible! These amateur actors, third-class action scenes, crude dialogues. Seriously?! This is an insult to all serious filmmakers. Awful. I think this was the first Kannada film I have seen. I hope there are better ones out there.

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Heirat aus strategischen Gründen

Mir wurde neulich vorgeworfen, dass ich die dümmste Frau aller Zeiten bin, weil ich einen „armen“ Mann geheiratet habe. Offensichtlich ist es auch in unserer ach so modernen Gesellschaft tief verwurzelt, dass Frau bitteschön nur einen Mann heiratet, der ihren sozialen Status erhöhen kann. Tatsächlich sehen wir ja auch täglich genug Beispiele, in denen Frauen mit Männern zusammen sind, die in irgendeiner Weise Macht haben. Politisch, finanziell, prominent. Und manchmal sind diese Männer so furchtbar, dass man sich fragt, welche Frau es mit diesem Mann aushalten kann. Für mich persönlich war es immer wichtig, aus meiner eigenen Kraft heraus ein Leben zu führen, das mich glücklich macht. In Indien ist es leider so, dass viele Frauen gar keine Chance bekommen, auch ohne Mann ein gutes Leben zu führen. Und wenn man schon heiraten muss, dann könnte man doch strategisch heiraten. Dachte sich Ani im Film Motichoor Chaknachoor. Ihr Nachbar Pushpinder, der in Dubai arbeitet, wäre doch genau der richtige Mann, damit sie endlich ins Ausland kann und im Internet posten, dass sie es geschafft hat, ihren Traum wahr zu machen. Ihr Traum von der weiten Welt endet aber letztlich im Nachbarhaus.

Natürlich ist es keine Überraschung, dass sich ganz ganz am Ende die beiden Eheleute ja dann doch verlieben. Aber der Weg dorthin ist steinig und schwer und mit großen Familienstreitigkeiten verbunden und als Zuschauer soll man trotz des Happy End bedenken, dass eine Ehe, die aus solch einem egoistischen Grund heraus geschlossen wurde, keine gute ist. Auch das Thema Mitgift spielt im Film eine sehr große Rolle. Es wird deutlich, dass der erste Gedanke beim Suchen nach einer Braut dadurch nicht unbedingt der ist, einen passenden Lebenspartner zu finden, sondern es wird hauptsächlich darauf geschaut, dass die Mitgift stimmt. In anderen Kulturen, in denen der Mann das Geld mit in die Ehe bringt, versuchen die Familien, das Geld in der Familie zu halten, in dem man möglichst nahe in der Familie heiratet. Hört sich an wie die strategischen Heiraten im Mittelalter. Ist aber immer noch hochaktuell. .

Auch wenn der Ausgang des Films nahe liegt, so ist er doch eine leichte, nette Unterhaltung.  Nawazuddin Siddiqui ist einer meiner Lieblingsschauspieler und spielt den überrumpelten Ehemann, der einfach nur endlich einen Frau heiraten wollte und dann aber aus falschen Gründen geheiratet wurde, sehr überzeugend. Athiya Shetty als „Ani“ ist auch sehr überzeugend als hochmütiges, naives Mädchen, das denkt, klüger als alle anderen zu sein, aber dann in der Hochzeitsnacht erkennen muss, dass zu einer Heirat mehr gehört, als ihr lieb ist.

Bleibt jedem zu wünschen, dass das Thema Heirat ohne strategische oder finanzielle Gedanken von statten gehen kann. Ich weiß, die Realität sieht anders aus.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116576

EN

I was recently accused of being the stupidest woman ever because I married a “poor” man. Obviously, it is also deeply rooted in our society that women should only marry a man who can increase their social status. In fact, we see enough examples every day where women are together with men who have power in some way. Politically, financially, prominently. And sometimes these men are so terrible that you wonder how these women can endure these men. For me personally, it has always been important to live life based on my own strength that makes me happy. In India, unfortunately, many women have no chance of leading a good life without a man. And if you have to get married, you could get married strategically. That’s how Ani is thinking in the movie Motichoor Chaknachoor. Her neighbor Pushpinder, who works in Dubai, would be just the right man so that she could finally go abroad and would be able to  share on the Internet that she has managed to make her dream come true. However, her dream of the wide world ultimately ends in the neighboring house.

Of course it is no surprise that the two spouses fall in love at the end of the day. But the way there is very hard and difficult and involves serious family disputes. As a viewer, despite the happy ending, the movie wants you to remember that a marriage that was concluded for such a selfish reason can’t be a good one. The topic of dowry also plays a very important role in the film. It becomes clear that the first thought when looking for a bride is not necessarily that of finding a suitable life partner, but rather that the dowry is appropriate. In other cultures where the man brings the money into the marriage, the families try to keep the money in the family by getting married as close as possible to the family ike strategic marriages in the Middle Ages. But it is still very present today.

Even if the outcome of the film is obvious, it is easy, pleasant entertainment. Nawazuddin Siddiqui is one of my favorite actors and plays the husband who just wanted to marry a woman but was then married for wrong reasons, very convincingly. Athiya Shetty as „Ani“ is also very convincing as a haughty, naive girl who thinks she is smarter than everyone else, but then on the wedding night she has to realize that marriage is involving more than she expected.

In general, everyone wishes that the topic of marriage could take place without strategic or financial thoughts. I know the reality is different.

Watch on Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81116576

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YESTERDAY – let’s celebrate The Beatles

DE (english version below)

Bei diesem Film sprang mein Herz im Dreieck, weil es nicht wusste, was es zuerst lieben sollte: den schwarzen Humor, die genialen Beatles-Songs oder den wunderbaren Hauptdarsteller Himesh Patel. Mir hat der Film mehr als nur gute Unterhaltung gegeben: er hat mich mit ganz viel Liebe gefüllt und wie die Beatles so passend singen: All you need is Love ❤

Nachdem ich den Trailer gesehen hatte wusste ich nicht so recht, was ich von dieser Filmidee halten soll. Eine Welt, in der niemand die Beatles kennt und der bis dahin erfolglose Musiker Jack, der sich als scheinbar einziger Mensch an sie erinnert, macht dann große Karriere mit den Beatles-Songs. Kann diese kühne Idee als Film überzeugen? Für viele ist das tatsächlich zu irrwitzig gedacht, vollkommen abwegig.

Witzig vor allem zu sehen, wie die heutige Filmindustrie mit den Beatles Songs umgehen würde. Statt „Hey Jude“  schlägt ihm zum Beispiel der großartig sich selbst spielende Ed Sheeran vor, den Song besser mit „Hey Dude“ zu singen. Ist moderner. Würden die Beatles Songs die heutige Jugend auch noch so mitreißen können wie damals? Es gibt auch so viele Momente, die oberflächlich gesehen gar nicht witzig sind, aber man muss trotzdem herzhaft lachen. Wenn z.B. Ed Sheeran und Jack nach ihrer gemeinsamen Show einen Songwriter-Wettbewerb starten und in dem Moment, als Jack anfängt seinen Beatles Song „The Long and Winding Road“ als eigene in 10 Minuten geschriebene Kreation vorzutragen weiß man als Zuschauer, dass niemand eine Chance hätte, gegen diesen Song zu gewinnen. Man stellt sich vor, wie geknickt Ed Sheeran gleich sein wird und das bringt einen schon im Voraus zum Lachen. Die überspitzte Darstellung seiner von Ed Sheeran übernommenen Managerin ist auch einfach nur köstlich. Sagt ihm ehrlich ins Gesicht, dass er aus Sicht der Musikindustrie furchtbar aussieht. Aber die Genialität seiner Songs ist ja nicht zu leugnen und das macht vieles wett. Sie ist knallhart, um mit ihm richtig viel Geld zu verdienen und im Zusammenspiel mit dem weichherzigen Jack ist das urkomisch.

Jack ist dann irgendwann am Ziel seiner Träume, die er damals als erfolgloser Musiker hatte, aber wie sollte es auch anders sein, befriedigt ihn das nicht wirklich. Denn da fehlt ja noch das Wichtigste: Die wahre Liebe. Als Star kann er nicht mit der Frau zusammen sein, die er liebt. Und ihm wird eigentlich immer wieder vor Augen geführt, dass er ohne die Beatles Songs immer noch der erfolglose Musiker von einst wäre. Also drängt es ihn, die Wahrheit aufzudecken.

Ich war sehr dankbar, dass die indischen Wurzeln von Himesh Patel so offensichtlich sind. Ich könnte mir keinen besseren Schauspieler vorstellen, der die Gehässigkeiten des Lebens mit so einer Engelsgeduld über sich ergehen lassen könnte. Der die Songs so gefühlvoll vortragen könnte. Er ist perfekt. Und seiner großen Liebe Ellie, gespielt von Lily James schaue ich seit Mamma Mia! sowieso immer gerne zu.

Es tut so gut, einen ganzen Film lang mit Beatles Songs berieselt zu werden und Jack auf die Reise zu begleiten, sich an die Texte zu erinnern, in dem er z.B. in Liverpool die Entstehungsorte der Songs aufsucht.

Danny Boyle (Slumdog Millionär / Trainspotting) und Drehbuchautor Richard Curtis (Tatsächlich… Liebe / Notting Hill) haben eine liebenswerte Musikkomödie geschaffen und ich kann beruhigen: es ist definitiv keine peinlich kitschige RomCom.

Als Beatles-Fan werde ich mir den Film definitiv nochmal anschauen.  Ich kann die Beatles feiern und herzhaft lachen und mit dem Hauptdarsteller mitfühlen. Love is all you need ❤

EN

In this movie I was positively overwhelmed because I didn’t know what I should love first: the black humor, the ingenious Beatles songs or the wonderful lead actor Himesh Patel. The movie has given me more than just good entertainment: it has filled me with a lot of love and how the Beatles sang so aptly: All you need is Love ❤

After watching the trailer, I didn’t really know what to think about the plot. A world where nobody knows the Beatles and the unsuccessful musician Jack, being the only person who remembers them, makes a great career for himself with their songs. Can this absurd plot work successfully in a film? For many people that seems too far off the beaten path.

Especially funny is to imagine how today’s film industry would deal with the Beatles songs. Instead of „Hey Jude“ for example Ed Sheeran, brilliantly playing himself, suggests singing the song better with „Hey Dude“ because it’s more contemporary. Would the Beatles songs still be able to move the youth? There are so many moments that are at first glance not funny, but you still have to laugh heartily. For example, when Ed Sheeran and Jack start a songwriting competition after their show together, and the moment comes when Jack starts performing the Beatles song „The Long and Winding Road“ as his own creation written in 10 minutes, you know that nobody has a chance to win against this song. Imagining how demoralized Ed Sheeran is going to be makes you laugh in advance.Also very funny is the role of his later manager. She tells him honestly from the point of view of the music industry, that he looks terrible. But his genial songwriting compensates that. She is very tough with Jack because she wants to make a lot of money. Her scenes together with the soft-hearted Jack are hilarious.

Jack is living his dreams but it doesn’t really satisfy him. Because the most important thing is still missing: true love. As a star, he can’t be with the woman he loves. And he is always reminded that without the Beatles songs he would still be an unsuccessful musician. So he wants to reveal the truth.

I was very thankful that the Indian origin of Himesh Patel is so obvious. I couldn’t imagine a better actor who could endure life’s troubles with such patience. He sang the songs so soulfully, he was perfect. And I loved to watch his true love Ellie, played by Lily James. I have been a big fan of her since Mamma Mia!.

It feels so good to be showered with the Beatle’s songs for a whole movie and to accompany Jack on the journey while remembering all the lyrics to the songs.

Danny Boyle (Slumdog Millionaire / Trainspotting) and screenwriter Richard Curtis (Actually … Love / Notting Hill) have created a lovable musical comedy and I’m happy to say: it’s definitely not an embarrassingly cheesy RomCom.

As a Beatles fan I will definitely watch the movie again. I can celebrate the Beatles and laugh heartily and sympathize with the main character. Love is all you need.

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Teefa in Trouble – wer bekommt die Braut

Über diesen Film muss ich nachhaltig schmunzeln. Weil er viele Dinge beinhaltet, die ich eigentlich nicht so mag, aber irgendwie hat er mich dann doch bis zum Schluss so gut unterhalten, dass ich die dafür investierte Zeit am Ende nicht bereut habe.

Die Story ist jetzt nicht gerade originell: Damit Anya den (nicht gerade ansehnlichen) Sohn von Gangster Butt heiraten kann, will Teefa (gespielt von Ali Zafar) sie von Polen nach Pakistan entführen. Wie man sich schon denken kann, entwickelt Teefa Gefühle für sie, was natürlich zu großen Konflikten führt. Immerhin wird in einer Szene noch veranschaulicht, dass Anya ja wohl auch selbst gefragt werden möchte, mit wem sie verheiratet wird. Und Möchtegern-Gangsta Teefa, der natürlich keine Probleme hat, allein gegen 10 Männer zu kämpfen und problemlos mit unmenschlichen Parcouring-Stunts zu Fuß Autos in der Stadt verfolgen kann, erkennt am Ende, dass Geld doch nicht alles ist. Also von der Geschichte her eine recht einfach gestrickte Lovestory mit dem üblichen Slapstick-Klamauk, für den hauptsächlich der Kumpel von Teefa zuständig ist.

Inwieweit die polnische Tourismus-Industrie hier beteiligt war, weiß ich nicht, aber es sind sehr schöne und professionell gut gemachte Aufnahmen aus Polen zu sehen, von Warschau und Umgebung. Ebenso wie von Lahore. Bilder von Lahore sind ja eher selten zu sehen. Sehr spannend finde ich persönlich, dass ich jetzt keinen auffälligen Unterschied zu einem indischen Film sehen würde. „From Pakistan with love“ ist vielleicht gar nicht so übertrieben, da man schon irgendwie spürt, dass der Film mit Liebe gemacht wurde.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81036338 

 

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Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Ravi V. Patel nimmt uns hier persönlich und live mit auf seine große Suche nach einer Frau, die er heiraten kann, um dem Wunsch seiner Eltern nachzukommen, die ganz genaue Vorstellungen davon haben, wie man die indische Tradition auch im Ausland fort führen sollte. Sein Vater wanderte damals in die USA aus und Ravi ist dort aufgewachsen und nun zwiegespalten. Er steht unter so einem emotionalen Druck, dem Wunsch seiner Eltern nach traditionellen Heirat mit einer Inderin nachzukommen, dass er den schwerwiegenden Fehler begeht, sich von seiner 2jährigen Beziehung zu trennen, die er bis dahin vor seinen Eltern verheimlichte, da diese Amerikanerin ist. Nun ist er frei für die Suche nach einer indischen Ehe. Oder doch nicht?

Die Eltern wissen, was sie zu tun haben. Sie sind verantwortlich dafür, ihm eine Braut auszusuchen. Hunderte Biodaten von heiratswilligen Inderinnen werden eingesammelt, ausgewertet und aussortiert. Hier gibt es viele Möglichkeiten, diesen wahnsinnigen Heiratsvermittlungsmarkt auf die Schippe zu nehmen. Immer sehr humorvoll, aber wir wissen genau, wie durchaus diskriminierend dieser Heiratsmarkt sein kann. Bloss nicht zu dunkle Haut haben, dann ist man schon raus. Und nicht nur die Bildung der zukünftigen Frau zählt, sondern auch die Bildung der Eltern, Leidenschaften, Haustiere, und einfach jede verfügbare Information werden hier in die Waagschale geworfen.

Ravi ist wirklich sehr geduldig, sein Bestes zu geben. Er meldet sich bei indischen Partnerbörsen an, trifft unendliche viele Frauen, fährt quer durchs Land. Aber keine scheint ihm zu gefallen und anders herum. Die Eltern sind verzweifelt und meinen, er strengt sich nicht wirklich an. Irgendwann wird es Ravi dann aber doch zuviel, denn bei der sehr intensiven Suche nach der Richtigen ist ihm zum Glück endlich ein Licht aufgegangen. Die Richtige war immer da. Dies muss er nun seinen Eltern beichten.

Es ist wirklich super unterhaltsam, diesen unglaublich erdrückenden Weg dokumentarisch mit Ravi zu gehen. Seine Schwester Geeta filmt das Ganze und so hat man schnell das Gefühl, dass man Teil dieser Familie ist. Alle sehr sympathisch, aber der Druck der Heirat schwebt über allem wie das Damoklesschwert. Für die Eltern ist der Druck gegenüber ihrer indischen Herkunft und Gesellschaft genauso groß, so dass Ravis Vater ihm letztlich sogar vorwirft, er würde ihn für einen Versager halten, wenn er Single bleibt. Am Ende aber müssen sie einsehen, dass es keinen Sinn macht, eine Tradition aufrecht zu erhalten, die ihren Sohn nicht weiter bringt und nicht glücklich macht.

Filmisch sehr clever gemacht: wenn es etwas ernster wird und die Beteiligten dies nicht unbedingt vor der Kamera austragen möchten, wird Zeichentrick angewendet. So bleibt alles im Rahmen, mit dem alle gut leben können. Eine sehr humorvolle Kritik an einer Tradition, die kaum in Frage gestellt wird. Hat mir Spaß gemacht, mit Ravi auf diese beschwerliche Reise vieler Erkenntnisse zu gehen. Auch wenn es natürlich sehr deprimierend für ihn ist, wird es immer mit genügend Augenzwinkern dargestellt. Ravis Vater hat auch ein paar schlaue Weisheiten aus seiner 35jährigen Ehe parat. Lohnt sich 🙂

https://www.meetthepatelsfilm.com/

Gesehen  bei Netflix: https://www.netflix.com/de/title/80005321 

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The Big Sick – Love isn’t easy

Der mit seinen Eltern aus Pakistan in die USA eingewanderte Kumail hat sich in Emily verliebt, verschweigt das aber vor seinen Eltern, die von ihm erwarten, dass er gefälligst eine Pakistanerin heiratet. Als Emily erfährt, dass sie verheimlicht wird und Kumail von seiner Mutter ständig „plötzlich hereingeschneite“ junge Damen als potenzielle Ehefrauen vorgestellt bekommt, macht sie wütend mit ihm Schluss. Kurz darauf fällt sie ins Koma und Kumail wird nun mit ihren Eltern konfrontiert.

Wie sagt Emilys Vater so schön: „Love isn’t easy. That’s why they call it love.“

loveisnteasy

In diesem Fall sind die Umstände wirklich verdammt hart. Aber so herzlich und intelligent verpackt, dass einem warm ums Herz wird. Und wie so oft hat das wahre Leben uns hier eine herzergreifende Geschichte geschrieben, die sich zwar erdrückend tragisch, dramatisch, ja geradezu katastrophal darstellt (man kann sich zwischenzeitlich kaum vorstellen, dass das noch gut enden kann), aber mit so einem feinsinnigen Humor ausgestattet ist, dass einem das Lachen eben nicht vergeht. Im Gegenteil. Dank der grandiosen Figuren und Situationskomik kann man jederzeit herzhaft lachen. Nicht nur über Dinge, über die man eigentlich keine Witze machen darf. Aber genauso reicht es auch, wenn Kumail seinen einzigartigen Blick aufsetzt, der schon allein so viel Witz widerspiegelt, dass man gar nicht anders kann, als unvermittelt mit schmunzeln. Oder die Wortgefechte, die er sich mit Emily liefert. Während sie behauptet, dass sie eine Beziehung im Moment so gar nicht gebrauchen kann und er daraufhin seine berühmte 2-Tage-Regel zum Besten gibt, nach der er nicht länger als 2 Tage mit einer Person zusammen sein kann. So ernsthaft wie möglich von beiden klar gestellt, doch weiß man als Zuschauer schon genau, das können und wollen sie doch nicht ernst meinen. Das Risiko für Kumail, dass sich hier eine Beziehung entwickeln könnte, ist als westlicher Zuschauer wahrscheinlich nicht im Ansatz nachzufühlen. Sein Cousin wurde schon aus der Familie verbannt, weil er eine „Weiße“ geheiratet hat. Ich selber kenne persönlich einen Fall, in dem der (indische) Mann durch die Familie so unter Druck stand, dass er sich zwangsweise mit einer Inderin verheiraten ließ, obwohl er einen Monat zuvor seine hochschwangere „weiße“ Freundin geheiratet hatte. Es gibt natürlich auch genauso Fälle, in denen die hier lebenden Familien so offen für alles sind, dass man nur staunen kann. Aber bei Kumails Familie dreht sich alle darum, die pakistanischen Wurzeln aufrecht zu erhalten. Gefühlt bekommt Kumail täglich eine neue Braut vorgestellt. Wie groß muss der Druck für diese armen Frauen sein, wenn ihnen ständig damit gedroht wird, sie würden als Äpfel mit braunen Stellen in der Kiste ganz unten landen, wenn sie nicht bald heiraten. Unverheiratet zu sein ist absolut inakzeptabel. Das andere Problem, mit dem Kumail fast täglich konfrontiert wird: mit pakistanischer Herkunft ist man potenzieller Attentäter. Was habe ich gelacht, als Emilys Vater schon immer mit so jemandem…also…einem Menschen…über den 11. September reden wollte. Kumails witzigste Antwort ever auf diese Frage, wie es für ihn war, habe ich gefeiert. Ehrlich. Dafür liebe ich diesen Film und hätte am liebsten eine ganze Serie davon.

Fazit: Zauberhaft! Die Darsteller, die Geschichte, die Situationskomik, der humoristische Umgang mit Vorurteilen, die Überreaktionen im Eifer des Gefechts, die Streitereien, die Darstellung kultureller Problematiken…alles einfach zauberhaft! Familientauglicher Film für die Weihnachtszeit.

http://www.thebigsickmovie.com

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Qarib Qarib Singlle – Bereit für eine neue Liebe?

Mit einem Irrfan Khan Film ist es, wie es ist: man kann nichts falsch machen. Es geht immer direkt ins Herz, wie spielfreudig er seine Rollen zelebriert. Bei Shahrukh Khan hätte es wahrscheinlich wieder große Diskussionen darum gegeben, dass er in seinem Alter doch bitte keine Romanzen mehr mit allzu jungen Damen auf der Leinwand darstellen sollte. Bei Irrfan muss man sich darüber keinen Kopf machen. Trotz fortgeschrittenen Alters steht ihm auch eine jugendliche Leinwandpartnerin sehr gut. Und Flirten kann Irrfan ganz meisterhaft! In diesem Fall muss man sich wohl eher an seine merkwürdige Erscheinung mit Lockenköpfchen, Schweißband und Jogginghose gewöhnen. Wenn dies gelungen ist, kann man sich ganz und gar auf eine außerordentlich charmante und unaufgeregte Romanze einlassen. Unaufgeregt im Sinne von: lassen wir mal den typischen Bollywoodtrubel weg. Wir sehen z.B. das ganz einfache Indien, Orte abseits der üblichen Touristenspots. Der Fokus liegt ganz allein auf dem redefreudigen Poeten Yogi und der jungen Witwe Jaya (Irrfan und Parvathy), die sich über ein Datingportal kennen lernen. Sie machen sich schließlich gemeinsam auf den Weg, ihren verflossenen Lieben noch einmal zu begegnen und diese Beziehungen aufzuarbeiten, damit sie wirklich bereit für eine neue Beziehung sind. Auf dieser Reise lernen sie natürlich viel über sich selbst und es ist sehr unterhaltsam, ihnen dabei zu zuschauen. Der quirlige Yogi, der schon mal den Flug oder den Zug verpasst, es ihm aber zu keiner Zeit die gute Laune verdirbt und die seriöse, ernsthafte Jaya, die mit diesen ungeliebten Überraschungsmomenten erst einmal zurecht kommen muss. Es ist zwar etwas zweifelhaft, wieso Jaya diese Reise mit einem Mann unternimmt, der sie ständig zur Weißglut bringt. Wiederum gut nachvollziehbar ist es, dass Irrfan einen derart um den Finger wickelt.
Das Schöne an dem Film ist: er prügelt nicht so manipulativ aufs Herz ein, wie es sonst Bollywoodfilme gerne wollen. Er schafft es auf eine ganz leichte und frische Art, dass man sich mit der Geschichte der Figuren anfrreunden kann ohne großes Tamtam. Das ist auch mal ganz schön. Man muss ja nicht immer gleich mit dem Gefühlshammer draufhauen.

Zu sehen bei Netflix: https://www.netflix.com/title/81016192

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